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Veröffentlicht am 09.04.2023

Eine besondere Gemeinschaft und die Macht der Bücher - solide, leichte Unterhaltung mit kleinen Schwächen im Spannungsbogen

Die Bibliothek der Hoffnung
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„Ausleihen, stempeln, lesen, zurückgeben. Zack! Schon sind sie um die Welt gereist, ohne dabei Bethnal Green zu verlassen.“

Während 1944 der Zweite Weltkrieg tobt, findet das Leben im Osten Londons teilweise ...

„Ausleihen, stempeln, lesen, zurückgeben. Zack! Schon sind sie um die Welt gereist, ohne dabei Bethnal Green zu verlassen.“

Während 1944 der Zweite Weltkrieg tobt, findet das Leben im Osten Londons teilweise unter der Erde statt. In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green wohnen und schlafen Menschen, es gibt dort ein Café, ein Theater und sogar eine Bibliothek.
Die Freundinnen Clara und Ruby arbeiten in dieser Bücherei, versorgen die Menschen mit Büchern, halten Vorlesestunden für Kinder ab und haben immer ein offenes Ohr für die Besucher. Es hat sich eine richtige kleine dorfähnliche Gemeinschaft entwickelt. Nicht alle sehen Claras und Rubys Einfluss allerdings positiv. Auch die anhaltenden Bombenangriffe stellen eine große Gefahr dar. Werden die Frauen in diesen schwierigen Zeiten durchhalten?

Kate Thompson erzählt abwechselnd aus Claras und Rubys Sicht in der dritten Person Vergangenheit. Die Geschichte liest sich einfach und flüssig. Dass jedem Kapitel ein Zitat von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren oder anderen „Büchermenschen“ vorangestellt ist, gefällt mir. Dabei geht es um die Arbeit mit und die Macht von Büchern. Vier der Sätze wie „Menschen kommen in die Bücherei, um die Welt zu verstehen“ finden sich auch auf der Umschlaginnenseite. Eine schöne Idee, die die Bedeutung von Büchern unterstreicht. Das Cover mit dem Bild einer jungen attraktiven Frau umgeben von Büchern sticht allerdings genausowenig unter Romanen des gleichen Genres hervor wie der etwas einfallslose Titel des Buchs „Die Bibliothek der Hoffnung“.

Clara Button ist eine junge Witwe mit einer besonderen Verbindung zu Büchern. Sie findet für jeden Mensch das passende Buch, bringt auch Kindern, die sich nicht für Bücher interessieren zum Lesen. Clara hat in den letzten Jahre einiges durchgemacht hat. Ihre Mutter und ihre Schwiegermutter lehnen Claras Engagement ab, verstehen und unterstützen sie nicht.
Ruby Munroe kennt sich mit Büchern nicht ganz so gut aus wie ihre Freundin Clara. Sie zeigt sich anderen gegenüber etwas aufgeschlossener und offener als Clara und genießt das Leben, wenn sich dazu Gelegenheiten gibt. So gönnt sich schon mal ein Gläschen oder eine Zigarette. Doch auch Ruby hat eine schlimme Erinnerung, die sie oft quält. Außerdem sorgt sie sich sehr um ihre Mutter, die von ihrem Mann tyrannisiert wird.
Als Clara den sympathischen Sanitäter Billy kennenlernt, scheint es zwischen den beiden zu funken, doch er verhält sich zunächst distanziert.
Insgesamt wirken die Figuren auf mich etwas zu blass und schablonenhaft. Gerade die Männer werden nicht sehr ausführlich und tiefergehend charakterisiert. Und auch die Frauen haben wenig Ecken und Kanten, was daran liegen mag, dass doch recht viele Personen im Buch vorkommen.

