Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
online

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2018

Eine Klinik in Alaska!

Ich töte dich
0

Evelyn Talbot ist die Leiterin einer Klinik in Alaska. "Hanover House" ist keine gewöhnliche Klinik, sondern eine Hochsicherheits- Psychiatrie, in der die gefährlichsten Psychopathen Amerikas einsitzen, ...

Evelyn Talbot ist die Leiterin einer Klinik in Alaska. "Hanover House" ist keine gewöhnliche Klinik, sondern eine Hochsicherheits- Psychiatrie, in der die gefährlichsten Psychopathen Amerikas einsitzen, ihr Verhalten beobachtet und analysiert wird. Als Psychologin kümmert sich Evelyn Talbot auch um die Insassen, und muss sich jeden Tag wieder ihre Erinnerungen stellen. Denn sie wurde als 16 jährige von einem Psychopathen gefangen gehalten und gequält.
Eines Tages wird ein Teil einer weiblichen Leiche gefunden, und Insasse Hugo Evanski, sagt, dass er wisse, wer die Frau getötet habe. Und das nächste Ziel des Mörders sei Evelyn.

Der Start in diese Geschichte ist überaus abstossend , sehr blutig und brutal. Das Setting, eine Klinik in Alaska, ist hervorragend gewählt und die dunkle, düstere Atmosphäre unter all den Psychopathen ist bei mir angekommen. Immer wieder ist man als Leser bei Therapiesitzungen, die Evelyn Talbot mit ihren durch und durch kranken Patienten abhält, dabei…..etwas, was bei mir immer wieder beklemmende Gefühle ausgelöst hat. Thriller pur!
Die Kapitelüberschriften sind jeweils Tätern gewidmet, die sich als Serientäter, Massenmörder, Vergewaltiger, Nekrophile usw, einen Namen gemacht haben. Diese Aussprüche sind widerlich und manchmal hat ein Satz gereicht um bei mir Gänsehaut auszulösen. Wie zum Beispiel die Überschrift im Prolog : "Wenn du eine umbringst, kannst du auch gleich einundzwanzig umlegen" (Mark Martin, britischer Mörder).
Sehr vieles dreht sich um Psychopathen, psychologische Denkweisen und Spielchen. Sehr gute Recherchen und Ausführungen spürt man hier und ich empfand gerade diese Seite der Geschichte als sehr interessant und spannend. Genau so wie die Arbeit der Psychologen beschrieben wurde, stelle ich mir die Arbeit an so einem Ort vor. Sehr authentisch!
Der Schreibstil liest sich gut, ist sehr detailliert und oft sind etliche Infos in die Sätze gepackt. Weniger hat mir gefallen, wie ausufernd die Autorin die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Evelyn und Amarok, dem verantwortlichen Trooper, beschrieben hat. Immer wieder treffen die beiden aus beruflichen Gründen aufeinander, beginnen Gespräche über den Fall und landen sehr oft bei ihrem zentralen Thema: Ob , wann und wie sie Sex miteinander haben werden, sollen, wollen, können. Das empfand ich mit der Zeit als sehr langweilig und langatmig und ich war froh, als sie es endlich hinter sich gebracht haben. Danach haben sich die Gespräche mehr um den Fall gedreht und ich konnte aufatmen.
Die Autorin streut etliche falsche Spuren betreffend Täteridentität. Bis fast zum Schluss habe ich völlig im Dunkeln getappt…Nein. ich war völlig ahnungslos, wer der Mörder ist. Überraschung gelungen !

Veröffentlicht am 30.12.2017

Der etwas andere Thriller

Aus dem Dunkel
0

Annegret Wiesel und Steffen Noack sind die Gründer der Selbsthilfegruppe "Schattenkinder". Sie haben beide ihre Töchter verloren, Annegret ihre vor sieben Jahre verschwundene Tochter Riccarda, Steffen ...

Annegret Wiesel und Steffen Noack sind die Gründer der Selbsthilfegruppe "Schattenkinder". Sie haben beide ihre Töchter verloren, Annegret ihre vor sieben Jahre verschwundene Tochter Riccarda, Steffen seine Tochter Kate. Eines Tages klingelt es an der Türe, und Riccarda steht vor Annegret. Die 24 jährige bittet ihre Mutter auf ihr Baby, die neugeborene Sofie, aufzupassen…und ist wieder weg. Als einige Tage später Riccardas Kleider auf der Rheinbrücke gefunden werden, ist ihre Mutter nicht von einem Selbstmord überzeugt. Und stellt eigene Recherchen an, die sie in ein Kloster führen. Was ist mit Riccarda geschehen?

