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Veröffentlicht am 01.07.2022

...Hat einige Längen...

Nur du und ich
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Es soll ein romantisches Wochenende werden, mit viel Zeit für Gemeinsamkeit. Literaturprofessor Steven Harding und seine viel jüngere Freundin Ellie Masterson fahren für ein verlängertes Wochenende nach ...

Es soll ein romantisches Wochenende werden, mit viel Zeit für Gemeinsamkeit. Literaturprofessor Steven Harding und seine viel jüngere Freundin Ellie Masterson fahren für ein verlängertes Wochenende nach Chesapeake Bay. Drei Tage, an denen sie lange Spaziergänge machen wollen und Abende vor dem knisternden Kaminfeuer geplant haben. Das Wochenende entwickelt sich jedoch ganz anders als gedacht und endet für einen von ihnen tödlich.





"Nur du und ich" ist das Debüt der Autorin, nachdem sie bisher Kurzgeschichten veröffentlicht hat.

Mit einigen Längen in der Mitte und einem Fokus auf zu ausgeschmückten und unwesentlichen Details sollte dringend in einem eventuellen nächsten Buch von der Autorin gestrafft werden. Es ist schön und gut, die Atmosphäre in dem gespenstischen Haus am Waldrand zu beschreiben, denn damit bekommt man als Leser ein Gefühl für das Setting. Leider werden immer wieder die Turteleien zwischen den beiden erwähnt, diese oft seitenlang thematisiert. Genau dort bin ich oft gedanklich abgeschweift, denn über all den Beschreibungen der Zweisamkeit und Erotik ging die gespenstische Atmosphäre verloren.

Relativ schnell wird klar, dass hier noch was anderes mitspielt, als eine klassische Beziehung "älterer Mann und junge Freundin". Durch eingeschobene Kapitel einer dritten Person ahnt man, dass dies nicht alles war. Richtig gelesen. Man hat es genau mit zwei ... drei... Figuren zu tun. Ellie und Steven bestreiten nämlich die ganze Geschichte, weitere Figuren sind in der Handlung nur vom Hörensagen beteiligt.

Das Motiv für das Geschehen, das sich in dem Wochenendhaus entwickelt, empfand ich als nachvollziehbar. Ab dem Zeitpunkt, an dem klar war, dass das Wochenende mörderisch wird, war ich gespannt dabei. Es gint zwar zu Beginn Hinweise darauf, die bleiben jedoch erst mal vage. Ich gestehe, dass ich oft auch mit Emotionen gelesen habe, da das Opfer durch und durch selbstherrlich reagierte. Wo wir zum Punkt kommen, an dem eine Figur sehr klischeehaft charakterisiert wurde. Sie bewegt sich eng in der Schiene der klischeehaften Darstellung.

Der Schreibstil hat auf mich oft holperig gewirkt. Teilweise sehr blumig schildert die Autorin die Geschehnisse. Seltsam empfand ich, dass die Kapitel mit dem Uebertitel "Ellie" in Ich Perspektive, und ab und zu auch in der dritten Form geschrieben sind. Die Kapitel mit dem Uebertitel "Steven" nur in der dritten Form. Schade, denn mit einer Ich Form aus der Sicht von Steven, wäre die Geschichte wohl tiefgründiger gewesen.

Leider konnte mich die Geschichte nicht so richtig überzeugen. Der Plot ist einer jener Sorte "Schon tausendmal so gelesen".

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Nicht überzeugend!

Als das Böse kam
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Die 16-jährige Juno und ihr 12 Jahre alter Bruder Boy verstecken sich mit ihren Eltern auf einer einsamen Insel. Wovor sie sich verstecken müssen, wissen nur ihre Eltern. Sie werden von ihrer Mutter unterrichtet, ...

Die 16-jährige Juno und ihr 12 Jahre alter Bruder Boy verstecken sich mit ihren Eltern auf einer einsamen Insel. Wovor sie sich verstecken müssen, wissen nur ihre Eltern. Sie werden von ihrer Mutter unterrichtet, gehen angeln, backen Kuchen und sonntags werden Gesellschaftsspiele gespielt. Die alltägliche Routine wird nur von Übungen unterbrochen, bei denen sie für den Ernstfall im Schutzraum Zuflucht suchen. In so einem Ernstfall wird die Familie angegriffen. Wer der Feind ist, das wissen auch nur die Eltern. Obwohl die beiden kein anderes Leben kennen, träumt Juno vom Leben auf der anderen Seite des Wassers.