Das Buch beruht auf wahren Begebenheiten. Eine unglaubliche Vorstellung, dass während des zweiten Weltkriegs in London unter der Erde wirklich eine Parallelwelt entstanden ist, eine kleine Stadt unter der Stadt. Der Schauplatz und die Hintergründe der Handlung sind definitiv ungewöhnlich und faszinierend.
Im Roman wird zudem schön dargestellt, was Bücher leisten. Sie liefern gerade in schweren Zeiten Trost, so auch -wie im Prolog thematisiert- während der Covid-Pandemie. Durch Bücher konnten die Menschen während des Kriegs im Kopf den Schrecken des Kriegs entfliehen, in Welten vordringen, von denen sie nicht zu träumen wagten. Bücher machen Veränderungen möglich, geben den Menschen Hoffnung und verbinden. Der Buchclub, den Clara und Ruby gründen, das Gespräch über Bücher bringt die Mitglieder noch näher zusammen.
Diese Botschaft des Romans hat mich überzeugt, die Umsetzung hat für mich allerdings Schwächen. Die Handlung des Romans plätschert teilweise etwas vor sich hin, der Spannungsbogen verläuft mir nicht stringent genug. So wird mir das Finale zu sehr in die Länge gezogen, verliert sich in Einzelheiten. Ein wenig vermisste ich bei einigen Handlungssträngen den rote Faden. Auch blieben beim Lesen bei mir die erwarteten Emotionen leider größtenteils aus.
Dennoch habe ich „Die Bibliothek der Hoffnung“ gern gelesen. Nicht der perfekte, rundum gelungene Schmöker mit den ganz großen Gefühlen, aber ein unterhaltsamer Roman über eine ganz besondere Gemeinschaft in Kriegszeiten und die Bedeutung von Büchern.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Nette Liebeskomödie zum Lesen mit viel Witz und Gefühl

Du bist mein Lieblingsgefühl
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Für Nela und Max ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch so einfach macht es ihnen das Schicksal nicht, denn sie treffen ausgerechnet in einem Brautmodengeschäft zum ersten Mal aufeinander: Nela trägt ...


Für Nela und Max ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch so einfach macht es ihnen das Schicksal nicht, denn sie treffen ausgerechnet in einem Brautmodengeschäft zum ersten Mal aufeinander: Nela trägt dabei ein Brautkleid und Max hilft seiner Freundin bei der Auswahl eines Hochzeitskleids. Klar, dass eine mögliche Beziehung der beiden unter einem denkbar schlechten Stern steht. Oder etwa doch nicht?

Kyra Groh erzählt locker, flott und flüssig mit viel Humor abwechselnd aus Nelas und Maxs Perspektive in der ersten Person Gegenwart. Die Kapitel sind nach fiktiven Songtiteln benannt.

Eigentlich sind Nela und Max grundverschieden. Max ist bodenständig und träumt von einer eigenen Familie. Er arbeitet als „Chief of Technology“ in seiner eigenen Firma, der Butze, die er mit Freund Chris und seiner Schwester Steph gegründet hat. Der sensible Max neigt zum Grübeln, er hat an einem Erlebnis aus der Vergangenheit noch schwer zu knabbern.
Nela besitzt ihren eigenen Plattenladen, hat perfekte Eltern und einen besserwisserischen Bruder, liebt Musik, die Serie Friends und Tatoos. Sie hat Humor und kleine Probleme mit der Ordnung. In die beiden sympathischen Protagonisten konnte ich mich meist recht gut hineinversetzen.

Das Buch beginnt stark wie eine romantische Screwball-Komödie. Viele wirkliche witzige Dialoge reihen sich anfangs aneinander, ein Gag folgt auf den nächsten. Vor allem die Geschwisterpaare Steph und Max und Nela und Niklas gehen herrlich direkt miteinander um, aber auch im Freundeskreis wird kein Blatt vor den Mund genommen. Belas Freundin Laura beispielsweise resümiert sarkastisch über Kinder: „Aber sie geben einem dafür auch irre viel zurück. Montag- auf Dienstagnacht zum Beispiel. Da hat Mila als Wiedergutmachung für ihre Spontangeburt in Beckenendlage ihren ganzen Mageninhalt aufs frisch bezogene Bett zurückgegeben.“
Die anfängliche Spritzig- und Witzigkeit lässt dann etwas nach. Im zweiten Teil kommt es zu einer Entwicklung, die für mich nicht ganz überzeugend war. Als habe die Autorin noch ein zusätzliches Problem und ein Hindernis gebraucht, um nicht alles ganz reibungslos laufen zu lassen. Nela verhält sich da für meine Begriffe nicht hundertprozentig nachvollziehbar.
Dennoch insgesamt ein netter, stimmungsaufhellender Roman ganz im Stile einer romantischen Komödie aus den Neunzigern. Nicht zufällig steht Nela total auf die Fernsehserie Friends, dieses Buch könnte gut als Drehbuch für die Erfolgsserie herhalten. Statt New York machen die Figuren allerdings Frankfurt unsicher. Ich habe „Du bist mein Lieblingsgefühl“ alles in allem recht gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Von schweren Schicksalen, verschiedenen pädagogischen Vorstellungen und Neuanfängen - leichte, kurzweilige Unterhaltung

Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)
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„Sie hatten mehr gemeinsam, als er gedacht hatte. Sie saßen alle im selben Boot. Jeder in diesem Raum hatte eine grauenvolle Geschichte hinter sich. Wenn sie sie überstehen wollten, mussten sie zusammenhalten.“

Nachdem ...


„Sie hatten mehr gemeinsam, als er gedacht hatte. Sie saßen alle im selben Boot. Jeder in diesem Raum hatte eine grauenvolle Geschichte hinter sich. Wenn sie sie überstehen wollten, mussten sie zusammenhalten.“

Nachdem ihr Mann Gustav nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt ist, führt Greta 1924 den Haushalt ihrer Schwester Emma und kümmert sich um Tochter Gisela. Beim Spazierengehen macht sie die Bekanntschaft von Melanie, die sich für die Erzieherinnenschule im Schloss Schönbrunn bewirbt. Spontan entschließt sich auch Greta zur Ausbildung. Die Arbeit mit den Kindern im Kinderheim Schönbrunn macht ihr Freude, sie hört ihnen zu und bemüht sich, den Kindern, das zu geben, was sie brauchen. Das wird nicht von allen Kolleginnen gleichermaßen gewürdigt. Ausbilder Michael Brenner hingegen ist von Greta und ihrem Engagement begeistert, auch Greta mag ihn mehr als ihr lieb ist. Doch sie kann Gustav nicht vergessen.

Beate Maly erzählt in flüssiger, klarer Sprache. Der Roman lässt sich sehr angenehm und leicht lesen.

Greta, die sich anfangs von der Gesellschaft zurückzieht und zufrieden damit ist, einen Haushalt zu führen, wandelt und entwickelt sich im Verlauf der Geschichte. Sie erkennt, dass sie Qualitäten im Umgang mit Kindern hat, von denen sie bisher noch gar nichts wusste. Mit den Kindern im Kinderheim Schönbrunn geht sie sensibel, verständnisvoll und sehr geduldig um. Kein Wunder, dass sie das Vertrauen ihrer kleinen Schützlinge rasch gewinnt.
Schwester Emma und Schwager Julius halten Greta den Rücken frei, kümmern sich um deren Tochter Gisela und unterstützen sie auch sonst, wo sie nur können. Melanie, Gretas neue Freundin, bringt frischen Wind in Gretas Leben, regt sie an, etwas lockerer und offener zu sein. Und dann ist da noch Michael Brenner, Gretas Lehrer, der sich sehr für Greta interessiert. Die Figuren sind insgesamt zwar nachvollziehbar, aber recht eindimensional und schlicht gezeichnet, haben wenige Ecken und Kanten.

