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Veröffentlicht am 25.01.2021

Fesselnd!

That Night - Schuldig für immer
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Tony Murphy ist 18 Jahre alt, als sie des Mordes beschuldigt wird. Sie soll zusammen mit ihrem Freund Ryan ihre jüngere Schwester Nicole ermordet haben. Obwohl Tony und Ryan ihre Unschuld beteuern, werden ...

Tony Murphy ist 18 Jahre alt, als sie des Mordes beschuldigt wird. Sie soll zusammen mit ihrem Freund Ryan ihre jüngere Schwester Nicole ermordet haben. Obwohl Tony und Ryan ihre Unschuld beteuern, werden sie verurteilt. 15 Jahre sitzt Tony in der Strafanstalt Rockland in Vancouver ihre Strafe ab, bevor sie in den offenen Strafvollzug kommt. Sie kehrt zurück nach Campbell River, wo ihre Eltern und die ehemalige Clique aus der Schulzeit immer noch leben. Tony hat strenge Auflagen, so darf sie sich bestimmten Personen nicht nähern. Gerade als sie denkt, es läuft endlich mal gut in ihrem Leben, holt die Vergangenheit sie wieder ein. Nun setzt sie alles daran, den wahren Mörder ihrer Schwester zu finden.





Selten habe ich mit einer Figur so mitgelitten und mitgefühlt wie mit Tony Murphy. Dadurch, dass die Kapitel regelmässig zwischen der Jugendzeit von Tony und dann wieder zu ihrer Zeit in Haft wechseln, lernt man sie gut kennen und erlebt auch die Entwicklung der Figur. Die 18-jährige Tony ist ein schwieriger Teenager, der vor allem mit der Mutter Probleme hat. Zu ihrem Vater hat sie den besseren Draht. Schwester Nicole ist der perfekte Teenager, der im Haushalt hilft, für die Schule arbeitet und den Eltern gehorcht. Sehr schnell erkennt man, dass es für Tony da nicht einfach ist, den Platz in der Familie zu finden. Dazu kommt, dass Tony von einer Clique Mitschülerinnen gemobbt wird und sie zusätzlich verunsichert und gestresst ist. Ihr grosser Anker im Leben ist Freund Ryan. Ab und zu sind die Passagen, vor allem als es um Mobbing geht, heftig und emotional beschrieben, diese haben mich sehr mitgenommen. Stück für Stück erkennt man, was für Tony alles schiefläuft im Elternhaus und in der Schule. Dann geschieht der Mord an Nicole und man ahnt schon ziemlich früh, warum Tony und Ryan immer wieder beteuern unschuldig am Tod von Nicole zu sein. Obwohl ich den Grund geahnt habe, ist die Spannung nicht verpufft. Im Gegenteil, ich habe fieberhaft weitergelesen, um zu erfahren, ob und wie der Mord aufgedeckt wird.



Doch auch die Passagen, die im Gefängnis handeln, sind fesselnd. Hier wird vor allem die psychologische Komponente, das Wissen, unschuldig eingesperrt zu sein, toll hervorgehoben. Was zuvor wie ein Jugendroman anmutete, wird nun brutaler und auch gewaltintensiver. Von der Gerichtsverhandlung, der Eingewöhnung im Gefängnis, über den Einzelarrest, Machtkämpfe mit Mitinsassinnen bis zu der Eingliederung in die Gesellschaft nach der Strafe, zeigt Chevy Stevens alle Facetten der amerikanischen Regeln.


Ein grosses Gewicht bekommt ein Thema, das auch in
der realen Welt vorherrscht. Einmal verurteilt, immer der Sündenbock. Niemand glaubt wirklich einem ehemaligen Gefangenen seine Unschuld. Diese vorgefassten Meinungen haben mich erschüttert, weil ich weiss, dass dies nicht nur in einer fiktiven Geschichte so geschieht. Mir hat Tony unheimlich leidgetan. Egal was sie sagt und tut, niemand glaubt ihr, fast alle wenden sich von ihr ab und sehr schnell wird vorverurteilt. Das geschieht in der Jugendzeit, als sie den Stempel " schwieriger Teenager" trägt, wie auch nach der Verbüssung ihrer Strafe.