Zu Beginn hat mich die Geschichte nicht gefesselt. Denn über 80 E-book Seiten lang wird dem Leser beschrieben, wie die Familie auf der einsamen Insel lebt, kocht und backt und sich unterhält. Es geht um das Leben in der Natur, um Bären, die angreifen könnten und um Landschaftsbeschreibungen und Familienleben. Ständig habe ich darauf gewartet, dass mal was geschieht. Doch die Handlung plätschert vor sich hin und das Ganze kommt und kommt nicht in die Gänge. Es machte sich Enttäuschung breit, denn ich hatte mir die Handlung und das Leben in der völligen Einsamkeit eindringlicher und schräger vorgestellt.

Dann auf Seite 80! Endlich eine überraschende Wendung, die doch noch die Genreeinteilung rechtfertigen. Denn man bekommt es mit einer Tat zu tun, die wohl eines der niederträchtigsten Verbrechen ist, die ich kenne. Was das für eine Tat ist, kann ich hier natürlich nicht verraten. Ab da wurde es fesselnder, spannender und ich habe doch mit etwas mehr Motivation weitergelesen.


In Ich Perspektive erfährt man nur die Sicht auf die Dinge der 16-Jährigen und es gibt auch keine Wechsel in den Zeiten. Dies wirkt ein bisschen einseitig. Ich hätte zum Beispiel die Sicht ihres Bruders Boy gerne gelesen. Das Ganze wirkt dadurch sehr einfach gestrickt und mehrere Male habe ich mir gedacht, dies könnte gut und gerne als Jugendbuch durchrutschen. Einfache Sprache, keine Perspektiv und Zeitwechsel...würde eigentlich passen.


Der Plot ist durch und durch konstruiert und die Figuren wirken naiv und sehr künstlich. Juno, die kein anderes Leben kennt, als dias auf der Insel, beginnt zu hinterfragen, weshalb die Familie dort auf dieser Insel sitzt. Dies wirkt nicht altersgemäss, denn eine 16-Jährige würde wohl noch ganz anders reagieren. Allerdings muss ich ihr zugutehalten, dass sie ein normales Leben mit Freunden, Ausgang und Handy halt nie kennengelernt hat.

Ihre Eltern machen eine enorme Wandlung durch und haben mich dadurch auch nicht unbedingt überzeugt. Einzig Boy empfand ich altersgemäss und überzeugend charakterisiert.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

... nicht ihr bestes Buch...

Der dunkle Garten
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Toby Hennessy wird in seiner Wohnung brutal überfallen und landet im Krankenhaus. Um wieder zu Kräften zu kommen, beschliesst er eine Weile bei seinem Onkel Hugo einzuziehen. Hugo lebt im Ivy House, einem ...

Toby Hennessy wird in seiner Wohnung brutal überfallen und landet im Krankenhaus. Um wieder zu Kräften zu kommen, beschliesst er eine Weile bei seinem Onkel Hugo einzuziehen. Hugo lebt im Ivy House, einem schönen Haus mit grossem Garten in Dublin. Toby hat schon als Kind zusammen mit seinem Cousin Leon und seiner Cousine Susanna lange und glückliche Sommerferien bei Onkel Hugo verbracht. Nun ist Hugo schwerkrank und Toby will sich um ihn kümmern. Doch der Plan gerät völlig aus den Fugen als im Garten Hauses verstörendes entdeckt wird.





Die Dicke des Buches mit über 600 Seiten ist beträchtlich. Doch auch der Inhalt ist schwergewichtig. Was hauptsächlich am Schreibstil von Tana French liegt. Wer schon Bücher der Autorin gelesen hat, weiss, dass sie sich für die Handlung sehr viel Zeit nimmt. Sehr detailliert beschreibt sie Orte, Beziehungen, Figuren … was einige Wiederholungen nicht ausschliesst. So wurde zum Beispiel der Krankenhausaufenthalt von Toby, nach dem Überfall, auf zahlreichen Seiten geschildert. Dies, obwohl praktisch nichts geschieht und die Handlung auf der Stelle tritt. Das ist eben typisch Tana French. Allerdings habe ich mir mehrere Male gedacht, dass dieser Roman spielend um 150 Seiten hätte gekürzt werden können. Dies ohne Qualitätsverluste.



