Starke Figur!
DUNKELHulda Hermannsdottir steht kurz vor der Pensionierung und hatte eigentlich geplant, diese erst zum Ende des Jahres anzutreten. Doch ihr Chef Magnus bei der Polizei in Reykjavik sieht das anders. Und das, ...
Hulda Hermannsdottir steht kurz vor der Pensionierung und hatte eigentlich geplant, diese erst zum Ende des Jahres anzutreten. Doch ihr Chef Magnus bei der Polizei in Reykjavik sieht das anders. Und das, obwohl Hulda seine beste Ermittlerin ist. Da sie sich weigert, schon den Ruhestand anzutreten, lässt er sie zur Beschäftigung einen alten Fall aufrollen. Doch Hulda beisst sich fest und entdeckt, dass die junge Frau, die vor ein paar Jahren laut Akten Selbstmord verübt hat, gerade die Aufenthaltsbewilligung in Island erhalten hatte. Weshalb sollte die junge Russin sich umbringen, wenn sie ihr Ziel, in Island bleiben zu dürfen, endlich erreicht hat?
" Dunkel " ist der erste Teil von einer Trilogie. Teil 2, " Insel ", und Teil 3, " Nebel ", folgen in 1 bis 3 Monaten. Ich bin so begeistert, dass ich mir die Erscheinungsdaten von den beiden weiteren Teilen schon vorgemerkt habe.
Allem voran muss ich auf die Figur Hulda eingehen. Auf dem Kriegsfuss mit der heutigen Technik und benachteiligt durch ihr Alter, versucht sie die kümmerlichen Reste ihrer Arbeitszeit möglichst so zu verbringen, wie sie es gewohnt ist. Mit viel Elan und grossem Einsatz Mordfälle zu lösen, Verbrechen aufzudecken und die Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen. Sie ist ein gutes Beispiel für gelebte Menschlichkeit, was durch ein prägendes Beispiel gleich zu Beginn des Buches deutlich wird. Hulda ist eine toll charakterisierte Figur und man fühlt so richtig mit ihr. Private Einblicke machen sie jedoch auch verletzlich und haben bei mir eine grosse Sympathie hervorgerufen. Einiges aus Huldas Privatleben hat bei mir Gänsehaut erzeugt, denn sie hat eine Menge mitgemacht und hat gelitten. Vielleicht setzt sich gerade deswegen so für die Opfer ein? Das tönt nun so, als würde das Private der Ermittlerin überwiegen. Dem ist definitiv nicht so. Wieder einmal ein Thriller, in dem sich Ermittlungen und Privates die Waage halten. Wohl auch darum, weil der Autor mit verschiedenen Erzählsträngen gearbeitet hat und man so automatisch tief und tiefer in den Mordfall hineingezogen wird. Und dann ist es auch noch so, dass private Aspekte von Hulda auch Thrillerstoff hergeben.
Sehr gefallen hat mir zum Beispiel, dass man einerseits Hulda bei den Ermittlungen über die Schulter blickt. Und ein Kapitel danach, kursiv geschrieben, erfährt, was das Opfer vor dem Tod durchgemacht hat. So ergibt sich ein tolles Zusammenspiel der einzelnen Stränge.
Das Wort " Dunkel ", das dem Buch seinen Titel gegeben hat, hat für die Ermittlerin eine sehr tiefe Bedeutung. Als ich erfahren habe, was für eine, ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen. Hervorragend gemachte Verbindung!
Mich hat das eingeflochtene Thema, Asylsuchende, die auf den Entscheid warten, ob sie in Island bleiben dürfen oder nicht, sehr berührt. Ragnar Jonasson hat das anhand einiger Figuren in der Geschichte überaus anschaulich beschrieben.
Die Geschichte hat bei mir einen grossen Sog entwickelt und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Traurig, dass es ausgelesen ist, aber auch mir grosser Vorfreude auf Teil 2 muss ich mich nun in Geduld üben.