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Veröffentlicht am 04.11.2021

Komische Krähe und kluger Kauz- hübsch gestaltetes Bilderbuch mit wichtiger Botschaft

Kasi Kauz und die komische Krähe (Kasi Kauz 1)
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Wer ist denn das? Im Wald taucht ein komischer Vogel mit leuchtend buntem Gefieder auf, der seltsame schrille Laute von sich gibt. Alle Bewohner des Waldes sind sehr neugierig, aber auch ziemlich misstrauisch ...

Wer ist denn das? Im Wald taucht ein komischer Vogel mit leuchtend buntem Gefieder auf, der seltsame schrille Laute von sich gibt. Alle Bewohner des Waldes sind sehr neugierig, aber auch ziemlich misstrauisch und skeptisch. Kasi Kauz will herausfinden, was die Tiere genau gegen die „komische Krähe“ haben. Ob er es schafft, die Wogen zu glätten und die Vorurteile abzubauen?

Autor Oliver Wnuk formuliert kindgemäß und lebendig im Präsens. Die einfachen, kurze Sätze sind gut zu verstehen. Matthias Derenbachs farbenfrohe, detaillierten und liebevollen Illustrationen laden zum genaueren Betrachten ein. Seine niedlichen, individuellen Figuren werden bei den Kindern sicher gut ankommen. Mir persönlich ist die Darstellung von Kasi Kauz mit den überdimensionierten Augen allerdings ein bisschen zu kitschig geraten, aber das ist natürlich Geschmacksache.
Zum Vorlesen eignet sich die Geschichte für Kinder ab fünf Jahren, jüngere Kinder werden die Handlung zwar nachvollziehen, aber die Aussage der Geschichte nicht vollständig erfassen können.

Eine bunt gemischte Figurentruppe hat Oliver Wnuk da zusammengestellt. Während der fremde „Blödmann“ schreiende Vogel von den Waldbewohnern argwöhnisch beäugt wird, werden die Leser sofort wissen, was das für ein exotisches Tier ist. So verschieden die Waldtiere sind, alle haben sie Sorge, dass die Ankunft des Fremden ihr Leben verändern könnte. Darin sind sich Ente, Eichhörnchen und Wildschwein einig. In dieser Hinsucht erinnern sie doch sehr an uns Menschen, die in bestimmten Situationen ebenso Vorurteile gegenüber Unbekannten haben. Kasi Kauz aber greift ein. Kasi ist eine wunderbare Figur. Der kleine Kauz beobachtet genau, zeigt sich neugierig und lässt sich auf Neues ein. Und dazu ist er noch ziemlich klug, hört anderen sehr aufmerksam zu und geht auf sie und ihre Bedenken ein. Kasi Kauz mit seiner bedächtigen, ruhigen Art ist ein Vorbild, kein komischer, sondern ein kluger Kauz.

Die einfache Geschichte ist recht schnell erzählt. Aber trotzdem macht es Spaß, Kasi Kauz bei seiner Vermittlungsmission zu begleiten. Von seiner unaufgeregten, gelassenen, durchdachten Gesprächsführung kann so mancher Erwachsene noch etwas lernen. Kasi verdeutlicht, wie wichtig Zuhören für gegenseitiges Verständnis ist. Sorgen werden vom ihm ernst genommen und mit entsprechenden Argumenten entkräftet. So beweist Kasi letztendlich, dass man nur bereit sein muss, sich auf Fremde einzulassen, dann sind sie nicht mehr fremd. Nebenher macht Kasi noch klar, dass viel Besitz nicht glücklicher macht, dass Schönheit nicht nur äußerlich ist, sondern auch von guten Taten kommt und dass wir doch alle letztendlich eines gemeinsam haben, wir alle wollen glücklich sein.
„Kasi Kauz und die komische Krähe“ ist eine kleine, nette, ansprechend bebilderte und weise Geschichte, eine Art Parabel über die Angst vor Unbekanntem und Fremdem. Die Handlung ist nicht spektakulär oder aufregend, hat aber im übertragenen Sinn durchaus aktuellen, gesellschaftlichen Bezug. Für mich ein lesenswertes Vorlesebuch mit kluger Hauptfigur und wichtiger Botschaft.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Ein etwas anderes Ritterabenteuer mit drollig-liebenswerter Hauptfigur

Darius Dreizack - Ritterspiele auf Burg Waghalsig
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Der kleine Lindwurm Darius Dreizack erhält eine besondere Einladung, er darf die Ritterschule auf Burg Waghalsig besuchen. Jetzt hat er ganz schön Muffensausen, denn er ist überhaupt nicht geschickt und ...