Dieses Buch hat bei mir von Beginn weg einen regelrechten Sog entwickelt. Gerade wegen dem ausdrucksstarken Schreibstil konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen. Die Autorin versteht es hervorragend gerade die Gefühle, sehr authentisch zu beschreiben. So waren mir auch die Figuren sehr schnell, sehr nah und ich habe mitgefühlt. Leonie Haubrich zeichnet das Bild einer schwierigen Mutter-Tochterbeziehung. Diese Beziehung wurde immer und immer wieder strapaziert von der, meiner Meinung nach, schwer erziehbaren Riccarda. Drogen, Alkohol, ein Sekte und schlussendlich ihr Verschwinden, das Wiederauftauchen und erneutes Abtauchen nach sieben Jahren , stellen die Liebe ihrer Mutter Annegret auf den Prüfstand. Sehr gefallen hat mir, wie diese Belastungsprobe beschrieben wurde, und wie Annegret dem Leser ihre Gefühle vermittelt.
In wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Annegret und Riccarda erlebt man so, wie die Tochter sich auflehnt …und Annegret immer und immer wieder verzeiht, Entschuldigungen sucht und da ist für ihre Tochter. Ihre Geduld habe ich viele Male bewundert. Vor allem der Rückblick auf eine Zeit , die die Beiden gemeinsam in Marokko verbringen, hat mich emotional sehr berührt. In diesem Abschnitt bin ich erschrocken über einige Szenen, die mich atemlos haben weiterlesen lassen.
Von einem Tag auf den anderen wird Annegret von ihrer Tochter vor vollendete Tatsachen gestellt und übernimmt die Mutterrolle bei ihrer neugeborenen Enkelin. Der Alltag mit Baby, das Verhalten des Säuglings sind sehr authentisch dar gestellt und beschönigen nichts.
Als sehr abwechslungsreich, durch die verschiedenen Perspektiven und die Rückblicke, empfand ich dieses Buch. Wenn auch ziemlich schnell klar war, wer für den Massenmord in dieser Geschichte verantwortlich ist und wie alles zusammenhängt. Der Fokus liegt ganz klar nicht auf der Ermittlung der Täter, somit hat mich eine gewisse Vorhersehbarkeit überhaupt nicht gestört.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Plot wackelt...

Sieh, wie sie fliehen
0

Seit acht Wochen sind Alice und Harry Eltern, der kleinen Evie. Eines nachts stehen zwei Männer vor dem Bett und bedrohen die kleinen Familie. Sie suchen einen Mann, Edward Renshaw, und verlangen, dass ...

Seit acht Wochen sind Alice und Harry Eltern, der kleinen Evie. Eines nachts stehen zwei Männer vor dem Bett und bedrohen die kleinen Familie. Sie suchen einen Mann, Edward Renshaw, und verlangen, dass das Ehepaar über dessen Aufenthaltsort Auskunft gibt. Doch die haben den Namen noch nie gehört, die Einbrecher lassen sich davon überzeugen und hauen wieder ab. Nicht ohne zu drohen, dass sie die kleine Evie entführen werden, wenn Alice und Harry zur Polizei gehen.
Leider war Alice nicht ehrlich, sie hat den Namen Edward Renshaw schon mal gehört…..

