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Veröffentlicht am 14.11.2017

Nummer 2 rund um Lewis Boyle!

Sarajevo Disco
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Lewis Boyle, der Leiter der Mordkommission Hamburg, steckt in der Zwickmühle. Sein ehemaliger Jugendfreund, Teddy Amin, ist als Bandenboss in Kämpfe der Strassengangs verstrickt. Bandenmitglieder, die ...

Lewis Boyle, der Leiter der Mordkommission Hamburg, steckt in der Zwickmühle. Sein ehemaliger Jugendfreund, Teddy Amin, ist als Bandenboss in Kämpfe der Strassengangs verstrickt. Bandenmitglieder, die mit Masken getarnt sind, verticken Pillen mit einer Überdosis auf der Strasse. Mehrere Menschen sterben oder kämpfen um das Überleben. Boyle möchte, dass der Bürgermeister eine Warnung heraus gibt, denn er erhofft sich davon, dass die Menschen auf der Strasse dann diese Pillen meiden und es so weniger Tote gibt. Der Bürgermeister und die Gesundheitssenatorin winken ab.Da entschliesst sich Boyle zum Alleingang. Kommissarin Jale Arslan kämpft mit Boyle an vorderster Front und sie geraten mitten in die Kämpfe der Banden.

Dies ist nach "Kanakenblues" der zweite Band rund um Lewis Boyle. Neu hat er nun die türkischdeutsche Ermittlerin Jale Arslan zur Seite.
Sehr gut haben mir die Figuren gefallen. Beide Ermittler, die im Zentrum stehen, sind unkonventionell. Boyle ist auch wie im ersten Buch immer sehr nah an der Grenze zur Illegalität. Gerade seine Verbindung und Freundschaft zu dem Bandenboss Teddy Amin, sollte an und für sich Grund sein, die Ermittlungen jemand anderem zu überlassen. Doch Boyle richtet es sogar so ein, dass er Amin alleine vernehmen kann.
Jale Arslan mogelt sich durchs Leben, das hat ihr zu Beginn, von mir ein paar Antipathiepunkte eingebracht. Doch sie wächst mit den Aufgaben und schlussendlich hat sie mir immer besser gefallen. Jale sitzt nicht auf ihren Mund, wehrt sich und weiss sich in der harten Welt rund um den Hamburger Kiez zu behaupten.
Nun zu der Handlung: Die ist ohne weiteres temporeich und spannend. Auch wenn ich mittendrin mal einige Zeit den Faden verloren hatte. Das war weniger der rasanten Handlung geschuldet , sondern dem meiner Meinung nach Minuspunkt der Story. Es hat einfach zu viele Nebenfiguren!Etwas, was ich schon in"Kanakenblues" in meiner Rezension als negativ eingestuft hatte. Meiner Meinung nach überschüttet der Autor den Leser regelrecht mit Nebenfiguren.
Der Geschichte zu folgen ist dadurch meiner Meinung nach mehr als anspruchsvoll.Die vielen Figuren, die verschiedenen Zeitebenen gerade zu Beginn und die Perspektivwechsel machen es dem Leser nicht einfach.Gerade in den Nebenfiguren wäre weniger mehr gewesen.
Gegen Mitte Buch hatte ich so doch einen ziemlichen Hänger und eine gewisse Müdigkeit machte sich breit. Zudem waren einzelne Szenen meiner Meinung nach zu sehr in die Länge gezogen,auch hier hätte abgespeckt werden können(Gespräch Teddy und Boyle ab Seite 330).
Die Sprache ist der Situation, oder besser gesagt, den Figuren angepasst. Gossensprache,die vor sexistischen Aeusserungen nicht halt macht. Ich empfand die als sehr authentisch.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Der Mörder? Ein Stier...oder doch nicht ?

Himmel, Hölle, Mensch
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Am Schweizer Nationalfeiertag, am ersten August, wird eine Leiche im Wauwilermoos gefunden. Der Mann wurde von "Sparracus" , dem Stier, zu Tode getrampelt. Barbara Amato und Cem Cengiz von der Luzerner ...

Am Schweizer Nationalfeiertag, am ersten August, wird eine Leiche im Wauwilermoos gefunden. Der Mann wurde von "Sparracus" , dem Stier, zu Tode getrampelt. Barbara Amato und Cem Cengiz von der Luzerner Kriminalpolizei leiten die Ermittlungen und diese führen sie in ein Tatoostudio, denn das Opfer war tätowiert. Bald stellt sich heraus, dass das Opfer aus China stammt und Kontakt zu den mafiaähnlichen Triaden hatte.

