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Veröffentlicht am 10.12.2022

Kein Psychothriller!

Das Gift deiner Lügen
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Severn Oaks ist eine Villensiedlung, die zur Gemeinde Severndale in Cheshire gehört. Die Bewohner sind gut betucht und leben abgeschirmt in ihren Villen. Deshalb ist der Schock gross, als Erica Spencer ...

Severn Oaks ist eine Villensiedlung, die zur Gemeinde Severndale in Cheshire gehört. Die Bewohner sind gut betucht und leben abgeschirmt in ihren Villen. Deshalb ist der Schock gross, als Erica Spencer nach der Halloweenparty tot unter dem Baumhaus liegt.

Der tragische Unfall hat die Siedlung erschüttert und kaum sind die Menschen darüber hinweg, wird ein Podcast online gestellt. Darin räumt ein anonymer Erzähler mit der Nachbarschaft auf. Der Podcast, der wöchentlich gesendet wird, nennt sich « Der Mord an Erica Spencer». Dann verschwindet Marie-Beth King, die ehemals beste Freundin der Toten und bringt Aufruhr in die Siedlung.


Ein mehr als kryptischer Prolog, in der eine Tote Gehör bekommt, hat mir so richtig Lust auf diese Geschichte gemacht.

Als Leser bekommt man schnell Einblick in die verschiedenen Häuser der Bewohner in der Villensiedlung. Zugang zu den Figuren habe ich jedoch lange keinen gefunden. Die vielen Nachbarn verschwimmen irgendwann mal zu einem Figurenbrei und ich habe mich ständig gefragt, welcher Mann, denn nun zu welcher Frau und welches Kind zu welchem Paar gehört. Um es dem Leser besonders schwer zu machen, wechseln die Nachbarn auch mal die Partner und zwei Kinder wachsen vaterlos auf. Die Gerüchte und Vermutungen kursieren jedoch, dass einer der Nachbarn der Vater ist. Mir war das, ehrlich gesagt, zu viel hin und her, um dauerhaft den Ueberblick zu behalten.

Als Psychothriller sehe ich *Das Gift deiner Lügen» nicht an. Denn die Spannung, die doch vorhanden war durch die Frage, ob und wer Erica umgebracht hat, verliert sich oft in langatmigen Passagen, in denen getratscht wird. Solche Passagen gibt es viele. Passagen, in denen zwei Nachbarinnen über die Nachbarschaft herziehen oder Pärchen das Geschehen erörtern.

Vieles ist reine Fassade in der Villensiedlung. Als Leser erfährt man in den kursiv geschriebenen Podcasts, was wirklich abgeht in den Häusern und Familien in Severn Oaks. Mehr schein als Sein. Das hatte für mich etwas von Scheinheiligkeit. Etwas, was mir sehr zuwider ist. Was wohl auch der Grund war, warum ich mit keiner der Figuren so wirklich mitgefühlt habe.

Drei Fragen haben mich durch das Buch getragen. « Wer hat Erica ermordet», wer ist der Erzähler der Podcasts» und « wohin ist Ericas beste Freundin Marie-Beth verschwunden»? Für jede dieser Fragen habe ich eine zufriedenstellende Antworten bekommen.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Pandemie!

Dann bleiben wir eben zu Hause! (Die Online-Omi 13)
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Auch Renate Bergmann, die Online-Oma, ist nicht sicher vor der Pandemie. Wie fast alle Menschen zieht sie sich zurück und lässt die Nachbarskinder einkaufen.

Kaffeetrinken im Rentnerverein oder schnell ...

Auch Renate Bergmann, die Online-Oma, ist nicht sicher vor der Pandemie. Wie fast alle Menschen zieht sie sich zurück und lässt die Nachbarskinder einkaufen.

Kaffeetrinken im Rentnerverein oder schnell zu Freundin Inge auf einen Kaffeeklatsch? Liegt alles nicht mehr drin, denn man soll ja zu Hause bleiben.

Renate Bergmann vertreibt sich die Zeit damit zu backen, Traumschiff zu gucken und ihren Neffen nach Hefe zu schicken.






Wieder hat Renate jede Menge Geschichten zur Hand, die sie freigebig mit uns Lesern teilt. Das kurze Büchlein mit 76 Seiten ist in ein bis zwei Stunden gelesen und unterhält gut. In diesem Buch ist Renate viel fokussierter und schweift weniger ab. Sie hat ja normalerweise Tendenz, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen.

Doch wie gesagt, hier bleibt sie länger beim Thema, was ich als wohltuend empfand. Die Pandemie mit all ihren klischeehaften Aktionen der Menschen, wie das raffgierige Kaufen von Toilettenpapier und Hefe, thematisiert Renate.

Sie zeigt sich auch verletzlicher und weniger streitlustig als in anderen Büchern, die ich schon gelesen habe. Die Online Omi gehört mit ihren 82 Jahren zu der Risikogruppe. Etwas, was sie zu schockieren scheint. Schön fand ich, dass dies nicht lächerlich gemacht wird. Renate appelliert auch an die Solidarität und bittet darum zusammenzustehen, auch wenn 1.50 Meter Abstand eingehalten werden soll.

Mich hat dieser Band gut unterhalten und mit «witzig» bis zu « nachdenklich machen» hat es alles dabei. Einzig die Rezepte, die im Text eingestellt wurden, empfand ich als «Seitenfüller» und hätten weggelassen werden können.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Fesselnd!

Fifty-Fifty
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Aus der Franklin Street 152 treffen nachts innert kürzester Zeit zwei Notrufe bei der Polizei ein. Zwei Schwestern behaupten, dass die andere den gemeinsamen Vater Frank Avellino getötet hat.

Als die ...

Aus der Franklin Street 152 treffen nachts innert kürzester Zeit zwei Notrufe bei der Polizei ein. Zwei Schwestern behaupten, dass die andere den gemeinsamen Vater Frank Avellino getötet hat.

Als die Polizei eintrifft, ist nicht klar, welche der Schwestern den Mord verübt hat. Es kommt zur Gerichtsverhandlung, in der Strafverteidiger Eddie Flynn Sofia Avellino verteidigt und die junge Anwältin Kate Brooks ihre Schwester Alexandra.








Dies ist der fünfte Teil rund um den charismatischen und intelligenten Strafverteidiger Eddie Flynn, der nach einer Taschenspielerkarriere die Seiten gewechselt hat und nun für Gesetz und Ordnung als Strafverteidiger sorgt.

Etwas seltsam mutet an, dass Teil vier und fünf auf Deutsch schon erhältlich sind, die ersten drei Teile jedoch erst noch erscheinen werden. Warum gibt ein Verlag die Teile nicht chronologisch heraus?

Eddie Flynn ist eine hervorragend charakterisierte Figur und mir sympathisch. Der vordere Band «Thirteen» hatte mich schon begeistert und auch «Fifty Fifty» steht dem in nichts nach. Die Geschichte um die beiden potenziellen Täterinnen hat mich gefesselt, auch wenn durch ein nebenbei eingestreutes Detail die Identität der wahren Mörderin schon in Kapitel 7 offensichtlich ist.

Wie auch im vorderen Teil ist Dreh und Angelpunkt wieder das Justizgebäude in Manhattan, wo sich ein grosser Teil der Handlung abspielt. Gutachten, Expertenbefragungen vor Gericht und Plädoyers … als Leser taucht man völlig ein in die Welt der Justiz. Man merkt sehr gut, dass der Autor kennt, wovon er schreibt. Er hat Jura studiert und lange als Anwalt gearbeitet.

Bis es zu der Gerichtsverhandlung kommt, erfährt man als Leser in einer Nebenhandlung, wie sich Kate Brooks von ihrer Anwaltskanzlei Levy, Bernhard und Groff löst und den Fall übernimmt. Diese Nebenhandlung empfand ich als sehr fesselnd, beschreibt sie doch das Machtgehabe einflussreicher Anwälte, die meinen, sich alles erlauben zu können. Frauenfeindliches Verhalten und dazu sexistische Sprüche! Kate Brooks muss sich behaupten und ich habe gefeiert, wie souverän sie das schafft. Leider musste ich mich auch von einer Figur verabschieden, die ich schon in Thirteen liebgewonnen hatte.

Wiederum klar und schnörkellos erzählt der Autor die Geschichte zweier Schwestern, die nach einer traurigen Kindheit den Bezug zur Realität verloren haben. Eine zeigt das durch ein krankhaftes Verhalten, die andere mordet. Nun ist es ja so, dass ich schnell darauf gekommen bin, welche der Schwestern die Mörderin ist. Ich kann mir vorstellen, dass dies von Steve Cavanagh so gewollt war, da man als Leser die Gerichtsverhandlung anders verfolgt, als wenn man im Trüben fischt betreffend Identität der Mörderin?

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Veröffentlicht am 03.12.2022

...Fortsetzung folgt...

Der Strand: Vermisst
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Lilli Sternberg hat sich am Weststrand mit ihrer Freundin Fabienne verabredet. Fabienne wartet jedoch vergebens auf die 19-Jährige. Lilli kommt nicht zum verabredeten Treffpunkt und bleibt spurlos verschwunden.

Die ...

Lilli Sternberg hat sich am Weststrand mit ihrer Freundin Fabienne verabredet. Fabienne wartet jedoch vergebens auf die 19-Jährige. Lilli kommt nicht zum verabredeten Treffpunkt und bleibt spurlos verschwunden.

Die Sorge ist bei ihren Grosseltern und Freunden gross, denn Lilli ist gehörlos und ihre Mutter wurde genau an diesem Strand vor vielen Jahren getötet. Eine kryptische Botschaft, von Lilli kurz vor ihrem Verschwinden verfasst, beschäftigt das Ermittlerteam und die Kryptologin Mascha Krieger wird beigezogen.






Dieses Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie mit Verbrechen, die in dem kleinen Ort Sellnitz auf dem Darß handeln. Ein Ort, an dem sich normalerweise Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und nie was los ist. Und genau deswegen hat sich Tom Engelhardt zu der örtlichen Polizei versetzen lassen. Damit er als alleinerziehender Vater Zeit für seine 5- jährige Tochter findet und beruflich eine ruhige Kugel schieben kann.

