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Veröffentlicht am 13.03.2019

Das Auge sieht dich ...

Kalter Strand
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"Kalter Strand" ist der erste Band einer skandinavische Krimi-Reihe rund um den deutsch-schwedischen Kommissar Tom Skagen und das Ermittlerteam bei der Sondereinheit Skanpol von Anne Nørdby (einem Pseudonym ...

"Kalter Strand" ist der erste Band einer skandinavische Krimi-Reihe rund um den deutsch-schwedischen Kommissar Tom Skagen und das Ermittlerteam bei der Sondereinheit Skanpol von Anne Nørdby (einem Pseudonym der Autorin Anette Strohmeyer). Dieser wird aus Hamburg gemeinsam mit seiner Chefin Jette Veestergaard zur Unterstützung nach Dänemark angefordert. Am Strand wurde eine Frauenleiche aufgefunden und die Hinweise deuten auf ein deutsches Opfer hin. Vor Ort ergeben sich dann immer mehr mysteriöse Details die Fragen aufwerfen. Was geht in der Ferienhaussiedlung am Ringkøbing Fjord vor, man trifft auf eine Mauer des Schweigens. Anne Nørdby lässt dabei mehrere Handlungsstränge parallel laufen, die aber sehr gut und plausibel ineinander verzahnen. Das Thema "Stalking" und "Fremdsteuerung" wird dabei hervorragend spannend aufgegriffen. Mehr und mehr zieht einen die Autorin als Leser in die Geschichte und lässt einen damit auch nicht mehr los. Tom Skagen, selbst noch traumatisiert aus Ereignissen vor seiner Polizeikarriere, war für mich auf Anhieb als Ermittler dabei sympathisch. Trotz Widerstände geht er seinen Weg, klar fokussiert letztendlich auf den Ermittlungserfolg. Der Spannungsbogen des Thriller nimmt dabei stetig zu. Obwohl ich früh ein korrektes Bauchgefühl bzgl. des Täters hatte, bleibt dies aber bis zuletzt geschickt verborgen. Immer wieder führt die Autorin die Protagonisten an ihre Grenzen und als Leser ist man gespannt, ob diese überschritten werden. Wie weit werden sie gehen? Ein Experiment des Stalker, das fesselt. Mit dem Thriller "Kalter Strand" überzeugte mich Anne Nørdby restlos und ich hoffe von diesem neuen Ermittlerteam der Sondereinheit Skanpol in Zukunft mehr lesen zu dürfen. Ein sehr guter Einstieg in diese neue Reihe.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Vom Rebell zum Terroristen ...

Die Akte Baader
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"Die Akte Baader" ist ein biografischer Roman von Stefan Schweizer über den Terroristen Andreas Baader. Dieser war einer der führenden Mitglieder und Mitbegründer der ersten Generation der linksextremen ...

"Die Akte Baader" ist ein biografischer Roman von Stefan Schweizer über den Terroristen Andreas Baader. Dieser war einer der führenden Mitglieder und Mitbegründer der ersten Generation der linksextremen Terrororganisation "Rote Armee Fraktion" (kurz RAF). Dieses Buch interessierte mich besonders, denn die Verbrechen und die zugehörigen Nachrichten erlebte ich selbst als kleiner Junge in den siebziger Jahren. Noch heute als Erwachsener sind mir diese Bilder aus den Nachrichten und Berichterstattungen präsent im Kopf. Stefan Schweizer konzentriert sich in diesem Roman auf die Person Baader, aber natürlich kommen darin auch die Taten der RAF vor, sowie seine Gesinnungsgenossen - allen voran Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Einigen dürfte daher auch noch der Begriff "Baader Meinhof Bande" in Erinnerung sein. Aber wer steckte hinter diesem Mann und wie wurde er zum Terroristen? Beginnend in der Kindheit wuchs Baader ohne Vater, der im Krieg verschollen war, in Bayern auf. Schon früh zeigte er seine Auflehnung gegen Autoritäten und ein ausgeprägtes Ego. Diese Wesenszüge, sowie sein späteres Ringen um die alleinige Chefrolle innerhalb der RAF stellt dabei Stefan Schweizer sehr gut heraus. Auch diese Welt aus Rebellion und Drogenkonsum, die sich dann in schrecklicher Gewalt entlädt ist für den Leser greifbar. Viele damalige schrecklichen Ereignisse wurden mir beim Lesen wieder total in Erinnerung gerufen, noch heute habe ich dabei diese Bilder im Kopf. Ein Helmut Schmidt, der mit aller Härte den Rechtsstaat vertreten musste und andererseits Opfer wie Buback, Ponto und Schleyer. Dieser sogenannte "Deutsche Herbst" war beim Lesen dieses Roman für mich wieder total in greifbare Nähe gerückt. Das dieses Buch als biografischer Roman ausgelegt ist und nicht als reines Sachbuch hat mir gut gefallen. Andreas Baaders Leben gepackt in einen Kriminalroman, der die Fakten erzählt aber auch mit Fiktion arbeitet. Für mich ein sehr lesenswertes Buch und eine Erinnerung an die schlimmen Verbrechen in einer Zeit meiner Kindheit.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Grausamer Mord im Jahre 1793 in Stockholm

