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Veröffentlicht am 06.09.2021

Gelungene Fortsetzung: genauso phantasievoll, spannend und temporeich wie der Vorgänger

Flüsterwald - Der verschollene Professor (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 2)
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„Drei Teile, um das Verborgene zu enthüllen, das Vergessene zu sehen. Wo Erde, Feuer, Luft auf Wasser trifft. Im Mondschein zeigt sich vor den Augen dunkler Schwingen der Weg zur Unterwelt. Doch Suchender ...

„Drei Teile, um das Verborgene zu enthüllen, das Vergessene zu sehen. Wo Erde, Feuer, Luft auf Wasser trifft. Im Mondschein zeigt sich vor den Augen dunkler Schwingen der Weg zur Unterwelt. Doch Suchender gib acht, nur ein Weg führt zum Ziel. Steig die Stufen empor und bringe, was beständig vergeht vom Gestern ins Heute. In schwarzer Asche wartet, was nicht für dich bestimmt.“

Lukas hat ein spannendes Geheimnis. Nur er kennt den Weg in die magische Welt des Flüsterwalds, wo er seine neuen Freunde treffen kann. Doch in letzter Zeit wird er ständig verfolgt, von Ella. Ihr Großvater, der Professor, wohnte früher in der alten Villa, in der Lukas jetzt mit seiner Familie lebt und gilt als verschollen, seit er sich auf die Suche nach „dem Herz des Waldes“ gemacht hat. Als Spur zu ihm bleibt lediglich der Inhalt eines rätselhaften Pergaments, das Ella auswendig gelernt hat. Ella überredet Lukas und seine Freunde, ihr bei der Suche nach ihrem Großvater zu helfen. Doch sie alle ahnen nicht, wie aufregend und gefährlich das Abenteuer für sie noch werden wird.

Autor Andreas Suchanek schildert das Geschehen kindgemäß, gut verständlich und lebendig in der dritten Person. Stellenweise lässt er Rani die Geschichte aus seiner Perspektive erzählen und es sind Auszüge seines „Buchs der Heldentaten“ abgedruckt. Ranis alternative Sichtweise der Handlung, in der Rani wesentlich besser und heldenhafter dasteht als in Wirklichkeit, sorgt für besondere Unterhaltung und einige Schmunzler.
Die Kapitel sind recht übersichtlich gehalten, haben eine „lesefreundliche Länge“.
Sehr gelungen sind die Illustrationen, vor jedem Kapitel findet sich eine Abbildung vom dem, was einen im Kapitel erwartet. Diese Bilder sind schön detailliert und aussagekräftig, sie motivieren und machen neugierig.
Geübte Leser ab neun Jahre dürften sich die Geschichte ohne größere Schwierigkeiten selbst erschließen können. Zum Vorlesen ist sie schon für etwas jüngere Kinder geeignet, allerdings ist die Handlung recht komplex.

Ich habe mich sehr gefreut, die originellen Figuren aus dem ersten Band wieder zu treffen. Am Anfang werden die Figuren mit Bild und kurzer Beschreibung vorgestellt. Da ist Hauptfigur Lukas, der vor kurzem umgezogen ist und es an der neuen Schule nicht leicht hat, denn sein Vater ist dort Lehrer. Mit Ella bekommt er es mit einer sehr hartnäckigen, ganz schön durchtriebenen Verfolgerin zu tun. Natürlich sind auch die neugierige, herzensgute, manchmal verschusselte Elfe Felicitas und der eigenwillige, sehr von sich selbst überzeugte Menok Rani sowie die unerschrockene Katze Punchy erneut mit von der Partie. Vor allem die ständigen Streitereien und Schlagabtausche zwischen Rani und Felicitas machen immer wieder großen Spaß.

