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Veröffentlicht am 09.08.2021

Kann man lesen...

Drecksspiel
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Der Polizist Tony Risse ist in Alarmbereitschaft. Seine Freundin wurde umgebracht und er muss die Verbindung vertuschen. Sein Kollege Frank Theis vom Morddezernat Berlin - Mitte ahnt lange nichts davon. ...

Der Polizist Tony Risse ist in Alarmbereitschaft. Seine Freundin wurde umgebracht und er muss die Verbindung vertuschen. Sein Kollege Frank Theis vom Morddezernat Berlin - Mitte ahnt lange nichts davon. Zur selben Zeit wird Shirin, die Tochter aus dem gutbetuchten Haus Rosenfeldt entführt. David Gross ermittelt, obwohl er eigene Sorgen hat. Sein Sohn liegt schwerkrank im Krankenhaus. Ein paar Kilometer weiter, am Müggelsee wird eine junge Familie, die einen Wochenendurlaub in einer Feriensiedlung macht, überfallen.



Wer das Buch lesen will, weil der Klappentext auf der Rückseite einen anspricht, sollte davon Abstand nehmen. Denn was der Klappentext enthält, kommt nur am Rande im Buch vor.



Die Geschichte läuft über lange Zeit in verschiedenen Erzählsträngen. Einerseits wird Layla, eine Prostituierte ermordet, deren Freund bei der Polizei arbeitet und alles versucht, damit die Verbindung nicht aufgedeckt wird. Andererseits wird die Familie, die ein Wochenende in einem Ferienhaus verbringt, überfallen. Dieser Strang ist der kürzeste von allen. Weiter wird Shirin, die 15-jährige Tochter der wohlhabenden Familie Rosenfeldt entführt. Ach ja, und dann ist da auch noch David, dessen Sohn schwerkrank ist.

Der gemeinsame Nenner der Stränge ist, dass sie alle in Berlin handeln. Gerade zu Beginn fiel mir der Einstieg sehr schwer. Das Personenglossar, das normalerweise das bessere Verständnis der vielen Figuren erleichtern soll, ist sehr vage gehalten. Da steht zum Beispiel "Caro: sieht dem Tod in die Augen" oder " David Gross: möchte keine Aufmerksamkeit erregen".


Nun wird man also hineingeworfen in die Erzählstränge. Damit ich mich beim Einlesen in eine neue Geschichte zurechtfinde, benötige ich oft eine Zeitlang Figuren und eine Handlung, die im Mittelpunkt steht. In „Drecksspiel“ ist das nicht gegeben und die Figuren und Stränge wechseln rasant. Diese Wechsel zu dem Zeitpunkt eine Geschichte zu nennen, ist übertrieben, denn eine Verbindung gibt es nicht. Sogar die Ermittler sind unterschiedlich und auch hier muss man sich mit mehreren auseinandersetzen, die auch nicht zusammenarbeiten.


Der Aufbau der Geschichte hat mir leider nicht zugesagt und der Inhalt hätte ohne weiteres auf zwei Bücher verteilt werden dürfen. So wirkt das Ganze überfüllt und ich hatte den Eindruck, dass der Autor viele Ideen in ein Buch Handlung pressen wollte.

Da etliche Passagen im Berliner Rotlichtmilieu spielen, strotzt der Schreibstil von vulgärer Gossensprache, was zwar authentisch, jedoch absolut nicht mein Ding ist. Als sehr nervig empfand ich die immer wieder eingeflochtenen Liedtexte. Da immer mal wieder jemand Musik oder Radio hört oder aber einer Figur passende Liedtexte, die zu der Situation passen, einfallen, geschieht das relativ häufig.


Nach 70 Prozent des Buches erkennt man eine Verbindung, die schlüssig ist und ich nicht habe kommen sehen. Das hat mich mit dem Aufbau und dadurch zähen Start in die Geschichte etwas ausgesöhnt.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

....zuerst den ersten Teil lesen!

Der Augenjäger
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Alina Gregoriev arbeitet als Physiotherapeutin und ist als Dreijährige erblindet. Sie soll den inhaftierten Serientäter Dr. Zarin Suker behandeln und dabei Details zu seinen Taten herausfinden. Suker wurde ...

Alina Gregoriev arbeitet als Physiotherapeutin und ist als Dreijährige erblindet. Sie soll den inhaftierten Serientäter Dr. Zarin Suker behandeln und dabei Details zu seinen Taten herausfinden. Suker wurde festgenommen, weil er Patientinnen die Augenlider entfernt und sie danach missbraucht hat. Alina fungierte schon beim Serientäter „Der Augensammler“ als Medium und so liegt die Hoffnung nahe, dass sie auch bei Suker Erfolge verbuchen kann.





Der Autor weist zu Beginn des Buches klar darauf hin, dass man „ Der Augenjäger“ lesen kann ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band „Der Augensammler“ zu haben. Man kann! Ich tendiere jedoch dazu, zu widersprechen. Denn viele Feinheiten erkennt man nur, wenn man den ersten Teil auch gelesen hat. Einerseits geht nämlich die Handlung rund um den vermissten Julian und seinen traumatisierten Vater Alexander Zorbach weiter. Andererseits hat man mit Alina Gregoriev und Dr. Zarin Suker einen neuen Serientäter, der überführt werden muss.

Sebastian Fitzek ist vor allem in seinen neueren Werken bekannt dafür, vieles komplett zu überzeichnen. Auch hier in diesem älteren Werk, darf man so manches Mal nicht zu viel hinterfragen, sondern sollte Handlungen von Figuren annehmen, wie sie sind. So staune ich zum Beispiel immer wieder, wie schnell sich seine Figuren von Verletzungen oder Operationen erholen.

Eindrücklich ist die Figur Alina beschrieben. Da merkt man die herausragenden Recherchen von Sebastian Fitzek betreffend Menschen mit einem Sehverlust. Sie ist taff und mit einem herausragenden Willen gesegnet.

Dieser Thriller ist harte Kost und es gibt etliche Szenen, da hatte ich Gänsehaut vor Ekel. Nicht nur, weil es brutal und grausam wird, auch auf der psychischen Ebene gibt es so einige Passagen, die mich haben schlucken lassen. Hier in diesem Buch hat man es nämlich nicht nur mit einem Serientäter zu tun. Nein, gleich zwei treiben ihr Unwesen. So wird es gegen Schluss sehr nervenaufreibend und spannend, denn sie müssen beide überführt werden.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Wer schiesst als erster?

Home, sweet home
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Palm Beach Gardens in Florida: eine Sackgasse am Ende einer Straße mit fünf Häusern, angeordnet in Hufeisenform!

Die Häuser sind identisch, doch die Menschen, die darin leben grundverschieden und mit ...

Palm Beach Gardens in Florida: eine Sackgasse am Ende einer Straße mit fünf Häusern, angeordnet in Hufeisenform!

Die Häuser sind identisch, doch die Menschen, die darin leben grundverschieden und mit ihren eigenen Problemen und Sorgen. Nach der Trennung von ihrem Mann Craig, lebt Maggie McKay allein mit den zwei Kindern in einem dieser Häuser. Maggie ist eine Frau mit Zivilcourage und sieht nicht weg, wenn Sonderbares in der Nachbarschaft geschieht. In einem Haus scheint sich die Schwiegermutter der Frischvermählten etwas zu sehr einzumischen, der nebenan lebende Arzt ist mit einer Frau gesegnet, die wohl Unfälle anzuziehen scheint. So oft, wie sie sich verletzt. Bei der 84-jährigen Nachbarin geht zwielichtiger Besuch ein und aus und warum hat ein Nachbar den ganzen Tag Zeit aus dem Fenster zu sehen? Arbeitet er denn nicht?

Als ein Schuss fällt, ahnt Maggie schreckliches…



Joy Fielding hat sich wahrhaft Zeit genommen, den Leser gut in die Figuren und deren Lebensumstände einzuführen. Zu Beginn erfährt man kapitelweise, wer in jedem der fünf Häuser lebt und wie die Lebensumstände der Familien sind. Da ziemlich viele Figuren mitspielen, war ich sehr froh um die präzise und genaue Einführung. So kam es im weiteren Verlauf der Geschichte nie vor, dass ich Figuren oder Namen verwechselt habe.

Sehr gefallen hat mir, wie man lesend in jedes Haus blicken und den Umgang der Familienmitglieder miteinander erfassen konnte. Da gab es schon ordentlich Potenzial für den im Prolog erwähnten Schuss. Außergewöhnlich ist, dass die eigentliche Tat erst ganz zum Schluss des Buches geschieht. Das nahm nicht die Spannung, denn laufend habe ich mich gefragt, wer denn nun zum Mörder und wer zum Opfer wird? Es gab da etliche Kandidaten, die ich mir für die eine oder andere Besetzung sehr gut vorstellen konnte. Dazu kommt, dass in jedem Haus, wie oft üblich in Amerika, eine Waffe vorhanden ist oder erwähnt wird. Was dadurch wiederum die Anspielung aus dem Prolog, dass ein Schuss fällt, ganz besonders brisant macht.



Das nachbarschaftliche Leben findet nur in wenigen Berührungspunkten statt. Wenn die Nachbarn sich jedoch begegnen, geht es hoch her. Es wird gespottet, verdächtigt und auch mal bespitzelt. Denn schließlich gibt es in jedem Haus jemanden, der was zu verbergen hat. So schaukelt die Autorin die Verdächtigungen hoch und man wartet förmlich darauf, wer denn nun morden wird.


Wer den Schreibstil von Joy Fielding kennt, weiß, dass sie ein Faible für charakteristische Figuren hat. So hat sie auch in „Home, sweet home“ die Charakterisierung wieder sehr gut getroffen. Da gibt es zum Beispiel Maggie, die trotz eines Traumas in der Vergangenheit ihre Zivilcourage nicht verloren hat. Oder aber Sean Grant, der durch seine Arbeitslosigkeit Tendenzen zeigt, zum Amokläufer zu werden. Sehr witzig fand ich die Figur der 84-jährigen Julia Fisher, die sich Dialoge mit ihrer Schwiegertochter Poppie liefert, die mich haben laut lachen lassen.


Ich mag den Schreibstil von Joy Fielding unheimlich gerne und sie hat mich auch mit ihrem neusten Werk überzeugen können.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Auflösung enttäuschend!

Eskalation
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Dina Martin ist auf dem Nachhauseweg, nach einem Treffen mit einer Freundin, als das Grauen seinen Lauf nimmt. Sie wird von einem Auto verfolgt und dabei über die Freisprechanlage gezwungen immer weiterzufahren. ...

Dina Martin ist auf dem Nachhauseweg, nach einem Treffen mit einer Freundin, als das Grauen seinen Lauf nimmt. Sie wird von einem Auto verfolgt und dabei über die Freisprechanlage gezwungen immer weiterzufahren. Dina sieht Rettung nahen, als sie auf einem Parkplatz anhält und ein Polizist eine Verkehrskontrolle bei ihr durchführen will. Minuten danach steigert sich der Albtraum noch, denn ein Schuss fällt…




Für einmal ein Thriller, der mit einem neuartigen Plot aufwartet. Nicht nur, was die Tat betrifft, sondern auch was die Ausführung angeht. Ein Täter zwingt verängstigte Frauen, nur über die Freisprechanlage im Auto, zu tun was er möchte.

Allerdings muss ich als Kritikpunkt einbringen, dass mir das Motiv für die Taten zu weit hergeholt war. Gegen Ende machte sich doch Enttäuschung breit, nach den vielen Seiten zuvor, die mich gefesselt haben. Meiner Meinung nach hat es sich die Autorin zu einfach gemacht, denn das Motiv ist einfach nur klischeehaft und ausgelutscht. Der Täter ist perfide und gezeichnet von seiner Vergangenheit. Leider ist es auch so, dass der Täter gegen Schluss aus dem Nichts aufzutauchen scheint. Etwas, was ich absolut nicht mag, denn so kommt das Gefühl hoch, dass die Autorin eine Wahnsinnsüberraschung aus dem Aermel schütteln wollte, die aber nicht so ganz zum Rest der bisherigen Handlung passt.


Die kurz gehaltenen Kapitel werden chronologisch geordnet und fortlaufend geführt. So zieht sich die ganze Story, ausser im Epilog, über vier Tage. Der einfach gehaltene Aufbau empfand ich als wohltuend und man kommt rasch vorwärts. Immer wieder stehen andere Figuren im Mittelpunkt, was die Geschichte abwechslungsreich macht. Die Figuren führen nach und nach zu einem grossen Ganzen und jede und jeder hat seine Berechtigung. Die Figuren sind zeitweise etwas naiv und gutgläubig. Absolut nicht verstanden habe ich zum Beispiel, dass niemand seine Haustüre nachts abzuschliessen scheint. Dies, obwohl bekannt ist, dass ein Serientäter sein Unwesen treibt. Weder die beste Freundin der vermissten Frau, noch die Staatsanwältin oder der Täter schliessen die Türe zu. Der Täter vergisst nämlich den Raum abzuriegeln, in der er die Opfer gefangen hält.


Sehr blass empfand ich die Ermittlungen. Zu grossen Teilen halten die Ermittler bei Pressekonferenzen Hof und regen sich über Zeitungsartikel und ihre Verfasser auf. Als ihnen ein potenzieller Täter auf dem Silbertablett präsentiert wird, da dessen Ehefrau eine verhängnisvolle Aussage macht, warten sie mehrere Stunden, bis sie bei ihm Zuhause auftauchen. Und sind brüskiert, da die, mittlerweile verprügelte, Ehefrau sofort hätte Bescheid sagen sollen, wenn ihr Mann zu Hause ist.


Ich denke das grosse Problem in „Eskalation“ ist, dass Nora Benrath alle Figuren auf dieselbe Stufe gestellt hat. Oft benötigt man als Leser in einem Buch einen „Leitwolf“, der durch die Geschichte führt und leitet, damit mitgelitten und gefühlt werden kann. So wird die Handlung oft hektisch, was die Opfer betrifft, die Ermittler bleiben blass und das Motiv nimmt man dem Täter nicht so ganz ab.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Die Auflösung zu konstruiert!

Die Verlorenen
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Jonah Colley arbeitet bei der bewaffneten Sondereinheit der Metropolitan Police in London und hat das wohl Schlimmste erlebt, was ein Vater durchmachen kann. Sein 4-jähriger Sohn Theo ist zehn Jahre zuvor ...

Jonah Colley arbeitet bei der bewaffneten Sondereinheit der Metropolitan Police in London und hat das wohl Schlimmste erlebt, was ein Vater durchmachen kann. Sein 4-jähriger Sohn Theo ist zehn Jahre zuvor von einem Spielplatz verschwunden und seither fehlt jede Spur von ihm. Genauso lange hatte Jonah keinen Kontakt mehr zu seinem ehemaligen besten Freund und Arbeitskollegen Gavin McKinney. Deshalb ist Jonah sehr erstaunt, als Gavin ihn anruft und zu später Stunde zu einem Treffen überredet. Als Jonah bei dem einsam gelegenen Lagerhaus ankommt, ist Gavin tot und weitere drei Menschen wurden bestialisch ermordet.





Dieser Thriller beginnt rasant, denn sehr schnell ist man umgeben von Leichen und Ermittlungen. Auf den ersten Seiten begleitet man Jonah in dieses einsame Lagerhaus und es wird ordentlich gruselig. Doch auch der Schwenker im nächsten Kapitel ist nichts für Leser, die es gerne beschaulich und ruhig haben, denn nun springt die Geschichte zehn Jahre zurück zur Entführung des kleinen Theo.

Theo verschwindet von einem öffentlichen Spielplatz, unter der Obhut seines Vaters, der als verdeckter Ermittler arbeitet und eigentlich vorsichtig und umsichtig ist. Genau diese Szene war der Schlüsselmoment, der mir Jonah so menschlich machen liess. Er und seine Frau Chrissie machen das Schlimmste durch, was Eltern geschehen kann. Der Verlust des Kindes und nicht zu wissen, ob es noch lebt oder tot ist. Genau hier hatte mich der Autor im Sack und ich war von der ersten Seite an gefesselt. Immer wieder und durch das ganze Buch hat Simon Beckett brenzlige Szenen eingestreut, von Langatmigkeit keine Spur.



Obwohl lange Zeit die Entführung von Theo in den Hintergrund tritt und das neuste Verbrechen, der Fund der drei Toten und des ermordeten Gavin im Mittelpunkt steht, habe ich mich durchwegs gefragt, wie alles zusammenhängt. Eine Ueberraschung gegen Ende der Geschichte hat meine Begeisterung allerdings doch noch gedämpft. Sehr weit hergeholt empfand ich die Auflösung und die finale Entwicklung.



Dies war nicht mein erstes Buch von Simon Beckett. Die David Hunter Reihe finde ich toll. Nun hat der Autor also mit Jonah Colley den Grundstein für eine neue Reihe gelegt. Gelungen .... und ich freue mich auf Teil zwei!

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