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Veröffentlicht am 14.10.2024

Einfach gehaltener Schreibstil

Kein Land in Sicht
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Ein Kreuzfahrtschiff schippert über das Meer.

An Bord ist eine Frau, die weder ihren Namen weiss, noch wie sie auf dieses Schiff gekommen ist.

Nach und nach kehren ihre Erinnerungen zurück und sie weiss ...

Ein Kreuzfahrtschiff schippert über das Meer.

An Bord ist eine Frau, die weder ihren Namen weiss, noch wie sie auf dieses Schiff gekommen ist.

Nach und nach kehren ihre Erinnerungen zurück und sie weiss nun, dass sie für ihren Job als Kriminalkommissarin undercover als Crewmitglied Stephanie Mayrhofer angeheuert hat.

Dieser Undercover Auftrag hat ihre Präsenz an Bord nötig gemacht. Dies, obwohl Kriminalkommissarin Sarah Peters Angst vor Wasser hat und Kreuzfahrten hasst.


Zum Glück gibt es Klappentexte und zum Glück verrät dieser auf diesem Buch ziemlich viel. Denn der Aufbau und der Start in die Geschichte ist so wirr, dass ich sonst ziemlich aufgeschmissen gewesen wäre. Es wird über längere Zeit aus zwei Perspektiven erzählt. Da ist einerseits Crewmitglied Stephanie Mayrhofen, die sich ja später als Kriminalkommissarin Sarah Peters herausstellt. Eine Information, die der Klappentext auch verrät. Somit denke ich nicht, dass ich hier zu viel verrate.

In diesen Kapiteln wird oft satirisch das Thema Kreuzfahrten und seine Gäste aufs Korn genommen. Manches davon konnte mir ein Schmunzeln entlocken. Diese Kapitel leben von der Ahnungslosigkeit Stephanies betreffend ihrer Identität und der Arbeit an Bord. Sie stolpert von Aufgabe zu Aufgabe und spürt doch, dass ihre Bestimmung eine andere ist. Immerzu wartet man als Leser auf Stephanies Aufklärung und der Wandlung zu Sarah Peters. Diese Wandlung ist dann jedoch Enttäuschung pur. Denn die Autorin hatte die müde Idee, dass der Protagonistin bei einem Blick aufs tosende Meer wie Schuppen vor die Augen fällt, wer sie wirklich ist. Hier hätte ich mir etwas Spektakuläreres erhofft.

Ebenso ermüdend ist die zweite Perspektive. Die ist die eines Mannes in einem Käfig irgendwo auf diesem grossen Schiff. In diesen Kapiteln geschieht eigentlich nicht viel, ausser grossen Klagen und Ueberlegungen zur Befreiung zwecks Hilfe von ausserhalb. Hier blinzelt ab und zu der wahre Grund für die Reise inkognito durch. Ein grausiger Grund, der doch noch den Krimi rechtfertigt.

So einfach wie die Ermittlungsarbeit ist auch der Schreibstil gehalten. Die Autorin hält sich an kurze und oft abgehakte Sätze. Ebenso kurz ist sie Seitenzahl von 300 Seiten. Etwas, wofür ich froh war. Ein grosser Wurf ist das Cover, das ein Bullauge darstellt, das aufgeklappt werden kann.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Meisterwerk an Spannung!

Letzte Lügen
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Es sollte ein erholsamer und schöner Honeymoon für Will Trent und seine Ehefrau Sara Linton werden. Will hat für eine Woche im Riedgeview Lodge eine Hütte reserviert und die beiden wollen die angebotenen ...

Es sollte ein erholsamer und schöner Honeymoon für Will Trent und seine Ehefrau Sara Linton werden. Will hat für eine Woche im Riedgeview Lodge eine Hütte reserviert und die beiden wollen die angebotenen Aktivitäten nutzen. Die Familie McAlpine, die das Resort leitet, bietet Yoga, Kajaktouren, Wanderungen und weitere Vergnügungen an. Die beiden Frischvermählten freuen sich auf eine Auszeit von ihren anstrengenden Berufen als Special Agent und Medical Examiner beim Bureau of Investigation. Gleich am ersten Abend nach ihrer Anreise hören die beiden einen Schrei und finden eine tote Frau. Statt auszuspannen, finden sie sich in den Mordermittlungen und der Suche nach dem Sohn der Toten, der seit der Mordnacht verschollen ist.


Karin Slaughter ist mit Recht einer der populärsten Autorinnen in diesem Genre. Obwohl "Letzte Lügen" schon der zwölfte Band in der Will Trent Reihe ist, ist er durchgehend spannend und energievoll. Nicht wie bei anderen Autoren, bei denen die Bände in einer so langen Reihe oft schlechter und träger werden, dreht Karin Slaughter hier noch einmal richtig auf.

Das Setting, das einsam gelegene Resort, ist sicher nicht neu in Krimis. Karins Slaughter hat es jedoch gut bestückt. Die Familie McAlpine, die dort das Zepter führt, ähnelt dem Denver - Clan. Allerlei Anfeindungen, Machtkämpfe und Antipathien wirbeln im Familiengefüge ganz schön viel Staub auf.... was sage ich Staub...das, was hier abgeht, ist eher ein Sturm von Orkangrösse. Ich war oft sprachlos von so viel Bosheit und Gemeinheit. Etliche toxische Beziehungen machen das Leben und die Zusammenarbeit dort zu einem Krampf.

Als eine Tote gefunden wird, habe ich nahezu jedem den Mord zugetraut. Hat das cholerische und durch und durch böse Familienoberhaupt ein Familienmitglied angestachelt den Mord zu begehen? War es seine Frau, die ihr bequemes Leben in Gefahr sah? Oder etwa der Ehemann, der mit Schulden und Suchtproblemen kämpft und dringend Geld braucht? Es könnte aber auch der Koch oder ein Gast gewesen sein, der die Frau erstochen hat? Die Auflösung, wie der Mord geschah ist Gänsehaut pur!

Will Trent und Sara Linton haben ganz schön viel zu tun. Obwohl ich nicht alle vorderen Bände ( ... etwas, das ich nun doch bereue ...) gelesen habe, konnte ich problemlos folgen. Vorwissen benötigt man meiner Meinung für diesen zwölften Band nicht. Anfangs dauerte es eine Weile bis ich die Figuren in meinem Kopf sortiert und präsent hatte. Das ist jedoch nicht der laschen Charakterisierung, sondern der Anzahl der Gäste und Familienmitglieder, geschuldet. Trotz der stattlichen Anzahl Seiten kippte die Geschichte nie in die Langatmigkeit. Ein Meisterwerk an Spannung, falscher Spuren und Ermittlungen. Grausig die beschriebenen Autopsien!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Durchgehender Spannungsbogen!

Glutmoor (Janosch Janssen ermittelt 2)
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Carina Sander kommt nach einer anstrengenden Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause in ihr Elternhaus. Entsetzt entdeckt sie dort die Leichen ihrer Eltern, ihres Bruders und von ihrem kleinen Neffen.

Kriminalkommissar ...

Carina Sander kommt nach einer anstrengenden Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause in ihr Elternhaus. Entsetzt entdeckt sie dort die Leichen ihrer Eltern, ihres Bruders und von ihrem kleinen Neffen.

Kriminalkommissar Janosch Janssen und Kriminaldirektorin Diana Quester nehmen die Familie unter die Lupe und entdecken Verbindungen zu einem weiteren Fall. Nicht weit vom Haus der Familie Sander entfernt wurde eine Gedenkstätte für Kriegsopfer verunstaltet. Warum musste die Familie sterben und hat Carina nur per Zufall überlebt?




Nach "Totes Moor" ist dieser Krimi der zweite Band mit der Polizeidienststelle in Fulda. Privates läuft hier nahtlos weiter, die Fälle sind in sich abgeschlossen. Wo sich der junge Janosch Jennsen im vorderen Band mit der dominanten und bissigen Chefin Diana Quester auseinandersetzen musste, kommt nun eine Entwicklung dazu. Er muss sie nicht nur beruflich, sondern auch privat ertragen, da sie nun seine Schwiegermutter ist. Die Dialoge zwischen den beiden sind zum Schmunzeln und haben mich durch all die Morde und Kriminalität getragen.