Die Handlung ist mindestens so temporeich und aufregend wie eine Fahrt in der Blinzelbahn. „Der verschollene Professor“ ist ein ausgesprochen phantasievolles, magisches, hochspannendes, gefährliches und mitunter ganz schön gruseliges Leseabenteuer. Die vier Elemente, mit denen sich Lukas und Co intensiv auseinandersetzen müssen, haben alle ihre unangenehmen Tücken, wie die Freunde sehr bald feststellen, ob es nun um den freien Fall oder Atemnot unter Wasser geht. Am Ende gibt es einen Cliffhanger: Lukas erfährt ein besonderes Geheimnis und die Freunde entscheiden sich dafür, eine neue Mission zu bestreiten. Da kann man eigentlich nicht anders, als sich sofort der Fortsetzung zu widmen. Ich rechne fest damit, dass die genauso gelungen und lesenswert ist wie dieser Band.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Charmante, nette Grundidee, aber sehr unglaubwürdige Handlung

Bis ans Ende aller Fragen
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„Es ist nie zu spät so zu sein, wie man gern gewesen wäre“

Maxi hat sich als Kind ihre Zukunft genau ausgemalt: Sie wollte Ärztin werden, ihren heimlichen Schwarm Rafael heiraten und mit ihm eine Familie ...

„Es ist nie zu spät so zu sein, wie man gern gewesen wäre“

Maxi hat sich als Kind ihre Zukunft genau ausgemalt: Sie wollte Ärztin werden, ihren heimlichen Schwarm Rafael heiraten und mit ihm eine Familie gründen. Doch die Realität sieht anders aus: Jetzt ist sie 44, Inhaberin eines Cafés in Hamburg und allein. Ihr langjähriger Freund Thomas hat sie wegen einer anderen verlassen und ist nun Vater. Als Maxi in ihrem Café eine Trauerfeier für einen sympathischen Witwer mit zwei Kindern ausrichtet, kommt Maxis Nichte Summer, die als Aushilfe im Café arbeitet, eine Idee. Maxi soll eine Trauergruppe besuchen und behaupten, ihren Mann verloren zu haben. Auf diesem Weg lässt sich doch bestimmt ein Witwer mit Kindern kennenlernen und Maxi kommt doch noch zu einer Familie. Dass Maxi sich tatsächlich überreden lässt, diese abstruse Idee in die Realität umzusetzen, macht Maxis Situation nicht besser und bringt eine gigantische Liebeskatastrophe ins Rollen.

Anne Hertz schreibt flüssig, lebendig und leicht verständlich in der ersten Person Präsens. Zwischen den Passagen, die die aktuelle Handlung erzählen, sind dreißig Jahre alte Tagebucheinträge von Maxi abgedruckt, deren P.S. oft mit Fragen enden, was mir gut gefallen hat. Man lernt Maxi, ihr Leben, ihre Träume und Vorstellungen also sowohl als Kind als auch als Frau in den Vierzigern kennen.
Die Gestaltung des Covers finde ich sehr ansprechend und gelungen, in dekorativer Drucktechnik sind auf dem Titel gelbe, dunkelrosa, schwarze und dunkelblaue Motive wie Blätter, eine Tasse, Blüten oder ein Teebeutel zu sehen.

In Protagonistin Maxi konnte ich mich zunächst gut hineinversetzen. Sie wirkt ein bisschen verplant, hadert damit, dass sich ihr Leben anders entwickelt hat, als sie wollte, ist aber eigentlich nicht unglücklich mit ihrer beruflichen Situation. Maxi kümmert sich rührend um ihre Kaninchen, liebt Kinder und geht einfühlsam auf sie ein. Auch ihr früheres Ich aus dem Tagebuch wirkt zwar sehr naiv und unbedarft, aber irgendwie liebenswert. Ganz anders präsentiert sich Maxi gegen Ende des Buchs. Ihre genervten und unsensiblen Reaktionen zum Schluss hin schreckten ab, Maxi wurde mir immer unsympathischer. Für mich war mich da nicht mehr nachvollziehbar, warum Maxi angesichts ihres unangenehmen Verhaltens so gut bei ihren Mitmenschen ankommt.
Maxis Nichte Summer mit ihren spontanen, verrückten Ideen bringt frischen Wind in die Handlung. Sie kommt allerdings für eine Studentin recht unreif und kindisch rüber, benimmt sich eher wie ein Teenager.

