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Veröffentlicht am 04.12.2021

Cold Case!

FROST
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1983 wird ein Sanatorium in Akureyri das Zentrum einer Mordserie, mehrere Angestellte der Klinik werden ermordet. 2012 recherchiert Helgi Reykdal für seine Abschlussarbeit im Studium der Kriminalistik ...

1983 wird ein Sanatorium in Akureyri das Zentrum einer Mordserie, mehrere Angestellte der Klinik werden ermordet. 2012 recherchiert Helgi Reykdal für seine Abschlussarbeit im Studium der Kriminalistik über die damalige Mordserie. Er sticht dabei mitten in ein Wespennest und schon bald geschieht ein Mord in der Gegenwart, der seinen Ursprung wohl in seinen Recherchen hat.





Trotz vieler Zeit und Perspektivwechseln hat es Ragnar Jonasson geschafft, die Geschichte nicht nur klar zu strukturieren, sondern auch übersichtlich zu halten. Es wird bei Kapitelbeginn nicht nur die zeitliche Einordnung, sondern auch die Figur, die gerade im Mittelpunkt steht, angegeben. Normalerweise mag ich so viele Perspektiven und Zeitwechsel nicht so gerne, da es oft schwer ist, den Überblick zu behalten. Den habe ich in „Frost“ nicht ein einziges Mal verloren, was ein klarer Pluspunkt ist für den Autor.



Dreißig Jahre liegen die Mordfälle in dem Tuberkulosesanatorium zurück. Mit dem Studenten Helgi, der recherchiert, um die Mordfälle in seiner Abschlussarbeit zu verwenden, weicht der Plot von dem Schema „Mord – Polizei – Aufklärung „ ab.



Hulda Hermannsdottir die in der vorangehenden Trilogie, die Hauptrolle innehat, bleibt in „Frost“ eine Nebenfigur. Hulda verabschiedet sich in diesem Teil in den Ruhestand. Wobei das Ende in der Besetzung bei der Kriminalpolizei Hoffnung auf einen nächsten Teil der Reihe macht.



Im Mittelpunkt in der Gegenwart steht der Student Helgi Reykdal, der mir sympathisch war. Denn Helgi ist ein Büchernarr und hat eine ganze Bibliothek zu Hause. Leider kristallisiert sich nach und nach heraus, dass Helgi Probleme hat. Er hat nämlich eine Frau, Bergpora , die seltsamerweise selten in die Handlung eingebunden wird. Ein Verdacht kam bei mir hoch, der mich Helgi in einem anderen Licht hat sehen lassen. Zum Schluss wandelt sich dieser Verdacht aber und der Autor hat mir wortwörtlich die lange Nase gezeigt. Damit ist dem Autor ein zusätzlicher Spannungsbogen gelungen!

Die Ereignisse in dem Sanatorium in den 80er Jahren werden schlüssig aufgelöst und mir hat die, ohne komplizierte Verwicklungen, einfach erzählte Geschichte sehr gefallen. Kurze Einspieler, die die damalige Seuche, die Tuberkulose, auch „weißer Tod“ genannt, zeigen, wie schrecklich diese Krankheit war. Mir gefallen Bücher mit Cold Cases grundsätzlich gut. Der Autor hat die ungelösten alte Fälle mit einem aktuellen Fall in der Gegenwart ergänzt. Einige Figuren agieren auch zeitübergreifend, mischen also 1983 und 2012 mit, was der Story Struktur gibt.

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Veröffentlicht am 01.12.2021

Eine schrecklich nette Familie!

Solange du atmest
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Schwierige Familienverhältnisse haben Robin Davies die Flucht ergreifen lassen. Die Flucht aus ihrem Heimatstädtchen Red Bluff und die Flucht vor ihrem Vater Greg, ihrer Schwester Melanie und Tara, der ...

Schwierige Familienverhältnisse haben Robin Davies die Flucht ergreifen lassen. Die Flucht aus ihrem Heimatstädtchen Red Bluff und die Flucht vor ihrem Vater Greg, ihrer Schwester Melanie und Tara, der neuen Frau ihres Vaters. Robin arbeitet als Psychotherapeutin und ist mitten in einer Therapiesitzung als sie zum ersten Mal seit 6 Jahren wieder etwas von ihrer Schwester hört. Melanie ruft an und informiert Robin, dass ihr Vater und Tara überfallen wurden. Tara stirbt bei dem Überfall, Greg und Taras 12-jährige Tochter Cassidy liegen schwer verletzt im Krankenhaus. Robin fliegt sofort nach Red Bluff, obwohl sie sich geschworen hatte nie wieder zurückzukehren.





Joy Fielding verstrickt in „Solange du atmest“ clever eine Familiengeschichte mit einem mysteriösen Mordfall

Mir gefiel die Mischung unheimlich gut und so empfand ich die Geschichte als sehr abwechslungsreich. Die Autorin erzählt so, dass man förmlich spürt, was in der Schwesternbeziehung, aber auch in der Vater-Tochterbeziehung alles schieflief und automatisch machte ich mir Gedanken wer und aus welchen Grund auf Greg geschossen hat.

Die Beziehung unter den verschiedenen Familienmitgliedern ist teilweise sehr gespannt. Man erkennt mehr und mehr, wie die einzelnen Mitglieder ticken und so ziehen auch viele Altlasten durch die Chronologie der Familie Davies. Die Familie hat nämlich etliche Mitglieder in ihrer Reihe, die Potenzial als Täter aufweisen. Ich muss gestehen, dass ich lange komplett ahnungslos war, wer denn die Tat an Greg, Tara und Cassidy verübt haben könnte. Kurz vor Schluss hatte ich einen Verdacht und ab da, gab es kein Buch zur Seite legen mehr.... denn ich wollte unbedingt wissen, ob ich richtig liege. Ich lag komplett falsch und so ist Joy Fielding die Überraschung mehr als gelungen.



Ich habe schon etliche Bücher der Autorin gelesen und auch hier in "Solange du atmest" bestätigt sich meine Einschätzung. Joy Fielding versteht es ausgezeichnet eine Familiengeschichte so zu erzählen, dass es weder langatmig, noch langweilig wird.

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Veröffentlicht am 27.11.2021

Lebt Leni noch`?

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
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Max Bischoff ist ehemaliger Fallanalytiker und nun Privatdozent an der Universität Köln. Eines Tages spricht ihn ein Mann an und bittet ihn, nach seiner vor sechs Jahren verschwundenen Tochter zu suchen. ...

Max Bischoff ist ehemaliger Fallanalytiker und nun Privatdozent an der Universität Köln. Eines Tages spricht ihn ein Mann an und bittet ihn, nach seiner vor sechs Jahren verschwundenen Tochter zu suchen. Leni Benz verschwand als 10-Jährige und ihr Vater, Robert Benz, hat persönliche Gegenstände gefunden, die ihn vermuten lassen, dass seine Tochter noch am Leben ist. Leni war damals eines von drei Mädchen, die spurlos verschwanden. Als wieder zwei Mädchen auf dieselbe Weise verschwinden, liegt der Verdacht nahe, dass der Täter wieder mordet.





Arno Strobel schreibt unaufgeregt und sein Schreibstil ist einfach gehalten. Er übertreibt es nicht mit Figuren, Nebengeschichten und Handlungssträngen.

Genau drei wiederkehrende Perspektiven, zwei kürzere und die lange Hauptperspektive strukturieren die Geschichte. Im Hauptteil erfährt man nach und nach, was vor sechs Jahren, als Leni verschwand, geschah. Eine Menge Fragen tauchten bei mir auf und ich war gespannt, wie alles zusammenhängt und ob die mittlerweile Sechzehnjährige noch lebt? Das zentrale Thema ist kein einfaches, sondern grausam und auch mit dem sachlich gehaltenen Schreibstil hat mich die Art und Weise des Täters, in dem Kinder im Mittelpunkt stehen, erschüttert. Die kürzeren Perspektiven sind einerseits aus der Sicht des Täters und andererseits aus der Sicht eines Opfers. Letztere hat mich völlig gefangen genommen, gedanklich beschäftigt und berührt.



Dieser Thriller entwickelt sich nicht nach Schema, sondern geht in eine ganz andere Richtung als ich nach dem Lesen des Klappentextes gedacht habe.



Max Bischoff hat dem aktiven Polizeidienst den Rücken gekehrt. Einer der Gründe ist, wie undankbar diese Arbeit ist. Täter, die bestehende Gesetze immer wieder brechen und dafür minimale Strafen bekommen oder vorzeitig entlassen werden, bedeuten Frustration für die ermittelnden Beamten. Dazu gehören auch Menschen, die Straftaten an Kindern ahnen, jedoch die Augen verschließen. Nun bekommt Max Bischoff mit diesem Fall einen neuen Schub und er verbündet sich mit Hauptkommissar Menckhoff, den er zu aktiven Dienstzeiten nicht ausstehen konnte. Tatsächlich wird in „Die Spur der Mädchen“ die Grundlage für eine spannende Reihe gelegt und ich bin gespannt auf einen weiteren Fall!

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Ene, mene, muh!

Gefrorener Schrei
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Das Morddezernat in Dublin hat es mit einem scheinbar einfachen Fall zu tun. Aislinn Murray, 26 Jahre alt und überaus attraktiv, wird ermordet in ihrem Wohnzimmer aufgefunden. Der Tisch ist schön gedeckt, ...

Das Morddezernat in Dublin hat es mit einem scheinbar einfachen Fall zu tun. Aislinn Murray, 26 Jahre alt und überaus attraktiv, wird ermordet in ihrem Wohnzimmer aufgefunden. Der Tisch ist schön gedeckt, das Essen im Ofen und alles deutet darauf hin, dass Aislinn Besuch erwartet hat. SMS auf ihrem Handy bestätigen diese Vermutung. Sehr schnell ist ihr Verehrer gefunden und klar, dass er Aislinn ermordet hat. Die Detectives Antoinette Conway und Steve Moran werden jedoch plötzlich hellhörig. Denn jemand im Dezernat arbeitet darauf hin, dass der junge Mann verhaftet wird.





Wer den Schreibstil von Tana French kennt, weiß, dass die Geschichte detailliert wird. So werden nicht nur die Arbeitsweise der einzelnen Ermittler lang und breit erklärt, sondern auch ihre Beziehungen, Sympathien, respektive Antipathien und Loyalität im Team und zum Vorgesetzten seitenlang erläutert. Auch die beruflichen Details, wie die Tatortuntersuchung, Zeugenbefragungen, Aussagen und Beobachtungen füllen Seiten. Eine einzige Zeugenbefragung deckt zum Beispiel locker 25 Seiten ab. Dass damit Wiederholungen nicht ausbleiben, liegt fast auf der Hand. So werden zum Beispiel die verhängnisvollen Nachrichten des Opfers an ihren Verehrer von den Ermittlern bei der ersten Tatortsbegehung vorgelesen und lang und breit diskutiert. Dieselben SMS werden dann mit dem Verdächtigen besprochen, nachdem sie vorgelesen wurden. Und danach noch einmal im Ermittlerteam bei der Besprechung im Dezernat. Auch die Art, wie das Opfer gestorben ist, wird 3-mal mit den verschiedensten Figuren durchgekaut. Schnell machte sich bei mir das Gefühl breit, dass die Handlung auf der Stelle tritt.

Allerdings wollte ich unbedingt wissen, ob der junge Verehrer, Aislinn Murray nun umgebracht hat oder nicht. Denn immer wabert ein diffuses Gefühl mit, dass noch jemand anderer die Hand im Spiel hatte. Genau diese Frage hat mich durchhalten und mich durch viele Seiten mit Nebensächlichkeiten lesen lassen. Schlussendlich hat es Tana French wieder mal geschafft, mich zu überraschen und macht damit eine leichte Langatmigkeit wett.

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Veröffentlicht am 19.11.2021

Authentizität?

Gebrochen ist dein Herz
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Laurie Moran ist die Produzentin einer Reality-TV- Serie, seit dem brutalen Mord an ihrem Mann alleinerziehend und wieder verliebt. Mit ihrem Verlobten Alex Buckley will sie in den Hamptons erst seinen ...

Laurie Moran ist die Produzentin einer Reality-TV- Serie, seit dem brutalen Mord an ihrem Mann alleinerziehend und wieder verliebt. Mit ihrem Verlobten Alex Buckley will sie in den Hamptons erst seinen Geburtstag, dann die Hochzeit feiern. Zu diesem Anlass sind im South Shore Resort auch Alex Bruder Andrew, seine Frau Marcy und ihre Kinder dabei. Als die Erwachsenen eine Runde Golf spielen, passt eine Babysitterin auf Lauries Sohn Timmy, Chloe, Emely und Johnny, die Kinder von Andrew und Marcy, auf. Die Aufregung ist groß, als Johnny spurlos verschwindet. Sehr schnell erhärtet sich der Verdacht, dass er entführt wurde. Da Johnny als Baby adoptiert wurde, steht die Frage im Raum, ob seine leiblichen Eltern etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben. Lauries Vater Leo, ein pensionierter Polizist, denkt jedoch, dass ein vor Jahren verurteilter Mörder Rache an der Familie genommen hat.







Ein siebenjähriges Kind verschwindet, an einem ihm fremden Ort am Meer. Was bei vielen Eltern und dem Umfeld Beklemmung, Panik und Verzweiflung auslösen würde, lässt die Eltern in diesem Buch ziemlich kalt. Sie gehen seelenruhig mit den Schwestern des verschwundenen Johnny im Hotelrestaurant essen und man erlebt keine großen Emotionen. Die größte Sorge der Mutter ist, dass sie und ihr Mann sich in dieser Krise voneinander entfremden können. Das hat sie so in einer Broschüre für Eltern vermisster Kinder gelesen. Zum Glück spricht sie ihren Mann darauf an, bevor dieser seelenruhig einschlummert.



Doch auch Laurie und ihr Mann Alex, die nicht nur das Verschwinden von Johnny hautnah miterleben, sondern auch noch die Babysitterin empfohlen haben, sind kalt wie eine Hundeschnauze. Am Tag nach dem Verschwinden gehen sie an den Strand, an dem der Junge verschwunden ist, sprechen über die bevorstehende Hochzeit und den Umbau ihrer Wohnung. Mehr und mehr habe ich den Eindruck gewonnen, die Figuren führen ein Theaterstück auf. Von Authentizität keine Spur, sie wirkten gekünstelt und agierten nicht nachvollziehbar.



Die fehlende Emotionalität, die eine Geschichte mit diesem Hintergrund den nötigen Pfeffer verleihen würde, war der Grund dafür, dass mich dieser Entführungsfall mehr und mehr gelangweilt hat. Die Autorin schweift zudem mehr und mehr ab in Nebengeschichten, was mich oft aus der Handlung gerissen hat.



Ein 18 Jahre zurückliegender Fall einer Messerstecherei, der aus irgendeinem Grund der Auslöser sein soll für das Verschwinden des kleinen Jungen, empfand ich an den Haaren herbeigezogen. Warum sollte erst nach 18 Jahren ein Kind entführt werden, nur weil sein Großvater maßgeblich an der Verhaftung beteiligt war? Es wurde jedoch noch absurder. Passenderweise sind zwei potenzielle und eventuell interessante Zeugen tot. Eine ist bei einer Überdosis gestorben, die andere bei einem Autounfall. Auch darf man gewisse Details nicht zu sehr hinterfragen. Ein Pfarrer arrangiert einfach so eine "Inkognito- Adoption" eines Babys? Wohlverstanden, dies mitten in Europa in der heutigen Zeit!



„Gebrochen ist dein Herz“ ist das neu veröffentlichte Buch der mittlerweile verstorbenen Mary Higgins Clark. Ich habe schon Bücher der Autorin gelesen, vor allem sehr frühe Werke, die haben mir sehr gefallen. Dieses Buch, das zu der letzten Geschichten gehört, bestätigt das, was ich schon eine Weile denke. Die Autorin hatte nonstop Bücher geschrieben und nahm es mit dem Plot und der Authentizität nicht mehr so genau. Mich hat dieser, ihr siebter Band der Laurie Moran Reihe enttäuscht.

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