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Veröffentlicht am 06.10.2019

Zufälle...

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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Marie ist 5 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus entführt wird. Die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis, wenig später wird ihre Hand gefunden. Ihre Schwester Rabea Wyler war damals 11 Jahre alt und heute, ...

Marie ist 5 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus entführt wird. Die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis, wenig später wird ihre Hand gefunden. Ihre Schwester Rabea Wyler war damals 11 Jahre alt und heute, 20 Jahre später, arbeitet sie als Fallanalytikerin beim LKA Rheinland - Pfalz. Rabea hat den Fall ihrer verschwundenen Schwester nie ad acta gelegt und so horcht sie auf, als in Essen ein totes Mädchen gefunden wird. Es gibt Indizien, dass die Tote ihre Schwester Marie sein könnte. Rabeas ehemaliger Kollege Jan Grall, der suspendiert wurde, wird von ihr um Hilfe gebeten. Können die beiden das Rätsel um Marie lösen?

In kleinen Teilen ist " Rapunzel, mein " die Fortsetzung von " der Alphabethmörder ". Ich denke es ist von Vorteil, den ersten Band rund um Rabea Wyler und Jan Grall zu kennen. Die Fälle sind zwar in sich abgeschlossen, viele private Details finden jedoch eine Fortsetzung.
Rabea Wyler ist eine sehr interessante Figur. Als Fallanalytikerin gehört das Erstellen eines Profils der Täter zu ihrer Arbeit. Und dieser Aspekt ist nachvollziehbar gestaltet. Gerade Erkenntnisse und Überlegungen zu Serientätern empfand ich als sehr interessant beschrieben. Dadurch erhält ihre Arbeit Tiefe und die Story fesselt.
Etwas weniger zufrieden war ich mit einigen an den Haaren herbei gezogenen Zufällen, die den Verlauf der Handlung beeinflussen und sichern. So findet Jan, 20 Jahre nach Marie's Entführung, relativ einfach Indizien, die zur Aufklärung führen. Eine Figur leidet unter einer jahrelangen Amnesie und genau im richtigen Moment tauchen bei ihr wieder Erinnerungen auf und eine Befreiungssituation Jan's wirkt komplett unwahrscheinlich. Das wirkte auf mich doch sehr konstruiert und hat mich einen Abzug in der Bewertung machen lassen.

Schauplätze dieses Thrillers sind die Schweiz und das Ruhrgebiet. Sehr gefallen hat mir, dass schweizerische Eigenarten, wie das Wort " Parkieren " statt " Parken " oder aber Details zu Bern, eine Stadt, die ich sehr gut kenne, eingeflochten wurden.
Der Schreibstil von Lars Schütz gefiel mir wieder unheimlich gut. Vor allem der Bezug zu dem Märchen " Rapunzel " hat mir gut gefallen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Der Schluss schürt die Hoffnung auf weitere Fälle des Profilerduos Gral / Wyler.
Worüber ich mich sehr freuen würde!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Beeindruckend!

Die Welt in allen Farben
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Nova ist blind und kann durch eine Operation ihre Sehkraft wiedererlangen. Wobei wiedererlangen nicht ganz korrekt ist, denn Nova ist seit ihrer Geburt blind. Im Krankenhaus lernt sie Kate kennen, die ...

Nova ist blind und kann durch eine Operation ihre Sehkraft wiedererlangen. Wobei wiedererlangen nicht ganz korrekt ist, denn Nova ist seit ihrer Geburt blind. Im Krankenhaus lernt sie Kate kennen, die wegen häuslicher Gewalt hospitalisiert wurde. Die beiden Frauen finden sofort einen Draht zueinander und sehr schnell ist Nova klar, dass es für sie Liebe auf den ersten Blick ist. Doch Kate ist verheiratet und ist sich unsicher, wie sie mit den Gefühlen umgehen soll...


Fast ein Drittel des Buches laufen die Lebensgeschichten von Nova und Kate nebeneinander her. Einerseits lernt man die blinde Nova kennen, die nach einer OP wieder sehen lernen muss. Die Passagen zu Beginn, in denen sie noch nicht sieht, sind sehr eindrücklich beschrieben. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und nachvollziehen, wie es ist, überall gegen Barrieren zu rennen. Sehr interessante Ausführungen begleiten Novas Entscheid die OP zu wagen. Erstaunt hat mich, dass sie nicht Angst hat, dass was schief geht. Sondern wie es ist, nach einem Leben in Dunkelheit plötzlich sehen zu können. Nicht einfach, wie sich im Lauf der Geschichte zeigt. Ich habe mir das nie so überlegt, wie es ist, nach 20 oder 30 Jahren plötzlich sehen zu können. Dass man sehen üben und trainieren muss!

Andererseits ist man als Leser haunah dabei, als Kate von der fröhlichen Frau zu einem Häufchen Elend wird. Wie ihr Mann irgendwann eine Grenze überschreitet und sie schlägt. So ist auch diese Perspektive sehr fesselnd. Ich empfand gerade die Stimmung, die immer mehr kippt in dieser Beziehung, wirklich toll ausgearbeitet.
Dann verbinden sich die beiden Perspektiven und neue Fragen, Unsicherheiten und auch Ueberraschungen tauchen auf. Die Figur Kate, die sich mehr und mehr vorstellen kann eine Frau zu lieben, ist hervorragend charakterisiert. Aber auch Nova, die sehr sicher weiss, was sie will und herausfinden muss, ob Kate dasselbe fühlt, ist gut ausgearbeitet. Wie die Liebesgeschichte ausgeht, spoilere ich hier natürlich. Nur so viel dazu : Auf den Leser wartet noch einiges an überraschenden Wendungen.

Sehr ausdrucksstark ist der Schreibstil. Ich konnte mich so richtig in die Figuren hineinversetzen und das ohne, dass langatmig seitenlang Gefühle beschrieben werden.
Dieses Buch bietet so vieles: Es zeigt das Leben von blinden Menschen, das Schicksal geschlagener Frauen und auch eine wunderschöne Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen.
Und dann ist es noch sehr tiefgründig und fesselnd! Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Cold case mal anders...

Der siebte Schrei
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In Lewiston, Idaho, wird der neunjährige Steve Wells aus einem Football Stadion entführt. Eines Tages taucht der Junge wieder auf, schwer traumatisiert, jedoch zum Glück am Leben. Anders als die fünf Jungen ...

In Lewiston, Idaho, wird der neunjährige Steve Wells aus einem Football Stadion entführt. Eines Tages taucht der Junge wieder auf, schwer traumatisiert, jedoch zum Glück am Leben. Anders als die fünf Jungen vor ihm, die eine Woche nach ihrer Entführung tot gefunden wurden. Die Vermutung, dass ein Serientäter sein Unwesen treibt, bestätigt sich.
Ein Jahr später ist wieder ein Kind verschwunden und Special Agent Dean Hamilton, der seinerseits traumatisiert durch den Verlust seines Partners Miles Nash ist, befragt Steve noch einmal. In der Hoffnung, dass der Junge sich an wichtige Details erinnern kann.

Der Prolog eröffnet eine kurze, prägnante und gute Einführung in den Thriller.
Sehr schnell ist man mitten drin in dieser rasanten und fesselnden Geschichte. Als eine Art Cold Case, wird der alte Fall, die Entführung des neunjährigen Steve neu aufgerollt. Aus der Not heraus, denn der Verdacht besteht, dass derselbe Täter wieder einen Jungen entführt hat. So werden zum Beispiel die Befragungen so gehalten, dass im Wechsel einerseits die Befragung, andererseits Steves Bericht der Entführung als Rückblick dient. Diese Rückblicke sind klar deklariert und so wirkt die Story gut strukturiert.

Der Schreibstil hat mir im Grossen und Ganzen gefallen. Einige Passagen waren mir zu sehr in die Länge gezogen, wie zum Beispiel die Perspektive des Täters oder die Beschreibung einer Reittherapie. Man spürt jedoch deutlich, die sehr guten Recherchen zu den Themen, die eingesetzt wurden. Ich habe für mich Neues erfahren … die Beeinträchtigung, die Steve hat, kannte ich beispielsweise nicht. Die Details zu Amnesie, rechtsmedizinische Details, Partydrogen oder Pferde werden gekonnt eingesetzt. Ohne, dass es aufgesetzt wirkt.
Die Frage, wer die Jungen entführt hat, ist sehr spannend und der Plot ist gut ausgearbeitet und in neuer, frischer Form verpackt. Der Aufbau, dass ein Opfer sich befreit und die Ermittler durch Befragungen Stück für Stück dem Täter auf die Spur kommen, habe ich so noch nicht gelesen. Hat mir sehr gut gefallen.
Da auch der Ermittler durch ein Ereignis, das ich hier spoilere, traumatisiert ist, wird auch dieses Trauma öfters in den Mittelpunkt gerückt. Zwar einerseits als guter Ausgleich zu dem Cold Case, jedoch ab und zu etwas ausufernd. Andererseits macht hat genau dieses Trauma, den Ermittler durch und durch menschlich und interessant. Die Figur Dean Hamilton hat mir gut gefallen und ich hoffe auf weitere Fälle mit ihm.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.09.2019

Weniger tiefgründig, dafür konstruiert!

Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
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Nachdem Karoline Maus die Fernuni mit Bestnoten abgeschlossen hat, zieht sie zum Leid ihrer Familie nach Bochum. Dort wird sie sich bei Eintracht Hamburg um den Spieler Patrick " Weidi " Weidinger kümmern. ...