Die Geschichte beginnt mit einer an und für sich Gänsehaut auslösenden Szene…Einbrecher stehen nachts vor dem Bett und drohen der Familie. Leider ist die Umsetzung nicht so ganz gelungen, denn von Gänsehaut war bei mir keine Spur! Dazu ist das Ganze zu sachlich und gefühllos beschrieben, die Figuren so flach, dass ich ihnen ihre Angst einfach nicht abgenommen habe. Nach dem Überfall unterhalten sich Harry und Alice über das Erlebte, als würden sie über einen Einkaufsbummel sprechen….löschen das Licht, nachdem sie beschlossen haben die Polizei nicht zu rufen…und schlafen einfach weiter. Am nächsten Tag geht Harry zur Arbeit, lässt Frau und Kind zu Hause mit der aufgebrochenen Türe.
Meiner Meinung nach wackelt der Plot gewaltig. Denn erstens verstricken sich die Eltern aus Sorge um ihr Baby in eine konstruierte Geschichte und zweitens konnte ich die Handlung nicht immer nachvollziehen. Alice sucht am Tag nach dem Überfall Edward Renshaw auf, muss mit ihm in James Bond Manier flüchten und beklagt sich, dass sie keine Windeln dabei hat. Wohlgemerkt auf der ganzen Flucht über einen Estrich , eine andere Wohnung und einem Sprung in die Tiefe hat sie ihr Baby dabei. Dann bringt Renshaw sie zu einer Freundin, wo sie über Nacht bleiben soll, um am nächsten Tag den Zug nach Hause zu nehmen. Am nächsten Tag haben die Verfolger wohl aufgegeben? Warum dann erst noch zu der Freundin und nicht gleich nach Hause? Was ich auch nicht verstanden habe, ist, dass alle ihren echten Namen angeben/behalten. Wenn man in kriminelle Machenschaften verstrickt ist, und einige Tage nach dem Überfall als Polizisten getarnt auftaucht und seinen richtigen Namen angibt, ist das doch einfach nur dämlich ? Oder auf der Flucht vor einer Bande ist , wie Renshaw und unter dem richtigen Namen ein Päckchen liefern lässt?
Erheiternd die Szene alleine in einem Wald, als Alice sich Sorgen macht, dass ihr jemand beim Stillen zusieht.
Wie gesagt, waren mir die Figuren zu flach. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, einem Theaterstück zuzusehen, in dem die Figuren eine Rolle spielen. Ein Wunderkind allerdings , die acht Wochen alte Evie. Die liegt auf einer Spieldecke, greift nach einem Elefanten und lächelt , wenn sie ihn trifft. Ein acht Wochen altes Baby, das gezielt nach etwas greift und bewusst lächelt, wenn es dies erreicht? Oehm...
Spannung kam gegen Schluss doch noch auf, wobei ich auch hier über etliche holperige Stellen in der Handlung gestolpert bin…darum leider nur 2 Sterne von mir .

Veröffentlicht am 28.12.2017

Ein Lesehighlight!

Die Vergessenen
0

Journalistin Vera Mändler macht sich Sorgen um ihre Tante Kathrin, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es steht nicht gut um sie, die Familie befürchtet das Schlimmste. Gleichzeitig erhält der Profikiller ...

Journalistin Vera Mändler macht sich Sorgen um ihre Tante Kathrin, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es steht nicht gut um sie, die Familie befürchtet das Schlimmste. Gleichzeitig erhält der Profikiller Manolis Lefteris den Auftrag, Dokumente die sich im Besitz von Kathrin Mändler befinden sollen, aufzutreiben und seinem Auftraggeber zu übergeben. Die Dokumente sind Beweise für Verbrechen, die in den Kriegsjahren in einer Klinik geschehen sind. In der damaligen Kinderklinik Winkelberg hat Kathrin Mändler als Krankenschwester gearbeitet und dabei die Liebe ihres Lebens, den Arzt Karl Landmann, kennen gelernt.

WOW! Ich bin total begeistert von diesem Buch. Ein Leseheighlight!
Schon die Einführung ist sehr gut gemacht. Zu Beginn erfährt man als Leser alles Wichtige zu den Figuren anhand eines Gesprächs zwischen Bruder und Schwester auf einem Friedhof. Danach kommt neben dem Erzählstrang , in dem Manolis Lefteris im Mittelpunkt ist, die Geschichte von der Journalistin Vera Mändler hinzu. Obwohl beide Geschichten um die Familie und die Lebensumstände der Protagonisten sehr detailliert ausgearbeitet sind, verliert man zu keinem Zeitpunkt als Leser den Ueberblick. Zu unterschiedlich sind das Leben des Profikillers und der Journalistin, die nicht unbedingt glücklich und ausgefüllt an ihrem Arbeitsort ist.
Nach und nach kommen in einem anderen Schriftbild geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit von der Krankenschwester Kathrin Mändler dazu. Und ab hier wird es nicht nur spannend, sondern auch sehr berührend und bedrückend. Wie hier ein Stück dunkle….nein…rabenschwarze…. deutsche Geschichte in die Story eingeflochten wird, ist grandios. Sehr geschickt hat die Autorin, die übrigens unter einem Pseudonym schreibt und in Wahrheit Inge Löhning ist, die Familiengeschichte geschickt mit geschichtlichen Details verwoben. Das Grundthema, die Euthanasie, ist ein sehr abstossender Teil von Deutschlands Geschichte zu Nazizeiten. Diese Rückblicke wurden auch im Schreibstil angepasst und so musste ich mehrere Male schlucken, wenn Begriffe wie "Mongoloide Idiotie" oder "wertlos" benutzt wurden. Unwillkürlich wird man mitten in die Kriegsjahre katapultiert …mit all seinen Schrecken und abscheulichen Verbrechen. Ausgezeichnet die Recherchen dazu und die Umsetzung !
Die Figuren sind hervorrragend charakterisiert. Die Gründe warum sie handeln, wie sie handeln, logisch, schlüssig und nachvollziehbar. Man spürt, dass die Autorin sich etwas gedacht hat, wenn sie zum Beispiel den Profikiller mit einem Trauma, das bis weit in die Kindheit reicht, ausstattet. Und, dass sie das ganze Buch über bei der gewählten Charakteriserung bleibt, bis ins letzte Detail.
Den Schreibstil empfand ich schon bei den Krimis von Inge Löhnig als sehr gut, auch hier unter ihrem Pseudonym ist das nicht anders. In "die Vergessenen " hat sie zusätzlich noch meine emotionale, der Gerechtigkeit empfundene Seite getroffen. Dieses Buch wird lange in mir nachklingen und verdient meine höchste Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.12.2017