Der kleine Lindwurm Darius Dreizack erhält eine besondere Einladung, er darf die Ritterschule auf Burg Waghalsig besuchen. Jetzt hat er ganz schön Muffensausen, denn er ist überhaupt nicht geschickt und auch nicht mutig so wie seine Geschwister. Eigentlich will Darius überhaupt kein Ritter werden. Der kleine Lindwurm verabscheut Kämpfe, viel lieber mag er Natur und Ruhe. Mit einem mulmigen Gefühl macht er sich auf den Weg zur Burg. Sofort trifft er auf den geschrumpften, aber selbstbewussten Ziegenbock Rüdiger von Hirtenkäse und Hüttenquark und kurz darauf auf Lonnhilde, genannt Lonni. Gemeinsam versuchen die drei auf Burg Waghalsig zu bestehen. Ob sie in 33 Tagen bereit für die ersten Ritterspiele sind?

Antje Szillat schreibt kindgemäß, gut verständlich und mit viel Wortwitz. Vor allem ihrer Figur Rüdiger legt sie immer wir sehr komische Ausdrücke wie „Schangedön“ oder den coolen Gruß „Bonschlonzo“ in den Mund. Beim Vorlesen machen diese Formulierungen besonders Spaß.
Susanne Göhlichs zahlreiche bunte, niedliche und motivierende Bilder ergänzen die Geschichte perfekt. Ihre Figuren muss man einfach mögen, sie sehen sehr drollig aus. Auf dem Vorsatzpapier ist eine Umgebungskarte von Burg Waghalsig abgedruckt. So können sich die Leser den Schauplatz der Handlung gleich besser vorstellen.
Die Kapitel haben eine „lesefreundliche“ Länge, für uns nicht zu lang und nicht zu kurz.
Zum Vorlesen eignet sich das Buch für Zuhörer ab fünf Jahren.

Mit Darius werden sich zurückhaltende, ängstliche Kinder sicher prima identifizieren können. Der kleine Lindwurm ist nett, höflich, freundlich, rücksichtsvoll und überhaupt nicht abenteuerlustig und draufgängerisch.
Schrumpfziegenbock Rüdiger ist wesentlich kleiner als Darius, sein Selbstbewusstsein ist aber so groß, dass es dicke für zwei reicht. Mit seiner lustigen Sprache sorgt er immer wieder für Schmunzler. Die dritte im Bunde ist Lonni, eine Mischung aus Rüdiger und Darius, sie zeigt sich aufgeweckt und offen für Herausforderung, aber gleichzeitig auch empathisch und verständnisvoll. Auf Burg Waghalsig treffen ziemlich viele originelle Figuren aufeinander: Trolle, ein- bis siebenköpfige Drachen, Kobolde oder Zentauren. Eine phantastische Gruppe!

Wird es Darius allen beweisen und schafft er die Zulassung zu den Ritterspielen?
Bis zu den Spielen vergeht eine aufregende, turbulente Zeit mit viel Training. Am Ende wartet eine besondere Überraschung auf Darius und die kleinen Leser.
„Darius Dreizack - Ritterspiele auf Burg Waghalsig“ ist nicht nur eine lustige, vor allem zum Ende hin spannende Geschichte, das Buch wartet auch mit einer schönen Botschaft auf: Rittersein bedeutet nicht nur Mut, Tapferkeit und Abenteuer. Echte Ritterlichkeit zeigt sich auch durch „Tugenden“ wie Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Empathie. Darius Dreizack ist eine phantasievolle, mitreißende Freundschaftsgeschichte mit liebenswerten, originellen Figuren, viel Wortwitz und gelungenen Illustrationen. Ein Buch für alle kleinen und großen Drachen- und Ritterfans, die manchmal mutig sind und manchmal auch Angst haben.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Hörbuch mit Musso-Effekt - fesselnd mit einigen unerwarteten Wendungen

Eine Geschichte, die uns verbindet
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Schriftstellerin Flora Conway muss in New York Schreckliches erleben. Während des Versteckspiels in der Wohnung verschwindet ihre kleine Tochter Carrie spurlos und wird auch nach Monaten nicht gefunden. ...

