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Hyndara

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Damals nach dem Krieg

Die Legende der Götter
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Während der Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin wird die Stadt Sueben angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Ein unbekannter Feind zieht weiter durch das Reich Lindao und hinterlässt eine Spur ...

Während der Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin wird die Stadt Sueben angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Ein unbekannter Feind zieht weiter durch das Reich Lindao und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Und selbst als diese unbekannte Armee sich zurückzieht, bleibt das Reich im Chaos versunken: Der König ist in seiner Burg verschwunden und scheint sich nicht darum zu kümmern, was mit den einfachen Bürgern passiert. Diese hungern und werden von marodierenden Truppen getötet, weitere Städte verbrannt. Da kommt Ole der Gedanke, den Schiffsbau zu erlernen und Fischer zu werden, um seine Wahlheimat mit den nötigen Lebensmitteln für das Überleben zu versorgen ... Die Welt, die Modd hier schildert, ist durchaus komplex und eine der besseren, wenn es um Weltenbau geht. Das Reich Lindao, in dem die Geschichte spielt, ist unterteilt in verschiedene Bereiche eines vermutlich größeren Erdteils, zu dem noch mindestens ein anderes Reich zählt. Ein drittes dagegen liegt weit entfernt im Ozean, ist aber mit Lindao verbńndet. Dieses spielt über lange Zeit in der Handlung keine Rolle, bis sich eine Gesandte von dort zeigt und den König aufklärt über das wahre Geschehen in seinem Land. Interessant finde ich das Götterkonzept, das hier Anwendung findet. Vier Elemente, vier Götter, wobei drei sich gegen den vierten gestellt und ihn verbannt haben. Nun aber, in Zeiten der Not, haben die Menschen Lindaos keinen Glauben mehr. Sie sind von den Göttern abgefallen, die dies scheinbar auch klaglos hinnehmen. Magiebegabte sind in diesem Konzept übrigens von den Göttern Erwählte, die die jeweilige Kraft als besonders starke Gabe maniüulieren können. Die Handlung ist aufgeteilt in verschiedene Erzähler und deren Sicht - oder doch zumindest meist. Einige Brüche und Charaktersprünge sind leider vorhanden. Man sollte als Leser also sehr aufmerksam sein, was sich nicht immer als einfach erweist. Damit kommen wir dann zu einem der größten Mankos des Romans: Er ist sehr langatmig. Handlungen werden immer und immer wieder beschrieben aus verschiedener Sicht, je nachdem welcher Protag gerade die Erzählebene inne hat. Man hat das Gefühl, statt voran- immer wieder zurückzugehen, weil Seiten und Seiten immer wieder das gleiche erzählt wird. Für mich vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist allerdings der vollkommen abgehende Überlebenswillen der Bevölkerung. Oh, wir haben Angst, dass Räuber uns überfallen, also verhungern wir lieber in unserer Stadt/unserem Dorf, das dann aber auch von marodierenden Kriegern geplündert wird. Das ist schlichtweg gegen die menschliche Natur. Es gibt keine Massen-Depression, die plötzlich 90 % einer überlebenden Bevölkerung erwischt. Nach Kriegen, wenn die Nahrung knapp und das Leben unsicher ist, hat die Menschheit sich als äußerst kreativ erwiesen, wenn es darum geht zu überleben. Da scheint dieser irrwitzige Mangel an Eigeninitiave vollkommen unglaubwürdig. Zweifel an den Göttern, ja, Zweifel am eigenen Glauben, JA! Aber sich einfach hinlegen und verhungern? NEIN! Verhungern ist ein sehr schmerzhafter Tod, bei dem der Körper sich selbst kannibalisiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die breite Masse einen solchen Tod sterben möchte. Dann besser bis zum Winter überleben irgendwie und sich in den Schnee setzen, um zu sterben. Zudem besteht die menschliche Nahrung nicht nur aus Fleisch und/oder Fisch, sondern auch aus Pflanzen und Gemüsen. Ja, die Felder sind niedergebrannt, aber es wachsen durchaus noch Wildkräuter, Pilze, Früchte, etc. Scheinbar hat plötzlich jeder Amnesie und der Weizen und die Kartoffeln sind das einzige, was noch vor dem Hungertod retten kann ... lassen wir das jetzt besser. Auf der positiven Seite kann Modd durchaus auch einen verwobenen Handlungspfad zur Zufriedenheit auflösen. Lange Zeit rätselte ich über die Identität des Mannes mit dem Ring, und die Auflösung konnte mich tatsächlich erstaunen. Damit hatte ich nicht gerechnet, da diese Figur scheinbar die ganze Zeit in der Hauptstadt anwesend war. Auch viel der Actionszenen waren gut geschrieben (wie immer, ich gucke auf so etwas). Der Schlachtverlauf am Höhepunkt allerdings hatte einige Schwächen, die ich zum Großteil entschuldbar finde (wer macht sich schon die Mühe, wahre Schlachtpläne zu studieren, es sei denn, es ist ein Hobby oder gar der Beruf?). Wo Modd mich allerdings komplett verlor, war dieser irrige Wahn, den König zu ermorden. Abdanken, ins Exil gehen, okay. Aber ehrlich gesagt habe ich bis jetzt nicht verstanden, warum es so wichtig war, ihn zu töten (abgesehen von der großen Intrige meine ich hier, die habe ich durchaus verstanden). Es wird ständig behauptet, er sei ein schwacher König, nur um im selben Wortlaut nur einige Zeilen weiter dann klar zu stellen, was für ein großer König er doch vor dem Krieg gewesen sei. Das ließ mich etwas ratlos zurück, aber vielleicht billige ich dem Normalbürger auch zu viel Intelligenz zu. ich meine, wir reden hier von einer suizidalen Masse ... So gut am Ende die Auflösung war, so unglaubwürdig war sie auch. Im vorletzten Kapitel schnauzt der König selbst seine Untergebenen an mit dem Hinweis, ob er denn nicht in den Krieg geritten sei und gekämpft habe. Ob er nicht Schlachten gewonnen und Freunde und Verwandte verloren habe im Krieg. Ein Kapitel weiter findet dann die große Enthüllung statt und ich saß, ehrlich gesagt, einmal mehr ratlos über dem Buch und fragte mich, ob ich jetzt an einer Form der Amnesie leiden würde oder der König unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Die Auflösung war gut, keine Frage, und ich applaudiere Modd auch dafür. Aber im Hinblick auf das vorhergehende Kapitel stimmt da was nicht. Alles in allem ein guter Roman, der besser sein könnte als er im Moment ist. Wer verschlungene Handlungsstränge mag und verwirrende Intrigen, der ist hier bestens aufgehoben. In meinen Augen allerdings fehlt das letzte Quentchen und eine grundsätzliche Überarbeitung, um das Buch wirklich gut zu machen.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Blau und Grün

