Profilbild von Island

Island

Lesejury Star
offline

Island ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Island über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2023

Agentin wider Willen

Bevor die Welt sich weiterdreht
0

Die junge Schweizer Krankenschwester und Tochter eines angesehenen Davoser Hoteliers kommt schwanger vom Einsatz in einem Lazarett zurück in ihre Heimat. Ihr Vater sorgt dafür, dass das Kind heimlich geboren ...

Die junge Schweizer Krankenschwester und Tochter eines angesehenen Davoser Hoteliers kommt schwanger vom Einsatz in einem Lazarett zurück in ihre Heimat. Ihr Vater sorgt dafür, dass das Kind heimlich geboren und direkt nach der Geburt weggeben wird, weil er andere Pläne für seine Tochter und Angst um den guten Ruf seiner Familie hat. Als sich Johanna die Gelegenheit bietet, ihre kleine Tochter wiederzufinden, wenn sie für den deutschen Geheimdienst spioniert, lässt sie sich auf das riskante Spiel ein. Im neutralen Davos befinden sich aber auch Agenten anderer Nationen, sogar in Johannas engsten Umfeld.

Ich fand diesen Roman sehr interessant und aufschlussreich, weil der Erste Weltkrieg einmal aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet wurde. Besonders gut haben mir die kurzen Rückblicke gefallen, in denen man erfahren hat, welches Schicksal die jeweilige Person dazu bewogen hat, ihre besondere Tätigkeit auszuüben. Johanna als Protagonistin, die sich nicht auf ihrer reichen Herkunft ausruht und als Krankenschwester und später auch als Spionin viel Einsatz zeigt, war mir sehr sympathisch. Nur der Schluss der Geschichte stellte mich nicht so recht zufrieden. Der Schreibstil war gut lesbar, veranschaulichte aber auch die Gräuel, die ein Krieg mit sich bringt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2023

Berlin in den goldenen 20er Jahren

Lindy Girls
0

Im Zentrum des Romans stehen Choreographin Wally Kaluza und ihre Lindy Girls, ein bunt zusammengewürfelter Haufen junger Frauen, die die Leidenschaft für moderne Tänze, wie sie aus Amerika nach Deutschland ...

Im Zentrum des Romans stehen Choreographin Wally Kaluza und ihre Lindy Girls, ein bunt zusammengewürfelter Haufen junger Frauen, die die Leidenschaft für moderne Tänze, wie sie aus Amerika nach Deutschland kommen, verbindet. Der Geschichte spielt im Berlin der goldenen 20er Jahre, als es nach dem Ersten Weltkrieg langsam aufwärts geht, aber auch die Nationalsozialisten schon langsam beginnen, ihr Unwesen zu treiben.

Die jungen Tänzerinnen kommen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen. Thea, die durch eine Erkrankung eine Gehbehinderung hat, die man beim Tanzen aber nicht bemerkt, ist aus ihrem wohlhabenden Elternhaus ausgebrochen, Alice trägt die Verantwortung für ihren minderjährigen Bruder und Gila, die selbst nicht tanzt, aber in enger Verbindung zu der Truppe steht, möchte Schriftstellerin sein und nicht nur Tippfräulein bei einer Zeitung.

So hat Anne Stern die Stimmung und die Lebensumstände dieser spannenden Zeit in Berlin sehr gut eingefangen und gezeigt, wie vielfältig die Leben der, sich langsam emanzipierenden, Frauen damals waren, dass die Männer aber dennoch in vielfacher Hinsicht dominiert haben und die Frauen mit allen möglichen Problemen zu kämpfen hatten. Auch das Elend abseits des Glamours auf den Bühnen und in den Nachtclubs kommt nicht zu kurz. Der Schreibstil der Autorin war gewohnt gut lesbar und anschaulich. Die Covergestaltung passt ebenfalls sehr gut zur Thematik des Romans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2023

Selbstjustiz?

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
0

Der neueste Fall beschäftigt Pia Sander und Oliver von Bodenstein mit dem Mord an einer Schülerin, die nachts erdrosselt und hinter einem Marienaltar in der Nähe ihres Elterhauses abgelegt wurde. An ihrer ...

Der neueste Fall beschäftigt Pia Sander und Oliver von Bodenstein mit dem Mord an einer Schülerin, die nachts erdrosselt und hinter einem Marienaltar in der Nähe ihres Elterhauses abgelegt wurde. An ihrer Kleidung finden sich unter anderem DNA-Spuren eines jungen Asylbewerbers, der schon einmal für ein Sexualdelikt verurteilt und gerade aus der Haft entlassen wurde. Da dieser in seiner Unterkunft nicht anzutreffen ist, wird öffentlich nach ihm gefahndet, was direkt wieder einen Teil der Bevölkerung gegen Flüchtlinge aufbringt. Zudem wird kurz darauf die übel mit Bisswunden zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden, der ebenfalls frisch aus der Haft entlassen war, nachdem er bei einem illegalen Autorennen eine schwangere Frau totgefahren hatte.

