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Veröffentlicht am 14.07.2024

Das Alphabet des Schlafs oder das echte Buch der Mutter

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist ein zeitgeschichtlicher Roman von Kai Meyer. Robert Steinfeld hat seine Eltern nie kennengelernt, doch er weiß wer sein Vater war. Ein Buchbinder aus Leipzig. ...

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist ein zeitgeschichtlicher Roman von Kai Meyer. Robert Steinfeld hat seine Eltern nie kennengelernt, doch er weiß wer sein Vater war. Ein Buchbinder aus Leipzig. Die Liebe zu Büchern hat er anscheinend von ihm geerbt. Als die Bibliothekarin Marie bei ihrer Arbeit für den Verkauf des bibliothekarischen Nachlass des Verlegers Konrad Pallandt auf etliche gebundene Bücher von Roberts Vater stößt, beginnt für die beiden eine Reise in die Vergangenheit um mehr über Roberts Herkunft herauszufinden. Kai Meyer erzählt diesen Roman in generell drei Zeitebenen, erst im letzten Kapitel kommt das Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 dazu. Davor entführt er den Leser in das Jahr der Machtergreifung der Nazis 1933, in das Jahr der Luftangriffe auf Leipzig 1943 und das Jahr 1971, als Deutschland geteilt ist und Robert und Marie ihre Nachforschungen anstellen. Man erlebt den Untergang des graphischen Viertels in Leipzig, lernt neben der Buchbindekunst aber auch die okkultistische Seite des dritten Reiches und seiner Anhänger kennen. In all dies bettet der Autor seine Geschichte über die Herkunft Robert Steinfelds ein. Nach und nach erhält der Leser dabei ein weiteres Puzzlestück, dass es ihm ermöglicht die Zusammenhänge zu erkennen. Die Verquickung zwischen Roberts Lebensgeschichte und seltenen Büchern ist dabei sehr gelungen. In Summe wurde daraus ein Roman, der einen in diese Geschichte entführt und fesselt. Gemeinsam mit Robert und Marie begibt man sich beim Lesen auf eine spannende Zeitreise und taucht ein in die Welt des geschriebenen Wortes.

Veröffentlicht am 07.07.2024

Alpha und Omega, oder doch vielleicht Sigma?

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
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"Ken und Barbie" ist der zweite Band der True-Crime-Reihe "Im Kopf des Bösen" von Axel Petermann und Petra Mattfeldt. Als im Dürresommer 2023 auch der Rhein Niedrigwasser führt wird eine zerstückelte einbetonierte ...

"Ken und Barbie" ist der zweite Band der True-Crime-Reihe "Im Kopf des Bösen" von Axel Petermann und Petra Mattfeldt. Als im Dürresommer 2023 auch der Rhein Niedrigwasser führt wird eine zerstückelte einbetonierte Frauenleiche freigelegt. Die Kölner Kripo holt sich Unterstützung beim BKA in Form von Sophie Kaiser und Leonhard Michels, die als Ermittler in der operativen Fallanalyse tätig sind. Denn schnell wird sichtbar, dass ein Serienmörder am Werk sein muss. Die Opfer gleichen sich in Alter und Erscheinung, alle wurden vergewaltigt und missbraucht und waren über einen längeren Zeitraum als vermisst gemeldet. Und seit wenigen Tagen ist eine weitere junge Frau vermisst, die Zeit spielt gegen die Ermittler. Das Autorenduo Petermann und Mattfeldt greift in diesem Krimi die Methodik der operativen Fallanalyse auf. Dabei lehnt sich diese fiktive Story an die wahren Verbrechen des kanadische Serienmörderpaar Paul Bernardo und Karla Homolka an. Die beiden entführten in den Jahren 1990-1993 mehrere junge Frauen, folterten, vergewaltigten und töteten diese. Bernardo hatte zuvor schon als Alleintäter seit 1987 vielfach Frauen vergewaltigt. In der Presse wurde er "Scarborough Rapist" genannt. Gemeinsam wurden das Mörderpaar als "Ken and Barbie of Murder and Mayhem" bekannt. Die Umsetzung der realen Verbrechen von damals in den fiktiven Kriminalfall von heute ist den beiden Autoren dabei bestens gelungen. Die Fallanalytikerin Sophie Kaiser hat zudem das Asperger-Syndrom, daher geht sie an den Fall emotionslos, aber hochgradig fokussiert ran. Mit ihrem Kollegen Leonhard Michels ergänzt sie sich dabei gut. Die Story ist sehr fesselnd geschrieben. Der Spannungsbogen geht dabei schnell hoch und wird dann auch durchgängig gehalten. Die Verbrechen sind nichts für schwache Nerven, es kommt die ganze Grausamkeit und Härte der Täter zum Vorschein. Sehr gelungen finde ich auch das Nachwort, wo nochmal auf die Bezüge zu den wahren Taten von Bernardo und Homolka eingegangen wird. Am Ende hinterlässt es den Leser mit einem beklemmenden Eindruck, dass dies nicht nur eine Krimistory ist, sondern dass Menschen tatsächlich zu solchen Grausamkeiten fähig sind. "Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie" ist definitiv Spannung auf höchstem Niveau und sehr gelungen.