Sturmsucherin
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Cerala sollte glücklich sein, immerhin ist sie die Thronerbin. Doch so einfach ist das alles nicht. Cerala lebt in einem streng patriachischem Land, nicht sie wird eines Tages die Geschicke des Reiches ...

Cerala sollte glücklich sein, immerhin ist sie die Thronerbin. Doch so einfach ist das alles nicht. Cerala lebt in einem streng patriachischem Land, nicht sie wird eines Tages die Geschicke des Reiches führen, sondern ihr zukünftiger Ehemann. Und gerade als sie dabei ist, sich in den bedächtigen Souzouke zu verlieben, erklärt ihr Vater öffentlich, dass sie den Kronprinzen des Nachbarstaates ehelichen soll - in den ihre jüngere Schwester unsterblich verliebt ist. Als dann auch noch Krieg ausbricht, ist in Ceralas Welt nichts mehr, wie es scheint ...

Ich wuchs noch in einer Zeit auf, in der Fantasy an sich als ein Untergenre der Phantastik gehandelt wurde und es nicht noch diverse Unterkategorien gab, in die das und das Werk hineingestopft werden konnte (okay, zu der Zeit gehörten Werwölfe und Vampire auch noch in das Horror-Schubfach und durften selten bis gar nicht in der Fantasy wildern, erst recht nicht mit ihren eigenen Untergenres). Viel hat sich geändert in den letzten vierzig Jahren ...

Der Roman ist nicht schlecht geschrieben, beileibe nicht. Aber der Stil wirkt sehr langatmig durch die zahlreichen Ausschmückungen und überflutenden Beschreibungen. Noch nicht zu lange her, dass ich genau das Gegenteil schrieb, gelle? Hier wirken die Bilder überdeutlich beschrieben, man rückt dem Bild nicht nur mit der Lupe, sondern teilweise mit dem Mikroskop zu Leibe. Das wirkt auf Dauer etwas ermüdend für mich als Leser.

Ich bin ein Freund innerer Monologe, ich schreibe sie gern, kann ich auf diese Weise meine Figuren besser verstehen und ändere dadurch vielleicht einen Handlungsstrang, weil es ihnen sonst zu viel werden könnte. Innerer Monolog für den Autor ist gut. In diesem Roman habe ich gelernt, er ist nicht immer gut für den Leser. Ceralas ständiges Selbstmitleid und -vorwürfe gingen mit mit der Zeit auf die Nerven und ich hätte sie am liebsten in die Wirklichkeit geschüttelt.

Überhaupt ... es war irgendwie eigenartig, dass alle, allen voran Cerala selbst, ihr Egoismus und Verzogenheit vorwarfen, es aber im Roman nicht einmal ansatzweise gezeigt wurde. Im Gegenteil dachte ich nach dem ersten Kapitel an etwas, was man in der Fanfiction eine "Mary Sue" nennt. Cerala kam zu intelligent, zu mitfühlend, zu aufsässig, zu perfekt rüber. Als Leser war ich wirklich froh, als dann Souzouke auftauchte, dessen Gedankengängen ich eher folgen konnte und die gradliniger waren. Allerdings blieb es bis zum Ende bei einer gewissen Abneigung Cerala gegenüber, gerade nachdem sie ihre besondere Gabe entdeckt. Ja, auch zu viele Anläufe können wieder zur Mary Sue führen, sorry.

Den Namen nach zu schließen war ich verwirrt, denn die meisten schienen mir mehr aus dem asiatischen Raum zu stammen. Was nicht schlimm wäre, allerdings spielt der Roman für mich in einer Welt, die nichts asiatisches hat, sondern eher die typische Mittelalterwelt ist. Kein Fehler der Autorin hier, keine Frage. Es war nur eben verwirrend, da viele der Namen so oder doch sehr ähnlich tatsächlich gerade im japanischen Raum vorkommen.

Was die Handlung angeht ... Sagen wir, in der Einleitung habe ich schon das halbe Buch erzählt. Über dreihundert Seiten innere Monologe und überbordernde Beschreibungen für eine Handlung, die vielleicht knapp die Hälfte der Seiten benötigt hätte. Das rechnet sich nicht wirklich.

Die meisten Figuren bleiben sehr blass und wirken eindimensional und wie Stereotypen. Leider fällt da auch der gute Souzouke drunter, der als der erdende Loveinterest leider auch kaum etwas anderes bleibt, taucht er auch kaum auf später (logisch, es herrscht Krieg und er ist an der Front), sondern wird zusammengeknautscht zu einigen Briefen, die dann aber auch so abgefasst werden, dass sie jeder geschrieben haben könnte - eine Finte, auf die Cerala auch prompt hereinfällt.

Wer Romantasy mag mit mit sich selbst ringenden Charakteren und blumigen Beschreibungen, der mag sich hier richtig gut angekommen fühlen. Der Roman hat Potenzial, keine Frage. Schlecht geschrieben ist er nicht. Wer Romane wie von Jane Austin mag, der wird diesen sicher sogar lieben.

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Veröffentlicht am 31.10.2023

Bücher, Kriege und Kaiser

Gottes Plagen
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Johannes ist Knappe bei den Johannitern und ausgesandt in der wichtigen Mission, den Kaiser zu warnen über die herannahenden Türken, die sich bereit machen, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ...

Johannes ist Knappe bei den Johannitern und ausgesandt in der wichtigen Mission, den Kaiser zu warnen über die herannahenden Türken, die sich bereit machen, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu stürmen. Auf seinem Weg nach Graz, wo der Kaiser gerade residiert, trifft Johannes auf die Königin Helena, die gerade vor den Türken flieht. Helena, hochschwanger, hat gerade mitansehen müssen, wie ihr Ehemann von den marodierenden Kriegern aus dem Morgenland geköpft wurde. Nun machen sie Jagd auf sie - und damit auch auf Johannes.

