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Veröffentlicht am 04.07.2023

Spannungsroman!

Weil du lügst
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In den Familienferien auf Korsika stirbt die 13-jährige Dee Dee an einer Vergiftung. Ihre zukünftige Stiefmutter Emily hatte dem Teenager ein Kopfschmerzmittel gegeben, kurz nach der Einnahme liegt der ...

In den Familienferien auf Korsika stirbt die 13-jährige Dee Dee an einer Vergiftung. Ihre zukünftige Stiefmutter Emily hatte dem Teenager ein Kopfschmerzmittel gegeben, kurz nach der Einnahme liegt der Teenager tot in seinem Bett. Jed, der zukünftige Mann von Emily und Vater des Teenagers, glaubt an eine Verunreinigung bei der Produktion. Als Emily eine Nachricht bekommt, dass das Gift für sie bestimmt war, kommen plötzlich Verdächtigungen hoch. Denn auf Korsika waren nicht nur die verstorbene DeeDee, Emily und Jed, sondern noch weitere Familienmitglieder zugegen. Wer wollte Emily vergiften?




In lose eingeflochtenen Tagebucheinträgen wird ein Teenager skizziert, der unglücklich mit seiner Figur und von Cybermobbing betroffen ist. Diese Zeilen, die die 13-jährige Dee Dee schreibt, empfand ich als sehr authentisch. Effektvoll dabei, die regelmässigen Wörter in Grossbuchstaben!

Sophie McKenzie versteht es zudem ausgezeichnet, das Leben einer Patchworkfamilie, die sehr privilegiert ist, mit einer Kriminalgeschichte zu verweben. Manchmal kam mir der Gedanke hoch, dass dieser Thriller eher ein Spannungsroman ist, da durchwegs eine softe und familiäre Komponente mitschwingt. Oft gibt es Familienstreitigkeiten, wie die Trennung von Jed und seiner Exfrau, der die Affäre zwischen ihm und Emily vorangegangen ist. Ebenso oft wird die rehäugige Emily mit ihrer schlanken Statur erwähnt. Etwas, was die Autorin ohnehin ständig andeutet, ist das attraktive Aussehen einer Figur und seinen oder ihren Hang zu schöner Kleidung. Die Autorin legt den Fokus weniger auf falsche Fährten oder Perspektivwechsel, sondern auf Details wie eben beschrieben.

Die Handlung springt von der Gegenwart zur Vergangenheit und dies nicht chronologisch geordnet. Dazu kommen die erwähnten Tagebucheinträge und damit wird die ganze Geschichte ab und zu chaotisch. Ich habe durch die einfach gestrickte Handlung und die überschaubaren und prägenden Figuren trotzdem nie den Ueberblick verloren.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Deprimierend!

Der finstere See
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Nach einer lieblosen Kindheit mit einer Mutter, die diesen Namen nicht verdient hat, spürt Jeremy Horton keine Trauer, als diese stirbt. Er lebt mit seiner Familie in London und fährt in das Haus seiner ...

Nach einer lieblosen Kindheit mit einer Mutter, die diesen Namen nicht verdient hat, spürt Jeremy Horton keine Trauer, als diese stirbt. Er lebt mit seiner Familie in London und fährt in das Haus seiner Kindheit, um dieses zu räumen und zu verkaufen. In diesem Haus hat er in der Kindheit viele Sommerferien verbracht und die Erinnerungen gehen ihm nahe.

Es sind nicht nur gute Erinnerungen, denn im angrenzenden Wald starb seine kleine Schwester Emily. Jeremy war damals noch ein kleiner Junge, die Schuldgefühle wegen Emilys Tod begleiten ihn jedoch schon ein Leben lang.


Der Auftakt, der Prolog in dieses Buch ist märchenhaft und ziemlich gruselig. Was gut beginnt, betreffend Gänsehaut, flacht dann leider weitgehend ab. Denn über viele Kapitel wird zwar einerseits immer wieder das einschneidende Ereignis in Jeremys Kindheit angedeutet, das den Tod seiner kleinen Schwester Emily nach sich zog. Andererseits werden endlos Jeremys Gefühle mit sich, zu seiner Frau und den beiden Kindern thematisiert. Dadurch stockt die Handlung und wird sehr langatmig.

Dazu kommt, dass Jeremy konstant gereizt, nah an der Grenze von Arroganz, agiert. Sein Verhalten zu seinen beiden Kindern Jack und Lucy schrammt an emotionaler Misshandlung vorbei. Durch das ganze Buch ist Jeremy im Mittelpunkt, nur seine Sicht wird beschrieben, was mich oft durch seine Persönlichkeit richtiggehend heruntergezogen hat. Jeremys notorisch gereizte Art wird nur getoppt von Jeremys fieser Art und Weise in der Vergangenheit. Ich denke da an eine Szene, in der er einen Besuch im Krankenhaus bei seinem sterbendem Onkel Ian macht. Oft hat mir dadurch die Geschichte manchmal keinen Spass gemacht, sondern mich deprimiert.