Ich fand diesen Kriminalroman sehr spannend, es deutete sich zwar relativ bald an, was hinter dem Tod des Mannes steckt, bezüglich der Schülerin gab es aber immer wieder falsche Fährten und erst ganz am Ende kam es zur Aufklärung des Falles. Auch das Privatleben der Ermittler:innen, insbesondere von Pia Sander, spielt eine gewisse Rolle, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Gut fand ich auch die aktuellen Bezüge mit der aufgeheizten Stimmung Flüchtlingen gegenüber. Der Schreibstil der Autorin war gewohnt gut lesbar und so anschaulich, dass man sich gut an die Orte des Geschehens versetzen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2023

Blick hinter die Fassaden

Am Ende des Tages werden wir glücklich sein
0

Im Mittelpunkt von Patricia Külls Roman steht eine moderne, ökologische Wohnanlage für Gutsituierte am Stadtrand mit ihren Bewohner:innen. Auf den ersten Blick sind alle zu beneiden, aber nach und nach ...

Im Mittelpunkt von Patricia Külls Roman steht eine moderne, ökologische Wohnanlage für Gutsituierte am Stadtrand mit ihren Bewohner:innen. Auf den ersten Blick sind alle zu beneiden, aber nach und nach kommt immer mehr ans Tageslicht, das die heile Welt trübt. Und so hegen einige insgeheim den Wunsch nach Veränderung, trauen sich aber noch nicht so recht, diesen Schritt auch wirklich zu gehen und alle Konsequenzen zu tragen.

Mir hat die Gestaltung des Romans sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist frisch und modern, gleich zu Beginn wurde ich erst einmal überrascht. Nach und nach erfährt man dann immer ein bisschen mehr über einzelne Personen und ihre Geschichte und erkennt sich und sein eigenes Verhalten auch teilweise in ihnen wieder und erhält so auch selbst Denkanstöße. Nicht alle Protagonist:innen kommen sympathisch rüber, aber so ist das ja auch in echten Nachbarschaften. Die Covergestaltung hätte für meinen Geschmack etwas mehr Bezug zur Handlung aufweisen können, die gewählten Bilder wirken eher nichtssagend. Die Geschichte ist aber auf jeden Fall sehr lesenswert und manche Handlungsstränge würden sich auch für eine Fortsetzung anbieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2023

Frauen, die sich nicht mehr alles gefallen lassen

Die Postbotin
0

Der Titel des Romans "Die Postbotin" hat direkt mein Interesse geweckt, da ich selbst während meiner Schul- und Studienzeit als Briefträgerin gearbeitet habe. Die Geschichte spielt aber im Berlin des Jahres ...

Der Titel des Romans "Die Postbotin" hat direkt mein Interesse geweckt, da ich selbst während meiner Schul- und Studienzeit als Briefträgerin gearbeitet habe. Die Geschichte spielt aber im Berlin des Jahres 1919, also direkt nach Kriegsende des Ersten Weltkrieges. Frauen mussten zu Kriegsbeginn viele "Männerberufe" übernehmen, während die Männer in den Krieg zogen. Nun sind plötzlich ihre Arbeitsstellen in Gefahr, weil die Männer zurück in der Heimat sind.

Regine arbeitet als Postbotin und auch ihr Vater war bereits Beamter bei der Post und hofft, dass seine Tochter trotz der Kriegsheimkehrer bleiben kann. Diese will aber nicht nur abwarten, sondern versucht, mit Hilfe des Gewerkschafters Kurt einen Streik auf die Beine zu stellen. Ihre Freundin Evi arbeitet als Telefonistin bei der Post und hat andere Sorgen, weil ihr Vorgesetzter, mit dem sie eine Affäre hatte, sie gegen eine andere ausgetauscht hat und ihr Bruder noch verschollen ist, während ihre Mutter den Ärger anzieht.

Grundsätzlich finde ich die Thematik des historischen Romans sehr spannend, hätte mir aber gewünscht, dass die Arbeit der Postbotin noch etwas mehr im Mittelpunkt steht, ansonsten wäre es vielleicht passender gewesen, eher einen Titel, der mit der Frauenbewegung und den Gewerkschaften in Zusammenhang steht, zu wählen. Regine war mir als Protagonistin aber grundsätzlich sehr sympathisch. Was die Handlung insgesamt angeht, muss ich sagen, dass mir nicht alles vollkommen schlüssig erschien, so, wie es beschrieben wurde. Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin aber gut lesbar und auch die historischen Hintergründe wirken sorgfältig recherchiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere