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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2019

Hin und her...

Zwischen uns die Sterne
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Seit der Kindheit sind Aiden, Cameron und Everett gute Freunde. Bis ein Ereignis ihr Leben und ihre Freundschaft auseinander bringt. Everett wandert ins ferne Kambodscha aus, und erhält dort einen Brief ...

Seit der Kindheit sind Aiden, Cameron und Everett gute Freunde. Bis ein Ereignis ihr Leben und ihre Freundschaft auseinander bringt. Everett wandert ins ferne Kambodscha aus, und erhält dort einen Brief von Aiden, der zwei Wochen zuvor verstorben ist. Er reist in die Heimat zurück und trifft zum ersten Mal seit fünf Jahren, Cameron, seine grosse Liebe, wieder. Doch Cameron reagiert nicht so, wie er dachte. Sie fühlte sich nach dem Tod des besten Freundes, in dem sie die Unterstützung von Everett dringend nötig gehabt hätte, von ihm allein gelassen. Und … kaum ist er da, wallen die Gefühle für ihn wieder in ihr auf.

Der Plot in dieser Geschichte ist relativ einfach gestrickt. Mann ist seit der Kindheit in Frau verliebt. Frau liebt seit der Kindheit den Mann. Leider sprechen sie nicht zusammen und so wird das nix. Das Ganze wird ausgeschmückt mit Alkoholsucht aus Verzweiflung, einer schweren Kindheit, einem gemeinsamen Freund, der stirbt und Existenzängste um das Unternehmen der Frau. Immer wieder werden in der Geschichte, die in der Gegenwart spielt, Kapitel aus der Kindheit und der Jugendzeit der Protagonisten eingeschoben. Dass, ein Mädchen oder ein Junge mit zehn, fünfzehn oder achtzehn Jahren über Jahre die Liebe zum anderen nicht gestehen, mag ja noch ankommen. Aber, dass erwachsene Menschen um die 30, noch ebenso handeln, habe ich nicht nachvollziehen können. Vor allem, wenn es knistert, dass die Funken sprühen und auf Teufel komm raus geflirtet wird. Doch wir Leser müssen ja auch ein bisschen mitleiden und fiebern. Leider habe ich über lange Passagen nur immer gedacht " Mensch, Leute, sprecht doch einfach miteinander". Es ist unglaublich, und damit unrealistisch, dass ein Mann, der als Arzt, bei Aerzte ohne Grenzen, seinen Mann stand. Und eine Frau, die ein Unternehmen leitet, so mundfaul sind, wenn es um ihre Gefühle geht.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Die grosse Baustelle in diesem Buch, ist eher der Plot. Sehr gut gefallen hat mir, dass man aus beiden Perspektiven, die Gedanken, Gefühle und Sorgen zu lesen bekam. Dies macht die Geschichte vielfältiger und intensiver. Immer wieder entdeckt man Sätze, die zum Nachdenken anregen. Sätze über den Sinn des Lebens und über Freundschaft. Ab und zu rutscht die Story ins Kitschige ab … doch dies hält sich absolut in Grenzen.
Obwohl die Geschichte um Cameron und Everett vorhersehbar ist, konnte mich die Autorin zum Schluss noch richtig fesseln.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Schwächelnder Mittelteil

Ich bringe dir die Nacht
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Es ist zehn Jahre her, seit Alison aus Dublin weggezogen ist. Seit ihre erste grosse Liebe, Will, 5 junge Frauen umgebracht hat und sie weit weg von Dublin flüchtete. Seit zehn Jahren sitzt Will nun im ...

Es ist zehn Jahre her, seit Alison aus Dublin weggezogen ist. Seit ihre erste grosse Liebe, Will, 5 junge Frauen umgebracht hat und sie weit weg von Dublin flüchtete. Seit zehn Jahren sitzt Will nun im Gefängnis, Alison hat jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Nachdem wieder Frauen auf die gleiche Art und Weise ermordet werden, versuchen die Ermittler mit Will zusammen zu arbeiten. In der Hoffnung, dass er ihnen bei den Ermittlungen zu den neuen Mordfällen helfen kann. Will weigert sich mit der Polizei zu sprechen, will seine Informationen nur mit Alison besprechen.

Hier wird thematisiert, was auch im realen Leben zu Schwierigkeiten führen kann. Erschreckend, wie viele Menschen ihr ganzes Leben in den sozialen Medien ausbreiten. Wie schnell hier ein Täter, die für ihn wichtigen Informationen herausfiltern und für seine Zwecke verwenden kann.
Der Täter schnappt sich Opfer, die am College studieren und ahnungslos ihrer Wege gehen. Gerade diese Tatsache hat mich schon sehr gegruselt, und hier habe ich auch Spannung und Thriller gespürt.
Es gibt regelmässige Perspektiv und Zeitenwechsel. Im Mittelpunkt steht vor allem Alison, die in der Gegenwart erzählt. Abgewechselt von Perspektiven von Alison vor zehn Jahren. Den Strang in der Gegenwart, empfand ich als sehr spannend. Denn sehr lange weiss man nicht genau, was zwischen ihr und dem Serientäter Will geschehen ist. Etwas weniger hat mir der Strang in der Vergangenheit gefallen. Dieser rutschte doch sehr in eine typische Teeniegeschichte, mit Freundschaftsgeschichten, erster Liebe, Intrigen und Studium, ab. Es ist zwar nicht so, dass ich es direkt als uninteressant empfand. Doch in diesem Thriller nahm es doch Etliches an Spannung raus.
Der Stil der Autorin hat mir gut gefallen. Sie hat bei der Charakterisierung sehr grosses Gewicht auf die Figur "Alison" gelegt. Diese Figur ist wirklich gut gelungen und hat mich in der Gegenwart, wie auch in der Vergangenheit überzeugen können. Will fand ich etwas blass. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der zehn Jahre lang und vielleicht unschuldig im Gefängnis sitzt, so ruhig und locker ist und bleibt. Hier hätte ich mir ein paar "Ausraster " gewünscht, damit Will authentischer daher kommt. Eigentlich ist er bis auf ein einziges Mal, nachdem er etwas Schwerwiegendes über die Vergangenheit von Alison erfahren hat, immer lieb und nett.
Mir hat die Geschichte um Alison gut gefallen, ein paar überraschende Wendungen sind gut gemacht und überbrücken einen schwächeren Mittelteil, der sich etwas zieht.

Veröffentlicht am 19.01.2019

Kein Einheitsbrei!

Fremd
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Joanna erschrickt zu Tode, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Noch unglaublicher wird die Geschichte, als der Fremde behauptet ihr Freund Erik, mit dem sie in der Wohnung zusammenlebt, ...

Joanna erschrickt zu Tode, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Noch unglaublicher wird die Geschichte, als der Fremde behauptet ihr Freund Erik, mit dem sie in der Wohnung zusammenlebt, zu sein. Joanna sucht Rat bei Ela, einer Freundin. Doch warum kann Joanna sich zwar an Ela, jedoch nicht an Erik erinnern? Erik versucht alles, um die Erinnerungen von Joanna zurückzuholen. Was ihm schwer fällt, denn die Wohnung ist so eingerichtet, als ob nur Joanna dort lebt. Wo sind all die Sachen von Erik? Und warum bestreitet Joannas Vater, dass seine Tochter einen Freund hat?

Der Start in die Geschichte ist sehr spannend. Dies wohl auch, weil ein fremder Mann in der Wohnung, wenn ich alleine zu Hause bin, eine meiner ganz persönlichen Horrorvorstellungen bedeuten würde. Leider nimmt danach die Spannung rapide ab. In wechselnden Kapiteln, erzählen Joanna und Erik in Ich Perspektive, was sie denken und fühlen. Da oft eine Szene, von beiden Figuren erzählt wird, enthalten diese ersten Kapitel, des öfteren Wiederholungen. Zudem geht es hauptsächlich um Gefühle, Gedanken und Zweifel. Damit kommt die Handlung leider zu kurz und bei mir kam doch ein Gefühl von Ungeduld auf. Ich wollte endlich erfahren, wer denn nun recht hat. Spielt Erik ein falsches Spiel mit Joanna? Oder hat Joanna Amnesie und Wahnvorstellungen und erkennt ihren Freund nicht wieder? Zum Glück verschiebt sich der Blickpunkt von den persönlichen Befindlichkeiten nach 150 Seiten und die Handlung nimmt an Fahrt zu. Die Geschichte entwickelt sich zwar in eine total andere Richtung, als gedacht … und schon findet man sich mitten im Verfolgungsthriller. Mir gefallen solche unvorhersehbaren und überraschenden Wendungen sehr und damit hatte mich das Autorenduo am Wickel. Von da an, war ich sehr gefesselt und habe das Buch praktisch inhaliert!
Den Schreibstil habe ich als sachlich, jedoch klar und präzise empfunden. Damit werden auch einschneidende Erlebnisse, wie ein Bombenattentat in einem Bahnhof eher sachlich und oberflächlich gehalten. Die Hauptfiguren, Erik und Joanna, sind gut charakterisiert. Da man im ersten Drittel des Buches sehr viel über ihre Aengste, Gedanken und Gefühle erfährt, konnte ich mich bestens in sie hineinversetzen. Was es zugleich schwierig macht, zu entscheiden, wem man denn glauben soll.
Die Idee der Story finde ich wohltuend anders und so hebt sich dieser Thriller vom Einheitsbrei ab.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Kurz - Krimi

Miese kleine Morde
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Lars Hvilling Hansen wird von seiner Frau verlassen, weil er ein Langweiler ist. Kurzentschlossen, möchte er sich, im Salon von Friseur "Francois" vom Langweiler zum begehrten Mann verschönern lassen. ...

Lars Hvilling Hansen wird von seiner Frau verlassen, weil er ein Langweiler ist. Kurzentschlossen, möchte er sich, im Salon von Friseur "Francois" vom Langweiler zum begehrten Mann verschönern lassen. Als er das Gespräch zweier Kundinnen belauscht, kommt ihm eine rentable und geniale Idee!