Ich mag den Schreibstil von Chevy Stevens sehr gerne. Sie schreibt so, dass ich völlig in die Geschichte eintauchen konnte. Meine Emotionen haben von Ekel und Abneigung für das fiese Spiel, dessen Opfer Tony wurde, bis zu Genugtuung für sie gewechselt.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Sehr spannend!

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Nach zehn Jahren Ehe hat Claire genug! Ihr Mann, der reiche und einflussreiche Rory Cock, schlägt sie und sie sieht nur einen Ausweg: fliehen und untertauchen. Während Monaten bereitet sie den Fluchtplan ...

Nach zehn Jahren Ehe hat Claire genug! Ihr Mann, der reiche und einflussreiche Rory Cock, schlägt sie und sie sieht nur einen Ausweg: fliehen und untertauchen. Während Monaten bereitet sie den Fluchtplan vor, dieser wird jedoch im letzten Moment von Rory vereitelt. Am Flughafen JFK in New York trifft sie auf Eva, die auch auf der Flucht ist. Die beiden beschliessen ihre Flugtickets zu tauschen. So fliegt Claire nach Oakland und Eva nach Puerto Rico. Claire taucht in Evas Wohnung unter und stellt fest, dass sie von Eva angelogen wurde. Gerät sie vom Feuer in die Traufe?





Claires Leben und ihre Situation in der gewalttätigen Ehe ist eindrücklich beschrieben. Die Autorin schafft es, ohne Gewaltbeschreibungen einzusetzen, dass man unterschwellig die Misshandlungen von Rory an seiner Frau erfasst. Eine grosse Kunst als Autorin, ohne detailliert ekelerregende Gewaltszenen bringen zu müssen. Claires Situation ist sehr eindringlich beschrieben. So habe ich sehr mit ihr mitgefühlt, denn sie ist gefangen in einem goldenen Käfig mit einem Monster von Ehemann. Sie versucht alles, um die Flucht zu ergreifen. Absolut nachvollziehbar! Diese Passagen waren überaus spannend und fesselnd zu lesen.

Claires Geschichte wird in wechselnden Kapiteln mit der Story um Eva erzählt. Evas Grund, weshalb sie auf der Flucht ist, verrate ich hier nicht, um potenziellen Lesern nicht die Spannung zu nehmen. Denn nach dem Zusammentreffen der beiden Frauen am Flughafen, steigert sich die Spannung mit der Frage, weshalb Eva aus Oakland geflüchtet ist.

Zwei Frauen auf der Flucht, aus komplett unterschiedlichen Gründen. Claires Grund ist sofort und gut nachvollziehbar. Bei Evas Gründen dauert es etwas länger, bis man erkennt, wo das Problem ist. Dieser unterschiedliche Rhythmus hat mir sehr gefallen.

Ich habe selten einen Thriller mit zwei Handlungssträngen gelesen, die einerseits so wenig Berührungspunkte haben und andererseits völlig zusammenhängen. Gegen Schluss baut die Autorin noch einen Dreher ein, der für mich völlig überraschend kam. Denn sie verbindet nicht nur die beiden Erzählstränge zu einem schlüssigen Ganzen. Sie klärt den Leser auch noch darüber auf, wie sich die Zukunft einer Protagonistin gestaltet und was in der Vergangenheit der anderen geschehen ist.

Der Schreibstil und die wechselnden Perspektiven haben mich sehr gefesselt. Die Autorin schreibt toll und flüssig zu lesen. Immer wieder weckt sie beim Leser Fragen. Mit denen im Hinterkopf muss man einfach schnellstens weiterlesen.

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Veröffentlicht am 31.12.2020

Was geschah?

Hinter diesen Türen
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Rowan Craine ist verzweifelt, denn sie sitzt unter Mordverdacht im Gefängnis. Sie soll ein Kind der Familie Elincourt getötet haben. Seit kurzem ist Rowan die Nanny in der sechsköpfigen Familie. Dabei ...

Rowan Craine ist verzweifelt, denn sie sitzt unter Mordverdacht im Gefängnis. Sie soll ein Kind der Familie Elincourt getötet haben. Seit kurzem ist Rowan die Nanny in der sechsköpfigen Familie. Dabei hatte sie sich so auf die neue Arbeitsstelle auf Heatherbrea House im schottischen Hochland gefreut und dafür ihren Job in London an den Nagel gehängt.





Mich hat dieser Thriller, der gemächlich beginnt betreffend Gänsehaut, fasziniert. Denn durch den Klappentext und den Einstieg ins Buch weiss man als Leser, dass eines der Kinder, auf die Rowan aufpasst, stirbt. Mit diesem Wissen im Rücken fesselt das Buch noch mal mehr. Durchgehend wabert das Grauen mit und man wartet förmlich darauf, dass der Mord geschieht. Das erzeugt eine tolle Spannung und entwickelt einen unheimlichen Sog.


Der Start ins Buch beginnt mit einem Brief, den Rowan an einen Anwalt schreibt. Genau hier hatte mich die Autorin schon am Wickel und ich war gespannt auf die Geschichte. So habe ich mich schon nach diesem Brief gefragt, ob Rowan den Mord, für den sie in Untersuchungshaft ist, begangen hat oder nicht. Ruth Ware hat hier geschickt Pro und Contras eingestreut.


Da Setting, das abgelegene Haus im schottischen Hochland und die Umgebung sind sehr atmosphärisch beschrieben. Dazu kommt, dass Heatherbrea House, das Zuhause der Familie Elincourt, ein Smart House ist. Praktisch alles, vom Licht über die Musik bis zu den videoüberwachten Zimmern, wird über das Smartphon oder Touchpanels gesteuert. High-Tech vom Feinsten und so beschrieben und erklärt, dass man auch als nicht Technikbegeisterte nicht den Faden verliert. Gruselig so ein Leben in einem gesteuerten und überwachten Haus. Vor allem, wenn dabei noch seltsame Dinge geschehen. Es gab etliche Szenen, die mir Gänsehaut beschert haben beim Lesen.


„Hinter diesen Türen“ war nicht mein erstes Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Mit ihrem tollen und verständlichem Schreibstil und dem unvorhersehbaren Plot konnte sie mich wieder begeistern!

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Leseempfehlung!

Blutroter Schatten
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Thomas Rhode sitzt seit neun Jahren im Hochsicherungstrakt der Psychiatrie. Thomas Rhode ist ein kaltblütiger Mörder, er hat 11 Menschen getötet. Der letzte Mord an seiner Reinigungskraft wurde Rhode zum ...

Thomas Rhode sitzt seit neun Jahren im Hochsicherungstrakt der Psychiatrie. Thomas Rhode ist ein kaltblütiger Mörder, er hat 11 Menschen getötet. Der letzte Mord an seiner Reinigungskraft wurde Rhode zum Verhängnis, denn seine 16-jährige Tochter Sam hat ihn dabei beobachtet. Nun, 9 Jahre später, treibt ein Serientäter sein Unwesen. Die Opfer sind mit einem Zettel versehen, auf dem steht „Mit den besten Empfehlungen von Thomas Rhode“. Der einzige Weg, den Serienmörder zu fassen, läuft über den inhaftierten Rhode. Der jedoch stellt Bedingungen, die das mühsam aufgebaute, neue Leben von seiner Tochter Sam über den Haufen werfen.



Genau so soll ein Thriller sein: Schonungslos, brutal, blutig und sehr spannend. Ich bin absolut begeistert über das neue Werk von Patricia Walter. Wie auch bei ihren vorderen Thrillern konnte sie mich fesseln, begeistern und mitreissen. Das ist Thriller pur!!!

In diesem Buch hat man es nicht nur mit einem Serientäter zu tun. Nein, gleich zwei treiben ihre perfiden und blutigen Fantasien auf die Spitze des gerade noch erträglichen. Mir lief es einige Male kalt den Rücken runter. Auf zwei Erzählebenen, in der Gegenwart und „Damals“, setzt sich nach und nach ein Bild zusammen, in dem man erkennt, wie ein Mensch mit der nötigen Veranlagung zum Serientäter heranwächst. Ich konnte mit Grauen zusehen, wie ein Junge mit Aggressionen, diese irgendwann einmal auslebt und immer weiter geht, bis er Menschen regelrecht niedermetzelt.

Doch auch die Angehörigen kommen nicht zu kurz. In der Gestalt von Sam erfährt man, wie traumatisch es ist und wie sehr das ganze Leben durcheinandergewirbelt wird, wenn man das Pech hat mit einem verurteilten Serientäter verwandt zu sein. Ein ganz neuer Ansatz in einem Thriller, der mir sehr gefallen hat. Mir hat Sam unheimlich leidgetan, denn es gab da ein paar Passagen, da habe ich mich gefragt, ob Rhode auch nur ein kleines bisschen Vatergefühle hegt oder einfach nur seine Tochter quälen will? Sind all die Forderungen, die er stellt, nur ein perfides Psychospielchen? Diese Zweifel, die einmal gesät, mich durch das Buch getrieben haben, empfand ich als spannender Nebeneffekt zu den ganzen Morden.

Psychologisch sehr gut ausgearbeitet sind nicht nur die Begegnungen zwischen Vater und Tochter, auch die Verbindung zwischen den beiden Tätern ist sehr gut überlegt und schlüssig.

Ich denke dieser Thriller ist ein Vergnügen für hartgesottene Leser, die blutige und brutale Geschichten mögen. Denn die Story ist gespickt mit Leichen und ist so spannend, dass bei mir die Nacht zum Tag wurde!

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Justizthriller, mal anders!

Eine bittere Wahrheit
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Tabitha Hardy sitzt im Gefängnis Crow Grange in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt ihren Nachbarn in ihrem Schuppen ermordet zu haben. Tabitha beteuert ihre Unschuld und feuert nach Meinungsverschiedenheiten ...


Tabitha Hardy sitzt im Gefängnis Crow Grange in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt ihren Nachbarn in ihrem Schuppen ermordet zu haben. Tabitha beteuert ihre Unschuld und feuert nach Meinungsverschiedenheiten ihre Pflichtverteidigerin. Ab sofort arbeitet Tabitha selbst an ihrer Verteidigung … und das vom Gefängnis aus. Sie hat weder Ahnung von Verteidigungsstrategien, noch von den Regeln an Gericht. Sie weiss nur eines, dass sie unschuldig im Gefängnis sitzt. Die Lage spitzt sich zu, als bekannt wird, dass der Ermordete früher Tabithas Lehrer war und sie allen Grund hatte, sich an ihm zu rächen.





Dieser Justizthriller hat als Grundlage einen absolut neuartigen Plot. Dass sich eine Verurteilte selbst verteidigt, noch dazu vom Gefängnis aus, habe ich so noch nie gelesen. Da die Protagonistin absolut keine Ahnung hat von Rechtsgrundlagen und Verteidigung, ergeben sich immer wieder amüsante Situationen, die das Ganze sehr auflockern. Denn, all die Passagen, die im Gefängnis handeln, sind ab und zu sehr düster und zeigen den Gefängnisalltag von verurteilten Frauen.



Tabitha ist eine Kämpferin, die sich wehren muss für ihre Rechte und dabei bei der Direktorin von Crow Grange, sowie den Richtern und Anklägern aneckt. Doch auch im Dorf, in dem sie lebte und wo auch der Mord geschehen ist, sind ihr nicht alle Leute wohlgesinnt. Und genau da entsteht sehr viel Spannung, denn man begreift von Beginn weg, dass da jemand Tabitha ordentlich reinzulegen versucht. Und doch keimt auch der Verdacht auf, dass Tabitha tatsächlich den Mord begangen hat. Ich wusste plötzlich nicht mehr, was und wem ich glauben sollte. Damit hat das Autorenduo perfekt gespielt.

Mich hat Tabithas Schicksal sehr schnell neugierig gemacht und die Geschichte ist zu einem wahren Pageturner geworden. Obwohl praktisch die ganze Geschichte über an denselben Orten, dem Gefängnis oder dem Gerichtssaal, handelt, ist die Story überhaupt nicht eintönig. Im Gegenteil! Durch Gefängnis interne Kämpfe, Besuche von Zeugen und die Beschreibung von Tabithas Arbeit zu ihrer Verteidigung ist jede Menge Vielseitigkeit dabei.


Das Ehepaar Nicci Gerard und Sean French, das unter dem Namen Nicci French schreibt, liefert nicht nur einen aussergewöhnlichen Plot und eine runde und fesselnde Geschichte. Sie haben auch einen tollen Schreibstil mit überzeugenden Figuren.

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