Profilbild von Hyperventilea

Hyperventilea

Lesejury Star
offline

Hyperventilea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hyperventilea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2020

Magisches Märchenabenteuer über das Anderssein

Der Zauber von Immerda 1 – Die Suche nach dem verschwundenen Dienstag
0

Alle sind wichtig und werden gebraucht. Aber manche ziehen einfach ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf sich als andere.“

Anemona lebt in Immerda und verfügt über magische Fähigkeiten. Doch mit diesen ist ...

Alle sind wichtig und werden gebraucht. Aber manche ziehen einfach ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf sich als andere.“

Anemona lebt in Immerda und verfügt über magische Fähigkeiten. Doch mit diesen ist sie alles andere als zufrieden. Denn während ihre Schwester beispielsweise einen Pflug samt Esel alleine durch die Kraft ihrer Gedanken hoch heben kann, ist Anemona lediglich in der Lage, verschwundenen Dinge wiederzufinden. Doch gerade diese so unspektakulär wirkende Fähigkeit ist nun gefragt. Die berühmteste Hexe von ganz Immerda, Moreg Vaine, bittet Anemona um ihre Hilfe: Der letzte Dienstag ist komplett aus der Erinnerung der Leute verschwunden und Anemona soll herausfinden, wo der Tag abgeblieben ist. Das Mädchen begibt sich auf die Suche und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer.

Dominique Valentes Geschichte ist zwar in klarer, verständlicher und anschaulicher Sprache geschrieben, anfangs musste ich mich aber erst ein wenig in die „zeitlosen“, dadurch etwas unmodern erscheinenden Formulierungen „einlesen“. Kinder ab neun, zehn Jahren können den Text sicherlich schon eigenständig bewältigen und werden an den oft humorvollen Darstellungen ihre Freude haben. Dabei motivieren die kleinen witzigen Illustrationen zusätzlich.

In Immerda leben unzählige unterschiedliche, teils magische Geschöpfe. Auf ihrer Suche lernt Anemona daher einige individuelle Charaktere kennen: Dunkelseher, Drachen oder Trolle....Begleitet wird sie z.B. von Oswald, einem Kobold in Katzengestalt. Sehr phantasievoll schildert die Autorin die einzelnen originellen Figuren. Obwohl die bescheidene, ängstliche Anemona anfangs unscheinbar wirkt und glaubt, nichts Besonderes zu sein, leistet sie im Lauf der Geschichte ganz und gar Beachtliches. Ihre Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit, Eigenschaften, die in Immerda sonst nicht viel wert sind, sind ihr dabei eine entscheidende Hilfe.

Es macht Spaß, in das magische Land „einzutauchen“ und sich ganz auf die Geschichte einzulassen. Immerda ist keine heile Hochglanzwelt. Mitunter geht es da recht düster und dreckig zu. Ein wenig verworren und nicht immer ganz logisch und stringent kam mir die Handlung manchmal schon vor, aber im Großen und Ganzen ist der Aufbau spannend und nachvollziehbar. Da Magie eine große Rolle spielt, dürfen für mich durchaus manche „Fragezeichen“ stehen bleiben.
„Der Zauber von Immerda- Die Suche nach dem verschwundenen Dienstag“ ist eben ein Märchen. Ein Märchen mit schöner Botschaft:
Alle Menschen sind unterschiedlich, Anderssein zu dürfen ist wichtig und bereichert. „Seltsame Menschen sind die besten von allen“, findet gar Moreg Vaine.

Auch diese zauberhafte Geschichte ist etwas anders und genau daher lesenswert. Denn nicht selten sind seltsame Geschichten die besten von allen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2020

Leseglück

Unsere kleine Insel
0

Nele wohnt seit knapp einem Jahr auf der Hallig. Anfangs war es eine große Umstellung, sich an das Leben dort zu gewöhnen, zumal das Mädchen vorher in der Großstadt Köln zu Hause war. Doch mittlerweile ...

Nele wohnt seit knapp einem Jahr auf der Hallig. Anfangs war es eine große Umstellung, sich an das Leben dort zu gewöhnen, zumal das Mädchen vorher in der Großstadt Köln zu Hause war. Doch mittlerweile ist Nele rundum glücklich. Denn dass die Hallig klein ist und sehr wenige Einwohner hat, heißt nicht, dass es dort langweilig ist. Ganz im Gegenteil: An manchen Tagen passiert so viel, dass es fast in ein ganzes Buch passt und dass Nele nach dem Abendessen und Zähneputzen sofort einschläft...