1793
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"1793" ist ein historischer Kriminalroman von Niklas Natt och Dagg. Der Häscher Jean Michael Cardell wird von zwei Kinder gerufen um in der Stockholmer Stadtkloake einen verstümmelten menschlichen Torso ...

"1793" ist ein historischer Kriminalroman von Niklas Natt och Dagg. Der Häscher Jean Michael Cardell wird von zwei Kinder gerufen um in der Stockholmer Stadtkloake einen verstümmelten menschlichen Torso zu bergen. Cecil Winge, im Dienste der Stockholmer Polizeikammer als Ermittler für besondere Verbrechen, beginnt gemeinsam mit Cardell in diesem besonderen Fall zu recherchieren. Als Leser trifft man dabei auf zwei besondere Charaktere. Cecil Winge ist schwer gekennzeichnet von Tuberkulose, seine Lebenszeit ist begrenzt. Cardell dagegen, verstümmelt und gekennzeichnet vom Krieg, verdient sich als Häscher und ist dem Alkohol reichlich zugetan. Die Darstellung dieser beiden Ermittler machte es mir schwer, sie in meiner Sympathieskala einen hohen Wert erreichen zu lassen. Generell ist der Roman in vier Teile gegliedert. In den ersten drei Abschnitten entführt der Autor den Leser dabei in komplett verschiedene Handlungsstränge zu verschiedenen Zeiten im Jahr 1793. Fast bekommt man das Gefühl, als das diese gar nichts miteinander zu tun haben. Erst im letzten Teil verweben diese zu einem Gesamtbild. Das Setting des Romans ist düster, fast mag ich sagen typisch skandinavisch. Seit Henning Mankell erlebe ich Kriminalromane aus Schweden immer mit Ermittlern, die entweder ein Alkoholproblem haben oder depressiv veranlagt sind. Dies ist etwas, das mich mittlerweile langsam, aber stetig stört. Auch in 1793 geht es ständig den Branntweinbeständen an den Kragen und man hat fast das Gefühl Stockholm besteht nur aus Alkoholikern. Vieles ist ungewöhnlich in diesem Roman und daher tat ich mich teilweise über lange Strecken schwer mit der Story warm zu werden. Trotzdem muss ich sagen, der Autor hat hier am Ende alles geschickt und konsequent zusammengeführt. In Schweden bekam er sogar für diesen historischen Roman auf Anhieb den Krimipreis für das beste Spannungsdebüt. Ich erachte dieses Debüt ebenfalls für mich als gut, aber nicht als perfekt. Dazu haben mich wie bereits erwähnt einige Dinge nicht so ganz mitnehmen können. In Summe aber trotzdem ein lesenswerter historischer Krimi.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Die Suche nach dem Sohn während des Burenkrieg ...

Der Preis der Freiheit
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"Der Preis der Freiheit" ist ein historischer Roman von David Gilman, der Anfang des 20. Jahrhunderts zur Zeit des zweiten Burenkrieges spielt. Die Handlung beginnt in Dublin. Der Anwalt Joseph Radcliffe ...

