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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2021

Ein Highlight

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
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Im Jahr 1900 zieht die 9jährige Luise mit ihren Eltern in eine Wohnung in eines der Vorderhäuser am Stuttgarter Platz gegenüber des Bahnhofs Charlottenburg ein. Hier wohnen auch schon die 10 jährigen Jungen ...

Im Jahr 1900 zieht die 9jährige Luise mit ihren Eltern in eine Wohnung in eines der Vorderhäuser am Stuttgarter Platz gegenüber des Bahnhofs Charlottenburg ein. Hier wohnen auch schon die 10 jährigen Jungen Robert mit seinen Eltern sowie Johannes mit seinen Eltern und der 12jährigen Schwester Ilse. Die drei freunden sich an und werden unzertrennlich. Alles ist für die jungen Leute schön, bis die Liebe und der Krieg dazwischen kommen und ihr Leben sich völlig verändert.

Die Autorin schafft es mit ihrem Roman, dass ich so tief in der Geschichte abgetaucht bin, dass ich meine Umwelt um mich herum vergessen habe. Was mir als erstes auffällt, und auch besonders gefällt, ist die gelungene Mischung zwischen den unterschiedlichen "Welten", die hier aufeinandertreffen und sich auch miteinander mischen. Es werden nicht nur historische Persönlichkeiten in die Geschichte eingeflochten, sondern auch historische Ereignisse. All dies geschieht im Alltag der fünf Hauptprotagonisten Luise, Robert, Johannes und IIse sowie, Ella, dem damaligen Mädchen aus dem Hinterhaus, die sich stets im Schatten der anderen aufgehalten hat. Ich erfahre etwas über Kriegstraumata, Armut, Politik, Aufstände, die Musik, die Kunst, Filme, Theater,Tanz, Kleidung, sexuelle Orientierung und den Anfängen des Nationalsozialismus. Wie unterschiedlich Kinder aufwachsen, wird auch in der nächsten Generation der Freunde offensichtlich. Während es für das eine Kind schon schwierig wird genug zu essen zu haben, gibt es für das andere wunderschöne Geschenke und Ausflüge in den Zoo.

Das Buch endet mit der Bücherverbrennung 1933 und ich weiß, dass noch viel Grauenvolles folgen wird. Wie geht es mit den Menschen, die ich sehr lieb gewonnen habe weiter? Sie haben schon einige Schicksalschläge erlebt und doch ahne ich, dass es auch für sie erst der Anfang ist.

Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt und nie zuvor habe ich einen so umfassenden Blick in diese Zeit bekommen. Grandioses Buch - ein absolutes Highlight! ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil der Familiensaga!

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Wundervoll erzählte Geschichte über drei Generationen von starken Frauen

Apfelblütenjahre
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Das Cover des Buches "Apfelblutenjahre" von Kathrin Tempel deutet auf eine zauberhafte Geschichte aus der Vergangenheit, in der Äpfel eine wichtige Rolle spielen, hin. Auch wenn das Cover märchenhaft schön ...

Das Cover des Buches "Apfelblutenjahre" von Kathrin Tempel deutet auf eine zauberhafte Geschichte aus der Vergangenheit, in der Äpfel eine wichtige Rolle spielen, hin. Auch wenn das Cover märchenhaft schön ist und der Schreibstil der Autorin ebenso zauberhaft ist, so erzählt der Roman ungeschönt das Leben von drei Frauen Marie (Großmutter), Luzie (Tochter) und Karen (Enkelin). Die Geschichte startet in der Gegenwart, als Karen anlässlich des Todes ihrer Mutter nach jahrzehntelanger Abwesenheit in die Pfalz zurückkommt und legt dann im nächsten Teil den Fokus auf Marie, danach auf Luzie und endet wieder in der Gegenwart bzw. Zukunft mit Karen. Das Leben der drei Frauen bzw. der Familie war ereignisreich, es beginnt mit Maries Flucht aus Mandeln/Königsberg im Krieg, ihrem Leben als Flüchtling in der Nähe von Flensburg und dann in der Pfalz. Luzie hat diese Zeit als Kind und Teenager miterlebt. Als junge Frau will slie raus aus der Enge von Wachenheim in der Pfalz und lebt kurze Zeit in München bevor sie wieder in die Pfalz zurückkehrt. Karen zieht es mit 17 Jahren nach Amerika, da sie in Europa aufgrund der Gefahr von Atomkraftwerken und Pershings keine Zukunft mehr für sich sieht. Außerdem fühlt sie sichwie Luzie, als sie jung war, wie im Hamsterrad des Apfelanbaus.

Die Autorin schildert das Leben so eindrucksvoll, dass ich sehr tief in die Geschichte eintauchen konnte. Mich haben die Erlebnisse der Frauen bewegt.
Ich habe mit ihnen gefühlt, gelitten und geliebt. Es sind/drei starke, sehr eigenständige Frauen, die ihren Weg im Leben sich "erkämpft" haben. Alle sind auf ihre eigene Art im Leben geflüchtet und haben neu angefangen. Was ist wichtig im Leben? Welche Träume gibt es? Woran erinnern wir uns unser ganzes Leben?

Mir hat es sehr gut gefallen, wie die Autorin mich an den Geheimnissen hat teilnehmen lassen. Ich habe deswegen einen ganz anderen Blick auf die Frauen, als die Frauen untereinander auf sich, da ihnen ein Teil fehlt um sich gegenseitig besser zu verstehen.

Ich bleibe tief berührt zurück und frage mich, was ich alles nicht weiß und was zu Missverständissen geführt hat bzw. welche Erinnerungen haben meine Oma und Mutter ihr ganzel Leben lang aufbewahrt.

5 Sterne für diesen wundervollen Roman, in dem die Autorin ein eigenes Stück Familiengeschichte eingeflochten hat und so wie ich finde, ganz viel Herzblut hineingeflossen ist.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Trauer hat viele Gesichter

Was bleibt, wenn wir sterben
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Die Autorin Louise Brown hat innerhalb von drei Monaten beide Eltern nach Krankheit verloren. Sie fühlte sich wie durch eine Falltür im Boden in die Tiefe gerissen.
Sie gibt tiefe Einblick in ihre Gefühle ...

Die Autorin Louise Brown hat innerhalb von drei Monaten beide Eltern nach Krankheit verloren. Sie fühlte sich wie durch eine Falltür im Boden in die Tiefe gerissen.
Sie gibt tiefe Einblick in ihre Gefühle bezüglich ihres eigenen Erleben mit dem Tod der Eltern und allein der Satz, dass es keine festen, zeitlich begrenzten Trauerphasen gibt, beruhigt mich. Wie wichtigt der Abschied bzw. die Gestaltung der Trauerfeier ist, erzählt sie einmal am Beispiel von der ihrer Mutter, wo sie ihrer Mutter nicht in der Trauerrede wiedergefunden hat und sie erklärt, woran das lag. Es kommt darauf an, was im Gespräch zwischen Hinterbliebenen und dem Trauerredner erwähnt bzw. erzählt wird.
Ihre Berufung hat Louise Brown selber nun als Trauerrednerin gefunden und ihre Reden bzw. die Trauerfeiern versucht sie so zu gestalten, dass sie den Verstorbenen gerecht werden und Bilder von ihm wachgerufen werden.
Sie beschreibt mit dem Einverständnis der Hinterbliebenen spezielle Details von Trauerfeiern, die sie mitgestaltet hat bzw. erzählt von den Verstorben, wie sie im Leben waren.
Sie erzählt auch, wie es ist das Heim der Eltern auszuräumen und wie emotional das sie mitgenommen hat.


Mich hat das Buch sehr berührt und sehr nachdenklich gemacht, denn die Autorin liegt richtig, wenn sie sagt wie wir andere Ereignisse planen, aber auf den Tod uns nicht vorbereiten.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Wunderschön illustriertes Bilderbuch

Spielst du mit, kleines Schaf?
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Das Bilderbuch ist mir aufgrund des Covers mit den wunderschön gezeichneten Tieren, die nicht nur über Kleidung sondern auch über ausdrucksstarke Gesichter mit Mimik verfügen, in seiner kräftigen, ...

Das Bilderbuch ist mir aufgrund des Covers mit den wunderschön gezeichneten Tieren, die nicht nur über Kleidung sondern auch über ausdrucksstarke Gesichter mit Mimik verfügen, in seiner kräftigen, klaren Farbgebung sofort positiv ins Auge gefallen. Die Geschichte dreht sich darum, dass die Tiere sich auf einer Wiese zum Spielen treffen und dann die Idee haben Zirkus zu spielen. Jeder von ihnen findet für sich selbst ein Rolle mit etwas, was es nach eigener Einschätzung gut kann. Doch als sich herausstellt, dass das Schaf nichts gut kann, bzw. nichts vorführen kann, wird es vom Spiel ausgeschlossen. Aber dann gehören zum Zirkus nun mal auch Zuschauer und das Schaf, was die ganze Zeit vorher da war und zugeschaut hat, ist nicht nicht mehr da.
Ich fand die Geschichte überaus anschaulich auf den Doppelseiten illustriert und die Texte sprachlich und im Umfang sehr gut auf das Lesealter ab vier Jahren abgestimmt. Das Thema der Ausgrenzung und das Gefühl etwas nicht zu können, das ist Kinder in dem Alter schon vertraut. Hier bekommen sie die Möglichkeit sich mit den unterschiedlichen Tieren zu identifizieren und in verschiedene Rollen zu schlüpfen, was zu einer besseren Verständigung untereinander im Alltag der Kinder beitragen kann.
Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Großartiger Familienroman über die Zeit von 1919-1945

Schwestern fürs Leben
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Der Roman "Schwestern fürs Leben" von Sybille Schrödter erzählt die Geschichte der Familie Danneberg, die Eigentümer eines alten, mächtigen Rumhauses ist. Eigentlich sollte der älteste Sohn das Rumhaus ...

Der Roman "Schwestern fürs Leben" von Sybille Schrödter erzählt die Geschichte der Familie Danneberg, die Eigentümer eines alten, mächtigen Rumhauses ist. Eigentlich sollte der älteste Sohn das Rumhaus erben und die Leitung übernehmen, doch er ist im ersten Weltkrieg gefallen. Mittlerweile ist 1919 und die vier verbliebenen Schwestern sowie ihre Cousine Freya, die auch bei ihnen aufwächst, haben ganz unterschiedliche Vorstellungen und Träume vom Leben. Eine der Schwestern, Helene, genannt Lene würde zu gerne das Rumhaus übernehmen, doch ihr Vater Ole F. Danneberg kann sich keine Frau an der Spitze vorstellen. Für die Verwirklung ihrer Träume bzw. Vorstellungen von ihrem weiteren Leben liegt vor allen eine steinige Strecke . Es kommnt nun auf Willensstärke, Diplomatie, Glück an und die weiteren äußeren Umstände wirken sich entscheidend auf die nächsten Jahre aus.

Der Roman schildert das Leben dieser Großfamilie samt Verwandten, die glücklicherweise in einem Personenregister am Anfang des Buches vermerkt sind, bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.

Die Autorin hat es geschafft ein Stück historischer Geschichte, was sich vermehrt in Flensburg mit seiner Nähe zu Dänemark und der besonderen politschen Situation abspielt, einmal auf die neue Staatsgrenze zwischen Deutschland und Dänemark sowie den aufkommenden Nationalsozialismus bezoge, in einem unterhaltsamen Schreibstil zu erzählen. Sie geht auf die Rolle der Frau in der Familie und in der Gesellschaft ein und gibt dafür ganz viele Beispiele wie Frauen liebten, lebten und welche Rechte sie hatten bzw. welche nicht. Ich spüre das Lebensgefühl der damaligen Zeit, modische Entwicklungen gepaart mit wirtschaftlichen sowie den politischen. Auch die Männer des Romans machen unterschiedliche Entwicklungen durch und manche entsetzen mich zu tiefst und anderen zolle ich großen Respekt.

Mir persönlich waren die Zeitsprünge im Roman manchmal zu heftig, aber hätte die Autorin dort noch mehr erzählt, was ich toll gefunden hätte, hätte ich das Buch aufgrund der Seitenanzahl wohl sehr viel schwerer halten können.

Insgesamt hat mich der Roman total begeistert zuückgelassen und ich bin nun sehr gespannt darauf, wie die Geschichte der Schwestern weitergeht und was das Leben noch für sie bereithält.

Verdiente fünf Sterne!

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