„Unsere kleine Insel“ ist aus Neles Sicht geschrieben. Sie erzählt in der Ich-Perspektive verständlich, abwechslungsreich und sehr anschaulich. Beim Lesen hatten wir fast das Gefühl, sie spricht nur persönlich zu uns. Ich habe das Buch meinen Kindern (vier, sechs und acht Jahren) vorgelesen. Selbst die Vierjährige hat sehr gerne und aufmerksam zugehört. Karin Lindermanns niedliche Bilder passen perfekt zur Geschichte und wurden von meinen Kindern immer wieder gerne genauer betrachtet.

Die Bewohner der Insel werden sehr authentisch dargestellt. Da gibt es die aufgeweckte, neugierige Nele, ihre beste Freundin Lisa, Neles lustigen Opa, der wirklich immer zu Späßen aufgelegt ist, den schweigsamen Torben und seinen noch wortkargeren Vater oder den etwas griesgrämigen Mattes, der sich zwar gerne über alle möglichen Dinge beschwert, aber das Herz doch am rechten Fleck hat. Irgendwie mag man sie alle.

Recht viel passiert auf der Hallig und in der Geschichte nicht, es geht hauptsächlich um den Alltag, aber der ist nun wirklich etwas ganz Besonderes, sehr „ursprünglich“ und immer mit der Natur verbunden. Kleine Ereignisse wie die Geburt eines Lammes oder ein Regentag haben dort eine große Bedeutung für alle. Die Geschichte vermittelt eine wunderbare Stimmung, eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre. Alles wirkt so friedlich, harmonisch und „entschleunigt“. Auf der Hallig ist die Welt noch in Ordnung.

Wir haben Rüdiger Bertrams Buch sehr genossen. Für uns war es definitiv „Leseglück“, wie ein Urlaub auf dem Bauernhof - oder auf einer kleinen Insel, Pardon natürlich Hallig. Es muss gar nicht immer nur „Action“ sein. Manchmal darf ruhig alles etwas beschaulicher und langsamer zugehen und dann ist dieses Buch genau das Richtige. Eine Geschichte „für alle, die das Meer lieben- also für alle“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2020

Nette, etwas belanglose Geschichte

Die Frauen von Richmond Castle
0

Im Sommer 1925 feiert Ishbel Christina Camberwell, genannt Blue, im Garten ihres Elternhaus Richmond Castle, einem georgianisches Reihenhaus, mit Familien und Freunden ihren 21.Geburtstag und damit ihre ...

Im Sommer 1925 feiert Ishbel Christina Camberwell, genannt Blue, im Garten ihres Elternhaus Richmond Castle, einem georgianisches Reihenhaus, mit Familien und Freunden ihren 21.Geburtstag und damit ihre Volljährigkeit. Ihr Vater Kenneth fordert - in ziemlich angetrunkenem Zustand- alle potentiellen Verehrer seiner schönen Tochter auf, mit einem anonymen Brief um Blue zu werben. Im nächsten Jahr am gleichen Tag werde Blues „Entscheidung für einen Anwärter“ verkündet. Blue interessiert sich jedoch mehr dafür, Schriftstellerin zu werden als einen Ehemann zu finden und ist daher über Kenneths Rede ziemlich verärgert. Außer diverser anonymer Briefe wird das nächste Jahr aber noch ganz andere, viel bedeutendere Ereignisse für Blue, ihren Vater Kenneth, Stiefmutter Midge, Schwester Merrigan und Delphine, die neue Freundin der Familie, bringen. Dabei kommt eine traurige Wahrheit aus der Vergangenheit ans Licht, die die Familie vor eine große Herausforderung stellt...

Tracey Reeses „Die Frauen von Richmond Castle“ liest sich gut verständlich, flüssig und unkompliziert. Die Sprache wirkt meistens authentisch und ich bekam beim Lesen einen recht guten Eindruck von Blues Leben im England der 20er Jahren, fühlte mich gar stellenweise in diese Gesellschaft hineinversetzt. Der zu häufige und penetrante Gebrauch der Anrede „Darling“ ging mir aber leider manchmal ziemlich auf die Nerven.

