Damals nach dem Krieg
Die Legende der GötterWährend der Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin wird die Stadt Sueben angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Ein unbekannter Feind zieht weiter durch das Reich Lindao und hinterlässt eine Spur ...
Während der Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin wird die Stadt Sueben angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Ein unbekannter Feind zieht weiter durch das Reich Lindao und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Und selbst als diese unbekannte Armee sich zurückzieht, bleibt das Reich im Chaos versunken: Der König ist in seiner Burg verschwunden und scheint sich nicht darum zu kümmern, was mit den einfachen Bürgern passiert. Diese hungern und werden von marodierenden Truppen getötet, weitere Städte verbrannt. Da kommt Ole der Gedanke, den Schiffsbau zu erlernen und Fischer zu werden, um seine Wahlheimat mit den nötigen Lebensmitteln für das Überleben zu versorgen ... Die Welt, die Modd hier schildert, ist durchaus komplex und eine der besseren, wenn es um Weltenbau geht. Das Reich Lindao, in dem die Geschichte spielt, ist unterteilt in verschiedene Bereiche eines vermutlich größeren Erdteils, zu dem noch mindestens ein anderes Reich zählt. Ein drittes dagegen liegt weit entfernt im Ozean, ist aber mit Lindao verbńndet. Dieses spielt über lange Zeit in der Handlung keine Rolle, bis sich eine Gesandte von dort zeigt und den König aufklärt über das wahre Geschehen in seinem Land. Interessant finde ich das Götterkonzept, das hier Anwendung findet. Vier Elemente, vier Götter, wobei drei sich gegen den vierten gestellt und ihn verbannt haben. Nun aber, in Zeiten der Not, haben die Menschen Lindaos keinen Glauben mehr. Sie sind von den Göttern abgefallen, die dies scheinbar auch klaglos hinnehmen. Magiebegabte sind in diesem Konzept übrigens von den Göttern Erwählte, die die jeweilige Kraft als besonders starke Gabe maniüulieren können. Die Handlung ist aufgeteilt in verschiedene Erzähler und deren Sicht - oder doch zumindest meist. Einige Brüche und Charaktersprünge sind leider vorhanden. Man sollte als Leser also sehr aufmerksam sein, was sich nicht immer als einfach erweist. Damit kommen wir dann zu einem der größten Mankos des Romans: Er ist sehr langatmig. Handlungen werden immer und immer wieder beschrieben aus verschiedener Sicht, je nachdem welcher Protag gerade die Erzählebene inne hat. Man hat das Gefühl, statt voran- immer wieder zurückzugehen, weil Seiten und Seiten immer wieder das gleiche erzählt wird. Für mich vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist allerdings der vollkommen abgehende Überlebenswillen der Bevölkerung. Oh, wir haben Angst, dass Räuber uns überfallen, also verhungern wir lieber in unserer Stadt/unserem Dorf, das dann aber auch von marodierenden Kriegern geplündert wird. Das ist schlichtweg gegen die menschliche Natur. Es gibt keine Massen-Depression, die plötzlich 90 % einer überlebenden Bevölkerung erwischt. Nach Kriegen, wenn die Nahrung knapp und das Leben unsicher ist, hat die Menschheit sich als äußerst kreativ erwiesen, wenn es darum geht zu überleben. Da scheint dieser irrwitzige Mangel an Eigeninitiave vollkommen unglaubwürdig. Zweifel an den Göttern, ja, Zweifel am eigenen Glauben, JA! Aber sich einfach hinlegen und verhungern? NEIN! Verhungern ist ein sehr schmerzhafter Tod, bei dem der Körper sich selbst kannibalisiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die breite Masse einen solchen Tod sterben möchte. Dann besser bis zum Winter überleben irgendwie und sich in den Schnee setzen, um zu sterben. Zudem besteht die menschliche Nahrung nicht nur aus Fleisch und/oder Fisch, sondern auch aus Pflanzen und Gemüsen. Ja, die Felder sind niedergebrannt, aber es wachsen durchaus noch Wildkräuter, Pilze, Früchte, etc. Scheinbar hat plötzlich jeder Amnesie und der Weizen und die Kartoffeln sind das einzige, was noch vor dem Hungertod retten kann ... lassen wir das jetzt besser. Auf der positiven Seite kann Modd durchaus auch einen verwobenen Handlungspfad zur Zufriedenheit auflösen. Lange Zeit rätselte ich über die Identität des Mannes mit dem Ring, und die Auflösung konnte mich tatsächlich erstaunen. Damit hatte ich nicht gerechnet, da diese Figur scheinbar die ganze Zeit in der Hauptstadt anwesend war. Auch viel der Actionszenen waren gut geschrieben (wie immer, ich gucke auf so etwas). Der Schlachtverlauf am Höhepunkt allerdings hatte einige Schwächen, die ich zum Großteil entschuldbar finde (wer macht sich schon die Mühe, wahre Schlachtpläne zu studieren, es sei denn, es ist ein Hobby oder gar der Beruf?). Wo Modd mich allerdings komplett verlor, war dieser irrige Wahn, den König zu ermorden. Abdanken, ins Exil gehen, okay. Aber ehrlich gesagt habe ich bis jetzt nicht verstanden, warum es so wichtig war, ihn zu töten (abgesehen von der großen Intrige meine ich hier, die habe ich durchaus verstanden). Es wird ständig behauptet, er sei ein schwacher König, nur um im selben Wortlaut nur einige Zeilen weiter dann klar zu stellen, was für ein großer König er doch vor dem Krieg gewesen sei. Das ließ mich etwas ratlos zurück, aber vielleicht billige ich dem Normalbürger auch zu viel Intelligenz zu. ich meine, wir reden hier von einer suizidalen Masse ... So gut am Ende die Auflösung war, so unglaubwürdig war sie auch. Im vorletzten Kapitel schnauzt der König selbst seine Untergebenen an mit dem Hinweis, ob er denn nicht in den Krieg geritten sei und gekämpft habe. Ob er nicht Schlachten gewonnen und Freunde und Verwandte verloren habe im Krieg. Ein Kapitel weiter findet dann die große Enthüllung statt und ich saß, ehrlich gesagt, einmal mehr ratlos über dem Buch und fragte mich, ob ich jetzt an einer Form der Amnesie leiden würde oder der König unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Die Auflösung war gut, keine Frage, und ich applaudiere Modd auch dafür. Aber im Hinblick auf das vorhergehende Kapitel stimmt da was nicht. Alles in allem ein guter Roman, der besser sein könnte als er im Moment ist. Wer verschlungene Handlungsstränge mag und verwirrende Intrigen, der ist hier bestens aufgehoben. In meinen Augen allerdings fehlt das letzte Quentchen und eine grundsätzliche Überarbeitung, um das Buch wirklich gut zu machen.