Doch diese Hoffnung erfüllt sich nicht, denn Lilli Sternberg verschwindet. Da ab und zu kurze Einspieler verraten, dass Lilli noch lebt, hat das leider eine Menge an Spannung genommen. Mir hätte es besser gefallen, wenn diese Einspieler weggelassen worden wären. Denn dann wäre der Rätselfaktor höher gewesen, was mit Lilli ist. Da dieses Buch der erste Teil der Trilogie ist, war es für mich klar, dass die Handlung keinen Abschluss findet. Trotzdem war ich überrascht, wie abrupt diese Handlung endet.

Die Autorin hat es geschafft, das Setting gut rüberzubringen. Der Fall ist logisch aufgebaut und ich habe mich oft gefragt, welche Figur ein falsches Spiel treibt.

Ab und zu waren mir die Betreuungsprobleme, die Tom Engelhardt mit seiner kleinen Tochter hat, zu ergiebig. Ich frage mich wirklich, wie er sich das vorgestellt hat, neben der Betreuung seine Arbeit zu erledigen? Als Polizeibeamter weiss man ja, dass man nicht 08/15 Arbeitszeiten hat, alles andere ist doch sehr kurzfristig gedacht. So kommt mir die Figur auch vor. Tom Engelhardt stolpert in den Ermittlungen herum und versucht krampfhaft Oberhand zu gewinnen. Im Fall um die verschwundene Lilli und der Betreuung seiner Tochter.

Nun ist es leider so, dass es rund 2 Monate dauert, bis Teil 2 erscheint. Ein Grund, weshalb ich normalerweise keine Trilogien oder Serien mit mehreren Bänden lese. Denn bis der nächste Teil erscheint, ist die Handlung vom vorderen Teil nicht mehr so präsent, dass uneingeschränkt weitergelesen werden kann.

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Veröffentlicht am 01.12.2022

War nicht meins...

Die letzte Party
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Rhys Lloyd hat in der Nähe des Dorfes Cwm Coed in Nordwales eine Feriensiedlung aus dem Boden gestampft. The Shore umfasst mittlerweile 5 Lodges und eine Silvesterparty, die er veranstaltet, endet feuchtfröhlich. ...

Rhys Lloyd hat in der Nähe des Dorfes Cwm Coed in Nordwales eine Feriensiedlung aus dem Boden gestampft. The Shore umfasst mittlerweile 5 Lodges und eine Silvesterparty, die er veranstaltet, endet feuchtfröhlich. Nach der Party ist Rhys Lloyd tot! Beim Silvesterschwimmen treibt seine Leiche im Meer und Leo Brady von der Cheshire Crime Unit und Ffion Morgan von der North Wales Police müssen erst einmal klären, wer für die Aufklärung verantwortlich ist.



Für diesen Krimi musste ich eine grosse Portion Durchhaltewillen mobilisieren. Der Fall an sich ist einfach gehalten und ganz nach dem Schema « unsympathischer und reicher Mann wird getötet und überall gibt es potenzielle Täter». Eine Herausforderung waren die vielen Figuren in der Feriensiedlung The Shore, sowie im nahe gelegenen Dorf Cwm Coed. Irgendwann hat mir der Kopf geschwirrt und ich wusste, ehrlich gesagt, nicht immer, wo ich die Figur zuordnen muss. Dafür waren es zu viele Figuren und einige davon zu blass charakterisiert. Die Beziehungen untereinander waren echt schwierig zu sortieren, denn die diversen Liebeleien, Fremdgehen und damit verbundene «Bäumchen wechsle dich – Aktionen» haben mir das Leben schwer gemacht. Irgendwann konnte buchstäblich jeder etwas mit dem Mord zu tun haben und die ganze Sache hat sich so gezogen, dass, wenn ich ehrlich bin, mich die Auflösung nur noch mässig interessiert hat.

Ansonsten mochte ich den Schreibstil, der oft eine Prise Humor in die Geschichte sickern lässt. Ab und zu sind walisische Brocken eingestreut, was ich prinzipiell nie mag. Dialekt ist so eine Sache in Büchern. Entweder man versteht ihn oder man liest grosszügig darüber, da man kein Wort versteht. Bei mir war es letzteres und ich fand es schade, dass nicht gleich eine Übersetzung als Fussnote nachgeliefert wird.

Die Bewohner des walisischen Dorfes sind mit einer Prise englischen Verschrobenheit charakterisiert. Es geht ziemlich engstirnig zu und man wehrt sich mit Händen und Füssen gegen die neumodische Feriensiedlung. Was ich irgendwo auch verstehen kann, denn diese Bewohner, die ihren Urlaub dort verbringen, sind teilweise echte Snobs. Sympathisch war mir eigentlich niemand. Die Ermittler am ehesten. Ffion Morgan setzt sich für ihren Kollegen ein, der vom Vorgesetzten übelst gemobbt wird. Warum ein erwachsener Mann sich nicht einfach wehrt oder die Konsequenzen zieht, verstehe ich nicht. Doch das ist ja meist so bei Mobbingopfern.

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