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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wird in mir nachhallen

Weit über das Land
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Thomas und Astrid sind gerade mit ihren Kindern aus dem Urlaub zurück, als Thomas verschwindet. Für Astrid scheinbar grundlos,ist Thomas von einer Minute zur anderen einfach weg. So verleugnet sie auch ...

Thomas und Astrid sind gerade mit ihren Kindern aus dem Urlaub zurück, als Thomas verschwindet. Für Astrid scheinbar grundlos,ist Thomas von einer Minute zur anderen einfach weg. So verleugnet sie auch erstmal sein Verschwinden vor den Kindern, den Nachbarn und Thomas Arbeitsstelle.Doch je länger er weg ist, je mehr muss sie den Tatsachen ins Auge sehen.Ein schmerzhafter Prozess.

In zwei Erzählsstängen können wir Leser die Geschichte aus Thomas und aus Astrids Sicht verfolgen.Immer wieder überschneiden sich die selben Szenen aus beiden Blickwinkeln betrachtet.Etwas, das für mich die Faszination dieses Buches ausmacht.
Zwar war mir Astrid beim Lesen näher, da man sehr viel von ihren Gefühlen mit bekommt.Thomas hatte hier den kalten, unnahbaren Part.Doch wie auch die ganze Erzählung ,hat der Autor auch bei der Personenbeschreibung und Charakter genau die richtige Mischung zwischen nötigen und unnötigen Details gefunden.So viel wie nötig, so wenig wie möglich!
Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich.Sehr präzise und doch detailarm bringt Peter Stamm ohne ein Wort zuviel die Geschichte auf den Punkt.Eine Ausnahme hat der Autor bei den Landschaftsbeschreibungen gemacht.Hier spürt man deutlich wie schön die Schweiz, in der die Story spielt ,ist!
Mich hat vor allem das eher offene Ende, bei dem man sich fragt was genau ist Tatsache und was Astrids Wunschdenken, sehr gefallen.Eine Geschichte ,die bei mir nachhallen wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dünnes Büchlein

Nationalstraße
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Vandam lebt in Prag und war an vorderster Front bei der grossen Revolution 1989.Ansonsten schlägt er sich mehr schlecht als recht durch das Leben im Prager Plattenbau.

Er ist ein Verlierer ,trinkt, ...

Vandam lebt in Prag und war an vorderster Front bei der grossen Revolution 1989.Ansonsten schlägt er sich mehr schlecht als recht durch das Leben im Prager Plattenbau.

Er ist ein Verlierer ,trinkt, wünscht sich eine Frau,die sich ihm unterwirft und ist dafür,dass alle Ausländer,Homosexuelle , Sozialschmarotzer,Schwarze usw ausgeschafft werden.
Als er Sylva,eine Kellnerin kennen lernt,ändert sich etwas....doch Vandam wird aich trotzdem treu bleiben.

Laut Nachwort basiert die Figur Vandam auf einer realen Person.Der Autor hat ihn in einer Prager Kneipe getroffen und Vandam hat ihm sein Leben erzählt.
Heraus kam dieses Buch, das sehr authentisch rüber kommt.Der Autor hat nichts beschönigt, die Sprache von Vandam ist sehr einfach und rutscht etliche Male ins Obszöne ab. Ich bin hin und her gerissen. Enerseits braucht es als Autor ganz viel Mut ,Wörter wie schiffen,Scheisse und bumsen zu benutzen und wiederzugeben...anderseits stören sie mich.Doch egal wie, authentisch kommt Vandam rüber.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten,hat zeitweise etwas von der "Comicsprache"(...zack, zack, Bumm, Bumm) und beinhaltet etliche Wiederholungen.Dann wieder habe ich Sätze entdeckt, die nachklingen...wie zum Beispiel dieser Satz :

Frieden ist nur eine Pause zwischen den Kriegen.

Das dünne Buch lebt nicht von grosser Handlung.Das war ganz klar auch nicht die Absicht des Autoren.Vielmehr erfährt man viel über das von vornherein zum Scheitern verurteilte Leben des Jungen Vandam, dessen Vater vom Balkon sprang,als er 9 Jahre alt war und dessen Mutter psychische Probleme hatte.
Ich bin zweigeteilt,wie ich bewerten soll. Einerseits ist die Geschichte durch und durch authentisch...anderseits hat sie mich nicht wirklich gepackt. Goldene Mitte:3 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderbares Buch

Wundertüte
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Andrea Schnidt hat einmal mehr einige Baustellen in ihrem Leben. Da ist erst mal Tochter Claudia, die für einige Monate in Australien weilt und sich da eine fiese Allergie einfängt. Dann Sohn Mark, der ...

Andrea Schnidt hat einmal mehr einige Baustellen in ihrem Leben. Da ist erst mal Tochter Claudia, die für einige Monate in Australien weilt und sich da eine fiese Allergie einfängt. Dann Sohn Mark, der grundsätzlich null bock auf nichts hat. Dann zieht auch noch Freund Paul überraschend bei ihr ein, weil seine Ex mit Tochter seine Wohnung benötigt. Und zu guter Schluss muss sie sich mit Alexa, der pubertierenden 14 jährigen Tochter von Paul herum schlagen. Ein bisschen viel auf einmal...oder?