Schriftstellerin Flora Conway muss in New York Schreckliches erleben. Während des Versteckspiels in der Wohnung verschwindet ihre kleine Tochter Carrie spurlos und wird auch nach Monaten nicht gefunden. Flora ist verzweifelt und möchte nicht mehr weiterleben.
Auch dem Pariser Bestseller-Autor Romain Ozorski droht der Verlust seines Sohnes Theo, seine Exfrau plant, den gemeinsamen Sohn mit nach Amerika nehmen. Auch für Romain ist ein Leben ohne seinen geliebten Sohn unvorstellbar.
Beide Personen sind auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden. Aber wie genau, das bleibt zunächst ein Geheimnis.

Autor Guillaume Musso erzählt aus der Perspektive seiner Figuren, hauptsächlich aus Floras und Romains. Sein Schreibstil ist angenehm flüssig, klar und gut verständlich. Die beiden Sprecher Richard Barenberg und Heike Warmuth lesen betont, manchmal etwas nüchtern, aber für mich dennoch überzeugend und mitreißend.

Flora Conway und Romain Ororski sind Figuren, die durch den Verlust ihrer Kinder zu zerbrechen drohen. Sie leiden und ich litt mit ihnen, gibt es doch für mich wenig Schlimmeres, als die Vorstellung, ohne sein Kind weiterleben zu müssen. Musso hat erneut sehr interessante Protagonisten geschaffen, unglückliche Menschen, die offensichtlich an ihrem Schicksal zerbrechen, aber auch Geheimnisse vor den Lesern hüten. Die Nebenfiguren wie Polizist Mark oder Verlegerin Fantine haben ebenso etwas Undurchsichtiges, Rätselhaftes, sie sind schwer einzuschätzen.

Guillaume Mussos Romane warten stets mit besonderen Überraschungen auf. Kaum findet man sich in der Handlung gut zurecht, ist plötzlich alles ganz anders. Auch hier wird mit einem Knall offenbart, wie Flora und Romain zusammengehören, wer sie wirklich sind. Und dabei kommt es immer wieder zur Vermischung von Fiktion und Realität. Was passiert wirklich, was nur in den Köpfen den Figuren? An mehreren Stellen war ich so verwirrt, dass ich mich erst wieder orientieren und sammeln musste. Zum Schluss sind nicht alle Fragen beantwortet, aber die meisten und wichtigsten schon. Manches wird auch der Phantasie der Leserschaft überlassen.
Für mich stellen Mussos Bücher ein eigenes Genre dar. Es sind keine Liebesroman, keine Krimis, keine Thriller, kein Fantasy, aber irgendwie doch alles zusammen. Bisher wurde ich von jedem seiner Romane gepackt und durch die unvorhergesehenen Wendungen kalt erwischt. Auch „Eine Geschichte, die uns verbindet“ macht da keine Ausnahme: Ein packendes Hörbuch über Realität, Fiktion, Schicksal, das Leben als Schriftsteller und die besondere Liebe zu seinen Kindern. Empfehlenswert für alle, die sich gerne überraschen lassen.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Herrlich leichte, charmante „Wohlfühlprosa“

Die Zeit der Kirschen
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„Wir, Monsieur Chabanais, wir glauben an Wunder. Wer denn nicht, wenn Menschen wie wir, die wir von Geschichten leben. Wir verkaufen Träume, das haben sie mir selbst einmal gesagt, erinnern sie sich noch? ...

„Wir, Monsieur Chabanais, wir glauben an Wunder. Wer denn nicht, wenn Menschen wie wir, die wir von Geschichten leben. Wir verkaufen Träume, das haben sie mir selbst einmal gesagt, erinnern sie sich noch? Wir werden nie aufhören, Träume zu verkaufen, und wir werden nie aufhören, an Wunder zu glauben.“

Seit sich Aurélie und André in „Das Lächeln der Frauen“ gesucht und gefunden haben, ist ein Jahr vergangen. André, der gerade seinen zweiten Roman als Robert Miller veröffentlicht hat, ist nun bereit für den nächsten Schritt, er möchte Aurélie, die in Paris das kleine Restaurant „Le temps des cerises“ führt, einen Heiratsantrag machen. Doch der richtige Zeitpunkt dafür will sich einfach nicht einstellen. Dann erhält Aurélie einen folgenschweren Anruf, der sie nicht nur beruflich noch lange beschäftigen wird und André macht bei der Vermarktung seines Buches eine reizvolle Bekanntschaft…

