Durchaus gute Ansätze, die jedoch durch eine völlig abstruse Handlung zunichte gemacht wurden. :(
Am tiefen GrundNiemals hätte ich gedacht, das der Tag irgendwann kommt, an dem ich einmal sagen muss: Nicht alle Königskinder sind perfekt von unschätzbarem Wert für mich. Doch nun ist er da, dieser Tag. Beim 27. von ...
Niemals hätte ich gedacht, das der Tag irgendwann kommt, an dem ich einmal sagen muss: Nicht alle Königskinder sind perfekt von unschätzbarem Wert für mich. Doch nun ist er da, dieser Tag. Beim 27. von mir gelesenen, von insgesamt 38 derzeit verfügbaren Königskindern, da ist es plötzlich passiert. "Am tiefen Grund" hat mich frustriert, gelangweilt und absolut gar nicht von sich überzeugt.
Dabei ist der Ansatz, die Idee, die Botschaft die die Autorin hier versucht zu vermitteln an und für sich wirklich gut und klug, aber die Umsetzung ? Nein nein, das ging wirklich nicht.
Tom, eigentlich Holly Thomas, hat bei einer verheerenden Flut fast alles verloren. Ihre Eltern, ihr Zuhause, Freunde. Einzig ihre Großmutter und ihr bester Freund Jonah sind ihr geblieben. Dann ist da aber auch noch Bill, der deutlich älter ist als sie, der ihr Unterschlupf gewährt, mit dem sie gerne Angeln geht und der der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, das sie "Fischlein" nennt und das mit ihr spricht. Es gibt auch Fische die zu ihr sprechen und in denen sie die Seelen ihrer ertrunkenen Familienmitglieder vermutet.
Ich denke, was die Autorin mit ihrer Geschichte suggerieren wollte, ist vor allem Toms Trauerbewältigung und die Resignation die mit der Flut über sie kam. Sie hat alles verloren, also ist es ein Stück weit komplett verständlich wie sich ihr Leben seitdem abspielt, sie entwickelt Neurosen, schleppt beispielsweise immer ein Synonymwörterbuch mit sich herum, das sie vom Neuen Lehrer an der Schule bekommen hat, die sie schon seit einem Jahr nicht mehr besucht, weil sie einfach nicht dorthin zurückkehren kann, wo sie alles an die Vergangenheit erinnert. Es würde auch erklären, warum sie sich auf einen viel älteren Mann eingelassen hat und warum sie mit Fischen spricht und so weiter.
Das Problem an dieser Geschichte war also nicht die Idee ansich, sondern definitiv die Umsetzung, denn die war für mich persönlich ein echter Graus.
Toms Gedanken sind sprunghaft und oft nicht nachvollziehbar, die Geschichte ist total konfus geschrieben, immer wieder gibt es Gedankensprünge und Ortswechsel in einem Zug, so das man völlig aus dem Lesefluß gerissen wird, weil man denkt man hätte sich verlesen. Dann gibt es plötzlich Absätze die sich nur in ihren Gedanken abspielen, in denen sie die Toten zurate zieht oder sich einfach mit ihnen unterhält. Sie ist besessen von Synonymen und den Metaphern ihrer Großmutter die manchmal recht sinnfrei sind. Und am schlimmsten finde ich, das sie so unglaublich gleichgültig rüberkommt. Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was den Eindruck nur noch verstärkt, das ihr eben alles egal ist. Manchmal wirkt sie auch ein kleines bisschen naiv, fast schon dümmlich auf mich. Ich weiß nicht wie ich das plausibel erklären kann, aber es ist mir einfach unglaublich schwer gefallen, mit ihr zurecht zu kommen.
Ganz klar, sie lebt in ihrer eigenen Welt, die aber nicht die meine war und in die ich beim Lesen einfach auch keinen Zugang gefunden habe. Deshalb war dieses Buch für mich leider ein absoluter Fehlgriff.