Dies ist erst der Anfang eines ungeahnten Schicksals, das die beiden immer wieder auseinanderreisst, um sie wieder zusammenzuführen. Und Johannes ahnt nicht, in welche Schlangengrube er in Graz geraten wird ...

Finster war es weniger, das Mittelalter, aber voller Konflikte und Streitigkeiten. Und gerade gegen Ende des Mittelalters, als von Florenz aus allmählich die Renaissance beginnt, spielt dieser Roman. Für den Autor, Robert Preis, war es ein Herzenswunsch, denn er wuchs in Graz auf und wollte schon immer etwas über dessen Geschichte schreiben.

Die Handlung ist komplex und atemberaubend, teils sehr grausam, was aber nicht schrecken sollte, diesen Roman zu lesen. Es ist die Zeit, die grausam ist, so führt Preis nur das auf, was tatsächlich gang und gäbe war. Menschen wurden gevierteilt und geköpft, ihnen wurden grausame Wunden geschlagen, die sie mal mit viel Glück überlebten, mehr aber an ihnen erlagen. Nur allein die Schlachtenszenen sind es wert, sich diesen Roman zu kaufen. Ich gebe zu, ich persönlich habe nie bessere gelesen. Man ist mitten im Schlachtengetümmel, das Blut spritzt, Gliedmaßen werden abgetrennt, Pferde und Männer sterben.

Das alte Reich klammert sich noch an das Althergebrachte, und doch schleichen sich bereits die ersten Vorboten der Neuen Zeit heran in Form von Patriziern, die den neuen Stand des Geldadels begründen und so hoch steigen können, dass sie selbst zu Beratern eines Kaisers werden. Dies ist das Beispiel von Johannes' Halbbruder Balthasar, der, wenn ich den Anmerkungen Glauben schenken darf, sogar auf einer wahren Figur beruht. Und Balthasar nimmt wirklich, gemeinsam mit einigen wenigen anderen, zuviel Einfluss auf den Kaiser, das muss Johannes gegen Ende schließlich begreifen.

Die Figuren, gerade die von Johannes und Helena, sind lebendig, haben ihre Schwächen und Stärken und versuchen einfach nur ihre Leben zu leben, was nicht immer gelingt. Dass die beiden, oder später nur noch Johannes allein, ständig vom Regen in die Traufe geraten, ist ja auch der Sinn eines Romans. Man will seine Leser schließlich bei der Stange halten. Dennoch denken beide auch äußerst modern, was auch gefährlich ist und ein weiterer Hinweis auf den Zeitenumbruch, der beginnt.

Stände waren im Mittelalter alles. Man war was man war, von Adel oder unfreier Bauer. Wie ein Kaiser allerdings annehmen kann, die Bauern würden große Teile ihrer Ernten unterschlagen und sich daran bereichern, wenn man ständig damit rechnen muss, von Türken getötet und die Felder verbrannt zu werden ist mir immer noch schleierhaft. Und als Johannes in seiner Wut die Wahrheit spricht, kann er froh sein, dass der Kaiser nicht anwesend ist. Das hätte vermutlich wirklich seinen Kopf gekostet, wenigstens.

Johannes trifft nicht nur den Kaiser, auch die äußerst reale Vorlage für all die Blutsauger dort draußen darf er besuchen: Vlad Draculea, oder besser bekannt als Vlad Tepec oder Vlad der Pfähler. Im Auftrag des Kaisers reist Johannes nämlich nach Ungarn, um den dort Inhaftierten zu besuchen mit der Frage, ob Friedrich III. ein gutes Wort für den Walachen einlegen soll oder nicht. Und was Johannes dort anfindet erinnert (im guten Sinne!) an niemand geringeren als Hannibal Lecter. Oh, wie ich diesen Teil geliebt habe! Die Gespräche der beiden lesen sich dermaßen spannend, dass man an den Seiten geradezu klebt, um ja nichts zu verpassen.

Politik und Intrigen spielen in diesem Roman ebenso eine nicht gerade kleine Rolle, reißen sie Johannes doch regelmäßig von Helenas Seite. Der Ausflug an die Donau war nur die erste von vielen Reisen, die er zu bestehen hat. Und als er aufsteigt zum Georgsritter wird ihm endlich gewährt, auf was er so lange pochte: Männer in Waffen. Doch nicht gegen die Türken muss Johannes ziehen, sondern gegen die eigenen Leute. Aufgeschreckt von seiner eigenen Taktik sendet Friedrich ihn aus, gerade die Bauern wieder zurück auf den Acker zu bringen, denn es droht ein Aufstand. Und widerwillig und voller Abscheu fügt Johannes sich einmal mehr.