Die Geschichte ist eine Familiengeschichte, es dauert zwar ungefähr 200 Seiten, bis man das erkennt. Ab da, als Toby und Melissa im Efeuhaus bei Hugo einziehen, kommt auch Spannung in die Handlung. Eine Entdeckung im Garten des Hauses versorgt die Geschichte auch mit einer Prise Krimi. Allerdings wird diese Entdeckung von allen Anwesenden lang und breit und wieder retour angeschaut und bequatscht. Und wenn ich lang und breit schreibe, meine ich nicht mehrere Sätze, sondern seitenlang.



Toby ist 28 Jahre alt und benimmt sich, zumindest im ersten Drittel der Geschichte, wie ein pubertierender Jugendlicher. Vor allem in Gesprächen bei Treffen mit seinen besten Freunden Dec und Sean. Ich habe mehrere Male mit einem Augenrollen weitergelesen. Schrecklich…und das mit fast 30 Jahren. Es wird besser, als er mit seiner Freundin Melissa, übrigens die sympathischste Figur neben Hugo, im Efeuhaus einzieht. Da zeigt Toby doch noch Verantwortung, Mitgefühl und Respekt. Seine besten Freunde dürfen nicht in seine Nähe kommen, sonst geht das pubertäre Getue wieder los.


​Beworben als das spannendste Buch der Autorin, muss ich leider abwinken. Meiner Meinung nach das langatmige und langweiligste, das ich von Tana French bisher gelesen habe.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Was für ein unsympathischer Protagonist!

Die andere Schwester
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Alicia Bjelke kann es nicht fassen: Ihre Schwester Stella wurde ermordet. Die beiden Schwestern haben beruflich eng zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie die Dating - Seite RAW gegründet. Stella war ...

Alicia Bjelke kann es nicht fassen: Ihre Schwester Stella wurde ermordet. Die beiden Schwestern haben beruflich eng zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie die Dating - Seite RAW gegründet. Stella war das Gesicht des Unternehmens, Alicia arbeitete im Hintergrund. John Adderley von der Polizei Karlstad ermittelt und findet heraus, dass die beiden Schwestern nicht nur eine Hassliebe verband, sondern auch ein Geheimnis aus der Vergangenheit.


Die Geschichte wird in zwei parallel verlaufenden Strängen erzählt, die zu Beginn wenig Berührungspunkte aufweisen. Einerseits erfährt man, wie die beiden Schwestern kurz vor dem Mord an Stella zueinanderstehen und nach dem Mord, wie Alicia damit umgeht, ihre Schwester verloren zu haben.

Dieser Strang hat mich fasziniert, denn vor allem Alicia ist eine Figur, die sehr gut getroffen ist. Mehr und mehr versteht man als Leser, was die beiden Schwestern verbunden hat und wann genau diese Hassliebe entstanden ist. Kurze Rückblicke in die Vergangenheit der Schwestern sind da sehr aufschlussreich.

Im zweiten Strang steht der Ermittler John Adderley im Mittelpunkt und hier habe ich mich fast durchwegs gelangweilt. Seitenlang trifft er sich mit einem Freund Trevor, der abgehört wird und seitenlang werden Tricks der beiden dem zu entgehen, erörtert. Hätten die ganzen Verwicklungen mit dem Zeugenschutzprogramm nicht weggelassen werden können?

John ist zudem eine überaus unsympathische Figur und bald einmal hat mich jedes Wort, jede Handlung von ihm genervt. Etwas, was mir selten passiert. Da der gute John der Hauptermittler ist, dümpelt diese Ermittlung vor sich hin und es kam und kam keine Spannung auf. Er ermittelt kopflos, ohne Rücksicht auf Rechte oder Verluste, Stil Elefant im Porzellanladen.

Beide Protagonisten Alicia wie John sind mit vielen Problemen belastet, die einfach zu viel Raum einnehmen. Alicia trinkt sich durch das Buch und verbringt gefühlt Stunden in ihrer Lieblingspizzeria an der Bar. Zudem wird dem Leser immer wieder erzählt, dass sie ein entstelltes Gesicht hat. Mehrere Male! John mogelt sich durch die Ermittlungen und versucht vor allem einem Freund zu helfen. Er ist zudem sehr misstrauisch und nagt an einem vergangenen, missglückten Einsatz. Ich wurde einfach nicht warm mit dieser Figur.

Von einem guten Krimi erwarte ich mehr, als seitenlang die Befindlichkeiten der Hauptfiguren zu erörtern. Gerettet hat das Leseerlebnis der Schluss des Buches....da wurde die Handlung endlich rasant.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Anders als gedacht...

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Lenni Pettersson muss sterben und liegt im Glascow Princess Royal Hospital. Im Kunstsaal der Patienten trifft Lenni auf Margot. Obwohl die beiden 56 Lebensjahre trennen, kommen sie ins Gespräch. Die 17-jährige ...

Lenni Pettersson muss sterben und liegt im Glascow Princess Royal Hospital. Im Kunstsaal der Patienten trifft Lenni auf Margot. Obwohl die beiden 56 Lebensjahre trennen, kommen sie ins Gespräch. Die 17-jährige Lenni und die 83 Jahre alte Margot beschließen, ihre insgesamt 100 Lebensjahre künstlerisch darzustellen. Pro Lebensjahr wollen sie ein Bild gestalten und erzählen sich dazu Anekdoten zu den gemalten Bildern. Daraus entsteht ein bunter Strauß mit Erinnerungen.



Der klare und schnörkellose Schreibstil hat mir die traurige und schwere Thematik der Geschichte etwas leichter gemacht. Durch eine distanzierte Figurendarstellung kamen mir die Figuren Lenni und Margot nicht zu nahe. Dadurch konnte ich die Tatsache, dass ein 17-jähriges Mädchen, das das Leben noch vor sich hat und bald sterben muss, besser ertragen. Dazu kommt, dass vor allem zu Beginn des Buches, als Lenni sich mit Pater Arthur über Gott, Tod und Sterben austauscht, sehr humorvoll geschrieben ist.

Kann man ein bedrückendes Thema humorvoll verpacken?

Man kann, wie man an den Szenen mit Pater Arthur in der Kapelle des Krankenhauses sieht. Ich empfand das als unterhaltsam, berührend und tiefgründig. Tatsächlich waren die Gespräche zwischen Lenni und Pater Arthur für mich die Highlights in dieser Geschichte.

Dabei hatte ich gedacht, dass vor allem die Dialoge zwischen Margot und Lenni punkten werden. Dem war nicht so. Zwischen den beiden entsteht zwar so etwas wie Verbundenheit und Freundschaft, doch der Austausch läuft eher über die erzählerische Art und Weise ab. Eine der beiden erzählt aus ihrem Leben, die andere hört zu und es gibt wenig Kommentare oder Austausch über diese Erzählungen. Mir waren, ehrlich gesagt, diese Erzählungen zu viel und nach anfänglicher Begeisterung flaute mein Interesse daran ab. Ich hätte viel mehr über die Auseinandersetzung mit der lebensbedrohenden Krankheit von Lenni, aber auch von Margot, gelesen.



Ich mochte Lenni sehr gerne, auch wenn sie mir jünger als 17 erschien. Sie versucht, fast am Ende ihres Lebens, den Lebenswillen nicht zu verlieren. Lenni zeigt auch mal die Zähne, als Jacky, der Drache der Station, sie piesackt. Ihre Familiengeschichte hat von Beginn weg Fragezeichen bei mir gebildet. Denn ich habe mich gefragt, warum ihre Eltern in der Handlung mit Abwesenheit glänzen. Die Auflösung hat mich bedrückt.

Margot wirkt neben Lenni etwas blass und sie hätte meiner Meinung nach stärker in die Handlung eingebunden werden dürfen.

Ich habe erwartet, dass man als Leser Lenni und Margot auf ihrem letzten Weg begleitet und die Freundschaft wachsen sieht. Beides ist zu weiten Teilen geschehen. Mich haben die Passagen mit den erzählten Geschichten aus dem jeweiligen Leben davon abgelenkt, Gefühle für die Situation der beiden entwickeln zu können. Zudem habe ich mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen gefühlt, da die eingeschobenen Erinnerungen wie Kurzgeschichten daherkamen.

Gegen Schluss wird es emotional und hat für mich sehr viel von der Geschichte gerettet.

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