Was als Familientragödie beginnt, entwickelt sich bald zu einem komplexen Kriminalfall, indem verschiedene Elemente mitspielen. Der Autor hat diesen einerseits sehr abwechslungsreich gestaltet und andererseits übersichtlich gehalten. Wenige Rückblicke in die Vergangenheit zeigen, was der Auslöser für die schreckliche Tat ist. Diese Einspieler in die Vergangenheit sind zurückhaltend eingewoben und machen die Geschichte nicht unruhig. Ich habe sehr geschätzt, dass Lars Engels seine Leser nicht wild durch die Zeitenwechsel scheucht.

Sehr gelungen ist das Setting. Es ist mitten im Sommer und eine Gluthitze treibt die Menschen in Grimmbach fast in den Wahnsinn. Dazu kommt der schwellende Brand im Moor, ein Ereignis, das dem Krimi seinen Titel gibt. Betonen möchte ich, dass der Spannungsbogen durchgehend erhalten bleibt. Dies ohne blutige Beschreibungen nötig zu haben. Schlussendlich konnte mich die Auflösung, die Identität des Täters überraschen.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Na ja...

Feuerjagd
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Trey Reddy lebt mit ihren Geschwistern und Eltern in Artnakeltny. Das kleine irische Dorf ist in Aufruhr, denn es liegt Gold in der Luft. Treys Vater Johnny ist federführend in der Goldsuche und versucht ...

Trey Reddy lebt mit ihren Geschwistern und Eltern in Artnakeltny. Das kleine irische Dorf ist in Aufruhr, denn es liegt Gold in der Luft. Treys Vater Johnny ist federführend in der Goldsuche und versucht Trey auf seine Seite zu ziehen.

Denn für seinen Geschmack gibt sich seine Tochter zu viel mit dem ehemaligen Polizisten Cal Hooper ab. Die Familie Reddy hat schon Treys älteren Bruder Brendan verloren und Cal ist Johnny nicht geheuer.

Dann wird ein Toter gefunden und Johnny fühlt sich in seinem Misstrauen bestätigt.


Ein grosser Teil der Geschichte spielt sich innerhalb der Dorfgemeinschaft ab. Da sitzen die Menschen des kleinen irischen Dorfes Artnakeltny zusammen und sprechen über dies und das. Jeder weiss alles über jeden und alle haben eine Meinung zum Privatleben der Nachbarn. Dieses Getratsche ist dermassen langweilig, dass ich jeweils froh war, wenn wieder Trey, Lena und Cal das Geschehen dominierten. Denn was da an Zwischenmenschlichem ablief, war wenigstens fesselnd. Trey ist ein 15-jähriger Teenager, der in einer grossen Familie lebt und immer wieder zu dem alleinstehenden Cal flüchtet. Trey verbindet mit ihm viel mehr als mit ihrem leiblichen Vater Johnny. Mit Cal schreinert sie und zeigt eine grosse Begabung bei diesen Schreinerarbeiten. Weshalb sie mit Johnny eine Hassliebe verbindet, ist die grosse Unbekannte in dieser Geschichte. Das und der Verbleib von Treys grossem Bruder Brendan, den die Familie betrauert.

Dagegen empfand ich das Gerede um das grosse Gold langatmig. Denn nach und nach kommt eine ( fingierte?) Goldsuche ins Spiel, der etliche Dorfbewohner verfallen.

Ich kenne Tana French als Autorin, die ihre Bücher eher lang werden lässt. Leider ist der Plot in diesem Buch bestenfalls Mittelmass. Für so viele Seiten ist einfach zu wenig Stoff enthalten. Deshalb musste wohl seitenlang der Samstagsputz der Familie Reddy oder die Holzarbeiten von Cal und Trey beschrieben werden?

Ich wurde nicht so richtig warm mit der Geschichte und habe schon bessere Bücher von Tana French gelesen. Irgendwie fehlte mir oft der rote Faden, denn die Handlung geht mal hierhin und mal dorthin. Was mich so richtig interessiert hat, was mit Brendan geschehen ist, wurde bedauerlicherweise nicht aufgelöst.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Fesselnd und spannend!

