Wie hängen drei Todesfälle zusammen? Gelungener Reihenauftakt mit interessanten Figuren
GlutspurLiv sieht sich gezwungen die Polizei in Aarlborg zu verlassen. Ihren Wunsch, bei der Mordkommission zu arbeiten, gibt sie aber nicht auf. Sie zieht nach Kopenhagen, mietet eine Wohnung und ermittelt im ...
Liv sieht sich gezwungen die Polizei in Aarlborg zu verlassen. Ihren Wunsch, bei der Mordkommission zu arbeiten, gibt sie aber nicht auf. Sie zieht nach Kopenhagen, mietet eine Wohnung und ermittelt im Auftrag von ihrem Freund Kommissar Petter Bohm in einem Cold Case. Sie soll herausfinden, wer Journalist Gert Linde ermordete. Liv stürzt sich mit großem Eifer in die Ermittlungen, hofft sie doch bei Erfolg, eine Stelle bei der Polizei in Kopenhagen zu erhalten. Livs Vermieterin Hanna Leon plagen derweil andere Probleme. Sie kann nicht verstehen, warum sich ihr Bruder Daniel, der wegen Mordes im Gefängnis saß, umgebracht hat. Auch wenn er psychisch krank war, passt das für Hanna nicht ins Bild, zumal Daniel kurz vor seinem Tod noch eine mysteriöse Botschaft hinterlassen hat. Hanna versucht herauszufinden, was ihren Bruder umtrieb. Währenddessen steckt Automechaniker Nima Ansari, auf den sowohl Hanna als auch Liz kurz treffen, in der Klemme. Er wird verdächtigt, seine ehemalige Affäre Marianne ermordet zu haben. Noch ahnt niemand, dass die drei Todesfälle miteinander zusammenhängen.
Die Geschichte besteht aus vier Erzählsträngen: Livs Ermittlungen, Hannas Nachforschungen, Nimas aktuelle Situation und Rückblenden ins Jahr 1943, als Ebba Leon erfährt, dass sie ein Kind erwartet. Die einzelnen Handlungen sind lange Zeit unabhängig voneinander, erst zum Schluss werden sie zusammengeführt. Der Sprachstil liest sich leicht und flüssig. Immer wieder finden sich schöne, bildhaft formulierte Sätze wie: „Die Nacht ist ein unbarmherziger Feind, aber ein gnädiger Freund.“
Was Liv genau in Aarlborg widerfahren ist und weswegen sie die Polizei dort verlassen muss, bleibt ein Geheimnis. Doch sie gibt nicht auf, riskiert viel, setzt frech und forsch ihre Interessen durch, um wieder bei der Polizei arbeiten zu können.
Hanna, die eigentlich als Krisenpsychologin arbeitet, befindet sich durch den Tod ihres Bruders nun selbst in der Krise. Durch ihre Recherchen versucht sie Klarheit zu erlangen, doch das scheint nicht allen zu gefallen…
Nima Ansari hat in der Vergangenheit Schlimmes erlebt, musste er doch als Kind aus dem Iran fliehen. Dass er nun Verdächtiger in einem Mordfall ist, wühlt ihn verständlicherweise sehr auf. Alle drei Figuren werden interessant dargestellt, ich habe ihre Geschichten gerne verfolgt. Die Charaktere haben für mich großes Potential.
Katrine Engberg erzählt eine packende Geschichten von Geheimnissen, Schuld, Lügen und Flucht. Dass die einzelnen Teile der Handlung sich erst sehr spät zusammenfügen, hat mich teilweise verunsichert. Die Auflösung kommt dementsprechend recht abrupt, ist nicht sehr naheliegend, aber überraschend stimmig. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Entwicklungen und die Verknüpfung der einzelnen Aspekte miteinander etwas kontinuierlicher erfolgen, ist „Glutspur“ ein durchaus gelungener Reihenauftakt. Die Hauptfiguren haben viel zu erzählen und definitiv das Zeug für weitere spannende Fälle. Vielleicht agieren sie dann auch mehr miteinander und werden gar ein Team. Ich bin jedenfalls neugierig.