Die Frauen von Richmond sind nachvollziehbar, aber recht eindimensional und einfach gezeichnet: Blue ist herzensgut und etwas naiv, Midge fürchtet, ihrer Vorgängerin Audra, Kenneth verstorbener Ehefrau, nie das Wasser reichen zu können und immer nur die Nummer Zwei zu bleiben und Delphine bleibt - ebenso wie Vater Kenneth - ziemlich blass und farblos. Schön, dass die Camberwells, so gänzlich vorurteilsfrei, Delphine in ihrer Mitte aufnehmen und ihr helfen, sich vor dem gewalttätigen Ehemann zu schützen. Im wahren Leben wird der gesellschaftliche Unterschied aber vermutlich doch eine größere Rolle gespielt haben...

Die Geschichte war stellenweise interessant, unterhaltsam und angenehm zu lesen, ein schönes, nettes Märchen mit Tragik, aber wenig Tiefgang. Recht vorhersehbar und mit einigen Längen, so richtig gepackt hat mich der Roman nicht. Eine strafferer Erzählweise und eine größerer Konzentration auf das Wesentliche hätten für mich den Aufbau etwas stimmiger gemacht.

Insgesamt eine nette, etwas belanglose Geschichte mit einfach gestrickten Figuren, die durchaus für Ablenkung und Unterhaltung gut ist, aber danach ziemlich schnell wieder in Vergessenheit gerät.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2020

Phantastisch in jeder Hinsicht

Emmi & Einschwein 5. Ein Fall für Sherlock Horn!
0

In Wichtelstadt treibt ein Dieb sein Unwesen und stiehlt nachts klammheimlich die Fluglichter ganzer Straßen. Die plötzliche Dunkelheit führt dazu, dass Henk einen Unfall mit einer Fee hat und von dieser ...

In Wichtelstadt treibt ein Dieb sein Unwesen und stiehlt nachts klammheimlich die Fluglichter ganzer Straßen. Die plötzliche Dunkelheit führt dazu, dass Henk einen Unfall mit einer Fee hat und von dieser beschuldigt wird, nicht richtig aufgepasst zu haben. Das wollen aber Emmi und Einschwein nicht auf Henk sitzen lassen. Sie beschließen zu „polizieren“ und den Verbrecher auf eigene Faust zu überführen. Dabei wird Einschwein zum berühmten Detektiv Sherlock Horn.....

Die Geschichten um Emmi und Einschwein sind altersgemäß und gut verständlich, aber vor allem extrem witzig formuliert. Der Text enthält unzählige tolle Wortspielereien, so machen Emmi und Einschwein z.B. keine Dummheiten, sondern „Klugheiten“ und der „Dieb-Stahler moppelt“ Dinge. Bei diesem originellen Sprachstil mit Einschweins genialen eigenen Sprachkreationen macht das Vorlesen einfach nur großen Spaß. Die dazugehörigen Bilder von Susanne Göhlich übrigens auch, sie passen perfekt.

Anna Böhms Charaktere in „Emmi und Einschwein ein Fall für Sherlock Horn“ sind phantastisch in jeder Hinsicht. In der unglaublichen Welt von Wichtelstadt gibt es wirklich nichts, was es nichts gibt. Und auch dieses Mal hat sich die Autorin erneut selbst übertroffen und viele neue wunderbar skurrile Figuren und Fabelwesen erfunden. Einschwein, wie immer liebenswert und saukomisch, ist ohnehin eine Klasse für sich. Ich bin sicher, jeder, der Einschweins Geschichten kennt, hätte nichts dagegen, selbst so einen quirligen, gewitzten, einfallsreichen und obendrein ziemlich schlauen Mitbewohner zu haben. Mamas neuer Kollege, der humorlose und überkorrekte Herr Pempel und seine Petzekatze Petra haben bei uns ebenso für viele Lacher gesorgt. Fabelwesen müssen also nicht zwangsläufig nett, umgänglich und sympathisch sein, sonst wäre das Ganze ja irgendwie langweilig.

Langweilig ist der Fall für Sherlock Horn definitiv nicht. Er ist nicht nur Dank der einzigartigen Charaktere unglaublich komisch, die Handlung ist auch durchgehend spannend, logisch und nachvollziehbar aufgebaut und zwingt regelrecht zum Mitfiebern und Miträtseln.

Ein Kinderbuch, das keine Wünsche offen lässt. Kleine Leser ab acht, Zuhörer ab fünf Jahren werden an diesem Buch garantiert große Freude haben. Selten waren ich und meinen Kindern (vier, sechs und acht Jahre) ausnahmslos so begeistert von einem Buch, haben gemeinsam so viel gelacht und wurden derart von der Handlung mitgerissen. Ein besonderer Glücksgriff! Wir können den nächsten Fall von Sherlock Horn schon jetzt kaum mehr erwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2020

Interessant und geschickt aufgebauter Roman mit unnahbaren Figuren, der mitreißt, aber auch deprimiert

Zweimal im Leben
0

Lucian und Catherine sind jung, ein glückliches Paar, wie füreinander geschaffen, verbunden durch die große einzig wahre Liebe. Doch aus heiterem Himmel verlässt Catherine Lucian eines Tages und verschwindet ...

Lucian und Catherine sind jung, ein glückliches Paar, wie füreinander geschaffen, verbunden durch die große einzig wahre Liebe. Doch aus heiterem Himmel verlässt Catherine Lucian eines Tages und verschwindet aus seinem Leben, ohne ein Wort der Begründung. Fünfzehn Jahre später befindet sich Catherine in einer Klinik in psychiatrischer Behandlung. Sie hat nach einem traumatischem Ereignis zu sprechen aufgehört. Die Gründe für ihr Schweigen liegen unter anderem in der Vergangenheit und hängen auch mit dem Tag zusammen, der vor 15 Jahre alles veränderte.....

Clare Empson Roman „Zweimal im Leben“ liest sich - was den Schreibstil betrifft- unkompliziert, klar und verständlich. Die Geschichte ist aus Sicht der beiden Protagonisten Catherine und Lucian geschrieben und ist in fünf Erzählstränge gegliedert: Catherine vor 15 Jahren, Catherine vor vier Monaten, Catherine heute, Lucian vor 15 Jahren und Lucian vor vier Monaten. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive verwirrte mich anfangs etwas, doch nach kurzer Anlaufzeit hatte ich mich dann recht schnell daran gewöhnt. Durch diese ungewöhnliche Erzählweise liest sich der Roman abwechslungsreich und interessant.

Die Figuren des Romans haben allesamt eines gemeinsam, sie sind über weite Strecken ziemlich unglücklich. Catherine und Lucian werden recht ausführlich und plausibel dargestellt, ihr Handeln ist zwar irgendwie nachvollziehbar, aber nicht immer verständlich und logisch. Die Magie der besonderen Beziehung zwischen Catherine und Lucian, was ihre so große Liebe ausmacht, hat sich mir nicht deutlich erschlossen. Darüber wurde viel geschrieben, zu spüren war es für mich allerdings nicht. Dass die beiden so sensiblen und emphatischen Figuren es einfach nicht schaffen, miteinander zu sprechen, war für mich ebenso nicht sehr überzeugend. Richtig nahe kamen mir die beiden Figuren daher leider nicht. Auch die anderen Charaktere waren mir größtenteils nicht sympathisch. Lucians Freundeskreis beispielsweise besteht überwiegend aus reichen, verantwortungslosen Egoisten, die keine Rücksicht nehmen und denen andere - auch nahe Freunde- völlig egal zu scheinen sein. Das hat mich ziemlich abgeschreckt und befremdet. Ich habe mich öfter gefragt, warum der feinfühlige Lucian nicht merkt, dass in seinem direkten Umfeld einiges ganz schön schief läuft.

Die Geschichte um Lucian und Catherine war sehr packend, bis zum Schluss wurde ich von der Entwicklung des Plots, den dramatischen Ereignissen überrascht. Die Spannung wurde auch durch den ständigen Wechsel der Sichtweisen immer hochgehalten, in jedem Erzählstrang entwickelt sich die Handlung hin zur Katastrophe. Sehr geschickt und gekonnt inszeniert!

Dem Klappentext nach hatte ich eine schöne, melancholische und tiefe Liebesgeschichte erwartet, dramatisch, aber nicht deprimierend. Genau das ist der Roman aber für mich: tieftraurig, fast schockierend, voller schrecklicher, desaströser Ereignisse, ohne viel Zuversicht. Die - trotz aller Emotionalität- unnahbaren Figuren bleiben zu passiv, resignieren, ergeben sich zu sehr ihrem Schicksal, ohne sich dagegen zu wehren und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Unterhaltsam, spannend, Zerstreuung ja, aber auch ziemlich fatalistisch. In der momentanen Situation hätte mir eine positivere, optimistischere Grundstimmung und etwas weniger -hier fast plump wirkende- Melodramatik besser gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere