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Veröffentlicht am 11.03.2024

Historisch bedeutsamer Reihenbeginn

Töchter des Aufbruchs
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Der neue Roman einer bekannten Schriftstellerin entführt den Leser nach Lothringen in das Jahr 1910. Zu diesem Zeitpunkt sind der Elsaß und Lothringen Teile des deutschen Kaiserreiches.
Schauplatz ist ...


Der neue Roman einer bekannten Schriftstellerin entführt den Leser nach Lothringen in das Jahr 1910. Zu diesem Zeitpunkt sind der Elsaß und Lothringen Teile des deutschen Kaiserreiches.
Schauplatz ist das Städtchen Diedenhofen an der lothringischen Mosel. Es ist preußische und bayrische Garnisonsstadt und ein aufstrebender Industriestandort. Ein bunter Reigen aus Franzosen und Deutschen trifft dort aufeinander.
In der Stadt gibt es ein Mädchenpensionat für höhere Töchter. Dieses wird von Pauline Martin geführt. Ein zweiunddreißigjähriges Fräulein aus Metz. Sie übernahm das Pensionat von ihrer Tante und ist hoch motiviert. Ihr ist es sehr wichtig, das sich die Backfische zu selbstständigen, gebildeten Persönlichkeiten entwickeln.
Pauline kämpft gegen Unwissenheit, Unfreiheit und Ungerechtigkeit. Kein einfaches Unterfangen. Kommen doch ihre Schülerinnen auch aus Deutschland, Frankreich, dem Saarland. Eine Mischung verschiedener Charaktere und Mentalitäten. Es gibt Einwohner denen das Pensionat ein Dorn im Auge ist. Auch die örtliche Polizei stellt sich gegen diese Einrichtung. Zehn Schülerinnen sind es zur Zeit. Einige sehr selbstbewusst andere ängstlich und mit Geheimnissen. Paulines Institut genießt einen hervorragenden Ruf. Töchter hochgestellter Offiziere und Beamter wohnen und lernen dort. Die Ausbildung ist allumfassend. Körperliche und seelische Maßregelungen duldet die Leiterin nicht. So ist es nicht einfach Lehrkräfte zu finden. Als Vincent Lehmann, ein junger Mann aus der preußischen Rheinprovinz bei ihr um Arbeit bittet, stellt sie ihn als Gärtner und Hausmeister ein. Er ist eine große Hilfe. Aber auch ihn umgibt ein Geheimnis.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die preußische Garnison in Diedenhofen. Erich von Pliesnitz ist dort Hauptmann. Bekannt als sehr diszipliniert, gnadenlos und frauenfeindlich. Die stationierten Besatzer sind Fluch und Seegen zugleich für die Mädchenschule. Doch bald stellt sich dieser Umstand als Glücksfall für Pauline dar. Eine Schülerin schlägt gewaltig über die Stränge. Mit ihren gerade 16 Jahren lässt sie sich auf ein amouröses Abenteuer mit einem Soldaten ein. Eines nachts ist sie verschwunden.

Ein Buch voller Emotionen. Aufgeteilt in mehrere Erzählstränge hat es einen großen Spannungsbogen. Ich kann mir vorstellen, das der persönliche Bezug der Autorin zu diesem geschichtsträchtigen Gebieten viel dazu beiträgt, das mich das Buch so berührte und gefangen nahm. Es ist authentisch von der ersten bis zur letzten Seite und mit viel Herzblut geschrieben.

Sehr hilfreich sich der Übersichtsplan von Diedenhofen sowie das Personenregister am Buchanfang. Komplettiert hat Marie Pierre ihr Werk mit einem umfangreichen Nachwort und Glossar.
Es ist ein Buch, das ich nicht einfach so runter lesen konnte. Gerade in der heutigen Zeit, wo ein diktatorischer Präsident Krieg gegen die Ukraine führt und vielleicht noch weitreichendere Ambitionen hegt, zeigt dieses Buch, wie die Menschen noch über hundert Jahre später die Auswirkungen des deutsch-französischen Krieges von 1870/1871, spüren.

Der Auftakt dieser Trilogie ist in einer bildreichen Sprache verfasst Super recherchiert und absolut gelungen.
Gern empfehle ich diesen brillanten Roman weiter und vergebe fünf wohlverdiente Sterne. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Berliner Schicksalsjahre

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Der finale Abschlussband über die Kinderklinik Weißensee hat wieder ein schönes Cover. Es ähnelt den ersten drei Folgen. Der Titel, geteilte Träume, trifft den Kern der Handlung in der geteilten Stadt ...