Veröffentlicht am 04.07.2024

Von Helden und Verrätern im Amerikanischen Bürgerkrieg

Starbuck: Der Verräter
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"Der Verräter" ist der zweite Band der Starbuck-Chroniken von Bernard Cornwell. Gut zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung im englischen Original erschien diese Reihe im Rowohlt-Verlag. Cornwell setzt ...

"Der Verräter" ist der zweite Band der Starbuck-Chroniken von Bernard Cornwell. Gut zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung im englischen Original erschien diese Reihe im Rowohlt-Verlag. Cornwell setzt dabei seine Darstellung des amerikanischen Bürgerkrieges aus der Sicht von Nate Starbuck fort. Dieser ist ein auf der Seite der Konföderierten kämpfender Nordstaatler. Nach dem unerwarteten Sieg bei Balls Bluff für die Südstaatler, bei dem Nate eine entscheidende Rolle gespielt hat, wird er von General Faulconer der Armee verwiesen. Dieser kann ihm den Tod seines Fast-Schwiegersohnes nicht verzeihen. Als Nate auch noch ins Gefängnis geworfen wird weil man ihn des Verrats bezichtigt, stehen seine Chancen sehr schlecht. Erst als er als Spion in den Norden gehen soll und den wahren Verräter enttarnen soll, bietet sich ihm eine neue Möglichkeit zurück in seine geliebte Kompanie K zu kommen. Doch es ist kein leichtes Unterfangen und es scheint der Verräter ist aus Nates engstem Umfeld. Der zweite Band beginnt ähnlich wie der erste. Es dauert bis sich eine gewisse Spannung aufbaut und als Leser muss man hier durchaus durchhalten. Doch als Starbuck in seine Rolle als Spion schlüpft, zieht der Spannungsbogen deutlich an. Gut beschreibt der Autor das damalige Denken und das Leben in den Nord- und Südstaaten, sowie die damals angewendeten Taktiken um den Gegner zu besiegen. Dabei baut Cornwell auch geschickt reale geschichtliche Personen in den Roman ein. Die Nordstaaten standen damals kurz vor der Einnahme von Richmond und wahrscheinlich vielleicht sogar dem Ende der Rebellion. Durch die Zaghaftigkeit aber ihres Befehlshabers McClellan wurden sie dieser frühen Gelegenheit beraubt und wie bekannt sollte dieser Krieg dann noch drei weitere Jahre andauern. In Summe ist dieser zweite Band für mich eine Steigerung zu "Der Rebell" und zeichnet auch ein gutes Bild über den Sezessionskrieg von 1861-1865. Daher bin ich neugierig auf die letzten beiden Bände der Starbuck-Chroniken.

Veröffentlicht am 25.06.2024

Die Zeit heilt keine Wunden ...

Hast du Zeit?
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"Hast Du Zeit?" ist ein Thriller von Andreas Winkelmann. Die Krankenschwester Conny Goldmann hat seit Wochen massive Verfolgungsängste. Ihre Kollegin Michelle macht sich große Sorgen und bittet ihren Vater, ...