Wer heute Freund ist, ist morgen der Feind. Nicht nur gegen Aufstände muss Johannes kämpfen, nein, auch gegen seine engsten Freunde, als diese sich dem Kaiser entziehen und ihm die Fehde erklären. Und wieder sieht Johannes sich machtlos und als Spielball höherer Kräfte. Wieder wird die Gefahr aus dem Osten ignoriert und das eigene Lager nachhaltig geschwächt.

Als dann aber die Türken wirklich kommen, da flieht der Kaiser und lässt Graz schutzlos zurück. Und wieder ist es Johannes mit einer bunt gewürfelten Schar, der die Stadt rettet. Nicht unbedingt im Kampf, aber er hat sich bereits auf seiner eigenen Burg ein Meldesystem ausgedacht, das nun in Anwendung gebracht wird - Signalfeuer, die von Burg zu Burg gegeben werden, um Hilfe herbeizurufen. Was aber macht macht der oberste Georgsritter in der gleichen Zeit, als Johannes seinen Hals riskiert vor den Mauern der Stadt? Er plant im Auftrag des Kaisers ein Gemälde in Auftrag zu geben.

Mit dem Krieg kommen auch Heuschreckenschwärme, die die Ernte vernichten, und schließlich die Pest. Vom Adel scheint das niemanden zu stören, auch dass die Angriffe aus dem Osten immer weitergehen interessiert noch immer niemanden. Die Menschen sind verzweifelt, noch niemand ist da, um sich um sie zu kümmern.

Am Ende schließt sich der Kreis und man kann nur hoffen, das Johannes, mittlerweile ein erfahrener Ritter mit Frau und Kindern, doch noch ein wenig Frieden genießen kann. Verdient hat er es sich auf jeden Fall.

Ein gut recherchierter Roman mit spannender Handlung und gut gezeichneten Charakteren, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Alles was das Herz begehrt

Zwielicht 18
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Das Magazin Zwielicht geht in die 18, Runde, und was für eine! Die Anthologie wartet mit allem auf, was man sich vorstellen kann. Horror und Grusel vom Feinsten, zwei gute Artikel, die das ganze abrunden. ...

Das Magazin Zwielicht geht in die 18, Runde, und was für eine! Die Anthologie wartet mit allem auf, was man sich vorstellen kann. Horror und Grusel vom Feinsten, zwei gute Artikel, die das ganze abrunden. Von Neu-Autor zum Klassiker ist alles vertreten. Wer wirklich gute, überwiegend deutsche Phantastik lesen möchte, der ist hier gut aufgehoben.

Doch im einzelnen:

Tobias Lagemanns Geschichte ist nicht Alt und Rostig, nein. Aber das Mittel seiner Wahl ist es, und erschreckt noch dazu die heimische Jugend bis ins Mark. Ein gelungener Auftakt, der den Ton für den Rest des Buches gibt.

Christian Blum weiß, So schreiten keine ird'schen Weiber. Nein, tun sie nicht. Aber nicht alles ist irdisch, was daherkommt, oder doch? Leg dich nie an mit denen, die vor uns kamen, das könnte böse ausgehen. Böse Geschichte, im positiven Sinne.

Mit Arthur Machen gibt es dann auch gleich den ersten Klassiker mit seiner Kurzgeschichte Ritual. Wir bleiben hier im gleichen Tenor, oder ist es ein anderer? Auf jeden Fall aber zeigt sich hier die Macht der Suggestion.

Lisa-Katharina Hensel sucht nicht Den Schatten, aber sie erzählt davon. Ihre Protagonistin hat mit den Nachwirkungen einer Organtransplantation zu kämpfen - auf die etwas andere Art. Etwas vorhersehbar, aber gut geschrieben.

Michael Tillmann berichtet von den Reihen von Spukhäusern wie Traumlandschaften und setzt seinen Protagonisten inmitten von ihnen aus. Ein Highlight der Anthologie!

Der nächste Klassiker findet sich mit Algemon Blackwoods Der Bengel. Für die damalige Zeit mag sie gruselig sein, für mich hier und heute war sie eher herzerwärmend. Eine schöne kleine Geistergeschichte.

Julia A. Jorges hat nicht Zweierlei Blut, zumindest hoffe ich das. Mit Lovecraft'schen Monstern an der Nordsee ist sie sicherlich nicht die erste. Aber die erste, die mich zumindest mit einem Plottwist überraschen konnte. Sehr gut geschriebener Horror, der sich allmählich in die Realität ergiest.

Karin Reddermann findet ihre Geschichte Merkwürdig, oder so zumindest findet ihr Protagonist die neue Diät seiner Frau. Herrlicher schwarzer Humor vom Feinsten, der den meinen genau getroffen hat. Daher: Highlight!

Und wieder ein Klassiker, zudem einer, den ich vorher nicht kannte. Laurence Kirk war mir bisher kein Begriff. Seine Geschichte Dr. Macbeth ebenfalls nicht. Oh, wie oft hatte ich während der Lektüre Margaret Rutherford vor Augen! Herrlich!

Erik Hauser erzählt vom Allesschluck. Was sich so alles in finsteren Kellern einnisten kann ist wirklich phantastisch. Wie der Untertitel sagte: Eine Geschichte für BÖSE Kinder.

Achim Stößer erzählt von Der kleinen Schwester des Todes und entführt den Leser in eine zukünftige Welt, in der Weltraumforscher vor eine unmögliche Wahl gestellt werden. Gut geschrieben, guter Plot, überraschende Wendung und damit das dritte Highlight.

Jasper Nicolaisen hat den Wunsch nach Freundschaft mit den Anglern. Das war einmal ein vollkommen anderes Herangehen an die Großen Alten, noch dazu eines, das ich sehr geschätzt habe, denn damit rechnete ich wahrlich nicht. Highlight Nummer 4.

Lennox Lethe ist Der Nächste in der Reihe und berichtet über eine Achterbahn auf einem Rummel. Die war böse und gut! Ich liebe solche schwarzen Nettigkeiten, wenn ich auch sicherlich nie wieder eine Achterbahn betreten werde, vor allem nicht die letzte Reihe.

Ein weiterer Klassiker wartet auf mit Winston K. Marks, von dem ich ebenfalls noch nie etwas gehört hatte. Umso mehr amüsierte ich mich über seine Geschichte Die Körperformer kommen!

Mit Edward Frederic Besnon folgt sofort der nächste Klassiker. Seine Geschichte Die Schritte berichten über einen skrupellosen Geschäftsmann im kolonialen Ägypten, der mehr bekommt, als er sich dachte. Viel mehr. Am Ende dachte ich nur: Ausgleichende Gerechtigkeit.

Émile Erckmann und Alexandre Chatrian sind weitere Klassiker. Ihre Geschichte Die Bienenkönigin berichtet von einem Wanderer, der in den schweizer Bergen in einem Chatot strandet. Ein paar Gottesbezeugungen weniger hätten es für mich alte Hexe auch getan. Mir persönlich ist diese Geschichte ein wenig zu zuckersüß.

Den Abschluss des Geschichten-Teils bildet kein anderer als H.G. Wells mit Der graue Mann. Irgendwie düster, wie er hier die Zukunft schildert, und bedrückend.

Zum Abschluss erwarten den Leser noch zwei Artikel:

Karin Reddermann schreibt einen kurzen Abriss über die Geschichte unserer felinen Freunde, womit sie bei mir natürliche offene Türen einrennt. Neues habe ich dem Artikel leider nicht entnehmen können, aber er war gut und flüssig geschrieben und sehr informativ.

Jo Piccol schreibt über Hanns Heinz Ewers und seine doch früher sehr kontroversen Geschichten und sein nicht minder schillerndes Leben. Dort fand ich einiges über den verstorbenen Autoren, was ich noch nicht wusste, ich gebe allerdings auch zu, dass ich mich noch nicht sehr ausführlich mit Ewers beschäftigt habe. Ein wenig langatmig, aber definitiv informativ.

Eine gelungene Zusammenstellung diverser Autoren, ob alt oder neu. Eine Anthologie oder ein Magazin, je nachdem, wie man es sehen möchte, das sich lohnt, im Bücherregal zu haben.

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