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Veröffentlicht am 14.08.2024

An einem Tag um die Welt - bunte, originelle Bilderbuchreise durch den Zoo

Die große Weltreise durch den Zoo
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Als Zoodirektor Alfred Ungestüm allen Tieren im Zoo einen Tag Urlaub verspricht, sind die Tiere sehr aufgeregt. Alle Tiere haben eine ganz genaue Vorstellung, wie und wo sie den Tag verbringen wollen. ...

Als Zoodirektor Alfred Ungestüm allen Tieren im Zoo einen Tag Urlaub verspricht, sind die Tiere sehr aufgeregt. Alle Tiere haben eine ganz genaue Vorstellung, wie und wo sie den Tag verbringen wollen. Doch die Pläne sind so unterschiedlich, dass es unmöglich ist, allen gerecht zu werden. Schließlich kann man nicht gleichzeitig an einem Tag in die Oper nach Sydney, zum Eiffelturm nach Paris und dann auch noch Schlitten fahren. Da hat Ignaz Igel Igel eine besondere Idee. Ob er es schafft, alle Wünsche zu erfüllen?

Die Geschichte ist klar, lebendig und kindgerecht formuliert, sie lässt sich flüssig und mühelos vorlesen. Vor allem überzeugt das Buch durch seine bunten, detaillierten und sehr witzigen Gute-Laune-Illustrationen. Die gezeichneten Figuren sehen drollig und charakteristisch aus. Überhaupt sind die Bilder der Geschichte ein absoluter Hochgenuss, es gibt sehr viel darauf zu entdecken. Das Buch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Dass die Tiere sehr unterschiedlich sind, teilweise völlig untypische, überraschende Hobbys haben, gefällt mir. Welcher Elefant interessiert sich sonst schon für Porzellan? Welches Nilpferd für die englische Monarchie? Der Zoodirektor und sein Freund Ignaz Igel sind ebenso ein wirklich ungewöhnliches Paar. Sie haben gemeinsam schon einige Abenteuer bestritten und können sich stets aufeinander verlassen. Ignaz Igel hat zweifelsohne die tollsten Ideen und schafft es immer wieder, allen gerecht zu werden. Eine bunte, witzige, vielfältige originelle Figurentruppe macht diesen Zoo aus.

Bisher hat uns jedes Buch der Reihe rundum überzeugt. Ignaz Igel bewältigt zuverlässig die kniffligsten Herausforderungen. Auch hier beweist er Phantasie und großen Einfallsreichtum. Man darf gespannt sein, wie so eine von ihm organisierte Weltreise durch den Zoo abläuft.
Das Buch zeigt eindrücklich, wie wertvoll Kompromisse sein können. Wenn alle Interessen berücksichtigt werden, sind hinterher alle viel zufriedener, als wenn nur einer bestimmt. Eine wichtige und kluge Botschaft.
Auch Erwachsene werden an dem Buch ihren Spaß haben, so finden sich in den Bildern humorvolle Anspielungen auf berühmte Bilder und Bauwerke. Den Kindern werden sicher ebenso einige der Abbildungen bekannt vorkommen. Beim Lesen werden sich daher garantiert spannende Diskussionen ergeben, bei dem Kinder ihr Wissen vertiefen und erweitern können. Das Buch lässt sich auch wunderbar im Kindergarten oder in den ersten zwei Jahrgangsstufen der Grundschule in verschiedenen Fächer z.B. als Gesprächsanlass einsetzen.
Für mich ein weiteres sehr gelungenes, buntes, lustiges und motivierendes Bilderbuch der Reihe. Wer die bisherigen Geschichten um den ungewöhnlichen Zoo mochte, wird auch diese lieben.

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Veröffentlicht am 11.08.2024

Recht langsam erzählter, atmosphärischer Schwedenkrimi mit schwieriger Hauptfigur

Im Unterholz
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„Ich mochte diese Eigenschaft an mir nicht: immer das Schlimmste zu befürchten und es mir zugleich insgeheim herbeizuwünschen.“

In einem Wald unterhalb eines Hochsitzes im schwedischen Jämtland wird die ...

„Ich mochte diese Eigenschaft an mir nicht: immer das Schlimmste zu befürchten und es mir zugleich insgeheim herbeizuwünschen.“

In einem Wald unterhalb eines Hochsitzes im schwedischen Jämtland wird die Leiche einer Frau gefunden. Das Opfer wurde offensichtlich ermordet. Die ehemalige Journalistin Vera bekommt von ihrem früheren Chef den Auftrag, den Fall näher zu untersuchen. Ob es Vera, die aktuell als Hilfslehrerin arbeitet und mit einigen privaten Sorgen zu kämpfen hat, gelingt, die Hintergründe des Mordes aufzudecken? Sie muss dabei äußerst vorsichtig vorgehen, um nicht vom Täter bemerkt zu werden und selbst in sein Visier zu geraten…

Der Roman schildert Veras Anstrengungen, die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Zwischendurch geht es in einigen Passagen auch um die junge Maria, deren Freundin Elisabeth mit dem Auftauchen einer neuen Klassenkameradin plötzlich das Interesse an Maria verliert. Wie beide Handlungsstränge zusammenhängen, klärt sich im Verlauf nachvollziehbar. Die Geschichte ist bildhaft, lebendig und abwechslungsreich formuliert, liest sich angenehm unkompliziert und flüssig.

Die 56-jährige Vera steckt in der Krise, sie muss mit einigen persönlichen Niederlagen umgehen: Ihre Ehe ist gescheitert. Ihr Vater wohnt im Pflegeheim. Ihre Arbeit als Journalistin hat Vera verloren, weil die Zeitung bei der sie beschäftigt war, eingestellt wurde. Während sie für den Journalismus eine große Leidenschaft hegt, erledigt Vera ihre aktuelle Tätigkeit an der Schule nur halbherzig und wenig motiviert. Außerdem ist Veras Wohnung ein einziges Provisorium. Zusätzlich hat die Protagonistin mit den Auswirkungen der Wechseljahre zu kämpfen. Immer wieder verliert sie die Kontrolle und stürzt mit Erinnerungslücken ab. Vera ist keine glatte, perfekte, eher eine in vieler Hinsicht versehrte, vom Leben gezeichnete Hauptfigur. Sie tat mir - so wie sie sich selbst auch - leid. Identifizieren konnte ich mich mit Vera allerdings nicht so recht, weil ich ihr Verhalten oft nicht ganz nachvollziehen konnte. Für mich hätte Vera gerade im Privatleben mehr Willen und Mut zur Veränderung zeigen können, sie war mir in diesem Lebensbereich einfach zu passiv. Zum Glück hat Vera Mitmenschen, die sie unterstützen und die sie aus ihrem Tief befreien möchten. Bleibt zu wünschen, dass ihnen das irgendwann gelingen mag.
Bemerkenswert finde ich, dass Vera als Journalistin durchaus Tatendrang und Biss beweist, all das, was ihr im Privaten fehlt.

„Im Unterholz“ hat eine ganz eigene, recht dunkle Atmosphäre. Vera ist vom Leben deprimiert und genau das wird auch sehr authentisch im Roman vermittelt. Sie stößt bei ihren Nachforschungen auf erschütternde, traurige, aber durchaus auch faszinierende menschliche Abgründe. Die Geschichte wird ausführlich, intensiv und schlüssig erzählt. Gerade den Anfang empfand ich als etwas langatmig. Ich tat mich zunächst schwer, in die Handlung hineinzufinden. Dass sich im Verlauf raffinierte Wendungen im Bezug auf das Opfer ergeben, hat mich positiv überrascht. Gekonnt wird hier mit den Erwartungen der Leser gespielt.
Ich lese sehr gerne Skandinavienkrimis. Dieser gehört nicht zu meinen absoluten Favoriten. Sprachlich und und atmosphärisch hat er mich durchaus überzeugt, aber insgesamt war mir „Im Unterholz“ doch zu negativ. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit der ziemlich speziellen Hauptfigur. Dennoch ein lesenswerter Krimi mit interessanter Grundidee.

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Ein echter Kinderbuchschatz mit absolut hinreißenden Figuren

Himbeereis am Fluss
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„Wenn jemand einen hat, um den er sich kümmern muss, der kleiner und ängstlicher ist, dann ist irgendwie nicht mehr so viel Platz da, um selbst Angst zu haben. Deshalb habe ich mir auch jüngere Geschwister ...

„Wenn jemand einen hat, um den er sich kümmern muss, der kleiner und ängstlicher ist, dann ist irgendwie nicht mehr so viel Platz da, um selbst Angst zu haben. Deshalb habe ich mir auch jüngere Geschwister gewünscht, als ich klein war.“


Ida und Oskar sind Geschwister. Sie leben in einem norwegischen Dorf in einem alten, renovierungsbedürftigem, aber gemütlichen Haus hoch oben auf einem Hügel. Ida muss sich oft um den jüngeren Oskar kümmern, der viele lustige, tolle Ideen hat, sie aber häufig nicht ganz bis zum Schluss durchdenkt. Und dann macht ihr noch ein weiteres großes Problem zu schaffen: Mamas Bruder Onkel Øyvind ist ziemlich krank und alle sind deswegen traurig. Ob Oskar da auch etwas einfällt?


Die Geschichte wird aus Idas Sicht in der ersten Person erzählt. Ida schildert, was nach außen hin passiert, lässt die Leser aber auch an ihren Gedanken dazu teilhaben. Die Geschichte ist wunderbar leicht, lebendig, direkt und bildhaft formuliert, Wortwahl und Satzbau wirken authentisch. Das Buch lässt sich angenehm und flüssig vorlesen. Es ist in elf Kapitel, einzelne Geschichten, unterteilt, die meist in sich abgeschlossen sind. Die Titel der Kapitel sind originell und witzig und machen neugierig.
Auf jeder Seite ist eine bunte, passende Zeichnung abgedruckt, die eine Szene aus der Handlung gut erkennbar in Szene setzt und Interesse weckt. Die Illustrationen der Kinder sehen meist sehr niedlich aus, die Gesichtsausdrücke der Personen sind dabei gut getroffen. Das Buch ist zum Selberlesen und Vorlesen geeignet, richtet sich an Kinder ab sieben Jahren.

Ida und Oskar sind ganz wunderbare, sympathische, liebenswerte Kinder. Ida ist acht Jahre alt, verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und weiß genau, was richtig und falsch ist. Sie nimmt Rücksicht auf andere, macht sich oft Sorgen um Oskar und alles andere, denkt viel nach, übernimmt bereitwillig Verantwortung und hadert damit, dass sie älter und größer wird. Immer wieder ist sie hin- und hergerissen, im Zwiespalt, und fragt sich, ob das, was sie tut und fühlt auch angemessen ist. Oskar ist ein echter Sonnenschein. Er sprüht nur so vor Ideen, ist spontan und direkt. Manchmal hat er aber auch Angst und Ida muss ihn beschützen. Ida und Oskar werden sehr einfühlsam und realistisch beschrieben. Sie verbindet eine ganz besondere Geschwisterbeziehung. Und dann sind da noch Mama und Papa, die sehr menschlich und nahbar rüberkommen. Sie sind wie alle Eltern nicht perfekt, kümmern sich aber stets liebevoll um ihre Kinder und geben ihr Bestes. Idas Freunde Arvid und Naia-Maj mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten wirken ebenso realistisch.


Mit Oskar wird es nie langweilig, durch ihn wird Idas Leben viel bunter. Er verursacht mit seiner herrlich unbeschwerten Art allerlei Chaos, macht aber auch vieles leichter und erträglicher. Ida muss traurige Erfahrungen durchleben, mit Verlust und Veränderung, dem Großwerden umgehen. Oskar dabei an der Seite zu haben, ist ein großes Glück. Freilich gibt es auch zwischen Ida und Oskar die üblichen Geschwisterkonflikte, die hier auf ganz wunderbar einfühlsame, sensible Weise dargestellt werden. Immer wieder ist es Oskar, der am Ende alles zum Guten wendet und das meist nie so, wie man es erwartet
Maria Parr erzählt mit viel Humor und Herz mitten aus dem Leben, sie hat ein Händchen für Figuren, die einfach nur absolut hinreißend sind und die man sofort gernhaben muss. „Himbeereis am Fluss“ ist ein bezaubernder Kinderbuchschatz, der beim gemeinsamen Lesen bestimmt Anlass für viele spannende Gespräche gibt. Wir haben uns in Ida und Oskar, die uns so bekannt vorkommen, uns so nahe sind, sofort verliebt und wünschen uns, sie noch länger begleiten zu können.

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Vielseitige, kurzweilige Freundschaftsgeschichte, nicht nur für Pferdenärrinnen

Fest im Sattel
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Norrie und Hazel verbringen jede freie Minute im Pferdestall auf dem Edgewood-Hof, sie lieben Pferde und das Reiten und sind die besten Freundinnen. Als eines Tages Victoria, die vorher auf dem konkurrierenden ...

Norrie und Hazel verbringen jede freie Minute im Pferdestall auf dem Edgewood-Hof, sie lieben Pferde und das Reiten und sind die besten Freundinnen. Als eines Tages Victoria, die vorher auf dem konkurrierenden Waverly-Hof trainiert hat, auf dem Edgewood-Hof auftaucht, ist Norrie skeptisch, möchte diese aber gerne besser kennenlernen. Victoria verhält sich ziemlich abweisend, hat sie doch schlechte Erfahrungen mit Freundschaften unter Reiterinnen gemacht. Norrie ist verständlicherweise beleidigt. Aber vielleicht ändert sich ihr erster Eindruck von Victoria ja noch?

Die Geschichte wird als Comic erzählt. Pro Seite sind drei bis fünf bunte, klar erkennbare Bilder abgedruckt. Hübsch und detailreich sind dabei die Landschaften gezeichnet. Die Figuren sehen nett und sympathisch, aber nicht perfekt „barbiemäßig“ aus, sie haben recht individuelle Gesichter. Die Mimik der Personen ist ausdrucksstark, es wird sofort deutlich, wie sie sich gerade fühlen. Kein Problem ist es, beim Lesen die Reihenfolge der Bilder beim Lesen einzuhalten. Die Geschichte wird meist chronologisch erzählt, selten werden kurze Rückblenden eingeschoben, die helfen, die aktuelle Handlung und bestimmte Verhaltensweisen besser zu verstehen. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren, die nicht so gerne lange Texte lesen.

Dass die Charaktere so unterschiedlich sind, gefällt mir. Victoria ist es gewöhnt, ihr eigenes Geld zu verdienen. Sie mag Pferde, möchte aber auch noch Zeit für andere Hobbys haben. Dass sie ihre beste Freundin verloren hat, nagt an ihr. Um nicht erneut verletzt zu werden, verschließt sie sich. Norrie ist nett, direkt und offen, sie ist eine echte Plaudertasche und redet für Zwei. Das Mädchen leidet unter der Konkurrenz zu seinem erfolgreichen Bruder, der -anders als Norrie- nur Spitzennoten nach Hause bringt. Norries Freundin Hazel ist schweigsam, sehr loyal und hat wie Victoria an einer bestimmten schlechten Erfahrung zu knabbern. Und dann gibt es noch Sam, den einzigen Jungen auf dem Hof, der von seinen Brüdern wegen seiner Pferdeleidenschaft aufgezogen wird. Alle Figuren haben unterschiedlich geartete Probleme. Vielleicht können sie sich ja gegenseitig eine Stütze sein?