Nachdem Karoline Maus die Fernuni mit Bestnoten abgeschlossen hat, zieht sie zum Leid ihrer Familie nach Bochum. Dort wird sie sich bei Eintracht Hamburg um den Spieler Patrick " Weidi " Weidinger kümmern. Karo wird bewusst, dass sie eher als Chauffeurin und Anstandswauwau angestellt wurde, denn als Unternehmensberaterin. Dazu kommt, dass Weidi unsympathisch und mürrisch ist und Karo ihn nicht ausstehen kann.

Ich liebe die Geschichten von Petra Hülsmann, denn die Mischung aus Romantik und ernsten Themen haben es mir angetan. Leider ist vor allem hier von ernsten Themen nichts zu spüren. So tendiert das Buch eher dazu, in die Sparte "leichte Unterhaltung" eingereiht zu werden.
Einerseits schade, andererseits wurde ich trotzdem gut unterhalten, auch wenn das Tiefgründige wegfällt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam, ist jedoch vorhersehbar. Man weiss ziemlich schnell in welche Richtung es gehen wird und so ist der Ueberraschungseffekt nicht sehr hoch. Auch wenn der Weg dahin abwechslungsreich gepflastert ist.

Der Plot ist sehr konstruiert. Denn der Weg zum Job bei Eintracht Hamburg ist nicht ganz nachvollziehbar. Eine junge Absolventin einer Fernuni, wird trotz mangelnden Kenntnisse in der Fussballwelt in einem Prestige - Fussballverein zur Betreuung ihres wichtigsten Spielers engagiert? Da muss man schon beide Augen zudrücken…. Mir ging das zu einfach und wirkt doch sehr konstruiert.

Die Figur Karo ist überzeugend charakterisiert. Ganz anders als der Fussballer Patrick. Seine Wandlung vom unsympathischen und egozentrischen Macho zum Charmebolzen ging mir zu unglaubhaft über die Bühne. Auch hier wirkt das sehr konstruiert.
Ganz toll ist wieder der Schreibstil. Petra Hülsmann versteht es einfach, mit einer klaren und gut zu lesenden Sprache den Leser in eine andere Welt zu entführen. Hier in "Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen " in die Welt des Fussballs.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Eine Herausforderung!

Laufen
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Ein Jahr nach dem Verlust ihres Partners wird eine Frau von ihrer Freundin Rieke ermuntert, wieder mit dem Laufen zu beginnen. Sie beginnt zu trainieren, das Ziel sind zehn Kilometer am Alsterlauf.
Während ...

Ein Jahr nach dem Verlust ihres Partners wird eine Frau von ihrer Freundin Rieke ermuntert, wieder mit dem Laufen zu beginnen. Sie beginnt zu trainieren, das Ziel sind zehn Kilometer am Alsterlauf.
Während sie läuft, sinniert sie über das Leben, den Verlust, den sie erlitten hat, Freundschaft und den Kontakt zu der Familie des verstorbenen Partners, aber auch über Nebensächlichkeiten wie Eissorten oder Parfüm.


Den Schreibstil empfand ich als eine echte Herausforderung.
Ohne direkte Rede in einem langen, gedachten Monolog, sinniert die Protagonistin über das Laufen, den erlittenen Verlust des Partners, allerlei Familienstreitigkeiten und auch Nebensächlichem. Ich empfand das als sehr anstrengend zu lesen. Die langen Sätze, denen Punkte statt Kommas gut getan hätten, verstärken das Gefühl des monologartigen Denkens noch. So hat das Ganze etwas stakkatoartiges und gehetztes. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass ich dieses Buch nicht langsam und geniussvoll lesen konnte.

Das Thema, und wie es hier zum Leser transportiert wird, ist sehr düster. Definitiv kein Buch, bei dem es einen beim Lesen die Laune hebt. Mich hat es zweitweise sehr runtergezogen und so war ich froh, waren die Seitenzahlen nicht zu zahlreich.
Die Idee ist zugegebenermassen interessant. Wie beim Laufen die Gedanken schweifen, manchmal auch kreisen, wird hier sehr gut vermittelt.
Eine Handlung im gewohnten Sinne gibt es nicht. Die Handlung besteht aus einem Dauerlauf, das ganze Buch über und das Beobachten der verschiedensten Personen beim Laufen.
Der Titel suggeriert, dass die Geschichte was mit Laufsport zu tun hat. Im weitesten Sinn stimmt das auch. Nur eine Geschichte mit agierenden Personen und einer aufgebauten Handlung existiert nicht. Es geht vielmehr um Gefühle, Gedanken, aufgestaute Wut und verarbeiten der Trauer. Und auch darum, zu überlegen, wie es nun als Alleinstehende weiter geht im Leben.
Ich empfand die Idee an und für sich als gut. Leider hat mir der Schreibstil so wenig zugesagt, dass mich das Schicksal der Frau, deren Namen man bis zum Schluss nicht erfährt, wenig berühren konnte.