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Veröffentlicht am 18.09.2022

Verletzte Seelen

Die Kriegerin
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Dieses Buch überzeugt, wie für Blumenbar typisch, zunächst durch seine sehr hochwertige, leicht retro anmutende Einbandgestaltung.

Inhaltlich stehen Lisbeth und "Die Kriegerin" im Mittelpunkt der Geschichte. ...

Dieses Buch überzeugt, wie für Blumenbar typisch, zunächst durch seine sehr hochwertige, leicht retro anmutende Einbandgestaltung.

Inhaltlich stehen Lisbeth und "Die Kriegerin" im Mittelpunkt der Geschichte. Beide lernen sich bei der Grundausbildung der Bundeswehr kennen. "Die Kriegerin" verpflichtet sich, unterstützt oder vielleicht auch gedrängt durch ihre vom Zweiten Weltkrieg traumatisierte Großmutter für zwölf Jahre, in der Hoffnung, dass sie der Dienst an der Waffe stark und unangreifbar macht. Lisbeth, bei der sich kleinste psychische Belastungen bereits als Kind in schlimmer Neurodermitis geäußert haben, quittiert den Wehrdienst direkt nach der Grundausbildung, nach einem schlimmen Vorfall mit einem Vorgesetzten.

In den folgenden Jahren verlaufen ihre Leben ganz unterschiedlich, Lisbeth arbeitet als Floristin, wird schwanger, schafft es aber nicht, ihr Kind zu lieben und flüchtet sich vor Mann und Baby auf ein Kreuzfahrtschiff, während "Die Kriegerin" diverse Auslandseinsätze für die Bundeswehr absolviert, was mehr Spuren bei ihr hinterlässt, als sie (vor sich selbst) zugegeben will. Mehr oder weniger durch einen Zufall treffen die Frauen sich einige Jahre nach der Grundausbildung wieder und dann in losen Abständen regelmäßig und öffnen sich einander langsam mehr. Immer wieder kommt es dabei auch zu Rückblicken, durch die man als Leser:in langsam bessser versteht, was in den Protagonist:innen vorgeht. Dazu tragen auch die Briefe bei, die "Die Kriegerin" Lisbeth schickt und in denen sie sich mehr öffnet, als es ihr im direkten Gespräch möglich ist.

Helene Bukowski nimmt sich in ihrem Roman sehr feinfühlig Themen an, über die noch nicht besonders viel geschrieben wurde. Alles wirkt sehr gut recherchiert und sie schreibt sehr eindrucksvoll, obwohl sie wenig ins Detail geht und kaum Adjektive verwendete. Dennoch oder gerade deswegen lässt es einen als Leser:in nicht kalt und lange nicht los. Es ist keine leichte Kost, aber ein sehr lesenswerter Roman einer Autorin, von der ich in Zukunft gerne noch mehr lesen möchte.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Vorlesebuch mit schönen Illustrationen und wichtigen Botschaften

Tintoretto und seine Freunde
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Tintenfisch Tintoretto ist neu in der Bucht und muss sich erstmal etwas zurechtfinden. Krabbe Crabby Krabbe ist erstmal fest der Ansicht, er wäre ein Känguru und auch die anderen Bewohner der Bucht, wie ...

Tintenfisch Tintoretto ist neu in der Bucht und muss sich erstmal etwas zurechtfinden. Krabbe Crabby Krabbe ist erstmal fest der Ansicht, er wäre ein Känguru und auch die anderen Bewohner der Bucht, wie Mala Mandarinfisch, Delfin Doppelklick und Qualle Kurt, haben alle möglichen kreativen Vorschläge, um was es sich bei Tintoretto handeln könnte. Aber schnell werden sie Tintorettos neue Freunde und sie erleben gemeinsam Abenteuer.

Dabei geht es auch immer wieder um sehr wichtige Themen der heutigen Zeit, wie die Zerstörung des Regenwaldes und die Verschmutzung der Meere durch den Menschen und die Kinder werden so dafür sensibilisiert, achtsam mit der Umwelt umzugehen. Die Texte leben vom Sprachwitz, unter anderem durch die kreativen Namen der Meeresbewohner, und der Betonung beim Vorlesen, sodass es nicht langweilig wird. Auch die Illustrationen sind schön bunt und ansprechend gestaltet und unterstützen die Aussagen der Geschichte. Die Einteilung in einzelne Abenteuer sorgt für angemessene "Portionen", beispielweise als einzelne Gute Nacht Geschichten. Somit handelt es sich um ein schönes Vorlesebuch für (je nach Reife) etwa drei bis sechsjährige Kinder, das wichtige Themen wie Freundschaft und den Schutz unserer Umwelt kindgerecht behandelt.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Alle sollten einen Hauswichtel haben

Der kleine Herr Heimlich bastelt am Glück
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Heimlich ist der Hauswichtel der Familie Lönnecke, bestehend aus Mama, Papa, Lucy, Pepe und Lotte. Wie sein Name schon sagt, sorgt er heimlich dafür, dass der Familienalltag der fünfköpfigen Familie nicht ...

Heimlich ist der Hauswichtel der Familie Lönnecke, bestehend aus Mama, Papa, Lucy, Pepe und Lotte. Wie sein Name schon sagt, sorgt er heimlich dafür, dass der Familienalltag der fünfköpfigen Familie nicht zu chaotisch verläuft, indem er immer wieder rettend eingreift. Ihn sehen und mit ihm sprechen kann aber nur Lotte, die Jüngste der Familie. Mit ihr bastelt er auch gerne an kaputten Dingen herum, bis diese wieder funktionieren.