Paranoia oder Verbrechen?

Woman in Cabin 10
0

Laura "Lo" Blacklook fühlt sich nicht mehr sicher. Eines nachts erwacht sie und ein fremder Mann steht vor ihrer Schlafzimmertüre. Da kommt der Reisejournalistin der neue Job gerade recht. Sie soll mit ...

Laura "Lo" Blacklook fühlt sich nicht mehr sicher. Eines nachts erwacht sie und ein fremder Mann steht vor ihrer Schlafzimmertüre. Da kommt der Reisejournalistin der neue Job gerade recht. Sie soll mit dem Schiff "Aurora Borrealis" auf Jungfernfahrt gehen und einen Bericht über die Luxusjacht schreiben. Doch Lo gerät vom Regen in die Traufe. Denn sie beobachtet einen Mord in der Nachbarkabine. Doch niemand will ihr glauben, denn es wird weder ein Passagier noch ein Crewmitglied vermisst. Wer war die fremde Frau in der Nachbarkabine und was ist mit ihr geschehen?

Ruth Ware hat sich entschlossen den Start ins Buch mit einer Szene zu beginnen, die wohl für alle von uns der blanke Horror bedeuten würde. Man erwacht nachts und vor der Schlafzimmertüre steht ein Einbrecher. Diese Szene ist sehr bildlich beschrieben und man spürt als Leser, das Grauen, das Lo empfindet. Das Trauma, das sie bei diesem zutiefst verängstigenden Vorfall erleidet, konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Nach dieser Szene wird es Punkto Gänsehaut ruhig während dem ersten Drittel des Thrillers. Unterschwellig spürt man, dass da noch ein grosser Knall kommen wird. Doch erst mal lullt die Autorin die Leser mit alltäglichen Urlaubsszenen ein. Diese sind durch den sehr flüssig geschriebenen Schreibstil gut zu lesen und abwechslungsreich. Ein wenig hat mich der Alkoholkonsum von der Protagonistin gestört. Seite 28 wird schon der zweite, totale Filmriss wegen dem Alkoholkonsum erwähnt. Seite 90 erleben wir Lo zum dritten Mal total betrunken neben der Spur. Mich hat nicht etwa gestört, dass sie Alkohol in grossen Mengen konsumiert, sondern dass dies als Grund für Blackouts, die wichtig für die Handlung waren, herhalten mussten.
Nach und nach lernt man die Protagonistin kennen. Ihr Zivilstand, ihre Ängste und Träume. Ich empfand sie nicht als unsympathisch, sondern als sehr labil, wankelmütig und unsicher.
Nach einem Drittel Buch beginnt der Psychothriller. Als Leser ist man absolut nie sicher, was Lo tatsächlich erlebt und was ihrer Paranoia geschuldet ist. In dieser Situation wurden ein, zwei Zeitungsartikel eingefügt, die meine Neugier angestachelt und die Spannung in die Höhe geschraubt haben. Clever gemacht von der Autorin!
Als sehr wohltuend empfand ich die Klarheit im Aufbau der Geschichte. "Woman in Cabin 10" beinhaltet ein einziger Erzählstrang und eine fortlaufend erzählte Handlung ohne lästiges Hin und her hüpfen in Zeit und Handlung.
Bis zum Schluss habe ich also auf den grossen Knall hingefiebert: Er kam…er kam! Und noch dazu mit einer sehr überraschenden Wendung. Ich hatte verschiedenen Theorien was mit der Frau aus Kabine 10 geschehen ist...und auf diese Lösung wäre ich nie gekommen.