Neuanfänge nach dem Krieg: Dass im ehemaligen Kaiserschloss Schönbrunn zeitweise ein Kinderheim und eine Erzieherschule untergebracht waren, habe ich vorher nicht gewusst. Es war sehr interessant, über Gretas Erlebnisse dort zu lesen. Das Schicksal der Kinder, die teilweise so viel Schlimmes durchgemacht haben, mit ihren Erfahrungen nicht umgehen können und daher verständlicherweise Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren, hat mich berührt. Auch wenn in der Theorie im Kinderhaus eine verzeihende, straffreie Pädagogik vorgesehen ist, unterscheidet sich die Praxis gewaltig davon. Greta bemängelt dies und versucht selbst ihre eigenen Vorstellungen von Erziehung umzusetzen. Dabei geht sie nicht dogmatisch vor, sondern setzt auf Verständnis, Geduld und ein vertrauensvolles Miteinander. Mich beeindruckt die Art, wie sie ihre Arbeit im Kinderheim ausfüllt, dass sie im Umgang mit Kindern weniger nach politischen Idealen als einfach nach ihrer Intuition und ihrem Bauchgefühl handelt. Auch dass die Kinder nach und nach und ganz behutsam einen Zusammenhalt entwickeln, weil sie merken, dass es das leichter macht, alles zu überstehen, fand ich sehr schön zu lesen.
Ein wenig mehr Tiefe und Raffinesse hätte den Figuren und der Handlung sicher nicht geschadet, aber insgesamt habe ich den leichten, unterhaltsamen historischen Romanen über Aufbrüche und Neuanfänge, unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung, schwierige Kinderschicksale, Freundschaft und Liebe gerne gelesen. Der Band lässt sich auch unabhängig vom Vorgänger lesen.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Ein Segeltörn in idyllischer Natur wird zum Albtraum- packend, psychologisch, abgründig

In blaukalter Tiefe
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„Caroline spürte das kühle Prickeln in der Kehle. Sie erwiderte seinen Blick. Die Reise würde ein Erfolg für sie werden. Sie wollte dafür sorgen. Sie würden wieder das alte Team sein, das es mit allen ...

„Caroline spürte das kühle Prickeln in der Kehle. Sie erwiderte seinen Blick. Die Reise würde ein Erfolg für sie werden. Sie wollte dafür sorgen. Sie würden wieder das alte Team sein, das es mit allen Hindernissen Aufnahmen. Wie früher.“

Caroline ist Chefredakteurin eines Lifestylemagazins, ihr Mann Andreas führt eine erfolgreiche Kanzlei. Die beiden planen eine Auszeit, einen Segeltörn in die schwedischen Schären. Mit an Bord sind Skipper Eric, Andreas Mitarbeiter Daniel, der hofft, zum Partner ernannt zu werden, und dessen Freundin Tina. Anfangs sieht es nach einem erholsamen, entspannendem Urlaub aus, doch schon bald zeigen sich Risse unter der Fassade der Mitreisenden, tiefe Klüfte und Konflikte tun sich auf. Als ein Sturm aufzieht, droht die Lage zu eskalieren.

Kristina Hauff schreibt in klarer, flüssiger Sprache in der dritten Person Vergangenheit , die Geschichte ist angenehm unkompliziert zu lesen. Die Autorin nimmt verschiedene Sichtweisen ein, abwechselnd kommen Caroline, Tanja, Andreas und seltener Daniel zu Wort. Das Geschehen wird dann aus ihrer Perspektive geschildert. Jedes recht kurze Kapitel erweitert die Handlung um neue interessante Aspekte, um weiteren „Zündstoff“.

Anfangs hatte ich mir schnell ein Bild von den einzelnen Personen gemacht. Andreas präsentiert sich sehr selbstbewusst, von sich überzeugt und ist es gewohnt, den Ton anzugeben. Auch seine Frau Caroline weiß, was sie will, wirkt fordernd und arrogant und ordnet sich nicht gerne unter. Tanja ist medizinische Bademeisterin, eher bodenständig und sozial und mag zu den restlichen Reisepartnern nicht so recht passen. Daniel scheint seinen Chef Andreas zu vergöttern und möchte ihn um jeden Preis von seinen wertvollen Qualitäten als potentieller Partner überzeugt, doch an Bord hat ja eigentlich der Skipper das Sagen. Skipper Eric gibt sich wortkarg und geheimnisvoll, seine Perspektive auf das Ganze wird von der Autorin bewusst ausgespart, was ihn für die Leser noch unnahbarer und schwer greifbar macht. Nach und nach erfährt man beim Lesen immer mehr über die Figuren, über ihre Ängste, Schwächen und Abgründe. Hemmungen, und Höflichkeiten fallen und es wird sich nicht mehr zurückgenommen. Die Situation wird immer explosiver und komplizierter. Der große Knall scheint unausweichlich.