Zum Glück ist der dunkle Punkt in der Familiengeschichte Horton einigermassen spannend. Ich war schon sehr neugierig, was genau damals in der Vergangenheit mit Emily geschehen ist. Die Auflösung ist sehr überraschend und schlussendlich schlüssig. Die Autorin hat es dem Leser mit Rätseln nicht leichtgemacht. Verschiedene falsche Fährten sei Dank!

Der Schreibstil von Julie Cameron empfand ich oft als theatralisch und etliche Wiederholungen begünstigen die Langatmigkeit. Sie hat es jedoch geschafft, mit der Frage, was in der Vergangenheit geschehen ist, Spannung in die Geschichte zu bringen.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Solider Thriller!

Schneetod
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Mitten im bevorstehenden Winter in Islands Weiten wird Polizeikommissar Herjolfur im Dienst angeschossen und stirbt an seinen Verletzungen. Sein Kollege Ari Thor Arason hatte die Grippe, war also krankgeschrieben ...

Mitten im bevorstehenden Winter in Islands Weiten wird Polizeikommissar Herjolfur im Dienst angeschossen und stirbt an seinen Verletzungen. Sein Kollege Ari Thor Arason hatte die Grippe, war also krankgeschrieben und deshalb war sein Chef alleine unterwegs. Die Bevölkerung ist entsetzt. Im beschaulichen Dorf Siglufjördur, wo die Kriminalität sehr tief ist, wird ein Polizist im Dienst erschossen?

Ari Arason beginnt mit der Hilfe von Tomas, eines Kollegen, der sich nach Reykjavik hat versetzen lassen, zu ermitteln und stösst auf viele kriminelle Handlungen.


Dieses Buch ist ein weiterer Teil der "Dark Island" Reihe von Ragnar Jonasson. Obwohl "Schneetod" der fünfte Fall der Polizei in Siglufjördur ist und ich nur ein weiteres Buch der Reihe kenne, hatte ich keinerlei Verständigungsprobleme. Der Grund dafür ist, dass dieser neue Fall in sich abgeschlossen ist und die private Seite der Ermittler oft mit ein, zwei Sätzen in Erinnerung gerufen, beziehungsweise für Neuleser erklärt werden.

Richtig gut gefällt mir, wie die Kälte, der Wind und die frostige Landschaft in Islands Weiten dem Leser anschaulich beschrieben wird. Oft hat es mich gefröstelt, obwohl in meiner realen Welt gerade Sommer mit knallblauem Himmel ist.

Ragnar Jonasson konzentriert sich zudem auf eine Handvoll Protagonisten und einigen Nebenfiguren und schraubt so die an der Handlung teilnehmenden Personen nicht künstlich hoch. Zum Glück, denn oft musste ich rasch gedanklich all die fremd klingenden Namen und Orte überschlagen.

Der Fall rund um den toten Polizeikommissar ist nicht weltbewegend oder ausserordentlich clever inszeniert. Die Ermittlungen dazu solide und gehen oft gemächlich über die Bühne. Auch hier keine weltbewegenden Ermittlungsansätze, sondern gründliches Checken der Telefonlisten, Zeugenbefragungen und Schnüffeln bei Siglufjörders Bevölkerung. Die Auflösung empfand ich als überraschend, das Motiv gut in die Geschichte eingebettet.

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Veröffentlicht am 28.06.2023

Morde in der Literaturszene!

Nicht ein Wort zu viel
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Buchhändlerin und Hobbyrezensentin Faja Bartels ist an einer Lesung, als ein befreundeter Buchblogger ihr ein Video schickt. Darin fleht Claas Rehagen, dass Faja eine Geschichte mit nur fünf Wörtern erzählt, ...

Buchhändlerin und Hobbyrezensentin Faja Bartels ist an einer Lesung, als ein befreundeter Buchblogger ihr ein Video schickt. Darin fleht Claas Rehagen, dass Faja eine Geschichte mit nur fünf Wörtern erzählt, sonst müsse er sterben.

Was Faja erst als Scherz abtut, wird blutiger Ernst. Claas wird ermordet aufgefunden. Die Polizei tappt im Dunkeln und erkennt schnell, dass hier ein perfider Serientäter, der in der Literaturszene mordet, sein Unwesen treibt.




In diesem Thriller wird die Literaturszene, allen voran, die Welt der Rezensenten und Buchblogger in den Mittelpunkt gestellt. Sehr gruselig die Morde, denn es bleibt leider nicht bei dem Mord an Claas Rehagen.

Warum werden Leser und Rezensenten ermordet? Sind die alle einem Autor auf den Schlips getreten? Andreas Winkelmann hat gekonnt die Sicht der anderen Seite, derjenigen, die den Rezensenten gegenüberstehen, in die Geschichte aufgenommen. Rezensionen, die manchmal respektlos sind und gestreut werden, können vernichtend sein. Was macht so eine Besprechung mit einem Autor, der Monate, gar jahrelang, an seinem Buch gearbeitet hat?

Doch die Geschichte, die meist in der Literaturszene handelt, enthält auch oft kleine und grössere Liebeserklärungen. Liebeserklärungen an ein wunderbares Medium: dem Buch! "Von Büchern umgeben, fühlte er sich ruhiger, besser, tiefer. Es war, als perlte die Oberflächlichkeit der Welt an einem Schutzschirm aus Buchstaben ab".

Parallel dazu wird einer der Ermittler, Jaroslav Schrader, der nach einem schwierigen Fall als Zielfahnder versetzt wird, sehr dicht in die Geschichte aufgenommen. Mir hat der unkonventionelle Fahnder Jaro sehr gut gefallen, denn er hat mir einigen Stoff zum Nachdenken geliefert. Er ermittelt mit sehr viel Menschlichkeit und Herz. Dies in Zusammenhang mit seinem letzten Fall vor der Versetzung. Ein Ermittler wie er ist eine Wohltat in der immer öfters herrschenden Schar von extremen und kaputten Ermittlerfiguren. Die Einführung dieser Figur ist hervorragend und als Nebenhandlung sehr spannend gemacht. Damit war ich sehr schnell mitten im Geschehen angekommen.

Die Spannung wird konstant in die Höhe geschraubt, die Auflösung fand ich überraschend. Irgendwann habe ich fast jede und jeden verdächtigt, als Serientäter zu morden. Das Motiv war dann nicht ganz so überraschend wie der Täter, allerdings habe ich dessen Identität anders vermutet.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Start: zäh!

Refugium
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Es ist Mitsommer und auf der Insel Knektholmer, in den Stockholmer Schären, wird gefeiert wie überall in Schweden. Olof Helander und seine Frau Gabriella haben Freunde und Familie zu dem Fest eingeladen, ...

Es ist Mitsommer und auf der Insel Knektholmer, in den Stockholmer Schären, wird gefeiert wie überall in Schweden. Olof Helander und seine Frau Gabriella haben Freunde und Familie zu dem Fest eingeladen, das plötzlich aus dem Ruder gerät. Die Gesellschaft wird überfallen und getötet, die einzige Ueberlebende ist die 14-jährige Tochter der Familie. Schwer geschockt wird Astrid in eine Klinik eingewiesen. Die Krimiautorin Julia Marmös, die mit Olof seit der Kindheit befreundet war, lässt dieser Massenmord nicht kalt. Kim Ribbing, der ihr eigentlich bei ihrem neusten Buch helfen sollte, findet als einziger Zugang zu Astrid. Etwas, was dem leitenden Ermittler Jonny Munther, der zudem Julias Exmann ist, nicht gefällt.


Ehrlich gesagt, waren die ersten neunzig Seiten so zäh zu lesen, dass ich gefühlt Tage dafür gebraucht habe. Es geht vorwiegend um das Gefühlsleben der Autorin Julia Marmös, die den bedeutend jüngeren Kim Ribbing abschleppt. Wenn sie sich nicht gerade fragt, ob sie nicht zu alt für ihn ist, wird ihre Arbeit an ihrem neusten Buch thematisiert. Was eigentlich thematisch fesselnd sein sollte, da sie eine Verbindung zwischen ihrem neusten Werk und einer bestehenden Reihe von Stig Larsson herstellt, ist leider sehr langatmig.

Die Identität einer Figur in der Gegenwart und der kursiv geschriebenen Vergangenheit wird sehr schnell offen gelegt. Eventuell hätte das etwas Pep in die ersten Kapitel des Buches gebracht, wenn der Autor da im Dunklen geblieben wäre? Gut gemeint, um Gänsehaut zu erzeugen, jedoch für mich sehr abstossend und zugleich traurig, wenn ein Autor die Quälerei an einem Kind als einzige Passage zur Hand hat, um Thrillergefühle aufkommen zu lassen. Dann, nach neunzig Seiten, kommt endlich etwas Schwung in die Geschichte und es geschieht, was "das letzte Abendmahl" genannt wird, der Ueberfall bei der Mitsommerparty. Von nun an teilen sich drei Figuren die Ermittlungen dazu.

Julia Marmös arbeitet als Krimiautorin und war meiner Meinung nach etwas wankelmütig. Sie konnte ich über weite Teile nicht einschätzen, weder im privaten noch im beruflichen Rahmen. Anders war da Kim Ribbing, der eine traumatische Kinder und Jugendzeit hatte und jetzt als Hacker und Computernerd durchs Leben geht. Ihn fand ich sehr sympathisch und er ist die tragische Figur in dieser Geschichte. Ermittler Jonny Munther, der sehr oft sehr genervt von seiner Exfrau Julia (etwas, was ich absolut nachvollziehen kann) ist, ermittelt clever und mit Köpfchen.

Der Schreibstil und vor allem die sehr kurzen Kapitel lassen die Geschichte gut und rasch lesen. Was ich zuerst auf den ersten 90 Seiten befürchtet habe, ist nicht eingetroffen. Die Geschichte wird danach nämlich durch verschiedene Perspektiv und Ortswechsel abwechslungsreich und vielseitig. Stockholm - Havanna - Guanabo - Shanghai - Tärnö! In dieser Story kommt man als Leser ganz schön auf der Welt herum und jede Station ist sehr dicht und eindrücklich beschrieben. Die Auflösung ist eher simpel und ich habe früh die Identität eines Täters durchschaut.

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