Der finale Abschlussband über die Kinderklinik Weißensee hat wieder ein schönes Cover. Es ähnelt den ersten drei Folgen. Der Titel, geteilte Träume, trifft den Kern der Handlung in der geteilten Stadt Berlin. Eine Insel im sowjetischen Sektor, in der die vier Siegermächte richtungsweisend sind.
Er beginnt im Frühjahr 1948 und beschreibt die schwere Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Die beiden Schwestern Marlene und Emma stehen anfangs wieder im Mittelpunkt des Buches. Das ändert sich bald. Emmas Tochter Lissi, will den Fußstapfen ihrer Tante folgen und beginnt als Assistenzärztin in der Klinik. Auch hier bestimmen die Besatzer. Dann schlägt das Schicksal zu. Marlene, in den Westteil der Stadt geflohen, ist psychisch am Ende und igelt sich ein. Mit Emma hat sie sich zerstritten, da sie deren politische Ansichten nicht gutheißen kann. In einer sehr turbulenten Zeit, mit Mangelwirtschaft, die auch in der Klinik im Ostteil präsent ist, und Währungsreform und Neuanfang im Westteil, gibt es für alle ständig neue Herausforderungen. Der Teil hat mich sehr gefangen genommen. Er war spannend bis zum Schluss. Berlin Blockade, Luftbrücke, hungernde Menschen und dann auch noch in ganz Berlin eine Polio Epidemie. Besonders für Lissi, die an Kinderlähmung erkrankt war, und Emma, ihrer Mutter, ist dies eine Herausforderung. Sehr viel wird unseren Protagonisten abverlangt. Die Reihe ist nun leider beendet. Auch dieser Teil gefiel mir wieder sehr. Der Schreibstil der Autorin ist einfach anschaulich und gut. Das Buch empfehle ich gern weiter. Es erhält von mir 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Wunderbarer Abschlussband

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
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Nun ist der dritte und leider, letzte Teil der Familiensaga um die Schokoladenfabrik Rothmann leider vorbei.
Wie auch die beiden ersten Bände war ich wieder in Bann gezogen von dieser doch so starken ...

Nun ist der dritte und leider, letzte Teil der Familiensaga um die Schokoladenfabrik Rothmann leider vorbei.
Wie auch die beiden ersten Bände war ich wieder in Bann gezogen von dieser doch so starken Fabrikantenfamilie. Viele Schicksale mussten gemeistert werden. Immer wieder erleben wir im Buch, wie wichtig der Zusammenhalt der Familie ist. Grausame Zeiten bahnen sich an. Die Nazis stehen in den Startlöchern. Zur Olympiade 1936 in Berlin tritt man der Welt mit einer Inszenierung gegenüber, um allen zu zeigen, man ist nicht gegen andere Rassen und anders Denkende.
Kaum ist Olympia Geschichte wandelt sich das Geschehen. Die Schokoladenfabrik gerät in den Strudel der Geschehnisse und Judith, als Frau ist an der Spitze ihres Familienbetriebes nicht erwünscht.
Geht die Ära dieser alteingesessenen Schokoladenmanufaktur zu Ende oder gibt es auch nach dieser schrecklichen Zeit noch Rotmann Schokolade?
Sehr gefühlvoll und in einem fesselnden Schreibstil lässt uns Maria Nikolai in diese Zeit eintauchen.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Feuerwerk der Gefühle

Sturmmädchen
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Das Cover zeigt ein junges Mädchen. Es blickt zurück. Und wirkt gehetzt.
Die Handlung spielt in den Jahren 1938 bis 1940 in einem kleinen Eifeldorf, nahe der Stadt Monschau. Eine Zeit, die ich nie erleben ...

Das Cover zeigt ein junges Mädchen. Es blickt zurück. Und wirkt gehetzt.
Die Handlung spielt in den Jahren 1938 bis 1940 in einem kleinen Eifeldorf, nahe der Stadt Monschau. Eine Zeit, die ich nie erleben möchte.

Das Buch beginnt mit dem Prolog im Mai 1933. Im Perlenbachtal treffen sich die drei Freundinnen Elli, Käthe und Margot. Als die grölende Hitlerjugend sie provoziert schwören sie sich: „Eine für alle und alle für eine“.
Käthe wohnt mit Ihren Eltern und Brüdern im Dorf. Elli kommt aus ärmlichen Verhältnissen, hatte Kinderlähmung. Ein verkrüppeltes Bein blieb zurück. Sie lebt mit ihrer Mutter auf dem Grundstück eines reichen Bauern. Margot, die Tochter wohlhabender jüdischer Eltern, kommt nur in den Ferien und an Sommerwochenenden in die Eifel.

Fünf Jahre später haben sich die Zeiten dramatisch verändert. Die Nazis sind an der Macht. Angst und Schrecken hat sich unter den Menschen verbreitet. Margot, die Jüdin will heiraten und hat ihre Freundinnen eingeladen. Doch die Politik hat einen tiefen Riss in die Freundschaft gezogen. Käthe, ihre Eltern, ihre Brüder sind von der Ideologie der braunen Partei begeistert und haben sich ihnen zugewandt. Eine düstere, menschenfeindliche Zeit beginnt. Margot, das jüdische Mädchen bekommt mit ihrer Familie das ganze verbrecherische Handeln der Nazis zu spüren. Einschüchterung, Verleumdung und Repression. Elli, die im Dorf nur Hinkemädchen genannt wird steht zwischen ihnen. Sie wuchs behütet auf und will es allen recht tun und ist immer hilfsbereit. Aber auch naiv. Kann sie Margot helfen?