Was als harmloser Urlaub beginnt, wird immer spannender, heikler und abgründiger. Die Stimmung zwischen den Hauptfiguren ist schon bald zum Zerreißen gespannt. Wie das Wetter ändert sich die Atmosphäre, ändern sich die Beziehungen und die „Allianzen“, verborgene und offene Konflikte treten auf. Das schildert Autorin Kristina Hauff glasklar, messerscharf und nachvollziehbar. Als Leser kann man da nur staunen, wie die perfekten Masken der Figuren abgezogen werden und hässliche Fratzen zum Vorschein kommen. Manche Entwicklungen gingen mir persönlich zwar etwas zu schnell, manche Verhaltensweisen waren nicht ganz rational, aber insgesamt vermochte es „In Blaukalter Tiefe“ rasch, mich zu fesseln. Eine packende Geschichte über menschliche Abgründe, Beziehungen, Schwächen und Geheimnisse mit wunderschönen Naturschilderungen.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Spannend und äußerst wendungsreich

NIGHT – Nacht der Angst
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Im Jahr 1991 sucht Charlie, deren beste Freundin von einem Serienmörder umgebracht wurde, nach einer Mitfahrgelegenheit zu ihrer Großmutter, bei der sie aufwuchs. Josh bietet an, sie im Auto mitzunehmen. ...

Im Jahr 1991 sucht Charlie, deren beste Freundin von einem Serienmörder umgebracht wurde, nach einer Mitfahrgelegenheit zu ihrer Großmutter, bei der sie aufwuchs. Josh bietet an, sie im Auto mitzunehmen. Doch die Fahrt entwickelt sich zum Albtraum, Josh verhält sich merkwürdig und in Charlie wächst ein furchtbarer Verdacht: Ist Josh etwa der berüchtigte Campus-Killer, der ihre Freundin Maddy auf dem Gewissen hat?

Riley Sager erzählt flüssig, direkt und in einfachen, gut verständlichen Sätzen von Charlies Fahrt mit Josh. Überwiegend schreibt er aus Charlies Perspektive in der dritten Person Präsens, selten nimmt er auch Joshs Sichtweise ein.

Charlie ist ein großer Filmfan. Filme haben ihr geholfen, den Tod ihrer Eltern zu verdrängen. Sie ist Einzelgängerin, zieht sich meist von anderen zurück und schaut sich alleine Filme an. Manchmal ist Charlie völlig abwesend und stellt sich Filme im Kopf vor. Ihrer eigenen Wahrnehmung kann sie dann nicht mehr trauen, weiß sie doch nicht, ob manche Dinge wirklich oder nur in ihrem Kopf passieren. Das macht sie zu einer sehr unzuverlässigen Erzählerin. Man fragt sich beim Lesen immer wieder, ob man ihr trauen kann. Mitunter agiert Charlie doch ziemlich unvorsichtig und naiv, das war für mich nicht immer nachvollziehbar.

Die Geschichte beginnt relativ gemächlich. Doch die lange Autofahrt entwickelt sich schnell zum echten Psychothriller. Bald ist klar, das Ende wird es in sich haben. Die Spannung steigert sich im Verlauf rasch, kontinuierlich und stark. Kaum hat sich eine unerwartete Wendung gesetzt, wartet der Autor schon mit der nächsten noch unglaublicheren auf und nebenher wird immer wieder gekonnt eingeflochten, dass Charlie sich manchmal komplett abschaltet und manche Dinge gar nicht wirklich passieren, sondern nur in ihrer Einbildung. Das große Finale, die letztendlich Auflösung, kam für mich absolut überraschend und setzt noch einmal einen drauf. Wer packende Psychothriller zum Schnellweglesen und temporeiche, unvorhersehbare Handlungen mag, liegt mit diesem Thriller goldrichtig.

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