Die vergessenen Kinder
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Nachdem die Schwestern Holly und Daisy Morgan nach einem schrecklichen Unglück Vollwaisen geworden sind, werden sie in das Waisenhaus Morgate überführt. Sie leiden schrecklich unter der Lieblosigkeit und ...

Nachdem die Schwestern Holly und Daisy Morgan nach einem schrecklichen Unglück Vollwaisen geworden sind, werden sie in das Waisenhaus Morgate überführt. Sie leiden schrecklich unter der Lieblosigkeit und dem Mangel an Wärme und Nahrung. Nachdem Holly einen jungen Mann kennenlernt, verschwindet sie eines Nachts spurlos aus dem Heim. Ihre jüngere Schwester Daisy ist überzeugt, dass Holly nicht freiwillig verschwunden ist.

30 Jahre später werden menschliche Ueberreste auf den Telscomp Cliffs gefunden. Superintendent Johanna Hamilton, die damals die beiden Schwestern nach Morgate brachte, holt jetzt die Vergangenheit ein. Wurde nun endlich, nach so vielen Jahren, Holly gefunden?

In diesem Roman stehen fünf Frauen im Mittelpunkt. Fünf Frauen, deren Lebensgeschichten mich berührt, erschrocken oder gefesselt haben.

Da ist erst einmal Jo, die sich als Polizistin langsam die Karrierestufen hinaufgearbeitet hat und als alleinerziehende Mutter in den frühen Achtzigerjahren dadurch viel Biss zeigen musste. Jo ist untrennbar mit den Schicksalen der anderen Frauen verbunden, da sie einige ältere Geschichten, die sie als junge Polizistin erlebt hat, bis in die Gegenwart mitschleppt.

Sehr berührt haben mich das Schicksal der Schwestern Daisy und Holly Moore. Sie werden als kleine Kinder Waisen und landen im Kinderheim Morgate. Ein Waisenhaus, das Zustände zeigt, in denen es Ende der Siebzigerjahre noch keine regelmässigen Kontrollen und Beistandschaften für die Waisenkinder gab. Im selben Waisenhaus leidet und darbt auch Gemma Smith einige Jahre zuvor ihr Dasein. Sie ist das typische Beispiel dafür, wie ein Kind, das weder Liebe noch Fürsorge erfährt, reagieren kann. Der Hunger nach Anerkennung und Liebe, lässt sie in Gefahr begeben.

Die Letzte im Bunde der abwechselnden Kapitel stellt Olive, Jo's Mutter, deren Leben zu Beginn nicht so recht in die Geschichte zu passen schien. Ihre Kapitel sind nämlich ganz anders aufgebaut und in einer lang vergangenen Zeit angesiedelt. Erst nach und nach ergeben die "Olive-Kapitel" Sinn und die Verbindung wird klar.

Als kleiner Kritikpunkt hätte ich mir gewünscht, dass die Identität des Täters nicht so schnell offensichtlich war. Da hätte die Autorin ruhig noch ein oder zwei ernst zu nehmende falsche Fährten einbauen dürfen. Doch das ist Klagen auf hohem Niveau. Denn die Spannung, wie das nahe Umfeld des Täters seine Schuld aufnimmt, hat mich durch das Buch getrieben.

Emily Gunnis versteht es ausgezeichnet die Figuren lebendig und nachvollziehbar zu gestalten. Ich habe sehr oft mitgefühlt und mitgelitten. Dadurch wird der Roman, den ich persönlich als Krimi bezeichnen würde, fesselnd und spannend. Die regelmässigen Perspektivwechsel, die Jo, Holly, Daisy, Gemma und Olive, sowie die damit verbundenen Zeitwechsel haben mich nie verwirrt. Da einerseits die Wechsel gut deklariert sind und anderseits durch die überzeugende Charakterisierung man immer weiss, wo in der Geschichte gerade steckt. Ganz grosses Kino ist die Verknüpfung der einzelnen Stränge, die Schicksale der einzelnen Figuren, die sich am Schluss zu einem grossen Ganzen verbinden.

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