"Hast Du Zeit?" ist ein Thriller von Andreas Winkelmann. Die Krankenschwester Conny Goldmann hat seit Wochen massive Verfolgungsängste. Ihre Kollegin Michelle macht sich große Sorgen und bittet ihren Vater, den ehemaligen Polizist Lars Grotheer, ihr zu helfen. Doch schon sein erster Überwachungsversuch scheitert und kurze Zeit später ist Conny ermordet. Nur kurze Zeit später wird eine junge Schornsteinfegerin aus ihrem Wagen heraus entführt und sie verschwindet spurlos. Haben die Fälle etwas miteinander zu tun? Grotheer findet heraus, dass es in der Vergangenheit schon ähnliche Fälle gab. Anscheinend ist ein Serientäter am Werk. Andreas Winkelmann gestaltet diesen Thriller für den Leser aus unterschiedlichen Perspektiven. Mal taucht man in die Gedankenwelt des Täters ein, mal in die Opferrolle und dann wieder in die Rolle der Polizei oder der Privatermittler. Dies geht kapitelweise teils Schlag auf Schlag. Als Leser hat man dabei aber nicht die geringste Spur wer als Täter in Frage kommen würde. Auch dauert es, bis man hinter das eigentliche Motiv kommt. Vieles ist angedeutet, letztendlich aber doch anders. Was hat es mit den Sanduhren auf sich? Der Autor schafft es einen als Leser sehr lange im Dunkeln zu lassen und erst Richtung Finale offenbart sich alles. Dies macht diesen Thriller zu einer spannenden und rasanten Story, teils hätte ich mir aber ein wenig mehr Polizeiermittlung gewünscht. Denn letztendlich lösen die Privatermittler den Fall und die Polizei ist fast nur Beiwerk. Das Finale ist hochspannend gestaltet und rundet damit dieses Buch ab. Hast Du Zeit dieses Buch zu lesen - Für mich ein eindeutiges "Ja". Andreas Winkelmann erfreut den Leser definitiv mit einer spannenden und kurzweiligen Thriller-Story, bei der man beim Lesen die Zeit vergisst.

Veröffentlicht am 19.06.2024

Der Schlüssel zu Geld, Macht und Unsterblichkeit

Der Zerberus-Schlüssel
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"Der Zerberus-Schlüssel" ist der vierte Band der John-Finch-Reihe von Gerd Schilddorfer. Als eine junge Architekturstudentin in Berlin ein halb verfallenes Haus begutachtet, macht sie die grausame Entdeckung ...

"Der Zerberus-Schlüssel" ist der vierte Band der John-Finch-Reihe von Gerd Schilddorfer. Als eine junge Architekturstudentin in Berlin ein halb verfallenes Haus begutachtet, macht sie die grausame Entdeckung einer mumifizierten Leiche, die bereits jahrelang an einem Balken hängt. Davor am Boden auf einem Zettel fixiert drei chinesische Schriftzeichen. Bevor sie die Polizei informiert, nimmt sie diese an sich. Zur gleichen Zeit werden in Berlin mehrere Männer exekutiert, alle auf identische Weise. Kommissar Callis wird auf den Fall angesetzt, tappt aber im Dunkeln bis sich ein sogenannter "Cleaner" dazu bekennt. Gleichzeitig wird in Großbritannien Major Llewellyn eine Namensliste von ehemaligen Ostagenten zugespielt, die alle auf mysteriöse Weise starben. Als auch noch die chinesischen Triaden an allem interessiert sind, wird das ganze zu einem undurchsichtigen Fall, der seine Verbindung anscheinend im dritten Reich hatte als 1940 ein Schiff von den Deutschen im Pazifik aufgebracht wurde. Gerd Schilddorfer springt in diesem Thriller durch einige verschiedene Zeitebenen mit unterschiedlichen Protagonisten. Als Leser muss man sich dabei erst mal zurechtfinden. Ebenso umfasst die Story in Summe gut 800 Seiten, wobei in diesem Band John Finch sehr lange fast nur eine Nebenrolle spielt, bevor auch er vermehrt ins Geschehen eingreift. Dies empfand ich selbst ein wenig schade, denn genau diese Hauptfigur mochte ich doch besonders aus den Vorgängerbänden. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, etliche der Figuren sind einem aus den anderen Bänden bereits bekannt und es ist schön sie auch in diesem Band wieder zu erleben. Obwohl dieser Thriller wieder spannend erzählt ist, hat er aber streckenweise diesmal ein paar Längen. Hier hätten vielleicht ein wenig Straffung gut getan. In Summe ist "Der Zerberus-Schlüssel" wieder ein gelungener Thriller, kommt aber für mich nicht ganz an die Vorgängerbände heran.