Nicholas Barreau schreibt unkompliziert und wunderbar leicht, sehr passend zum französischen Savoir Vivre. Abwechselnd schreibt der Autor in der ersten Person aus Andrés und Aurélies Sicht, er wechselt somit regelmäßig die Perspektive auf seine Geschichte. Vieler seiner kleinen, optimistischen Sätze habe ich gerne zweimal gelesen. So heißt es beispielsweise „Die Liebe ist vielleicht das, worauf wir am wenigsten Einfluss haben. Aber sie ist das Wichtigste in unserem Leben. Liebe ist die Antwort auf alles.“ oder „Die Liebe - das sind nicht Rosen und nicht Schokolade, das ist Zusammensein für immer.“ Solche Sätze machen einfach gute Laune.

Der Autor bringt es im Nachwort auf den Punkt: André und Aurélie sind im Alltag angekommen, mit ihren liebenswerten Eigenarten, ihren Unzulänglichkeiten, ihren Hoffnungen und Wünschen. André und Aurélie sind sympathische Figuren, beide sind ehrgeizig, genießen ihren beruflichen Erfolg und beide sind durchaus eifersüchtig. Sie haben nach außen völlig unterschiedliche Interessen: Für André ist Essen einfach nur Essen, für Aurélie können Speisen Kunst sein. André kann ohne Bücher nicht leben, Aurélie liest nicht. Aber Literatur und Kochen haben mehr gemeinsam, als man denkt, heißt es im Buch. Für beides braucht es ein gutes Gespür und eine große Leidenschaft. „Man kann die besten Zutaten verwenden oder die schönsten Wörter- wenn die Leidenschaft fehlt, wird daraus nichts Gutes werden.“ So wird aus der augenscheinlichen Unterschiedlichkeit der beiden dennoch eine Gemeinsamkeit. Auch wenn die Protagonisten sicher nicht die tiefgründigsten Figuren sind, wirken sie doch sehr menschlich, nahbar, vertraut und „echt“, sie entwickeln sich weiter, gestehen ihre Fehler ein.
Aber zwei ganz spezielle Personen drohen das Glück des Paares zu zerstören und stellen die Beziehung auf eine ernste Probe.

Können Aurélie und André alle Missverständnisse und verletzte Eitelkeiten hinter sich lassen oder kommt es zum Neuanfang mit neuen Partnern? Auch wenn ich als Leserin insgeheim sofort wusste, wie es ausgehen wird (was auch sehr gut so ist), hat mir die charmante, leichte Liebesgeschichte mit den vielen zuversichtlichen Sätzen viel Freude gemacht. Dass im Roman immer wieder auf Andrés Roman angespielt wird, der viel mit diesem Buch gemein hat, fand ich eine nette Idee. Ich hatte den Eindruck, André selbst könnte gut der Autor von „Der Zeit der Kirschen“ sein. Andrés Roman wird im Roman als liebenswürdige, nette, charmante Wohlfühlprosa bezeichnet und genau das ist „Die Zeit der Kirschen“ für mich auch. Zudem haben mir die leckeren Gerichte, die Aurelie kocht und isst Appetit gemacht. Romane und gutes Essen, für mich passt diese Kombination ganz prima zusammen. Oft ist es goldrichtig, die Welt nicht zu schwer zu nehmen und Dinge wie Bücher und Speisen einfach zu genießen. Auch Paris, das hier so atmosphärisch beschrieben wird, möchte ich nach der Lektüre gerne besuchen.
Nicholas Barreau hat erneut einen kurzweiligen Liebesroman für einen verregneten Sofatag verfasst. „Die Zeit der Kirschen“ kann für sich gelesen werden, aber noch mehr Spaß macht es, wenn man den ebenso lesenswerten Vorgänger „Das Lächeln der Frauen“ schon kennt. André macht sich im Roman über den abgedroschenen, vielzitierten Satz „Ich wünschte, dieser Roman möge niemals enden“ lustig, aber ich könnte diesen Satz über „Die Zeit der Kirschen“ mit voller Überzeugung ebenso sagen.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Die Stunde der Frauen - kurzweiliger Roman um eine junge, tatkräftige New Yorkerin während des Zweiten Weltkriegs

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
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Lily Rose, Tochter „aus gutem Haus“, arbeitet 1942 im New Yorker Restaurant Valentino‘s als Sous-Chefin, was ihrer Mutter Viictoria sehr missfällt. Als immer mehr Männer an die Front gerufen werden, bekommt ...