Wundertüte ist das achte Buch um Andrea Schmidt und ihrer Familie.Man kann jedoch sehr gut quer einsteigen, ohne die Vorgänger gelesen zu haben.
Einmal mehr, hat mich die Geschichte um Andrea bestens unterhalten und mir ein paar Stunden Lesevergnügen bereitet.
Pubertät, die erste Liebe der Tochter, Figurprobleme und Eltern, die plötzlich wunderlich werden. Susanne Fröhlich behandelt Themen, mitten aus dem Leben und so manches mal, habe ich Szenen, Gedanken und Träume wieder erkannt.
Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, liest sich leicht und locker und hat mich schmunzeln lassen.
Einzig die Zeilen von Schwiegervater Rudi haben mir (wieder )nicht gefallen. Er kommt in einem wirklich anstrengend zu lesenden Dialekt zu Wort...so habe ich grosszügig überlesen.
Ein wunderbares Buch um abzuschalten...beeinhaltet jedoch auch ernstere Zwischentöne, die nachdenklich machen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr authentisch

Die Annäherung
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Als der 96 jährige Theo nach einem Schwächeanfall, der sich als gravierender als gedacht entpuppt, ins Krankenhaus eingeliefert wird, spürt er, dass sein Lebensende nah ist. Er denkt über sein Leben nach, ...

Als der 96 jährige Theo nach einem Schwächeanfall, der sich als gravierender als gedacht entpuppt, ins Krankenhaus eingeliefert wird, spürt er, dass sein Lebensende nah ist. Er denkt über sein Leben nach, über die schwierige Beziehung zu seiner Tochter Frieda und die Liebe zu seiner zweiten Frau Berta, die 17 Jahre jünger als Theo ist.
Das Undenkbare wird wahr und Theo freut sich sehr: Er darf noch einmal nach Hause zurückkehren,unterstützt von Berta und der engagierten, ukrainischen Pflegerin Ludmilla.
Mit Ludmilla spricht er offen über seine erste, verstorbene Frau Wilma,den Grund für das Zerwürfnis mit Frieda und die Beziehung zu Berta. Immer mehr wird Ludmilla dadurch zu seiner Verbündeten....

Erst hat mich das Thema dieser Geschichte etwas abgeschreckt. Wer setzt sich schon gern mit Tod, älter werden und alt sein auseinander? Noch dazu aus der Sicht eines 96 jährigen Mannes?
Doch Anna Mitgutsch ist auf fesselnde Weise gelungen, was ich nicht für möglich gehalten hätte.

Nach wenigen Seiten hat sie geschafft, dass ich das Gefühl hatte, die Figuren so gut zu kennen,dass Theo ein naher Verwandter sein könnte. Durch diese Verbundenheit mit den Figuren wird zwar das Thema nicht weniger bedrohlich, doch fühlt man viel mehr mit und wird nachdenklich ...
Abwechselnd wird aus der Perspektive von Theo und seiner Tochter Frieda erzählt. Das Zerwürfnis, die Hoffnung kurz vor dem Tod sich zu versöhnen,aus zwei Perspektiven!Interessant und sehr intensiv!
Man kann durch die berührende Schreibweise der Autorin die körperlichen Grenzen , die Schwäche , die Angst vor dem Tod,aber auch die beschriebene Depression von Berta sehr gut nachvollziehen.
Authentisch von Beginn bis zum Schluss!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Etwas langatmig

Nur ein Tag
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Allyson ist 18 und steht total unter der Fuchtel ihrer dominanten Mutter Ellie. Da bekommt sie von den Eltern eine dreiwöchige Europatour geschenkt,die sie zusammen mit einer Gruppe, zu der auch Freundin ...

Allyson ist 18 und steht total unter der Fuchtel ihrer dominanten Mutter Ellie. Da bekommt sie von den Eltern eine dreiwöchige Europatour geschenkt,die sie zusammen mit einer Gruppe, zu der auch Freundin Melanie gehört, verbringt. Kurz vor Ende der Tour lernt Allyson den Schauspieler Willem kennen, der mit einer Schauspielgruppe , die Shakespeare spielt, unterwegs ist. Willem überredet Allyson mal auszubrechen, etwas Verrücktes zu tun und die beiden reisen für einen Tag nach Paris. Am nächsten Morgen wacht Allyson auf und Willem ist verschwunden. Sie reist zurück in ihr altes Leben ...doch dieser Tag hat ihr ganzes Leben verändert.Zudem kann sie Willem nicht vergessen.

Dieser Band ist der erste Teil eines Roman Duos und da ich eigentlich Reihen oder nachfolgende Bände, die man kaufen muss als Verkaufsstrategie ablehne, weiss ich noch nicht, ob ich mir den zweiten Band nicht doch noch kaufe. Eigentlich könnte ich es auch gut so sein lassen...denn das Ende war für mich schlüssig , zwar offen, doch ich bin eigentlich zufrieden mit dem was Allyson erreicht hat.
Ich habe vor allem den Start ins Buch als etwas langatmig und zäh empfunden...Allyson ist da sehr unreif und mutterfixiert.Klar habe ich mit der Zeit realisiert,dass genau das der Reiz der Story ausmacht, dass sie so sein musste, damit man als Leser die Verwandlung verfolgen kann.Trotzdem habe ich damit viele Seiten gebraucht um mich in sie einfühlen zu können. Willem ist ein Herzensbrecher, und damit eigentlich das ganze Buch über mir unsympathisch.
Der Schreibstil ist jugendlich frisch und hat mir sehr gefallen.Teilweise plätschert die Handlung etwas dahin und viele Gefühle von Allyson werden haarklein beschrieben...das wurde mir etliche Male etwas viel und langweilig.
Ein Auge zudrücken muss man als Leser ein, zwei mal ,wenn Zufälle die Story weiter treiben.Gestört hat mich das weniger , doch ich habe es zur Kenntnis genommen.