Die Geschichte um Wichtel Heimlich ist wirklich schön und originell, da wünscht man sich gleich auch einen Hauswichtel für das eigene Zuhause. Durch die Unterteilung in verschiedene Kapitel eignet sich das Buch super zum Vorlesen vor dem Einschlafen. Der Sprachstil macht beim Vorlesen ebenfalls Spaß, weil es viele witzige Wortneuschöpfungen und auch immer wieder Reime gibt. Dennoch ist alles gut verständlich und es sollte ab etwa vier Jahren kein Problem sein, der Geschichte zu folgen. Schöne, bunte Illustrationen sorgen dafür, dass die Kinder auch etwas zum Anschauen haben und sich noch besser in alles hineinversetzen können. Als kleiner Bonus sind zudem Bastelanleitungen ins Buch integriert, wie man mit Dingen, die in jedem Haushalt vorhanden sind, das nachbasteln kann, was auch in der Geschichte von Heimlich und Lotte gebastelt wurde. Insgesamt ein sehr rundes Kinderbuch, das Vorleser:innen und Zuhörer:innen Spaß macht.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Tiefe Einblicke in das Leben und Arbeiten zweier großer Literaten

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Bettina Storks gibt uns in "Die Poesie der Liebe" tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Schweizer Dramatikers Max Frisch und der in Österreich geboreren Lyrikerin und Epikerin Ingeborg Bachmann, die ...

Bettina Storks gibt uns in "Die Poesie der Liebe" tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Schweizer Dramatikers Max Frisch und der in Österreich geboreren Lyrikerin und Epikerin Ingeborg Bachmann, die zur Gruppe 47 gehörte und zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens schon einen recht hohen Bekanntheitsgrad hatte.

Max Frisch und Ingeborg Bachmann begegneten sich 1958 in Paris zum ersten Mal, als Ingeborg Bachmann gerade ihre Affäre mit dem Dichter Paul Celan beendet hatte. Er ist sofort von ihr fasziniert und auch sie findet ihn nicht uninteressant. Allerdings sind sie doch sehr verschieden, Max Frisch, der eigentlich einmal Architektur studiert hat, lebt ein recht bodenständiges Leben, braucht das Gefühl von Sicherheit und geht auch beim Schreiben sehr strukturiert vor. Ingeborg dagegen braucht ihre Freiheit(en), hat immer wieder Schreibblockaden und hadert damit, dass sie die Beziehung und Max Eifersucht manchmal zu sehr einengen. Außerdem pflegt sie, auch bedingt dadurch, dass der Literaturbetrieb damals noch sehr von Männern dominiert war, viele Kontakte zu männlichen Kollegen, Kritikern, Lektoren und Verlegern, was Max Eifersucht weiter anheizt. Man begleitet das Paar im weiteren Verlauf ihrer Beziehung an ihre gemeinsamen Wohnorte, zunächst am Zürichsee, später in einer Stadtvilla in Rom, wohin Max Ingeborg zuliebe zog, da sie sich in Italien am wohlsten fühlte und dort ihrer Meinung nach am kreativsten war.

Auch in das literarische Werk der beiden großen Literaten aus der Zeit ihrer Beziehung bekommt man immer wieder in kurzen Auszügen oder Zusammenfassungen Einblicke und merkt so, wie sehr das Private doch auch ihr Schreiben beeinflusst hat, obwohl beide sich ansonsten bemüht haben, ihre Beziehung fernab der Öffentlichkeit zu führen.

Ich fand diese Einblicke, die jeweils abwechselnd aus der Perspektive von Max Frisch oder Ingeborg Bachmann verfasst waren, sehr interessant und aufschlussreich und habe nun das Gefühl beide viel besser zu kennen und auch ihr Werk noch etwas besser zu verstehen, nachdem ich mit ihrem Leben und ihren Gefühlen vertrauter bin. Auf mich wirkt alles sehr realistisch und von der Autorin sorgfältig recherchiert, auch wenn gewiss ebenfalls eine Dosis Fiktion enthalten ist. Der Schreibstil der Autorin war sehr gut lesbar und zugleich so, dass man sich gut in die beiden Protagonist:innen hineinversetzen und sich die beschriebenen Orte bildlich vorstellen konnte.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Auf der Suche

Die Liebenden von Nizza
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Die junge Kunstexpertin Romy hat vor zwei Jahren ihre Schwester durch einen Unfall verloren und lebt seitdem recht zurückgezogen. Ihr Fachgebiet ist das Aufspüren verschollener Kunstwerke und so lässt ...

Die junge Kunstexpertin Romy hat vor zwei Jahren ihre Schwester durch einen Unfall verloren und lebt seitdem recht zurückgezogen. Ihr Fachgebiet ist das Aufspüren verschollener Kunstwerke und so lässt sie sich schließlich doch vom Anwalt Adam Gold überzeugen, mit ihm nach Nizza zu reisen und dort nach einem seit dem Zweiten Weltkrieg verschwundenem wertvollen Bild zu suchen. Das Bild zeigt die Eltern von Adams Auftraggeber, die damals im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv waren.

So verknüpft Johanna Laurin zwei Zeitebenen, die Gegenwart, in der Romy und Adam sich auf Spurensuche begeben und so immer mehr über die Vergangenheit herausfinden und die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Das trägt natürlich auch zum Aufbau der Spannung bei und so ist der Roman sehr fesselnd. Die Protagonist:innen auf beiden Zeitebenen sind sympathisch und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die Schauplätze werden von der Autorin sehr anschaulich beschrieben und man erfährt als Leser:in viel über diese sehr ereignisreiche Zeit in Südfrankreich und über die wichtige Arbeit der Resistance. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter.

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