"Der Preis der Freiheit" ist ein historischer Roman von David Gilman, der Anfang des 20. Jahrhunderts zur Zeit des zweiten Burenkrieges spielt. Die Handlung beginnt in Dublin. Der Anwalt Joseph Radcliffe ist dermaßen mit der Verteidigung eines jungen Fenier, einem Anhänger der irischen Unabhängigkeit beschäftigt, so dass er darüber hinaus seinen eigenen erst 16-jährigen Sohn Edward vergisst. Mangels väterlicher Zuneigung schifft sich dieser in einer Nacht- und Nebelaktion Richtung Südafrika ein, um sich im Burenkrieg zu beweisen. Getrieben von der Sorge um seinen noch einzig verbliebenen Sohn macht sich im zweiten Teil der Geschichte Radcliffe gemeinsam mit seinem Freund Pierce auf die Suche nach Edward. Beginnt die Geschichte anfangs noch schleppend, nimmt sie in dem Handlungsstrang in Südafrika immer mehr Fahrt auf. Obwohl es letztendlich in diesem Roman um eine Vater-Sohn Beziehung geht, erfährt der Leser auch viel aus den damaligen Kriegsjahren. Auf der einen Seite die Kolonialmacht der Briten, auf der anderen Seite die Buren. Sehr interessant ist dabei auch die Rolle der Iren, die sich auf beiden Seiten der Kriegsparteien fanden und dadurch bedingt sich oft ehemalige Nachbarn dann in der Schlacht als Feinde gegenüberstanden. Auch waren Rassismus und Konzentrationslager nicht erst Erfindungen der Nazis, schon die Briten hatten dies im Burenkrieg. Zwar waren diese keine Vernichtungslager wie im dritten Reich, aber Internierungslager für Farmbewohner, vor allem Frauen und Kinder. In diesen Lagern starben rund 26000 Menschen, was den katastrophalen Bedingungen durch Hunger und Krankheit geschuldet war. David Gilman verwebt in diesem Roman wieder geschickt Fiktion und tatsächliche Historie. Wie auch schon in seiner Reihe "Legenden des Krieges" merkt man seine intensive Recherchearbeit für das Buch und seine historischen Anmerkungen am Ende der Geschichte sind für den Leser sehr wertvoll. Für mich war aber auch die große Freundschaft zwischen Ratcliffe und seinem ehemaligen Kriegskameraden und gebürtigen Schwarzafrikaner Pierce, sowie die letztendliche grenzenlose Vaterliebe eine emotionale Bereicherung der Geschichte. Die Entwicklung dieser Beziehung hat mir sehr berührt. In Summe ist trotz eingangs erwähntem schleppenden Beginn dieser Roman für mich eine empfehlenswerte Lektüre und David Gilman ein Autor der wieder einmal sein ganzes Können beweist.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Wer hat die kleine Sophia entführt?

Hundsbua
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"Hundsbua" ist der dritte Band aus der Alois-Schön-Reihe von Ulrich Radermacher. Diesmal bekommt es der Kommissar mit eines Kindesentführung zu tun. Das Kleinkind Sophia wird vermisst, aber irgendwie scheinen ...

"Hundsbua" ist der dritte Band aus der Alois-Schön-Reihe von Ulrich Radermacher. Diesmal bekommt es der Kommissar mit eines Kindesentführung zu tun. Das Kleinkind Sophia wird vermisst, aber irgendwie scheinen die Eltern nicht großartig in Sorge darüber zu sein. Ebenso taucht auch kein Schreiben der Entführer auf. Die Ermittlungen ergeben Spuren nach Hamburg und so kommt Diana, eine Ex-Kollegin die mittlerweile bei der Hamburger Polizei ist, ins Spiel und es entsteht ein zweiter Ermittlungsort. Immer mehr konzentriert sich auf Norddeutschland. Ulrich Radermacher packt in diesen dritten Fall viel hinein. Privatleben der Ermittler, verschiedene Ermittlungsorte und diverse Spuren. So ist dies diesmal kein typischer München-Krimi wie die Vorgängerbände, aber trotzdem durchaus interessant. Verwundert war ich aber über einige Wesenszüge von Charakteren und man erfährt dann auch als Leser nicht wirklich warum diese Personen so sind wie sie dargestellt werden. Dadurch hinterlassen sie auch manchmal ein unglaubwürdiges Bild beim Leser. Nach und nach fügt sich zwar vieles zusammen, aber teilweise fehlte mir dabei das I-Tüpfelchen. Wie auch die Vorgängerbände lässt sich die Geschichte aber flüssig lesen und ist ein kurzweiliger Krimi. Auch verleitet durch das Buchcover aber hätte ich mir ein wenig mehr München-Kolorit gewünscht. In Summe ein guter solider Krimi mit auch einem anderen Ende als erwartet.