Lilly Bernstein erzählt in einer bildlichen Sprache, die mich sofort gefangen nahm. Sehr sachlich aber doch so, dass sie Emotionen bei mir weckte und ich öfter den Tränen nahe war. Es war das erste Buch, das ich von der Autorin las. Es wird bestimmt nicht das Letzte sein. Gern empfehle ich dieses wunderbare Buch weiter.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Die Realität ist hart aber träumen ist erlaubt

Das Lichtenstein: Modehaus der Träume
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Anmerkung der Autorin zu ihrer Buchreihe:
Mode kann so vieles sein: Im schönsten Fall Kunst, im passendsten ein Ausdruck der Persönlichkeit In diesem Fall ist sie fest verankert in der Kultur, sogar der ...

Anmerkung der Autorin zu ihrer Buchreihe:
Mode kann so vieles sein: Im schönsten Fall Kunst, im passendsten ein Ausdruck der Persönlichkeit In diesem Fall ist sie fest verankert in der Kultur, sogar der Historie einer Gesellschaft.
Vor allem in Berlin. Eine Stadt, die Modegeschichte schrieb. Eine in Vergessenheit geratene Epoche, durch die ich durch Zufall am Hausvogteiplatz aufmerksam wurde. Das Lichtenstein lädt ein, in diese Zeit abzutauchen............

Hausvogteiplatz, Modezentrum Berlin`s, Ursprung der Konfektionsindustrie

Das Buchcover zeigt uns eine elegant gekleidete Frau. Es ist genau der Stil der Mode, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Modehaus Lichtenstein verkauft wird. Sie wird individuell für die Kundin oder auch den Kunden gefertigt und oft auch als Gesamtkomposition, mit den passenden Accessoires, zum Kauf angeboten.
Friedrich Lichtenstein leitet das Warenhaus zusammen mit seinen Söhnen Jacob und Ludwig. Sie müssen ihren Umsatz erhöhen um mit der immer größer werdenden Konkurrenz, im Zentrum von Berlin, bestehen zu können.

Jacob, der sich seit geraumer Zeit mit der Pariser Mode beschäftigt, will auch diesen Chic den Berliner Frauen anbieten. Auch der Vater ist nicht abgeneigt. Leider ist sein jüngerer Bruder Ludwig sehr konservativ und möchte keine großen modischen Veränderungen. Er liebt das Alte und Bewährte.

Jacob Lichtenstein und seine Eltern Friedrich und Marianne haben ihre Wohnungen in der obersten Etage der Modehauses. Beim Personal ist auch Marianne bekannt und beliebt. Sie sieht die Angestellten als eine große Familie.
Jacob gelingt es einen Teil seiner Vorstellungen zur Belebung des Geschäftes mit großem Erfolg zu erreichen, da schlägt das Unheil zu.

Das Lichtenstein, in das große Geldsummen für Umbau, neue Stoffe und Kollektionen geflossen sind, brennt aus. Was das Feuer nicht vernichtete tat das Löschwasser. Auch die Familie Lichtenstein hat keine Bleibe mehr.

Marianne Lichtenstein liegt viel an den Angestellten. Zahlreiche persönliche Schicksale sind ihr bekannt. So wird nach dem ersten Schock, mit vereinten Kräften aufgeräumt und gerettet, was noch zu retten ist. Wenn auch noch in weiter Ferne, das Haus soll wieder eröffnet werden.

Doch dann, Krieg.

Im Sommer 1914 sind die Menschen euphorisch und der Meinung, Weihnachten ist er vorbei. Welch Irrtum.

So lernen wir etliche Mitarbeiter, ihre Eigenarten und Schicksale kennen und begleiten sie fünf Jahre.
Im Sommer 1918 ahnen viele, dass der seit 4 Jahren tobende Krieg sich dem Ende nähert. Dann kommt auch wieder eine bessere Zeit für die Mode. Aber hat sie nicht bereits begonnen mit dem Erfolg der Präsentation im Lichtenstein?
Die Männer wollen sich am Anblick der Frauen erfreuen. Dunkle, triste Farben zeugen vom Elend des Krieges. Man möchte ihn vergessen und wieder ins normale Leben zurück kehren.

Der Schreibstil von Marlene Averbeck ist flüssig und sehr gut zu lesen. Es wurde ein spannender Bogen gehalten. Man muss wissen, wie es weiter geht und legt das Buch nicht gern aus der Hand. Der Auftakt dieser Trilogie ist ihr sehr gut gelungen.

Schade, dass erst im Herbst 2021 der zweite Teil der Lichtenstein Saga, mit dem erwartungsvollem Titel, Modehaus der Wünsche, erscheint.
Gern möchte ich wissen wie die Geschichte des Warenhaus fort schreitet. Raufen sich die Brüder Ludwig und Jacob zusammen? Wie geht die Entwicklung der Mode weiter? Wo finden die Frauen, die gelernt haben, auch in Männerdomänen, Verantwortung zu übernehmen ihren Platz?

Berlin, ein Modezentrum, davon war mir nichts bekannt.

Mich hat das Buch absolut überzeugt und ich kann nur empfehlen es zu les

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