Dies ist der zweite Fall rund um das Ermittlerduo Cengiz /Amato. In Sachen Spannung steht dieses Buch seinen Brüdern "Liebe , Sünde ,Tod (Fall 1) und "Luzerner Totentanz (Fall 4), die ich schon gelesen habe, in nichts nach.
Was mich hier in diesem Buch fasziniert hat, ist der Gegensatz der Schauplätze. Hier ist man in einem Kapitel in einer Bauernküche und wenige Seite später im Tatoostudio. Dafür drückt der Lokalkolorit etwas weniger durch als beispielsweise in Band 4…doch man kann ja nicht alles haben :)
Die Story beginnt nicht krimimässig, sondern als Liebesgeschichte …ich empfand dies als wohltuend anders, denn oft beginnen Krimis mit Mord und Totschlag. Auch ist dieser Krimi nicht einer der besonders blutigen Sorte und ich denke dadurch könnte er vor allem Leser, die genau deswegen nicht oft Krimis lesen, ansprechen.
Die Geschichte spielt in der Schweiz, in und um Luzern. Die Sprache ist authentisch und immer wieder mit Schweizer Ausdrücken gewürzt. Beigefügt ist ein Glossar um die Ausdrücke auch für Leser ausserhalb der Schweiz verständlich zu machen.
Mir gefällt der Schreibstil der Autorin sehr, sie versteht es durchgehend die Spannung der Story zu halten. Auch ihre Art, schnurgerade bei der Geschichte zu bleiben ohne unnötig abzuschweifen ,gefällt mir. Auch hier in diesem Buch hat die Autorin es wieder geschafft, die für mich genau richtige Mischung von Ermittlungen und Privatem der Ermittler zu erwischen. Ein guter Einblick bekommt man in das Schweizer Landleben…der Beruf des Besamers zum Beispiel war für mich als Landkind zwar nichts Neues, doch hier für einen Lacher gut.
Von Cem Cengiz bin ich schon zwei Bücher lang ein Fan. Überraschend für mich ist, dass er mich als Figur mit seinem Hin und her im Liebesleben nicht nervt. Ich denke der Grund ist, weil er so charmant charakterisiert wurde. Staatsanwältin Eva Roos zeigt in diesem Band mal eine verletzliche Seite, man blickt hinter ihre Fassade und gerade Geständnisse aus der Kind und Jugendzeit haben sie weicher erscheinen lassen als in den anderen Büchern.
Sehr gut gefällt mir, dass Gesagtes und Reaktionen der Figuren nachvollziehbar und passend ist,die Ermittlungen sind schlüssig und reflektiert…Kommissar Zufall findet man in diesem Buch nicht.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Sehr konstruiert!

Flugangst 7A
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Psychiater Mats Krüger lebt seit dem Tod seiner Frau in Buenos Aires, seine Tochter Nele ist in Deutschland geblieben. Nele ist hochschwanger und Mats fliegt trotz seiner Flugangst zu ihr nach Berlin. ...

Psychiater Mats Krüger lebt seit dem Tod seiner Frau in Buenos Aires, seine Tochter Nele ist in Deutschland geblieben. Nele ist hochschwanger und Mats fliegt trotz seiner Flugangst zu ihr nach Berlin. Irgendwie wird er die 11900 Kilometer Flugstrecke schon hinter sich bringen…denkt er ! Doch was während des Fluges abgeht, toppt jede Flugangst! Denn Mats bekommt einen Telefonanruf und soll den Flug LA 23 abstürzen lassen. Wenn er dies nicht tut, wird seine Tochter und ihr Baby sterben.