Lily Rose, Tochter „aus gutem Haus“, arbeitet 1942 im New Yorker Restaurant Valentino‘s als Sous-Chefin, was ihrer Mutter Viictoria sehr missfällt. Als immer mehr Männer an die Front gerufen werden, bekommt Lily sogar den Posten der Küchenchefin in Aussicht gestellt. Gemeinsam mit anderen Frauen versucht sie das Restaurant am Laufen zu halten, was durch den Mangel an manchen Lebensmitteln immer schwieriger wird. Lilys beruflicher Höhenflug wird unter anderem nur dadurch ermöglicht, dass ihr Kollege Tom, in den Lily verliebt ist, eingezogen wird. Lily hofft sehr, dass er den Krieg überlebt, doch dann trifft eine beunruhigende Nachricht ein…

Die Geschichte lässt sich dank Ella Careys klaren und angenehm leichten Schreibstils sehr unkompliziert und flüssig lesen. Es war für mich kein Problem, in die Handlung hineinzufinden. Die Autorin erzählt chronologisch in der dritten Person.

Lily ist eine nette, sympathische Figur. Sie ist ehrgeizig, gibt sich aber dabei immer rücksichtsvoll, will niemandem etwas Böses. Mitunter wirkt sie etwas naiv, wuchs sie doch gut behütet in einer wohlhabenden Familie auf. Das Leben als Nur-Ehefrau würde Lily nicht ausfüllen, sie möchte beruflich auf eigenen Beinen stehen, es aus eigener Kraft schaffen. Mit Lily fieberte ich mit, hoffte sehr für sie, dass sich ihre Wünsche erfüllen. Vor allem Lilys Mutter Victoria versucht zu verhindern, dass sich Lily beruflich entfaltet. Für sie zählt nur der äußere Schein, eine gute Partie zu machen. Dass Lily arbeitet, passt Victoria gar nicht. Victoria ist sehr von sich überzeugt, auch wenn ihre Aussagen aus heutiger Sicht mitunter seltsam weltfremd anmuten: „Ich weiß, was Patriotismus bedeutet, Lilian. Schließlich habe ich im letzten Krieg Verbandsmaterial aufgewickelt.“
Großmutter Josie ist da eine wesentlich positivere Erscheinung. Sie hat Verständnis für ihre Enkelin, unterstützt sie und hört ihr stets zu.
Männern, die Lily und den Frauen allgemein nichts zutrauen, sind im Amerika der Vierziger Jahren keine Seltenheit und Lily muss sich mit Aussagen wie diesen auseinandersetzen: „Unsere Leser wird es genauso schockieren wie mich, dass eines der renommiertesten Restaurants in New York eine Frau als Chefkoch einstellen musste.“

Wie sehr der zweite Weltkrieg das Leben der New Yorkerinnen und New Yorker verändert, stellt der Roman aus Sicht der Frauen eindrucksvoll dar. Während die jungen Männer im Krieg kämpfen, bekommen Frauen die Möglichkeit, sich zu beweisen, müssen die Arbeit der Männer übernehmen und tun dies durchaus sehr erfolgreich und effektiv. Mir hat ihre Leistung imponiert. Die „Stunde der Frauen“ schlägt unter traurigen Umständen. Lilys packende, interessante Geschichte hat mich gut unterhalten, ein leichter Roman vor dem ernsten Hintergrund des Krieges, der sich fast wie von selbst liest. Gerade gegen Ende wird für mich dann vieles allerdings etwas zu schnell aufgelöst, die Folgen des Krieges bspw. auf die Psyche bestimmter Figuren wurden mir zu oberflächlich abgehandelt, manche Entwicklungen kamen zu überhastet. Dennoch empfand ich „Glanz der Freiheit“ als gelungenen Auftakt einer neuen Reihe. Ich möchte gerne noch mehr „Frauen von New York“ kennenlernen und werde die Fortsetzung auf jeden Fall lesen.

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