Als Kind habe ich hin und wieder gerne Wendycomics gelesen, obwohl ich mit echten Pferden wenig anfangen konnte. „Fest im Sattel“ hat mich direkt in die eigene Kindheit zurückversetzt.
Da kamen schnell nostalgische, schöne Erinnerungen hoch. Gut gefällt mir, dass die Charaktere anders als in den Wendycomics auch Interessen außerhalb ihres Pferdecosmoses haben, so schwärmen sie z.B. für eine Raumschiff-Nerd-Serie. Trekkies und Pferde, sonst eine eher ungewöhnliche Kombination, passen also hier durchaus zusammen.
Der Plot beruht teilweise auf autobiografischen Erfahrungen der Autorin. Das Buch ist nicht nur ein leichter Pferdecomic, sondern eine vielschichtige Geschichte über Zusammenhalt, Freundschaft, Träume, Akzeptanz, Mut und Selbstvertrauen. Es werden viele verschiedene aktuelle Probleme angesprochen wie Konkurrenz in Freundschaft und Familie, Geldnöte, übersteigerter Ehrgeiz oder der Wunsch nach Freiheit. Während bei anderen die Pferdeverrücktheit in Verbissenheit endet, mögen Norrie und Co Pferde sehr gerne, arbeiten auch für ihren Traum, weil sie eben nicht zu den Privilegierten gehören, verlieren sich aber darin nicht. Trotz aller angesprochenen Probleme, ist „Fest im Sattel“ auch ein wunderbares, kurzweiliges Wohlfühlbuch für alle Pferdefans, die sich zusätzlich auch für andere Themen als Pferde interessieren.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Spannend und dramatisch, aber auch recht reißerisch und brutal

Krähentage
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Schon an ihrem ersten gemeinsamen Arbeitstag bekommen es die beiden Ermittler Mila Weiss und Jakob Krogh mit einem ganz besonderen Mordfall zu tun. Die Leiche einer älteren Frau wird gefunden, doch das ...

Schon an ihrem ersten gemeinsamen Arbeitstag bekommen es die beiden Ermittler Mila Weiss und Jakob Krogh mit einem ganz besonderen Mordfall zu tun. Die Leiche einer älteren Frau wird gefunden, doch das Opfer wurde mysteriöserweise nach seinem Tod noch lebend gesehen. Und das Spiel wiederholt sich. Auch ein ermordeter Student scheint nach seinem Tod noch gelebt zu haben. Wie ist das möglich? Und was haben die ausgehungerten Krähen und ihre Botschaft an beiden Tatorten zu bedeuten? Mila und Jakob jagen einen Mörder, der im wahrsten Sinne des Wortes jeder sein könnte. Ob sie ihn finden?

In anschaulicher, klar verständlicher Sprache schildert Benjamin Cohrs, wie Milas und Jakobs Ermittlungen voranschreiten. Teilweise nimmt der Autor auch die Sicht des Mörders ein, beschreibt genau, wie er seine Taten plant und ausführt.

Nicht nur der Mörder, sondern auch die Polizisten Mila und Jakob haben Geheimnisse. Nach außen hin scheint der Familienvater Jakob Krogh ein verlässlicher, rücksichtsvoller und berechenbarer Kollege zu sein, der harmonisch und effektiv mit anderen zusammenarbeitet. Doch ist er das wirklich? Mila hingegen eckt mit ihrer toughen Art häufig an. Sie macht einen etwas verbissen Eindruck, gibt wenig von sich und ihrem Privatleben preis. Beide Figuren wirken etwas holzschnittartig, werden nur oberflächlich, recht einseitig beschrieben und haben trotz ihrer oft angedeuteten Geheimnisse wenig Tiefe. Mit keiner der Hauptfiguren konnte ich richtig mitfiebern.

„Krähentage“ ist ein Thriller mit besonderer, düsterer Atmosphäre. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden und es dauerte, bis ich den Bezug zu Plot und Figuren entwickelte. Ab der Mitte allerdings begann der Roman mich dann zu fesseln, Handlungs- und Lesetempo nahmen deutlich zu. Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen, vor allem Jakobs Geheimnis war für mich nicht stimmig. Auch wenn der Mörder schon von Anfang an bekannt ist, ist das dramatische Finale wirklich spannend und mitreißend gestaltet. Ich wollte unbedingt wissen, wie alles endet. Insgesamt war mir der Thriller allerdings doch zu reißerisch und zu brutal. Ich hätte mir statt der vielen Effekte und Schockmomente gewünscht, dass mehr Wert auf eine intensivere Ausarbeitung der Charaktere und der Beziehungen der Figuren untereinander gelegt worden wäre. Nicht mein Buch, aber ein Thriller für alle unerschrockenen Leser mit starken Nerven, die es düster, actionreich und überraschend mögen.

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