Der Prolog hat als Appetithäppchen neugierig auf das Buch gemacht und mich atemlos weiter lesen lassen. Das Flugzeug ist nicht unbedingt mein bevorzugtes Reisemittel, doch unter Flugangst leide ich nicht. Ich bin jedoch dankbar, ist nach diesem Buch nicht gleich eine längere Flugreise geplant! Seite 21 beginnt das Grauen, das sehr gut und bildlich beschrieben ist. Wie auch die Flugangst von Mats Krüger, die sehr authentisch rüber kommt. Die Situation erinnert sehr an die German- Wings- Katastrophe, bei der ein psychisch kranker Copilot viele Menschen in den Tod gerissen hat. Der Grund für den im Buch geplanten Absturz ist schlüssig, der Weg dazu doch sehr konstruiert.
Ich habe schon mehrere Bücher von Fitzek gelesen, und in allen finde ich eine zwar spannende, jedoch auch völlig überkonstruierte Geschichte. Wie auch hier in "Flugangst 7 A"! Beim Lesen hatte ich mehr und mehr das Gefühl, von Überzeichnung. Alles Schreckliche, das im Leben eintreffen kann, geschieht den Figuren in diesem Buch. HIV, Krebstod der Frau, Zeitdruck wegen einer Hochzeit, Erpressung, Waffen , die im Flugzeug versteckt wurden, geplanter Absturz, Stalking, Geburt unter widrigen Umständen mit möglicher Ansteckung des Babys,Flugangst, traumatische Erfahrung einer Flugbegleiterin… all dies in einer einzigen Story. Als Beispiel picke ich die Zeitnot wegen geplanter Hochzeit heraus: Felicitas Heilmann, eine Kollegin von Mats, wird um Hilfe gebeten. Sie nimmt die Ermittlerrolle ein, was ich grundsätzlich gut finde, da mal was anderes Punkto Ermittlerrolle. Sie soll also Tochter Nele finden, bevor ihr etwas geschieht. Felicitas weiss, dass dies vor dem Ende des Fluges geschehen muss, da sonst etwas Schreckliches geschehen wird. Druck genug, denkt man?Nein, Fitzek setzt noch unnötig Druck auf , indem er Felicitas wortwörtlich Stunden vor ihrer Hochzeit auf die Suche gehen lässt. So hat die Gute ihren zukünftigen Ehemann, der nachfragt, wo sie bleibt und die Uhr im Nacken. Solche Uebertreibungen sind einfach nicht nötig, geben der Geschichte dann wie schon erwähnt etwas Konstruiertes.
Bei einem Logikloch habe ich grosszügig die Augen geschlossen. Ich frage mich wie der Täter die Schichtpläne der Flugbegleiterin mit dem Flug, den Mats wählt, zusammen legen konnte. Und dann noch Film und Waffe kurzfristig darin verstecken vermochte ?
Hingegen spürt man sehr gute Recherchen bei den Details von einem psychotherapeutischen Gespräch. Ebenfalls die Atmosphäre in dem Flugzeug ist sehr gut beschrieben. Der Flugbegleiter Valentino als Lacher ein einziges, grosses Klischee!
Der Schreibstil ist ohne Zweifel toll und mitreissend. Was mir sehr gefallen hat , ist dass man bei nebenbei eingeworfenen Sätzen und Wörtern stutzt….und dann überraschende Erklärungen dafür kriegt. Genau diese Details haben mich durch das Buch fliegen lassen.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Gesellschaftskritische Story!

Die sieben letzten Tage
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Yang Fei stirbt mit 41 Jahren und befindet sich eine Woche lang am "Ort der Unbegrabenen". Er denkt über sein Leben nach…seine Kindheit, die er als Findling bei seinem liebevollen Ziehvater Yang Jinbiao ...

Yang Fei stirbt mit 41 Jahren und befindet sich eine Woche lang am "Ort der Unbegrabenen". Er denkt über sein Leben nach…seine Kindheit, die er als Findling bei seinem liebevollen Ziehvater Yang Jinbiao verbracht hat, und seine Liebe zu Li Qing. Er trifft aber auch andere Tote, die ebenfalls auf ihr Begräbnis warten und entdeckt dabei, dass nicht immer alles so ist, wie es in der Zeitung steht.

Skurril ist das Wort, das mir spontan eingefallen ist, als ich den Klappentext von diesem Buch las. Diese Geschichte ist ohne Zweifel skurril und man muss sich ohne Vorbehalte darauf einlassen . In dieser Story werden Tote zu Schnäppchenjägern, Skelette sitzen auf dem Boden und spielen "Go" gegeneinander und man schmunzelt doch ab und zu ob all den Kuriositäten vor dem Bestattungsinstitut.
Doch die Geschichte um Yang Fei ist noch viel mehr. In der Provinz Chinas wird er unter speziellen Umständen, die für mich etwas unwahrscheinlich sind, geboren. Und wächst bei seinem Ziehvater auf. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn hat mich tief berührt und zieht sich durch das ganze Buch.
Man findet jedoch auch eine ironische Seite: wie die Bürokratie, die sogar das Sterben diktiert. Gesellschaftskritisch die thematisierte Geburtenregelung und die Staatspolitik Chinas . Ebenfalls die Klassenunterschiede, die sogar noch nach dem Tod im Wartesaal des Todes, wabern. VIP Toter oder Normalsterblicher. Der Sarg und die Beerdigungszeremonie bringt es ans Licht!
Das Buch ist auch Satire…ein Hoch auf die chinesische Arbeitsmoral , Prestigeobjekte und Genauigkeit!
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Gerade die Dialoge, sind gefühlsarm und knapp. Seitenweise und dies vor allem in den Erinnerungen fehlt die direkte Rede und so wird die Ich Perspektive Yangs zu einer Erzählung. Trotzdem hat die Geschichte einen unheimlichen Sog, dem ich nicht ausweichen konnte.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, mit leisen Untertönen erzählt der Autor eine gesellschaftskritische und unterhaltsame Story!

Veröffentlicht am 07.11.2017

Zäh!

Das Haus ohne Männer
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Carla fliegt nach Bombay und vermietet ihre Wohnung während ihrer Abwesenheit an Juliette. Juliette ist froh eine Wohnung gefunden zu haben und denkt sich erst nichts über die speziellen Regeln des Hauses. ...

Carla fliegt nach Bombay und vermietet ihre Wohnung während ihrer Abwesenheit an Juliette. Juliette ist froh eine Wohnung gefunden zu haben und denkt sich erst nichts über die speziellen Regeln des Hauses. Männer sind verboten !Und nicht nur Männerbesuch! Nein, auch als ein Elektriker benötigt wird muss eine Frau her. Mit im Haus leben noch Giuseppina (1. Stock ), Simone ( 3.Stock ), Rosalie (4.Stock ) und zuoberst , im 5. Stock, die Vermieterin und Herrscherin über die Hausregeln, genannt "die Königin".

Direkt vor diesem Buch habe ich von Karine Lambert "und jetzt lasst uns tanzen " gelesen und war sehr begeistert. Aus diesem Grund habe ich mich auf "Das Haus ohne Männer " gefreut. Die Enttäuschung ist jedoch gross! Wo Karine Lambert mich in ihrem vorderen Buch mit einem tiefsinnigen Thema, berührenden Passagen und sehr gut ausgearbeiteten Figuren begeistert hat…finde ich hier nur einen Abklatsch dessen. Die Handlung dümpelt vor sich hin, in etlichen Kapiteln blicken die fünf Frauen zurück in die Vergangenheit. Etwas, was weder relevant für die Hauptgeschichte, noch sonderlich interessant ist. So habe ich mich relativ schnell gelangweilt. Das Thema an und für sich wirft bei mir etliche Fragen auf. Da üben die Frauen aus diversen Gründen, Verzicht im Umgang mit Männern. Eine Frau hat einen Sohn, auch der bleibt aussen vor! Da frage ich mich doch, ob sie nie eine Fahrkarte benötigen…beim Bäcker ein Brot kaufen …oder beim Anstehen an der Kasse die Kasse wechseln,weil dort ein männlicher Kassier sitzt? Inkonsequent in der Durchführung, da ja eine der Frauen sehr froh ist, als ein hilfsbereiter Zeitgenosse ihr beim Radwechsel hilft. (Seite 58). Ich empfinde den Plot als weit her geholt und etwas lächerlich - überspitzt.
Soweit die Figuren und ihre Haltung. Ein absolutes No go ist die Figur "Die Königin", bei der mir schon der Name, die Augen rollen lässt. Die Hierarchie ist klar. Die Königin bestimmt, die Mieterinnen müssen kuschen. Die Dame ist äusserst eingebildet , prahlt mit Männergeschichten und gibt so Tiefsinniges wie "Frauen sammeln selten Dinge" (Seite 34) von sich. Bei der wohl herrschenden Wohnungsnot in Paris kann sie sich ihr egozentrisches Gehabe ja leisten.
Wie gesagt, dümpelt die Handlung vor sich hin, das Ganze empfand ich dadurch zäh wie Kaugummi.
Sehr schade empfand ich, dass die Geschichte zwar in Paris spielt. Der Handlungsort jedoch absolut keine Rolle spielt und austauschbar ist. So wie hier der Handlungsort einbezogen wurde, könnte sich die Story ebenso in London, Rom oder Timbuktu zutragen. Mir kommt ebenfalls der Charme der Pariser Wohnungen zu kurz. Wenn schon Paris, dann doch bitte auch ein wenig französische Lebensart. Stattdessen werden immer wieder italienische Brocken (Giuseppina) oder brasilianische Ausdrücke (One night stand von einer der Frauen) eingeworfen.
Muss nicht sein !