Einige Romane des Autorenduos habe ich wirklich gerne gelesen, „Glückskekse“ oder „Die Sache mit meiner Schwester“ haben mich überzeugt und zum Nachdenken gebracht haben. Dementsprechend neugierig war ich auf das neue Buch der Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorentz. Der Roman vermittelt, dass es nie zu spät fürs Glück ist. Eine schöne Vorstellung, die zuversichtlich stimmt. Auch die Idee, die Liebe in einer Trauergruppe zu suchen und immer wieder amüsante, naive Tagebucheinträge mit originellen Fragen am Ende einzuschieben, die Maxis früheres Ich beschreiben, finde ich nett und charmant. Daraus hätte man viel machen können. Die Klärung der Fragen, wieviel Kind noch in Maxi steckt und wie weit man für seine Träume gehen darf, hätte mich wirklich interessiert. Leider ging es darum nur am Rande. Die Autorinnen lassen meiner Meinung nach ihren Figuren und deren Beziehungen keinen Raum, sich zu entwickeln. Alles geht viel zu schnell: Kinder, Männer und Frauen sind sofort verliebt, neue Möglichkeiten fallen einem einfach in den Schoß, die unwahrscheinlichsten Zufälle reihen sich aneinander, Erkenntnisse kommen aus dem Nichts, alles fügt sich wie von Geisterhand. Intensive Momente mit romantischer Stimmung sind hier Fehlanzeige, stattdessen empfand ich die Handlung oft als unrealistisch, an den Haaren herbeigezogen und leider irgendwie plump.
Ja, ich habe den Roman stellenweise genossen, so wie einen Fernsehabend, bei dem man sich aber permanent wundern muss, weil das, was da auf dem Schirm geboten wird, zwar unterhält, aber so gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat und man sich irgendwie ein ganz kleines bisschen für dumm verkauft vorkommt. Für mich ist die übertriebene Handlung einfach zuviel des Guten, weniger wäre da mehr gewesen. Ich hätte mir weniger, dafür mehr tiefgründigere Figuren gewünscht, weniger übertriebene, dafür mehr nachvollziehbare Entwicklungen, weniger absurde Zufälle und dafür mehr Glaubwürdigkeit, weniger belanglose Plattitüden, dafür mehr nachvollziehbare Gefühle. Für mich leider kein Glanzstück, mit ihren anderen Romanen haben die Verfasserinnen bewiesen, dass sie durchaus mehr können.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Nachwuchsdetektive auf dem Campingplatz- so spannend und aufregend kann Camping sein

Mission Hollercamp Band 1 - Der unheimliche Fremde
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Jedes Jahr treffen sich Leon, Emily und Jakub auf dem Campingplatz am Hollersee. Doch dieses Jahr ist alles nicht ganz so harmonisch und idyllisch wie sonst. Erst reist überraschend Charlie, Leons überaus ...

Jedes Jahr treffen sich Leon, Emily und Jakub auf dem Campingplatz am Hollersee. Doch dieses Jahr ist alles nicht ganz so harmonisch und idyllisch wie sonst. Erst reist überraschend Charlie, Leons überaus nervige Cousine, an, um ihren Urlaub mit Leons Familie zu verbringen und dann häufen sich lauter merkwürdige Ereignisse wie Klamottendiebstahl oder plötzlich auftauchende, ziemlich unfreundliche Graffitis. Ob der unheimliche Fremde dahinter steckt, der barfüßig herumschleicht und im Wald wohnt? Die Kinder beschließen, den Dingen auf den Grund gehen und beginnen mit ihren Ermittlungen…

Erzählt wird die Geschichte lebendig, kindgerecht und gut verständlich aus Leons Sicht in Gegenwart. An manchen Stellen sind handschriftlich von Emily witzige Bemerkungen eingefügt. Zwischen dem Text finden sich kleine Bilder von Gegenständen oder Tieren, die mit der Handlung zu tun haben. Diese wiederholen sich teilweise. Die Kinder sind im Buch nicht abgebildet, nur auf dem Cover.
Die Schrift ist normal groß, die Kapitel haben einen leicht zu bewältigenden, übersichtlichen Umfang. Kinder ab neun Jahren werden das Buch selbständig lesen können. Zum Vorlesen eignet es sich auch für jüngere Kinder.

Die drei Freunde sind ziemlich verschieden, Leon freut sich sehr auf den Urlaub, muss aber dummerweise am längsten darauf warten, denn seine Freunde reisen stets ein paar Tage früher an. Leon mag es, wenn alles wie immer ist. Da stört ihn Charlies Anwesenheit gewaltig, zumal er ihr immer noch frühere Fehler vorhält und ihr nicht verzeihen kann. Jakub zeltet mit seinem Vater. Er ist ziemlich sportlich, trägt ein Hörgerät und ist meistens die Ruhe in Person. Emily verbringt die Ferien mit ihrer Oma, die Engländerin ist, in deren Wohnwagen. Das Mädchen ist praktisch veranlagt und in handwerklichen und handarbeitstechnischen Dingen außergewöhnlich geschickt. Charlie, Leons Cousine, wirkt auf den ersten Blick ziemlich verrückt, schrill und aufdringlich, aber das ist nur der äußere Schein. Die Beziehung zwischen Charlie und Leon einerseits und die Freundschaft der drei „alteingesessenen“ Camper andererseits bestimmt die gelungene Figurenkonstellation. Mit den Kindern werden sich die jungen Leser leicht identifizieren können.

Camping kann ziemlich aufregend und spannend sein. Im Hollercamp geht es jedenfalls ganz schön geheimnisvoll und rätselhaft zu. Was die Freunde erleben, entwickelt sich zu einem echt spannenden Urlaubskrimiabenteuer, das ich im Nu verschlungen habe. Es werden ganz beiläufig Themen wie Vorurteile und falsche Verdächtigungen angesprochen. Gut gefallen hat mir, wie selbstverständlich und natürlich alle Beteiligten auf Jakubs Behinderung, seine Schwerhörigkeit, reagieren. Sensibel und feinfühlig befasst sich Autorin Lena Hach zudem mit Streitigkeiten von Eltern und der Rolle der Kinder dabei. Das Ende empfand ich als zu abrupt, die Handlung wird nicht richtig abgeschlossen. Der zweite Band ist zwar schon erschienen und es kann übergangslos mit der Geschichte weitergehen, trotzdem, hätte ich einen weniger plötzlichen Schluss bevorzugt.
Dennoch für mich ein stimmig aufgebauter, mitreißender und kurzweiliger Kinderkrimi für Mädchen und Jungen, der mich neugierig auf die weiteren Missionen der Truppe macht.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Ein Roman wie das Leben selbst: ehrlich und ungeschönt, komisch und tragisch

Gespenster
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„Ich bin wie eine Raststätte auf der Autobahn. Jeder weiß, da bekommt man immer einen Tee und ein Käsesandwich. Bei mir weiß man, was man kriegt. Ich wirke vertraut. Und Männer mögen alles, was vertraut ...

„Ich bin wie eine Raststätte auf der Autobahn. Jeder weiß, da bekommt man immer einen Tee und ein Käsesandwich. Bei mir weiß man, was man kriegt. Ich wirke vertraut. Und Männer mögen alles, was vertraut ist. Sie wissen das selbst nicht, aber so ist es.“

Nina ist gerade 32 Jahre alt geworden. Viele ihrer Freundinnen sind mittlerweile verheiratet oder Mütter. Da die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund Joe gescheitert ist - aus Liebe wurde Freundschaft- meldet sich Nina bei einer Dating-App an. Auf diese Weise lernt sie Max kennen. Zunächst scheint es zwischen den beiden wunderbar zu laufen, bis Max eines Tages einfach aus Ninas Leben verschwindet. Und nicht nur das bereitet Nina Kummer, ihr Vater leidet an Demenz und zu einer früheren guten Freundin verliert sie den Draht.

Autorin Dolly Alderton erzählt unkompliziert und flüssig aus Ninas Perspektive in Ich-Form. Sie schreibt herrlich direkt, erfrischend ehrlich und voller Humor. Da finden sich reihenweise amüsante Stellen wie diese: „Wenn ich mich besonders verzweifelt fühlte, rechnete ich mir manchmal aus, wie viele Minute meiner verbleibenden Lebenszeit ich, sollte ich fünfundachtzig werden, damit verbringen würde, die Härchen von meiner Oberlippe zu zupfen, und anschließend stellte ich mir vor, wie viele Fremdsprachen ich in derselben Zeit hätte lernen können.“

Nina ist eine sympathische Figur, die nachvollziehbar und authentisch geschildert wird und mit der ich mich gut Identifizieren konnte. Sie steht stellvertretend für viele Singles Anfang dreißig, die darauf warten „anzukommen“. Nina wird permanent mit den anstrengenden Eigenarten ihrer Mitmenschen konfrontiert. Ninas Freundin Katherine sieht, seit sie Mutter geworden ist, nur noch sich und ihre eigene Situation, ihren eigenen Kosmos. Da verhält sie sich oft rücksichtslos und unsensibel. Nina nimmt das relativ gelassen und denkt sich meist ihren Teil. Auch die Launen und kleinen Verrücktheiten ihrer Mutter, die urplötzlich mit einem neuen Namen angesprochen werden möchte, erträgt sie irgendwie. Mit der fortschreitenden Demenz ihres Vaters hat die zupackende, pragmatische Nina allerdings große Probleme. Es tut ihr weh, ihren Vater, der früher mit Leidenschaft unterrichtet hat und so feinfühlig, sanft und neugierig war, so verändert zu erleben, verschwinden zu sehen. Dolly Alderton hat sehr unterhaltsame Figuren konstruiert, sie sind grundsätzlich stimmig und glaubwürdig, an einigen Stellen bewusst auch etwas klischeehaft übertrieben und überzeichnet. Lola, Ninas letzte Singlefreundin, benimmt sich oft so überdreht und absurd, dass es nicht ganz realistisch wirkt, aber gerade diese Überdrehtheit macht sie zu so einem witzigen und unterhaltsamen Charakter. Vor allem die männlichen Figuren haben mit den Geistern der Vergangenheit und Beziehungsängsten zu kämpfen.

„Gespenster“ stellt auf amüsante Art die Probleme der Generation der Frauen um die Dreißig dar. Jede in der Geschichte vorkommende Frau wünscht sich anzukommen. Aber egal, welchen Weg sie gewählt hat, ihr Ziel hat bisher keine der Frauen erreicht. Nina macht von allen noch den ausgeglichensten Eindruck. Den Konflikt, der zwangsläufig auftritt, wenn Frauen unterschiedliche Lebensmodelle führen, schildert Alderton sehr anschaulich und realistisch. Die Autorin zeigt sehr treffend, wie Frauen sich entwickeln, sobald sie eine Familie gründen. Zu glauben, man könnte einfach so weiterleben wie vorher, bleibt da meist nur Illusion. Mit Kindern ändern sich zwangsläufig die Beziehungen zu anderen. Aber auch die verkrampfte Suche nach einer Partnerschaft gestaltet das Leben von Frauen kompliziert. Die richtige Balance und Entspannung zu finden, ist für Frauen in den Dreißigern eine besondere Herausforderung. Hinzu kommt, dass manche Männer mit sich und ihrer Geschichte hadern, was den Frauen zusätzliche Probleme bereitet. Wiederholt wird in „Gespenster“ das neue und in letzter Zeit häufig zu beobachtende Phänomen „Ghosting“ thematisiert, in dem sich die Bindungsunfähigkeit mancher Personen sehr deutlich offenbart.
Alderton schildert auf den ersten Blick „nur“ Ninas 33. Lebensjahr, ihr Buch liefert aber gleichzeitig einen ungeschönten, ehrlichen, witzigen, aber auch tragischen Blick auf eine ganze Generation und überzeugt durch seine sympathische Heldin. Ein Roman mitten aus dem Leben und genau wie das Leben, mit seinen ständigen Aufs und Abs.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Eine etwas andere magische Klasse: phantasievoll, witzig und mit wichtiger Botschaft

Die Schule der magischen Missgeschicke – Der erste Tag
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Nory Horace ist Fluxerin. Sie kann die Gestalt von verschiedenen Tiere annehmen. Aber leider geht ihr beim Zaubern in der Regel etwas schief. Statt in ein bestimmtes Tier, verwandelt sie sich oft in Mischungen ...

Nory Horace ist Fluxerin. Sie kann die Gestalt von verschiedenen Tiere annehmen. Aber leider geht ihr beim Zaubern in der Regel etwas schief. Statt in ein bestimmtes Tier, verwandelt sie sich oft in Mischungen aus zwei Tierarten, verliert die Kontrolle und richtet Unheil an. Norys Vater ist Direktor der Genie-Akademie und erwartet von Nory, dass sie wie ihre Geschwister Dalia und Laurence an seiner Schule aufgenommen wird. Doch leider rasselt sie mit Pauken und Trompeten durch die Aufnahmeprüfung. Daher zieht Nory zu ihrer Tante Margo, um die Dunwiddle-Zauberschule zu besuchen. Auch ihre Klassenkameraden dort sind wie Nory Murks- oder Zickzack-Zauberer. Klar, dass es in so einer Klasse nie langweilig wird…

Das Autoren-Trio Sarah Mlynowski, Lauren Myracle und Emily Jenkins schreibt kindgemäß und gut verständlich. Die Geschichte lässt sich schön flüssig (vor-)lesen. Besonders humorvoll und unterhaltsam sind die Passagen von Norys Verwandlung beschrieben: „Da ist kein Fisch, beschwor Menschen-Nory Katzen-Nory. Ihr Vater aß gerne geräucherten Lachs zum Frühstück. Der Geruch hing noch an seinen Händen, das war alles. Aber Katzen-Nory hörte nicht auf Menschen-Nory.“ Bei all dem Widerstreit der verschiedenen Persönlichkeiten wird es oft ganz schön verwirrend und gleichzeitig können die Leser prima nachvollziehen, was im beschriebenen Moment in Nory vorgeht, welche Gefühle und Instinkte miteinander streiten. Dorothee Mahnkopf hat zu den Leseabschnitten „Vignetten“ gestaltet. Am Anfang jedes Kapitels findet sich ein größeres, ansprechendes Schwaz-Weiß-Bild, das sich auf das folgende Kapitel bezieht und neugierig macht.
Das Buch richtet sich an Leser ab acht, neun Jahren, zum Vorlesen eignet es sich auch für jüngere Kinder ab sieben Jahren.

Nory hat es schwer. Sie fühlt sich wegen ihrer Murks-Zauberei unwohl und allein. Sie wäre gerne so normal wie ihre Geschwister. Das Mädchen leidet sehr darunter, dass sich ihr Vater für sie schämt. Nory hat deshalb natürlich Schwierigkeiten, sich selbst zu akzeptieren, wie sie ist. Sie möchte ihre „unnormale Seite“ in sich ausschließen. In der Zickzack-Klasse lernt sie viele andere Kinder mit ähnlichen Problemen kennen: Elliot, ein Fackler, der alles, was er in Brand setzt hinterher frostet, Pepper, die nicht wie andere Flauscher einen speziellen Zugang zu Tieren hat, sondern sie wie ein Faucher garantiert erschreckt, Flieger Andrés, der nicht mehr aufhören kann zu fliegen oder Fluxer Baxter, der sich statt in Tiere in Gegenstände verwandeln kann. Alle Charakter sind besonders, phantasievoll und originell. Lehrerin Miss Star mit ihrer verständnisvollen, sensiblen und einfühlsame Art hat es meinen Kindern und mir besonders angetan.

Manche Kinder sind anders, aber eben nicht abwertend vermurkst, sondern „Zickzack“. Dass sie dabei aber durchaus das Zeug zu Superhelden haben, zeigt die „Schule der magischen Missgeschicke“ gerade zum Ende hin eindrucksvoll. Der Schlüssel zum Erfolg und zum Glücklichsein liegt nicht darin, besondere Fähigkeiten und Wesensmerkmale in sich zu unterdrücken, sondern sie anzunehmen. „Es geht nicht darum, eure Gefühle zu kontrollieren, ihr müsst sie verstehen!“ fasst es Miss Star zusammen. Das begreift Nory im Verlauf der Geschichte. Und während das Buch klar macht, wie wichtig es ist, sich und andere zu akzeptieren, wird der Umstand, dass manche eben anders sind, auf sehr komische Weise dargestellt. So gehören zum Inventar der Zickzackschule Regenschirme, falls es im Klassenzimmer zu plötzlichen Regenfällen kommen sollte oder eine Schubkarre zum Transport von medizinischen Notfällen ins Krankenzimmer.
Ein einfallsreiches, unterhaltsames, komisches und magisches Schulabenteuer über Freundschaft und darüber, dass gerade Anderssein eine Gemeinschaft bereichert. Wer „School of Talents“ mochte, wird auch an der „Schule der magischen Missgeschicke“ seine Freude haben.

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