Dieses Buch ist eher ein Büchlein als ein Buch mit seinen 124 Seiten. Ich bin immer ein wenig skeptisch bei Kurzgeschichten. Wurden die Figuren genügend charakterisiert? Sind genug Seiten da, um die Handlung rund und nachvollziehbar zu machen? Gibt es in diesem dünnen Krimi überhaupt einen Hauch von Spannung? Die Antwort ist drei mal ja! Jussi Adler- Olsen, ein Meister der gut durchdachten und wesentlich längeren Krimis, brilliert auch mit diesem Kurz- Krimi.
Die Figuren sind nicht zahlreich. Was ja auch zu einem ganz schönen Gedrängel führen würde in einer Kurzgeschichte. Der verlassene Ehemann, der zum Auftragsmörder wird, hat mich überzeugt. Beim ersten Auftrag spürt man gut seine Unsicherheit, beim zweiten lernt er dazu … und beim dritten Mal, schleicht sich schon so was wie "Freude am Job" ein. Der Friseur, der die Lunte riecht, konnte mich auch überzeugen. Ueberigens verkörpert er schlichtweg das Klischee eines Friseurs! Und der Rest der Figuren ist eigentlich eher "Beigemüse".
Die Handlung ist wunderbar rund, und zum Glück, konstruiert. Denn, wenn Geld verdienen so einfach wäre, sehe ich schwarz für unsere Gesellschaft. Apropos schwarz. Der Humor, der immer wieder mal durchdrückt ist schwarz … rabenschwarz! Der Autor hat es sogar geschafft mit ein paar Perspektivwechseln die Geschichte lebendig, und nicht unruhig zu gestalten.
Mich hat "Miese kleine Morde" bestens unterhalten und zum Schluss sogar noch überraschen können!

Veröffentlicht am 18.01.2019

Nachkriegszeit!

Allee unserer Träume
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Ilse wächst als Scheidungskind mit ihrer Schwester Magda bei ihrer Mutter auf. Mit dem Vater, einem Architekten, hat sie regelmässigen Kontakt. Ilse bewundert ihren Vater und träumt davon in seine Fussstapfen ...

Ilse wächst als Scheidungskind mit ihrer Schwester Magda bei ihrer Mutter auf. Mit dem Vater, einem Architekten, hat sie regelmässigen Kontakt. Ilse bewundert ihren Vater und träumt davon in seine Fussstapfen zu treten und Architektin zu werden. Tatsächlich schafft sie es, nach dem Studium und einem kriegsbedingten Identitätswechsel, in einem Team namhafter Architekten, die "Stalinallee" in Berlin zu planen und gestalten. Etwas, was in den 50er Jahren für eine Frau nicht selbstverständlich war.


Die Geschichte ist nicht chronologisch geordnet und springt kapitelweise innerhalb einiger Jahre vor und zurück. Nicht nur, dass ich dies als chaotisch empfand und immer wieder überlegen musste, wo die Handlung denn nun weiter gehen wird. Auch fühlte ich mich gespoilert. Da zum Beispiel, in einem Kapitel, Ilse als Architektin Erfolge verzeichnet. Und im Kapitel danach thematisiert wird, wie sehr Ilse davon träumt, Architektin zu werden. Bei Kapitelbeginn wurde jeweils das folgende Kapitel zusammen gefasst. Dies in 3,4 kurzen Sätzen, die das Wesentliche der Handlung verraten. Meiner Meinung nach, hätten diese Zusammenfassungen weg gelassen werden müssen. So habe ich mich ein paar mal bei dem Gedanken ertappt, mir zu überlegen, warum ich das Kapitel noch lesen sollte, wenn ich ja schon weiss, was darin geschieht.
Den Schreibstil empfand ich oftmals als langatmig. Die Handlung plätschert und gerade die ausschweifenden Erörterungen zu dem Thema Architektur haben mich leicht gelangweilt. Imponiert hat mir, dass das Autorenduo sozialkritisch gewisse Themen, wie den Einsatz der Frontsoldaten, anspricht. Zwei, dreimal bin ich über zufällige Begegnungen gestolpert, die doch arg konstruiert wirkten. Nicht nur, dass Ilse ihren Schwager bei einem grossen Architekturevent trifft, was mir schon arg zufällig erschien. In einer für Ilse sehr brenzligen Situation, mitten im Nirgendwo unterirdischer Gänge der Russen, trifft sie ausgerechnet einen alten Freund ihres Vaters wieder. Der ihr natürlich hilft und sie rettet. Sehr gut gefallen hat mir hingegen, wie geschichtliche Details der Nachkriegszeit in die Geschichte eingeflochten wurden. Und wie stark das Frauenbild in dieser Story ist. Ilse weiss was sie will, setzt alles daran um ihre Träume zu verwirklichen. Auch wenn sie dabei eine andere Identität annehmen muss. Was das wohl Interessanteste an der Geschichte war. Fliegt Ilse mit der angenommenen Identität auf oder nicht?