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Veröffentlicht am 24.02.2023

Familiengeheimnisse

Saubere Zeiten
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Jakob Auber ist fast 40, Journalist und relativ frisch von der Mutter seines kleinen Sohnes getrennt, als er erfährt, dass sein Vater, ein pensionierter Richter, zu dem er ein eher distanziertes Verhältnis ...

Jakob Auber ist fast 40, Journalist und relativ frisch von der Mutter seines kleinen Sohnes getrennt, als er erfährt, dass sein Vater, ein pensionierter Richter, zu dem er ein eher distanziertes Verhältnis pflegte, in Trier im Sterben liegt. Er fährt in seine alte Heimat und findet in seinem ehemaligen Kinderzimmer Tonbandaufnahmen mit Erinnerungen seines Vaters, die dieser kurz vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus für ihn aufgenommen hat und alte Tagebücher seines Großvaters, der einst ein Waschmittel erfunden hatte und damit vorübergehend reich wurde, aber später wieder alles verlor. Der Großvater absolvierte vor dem Zweiten Weltkrieg eine Lehre als Drogist bei einem jüdischen Kaufmann und übernahm im Rahmen der Arisierung dessen Laden. Nach Kriegsende kehrte aber die nach England verschickte, einzige überlebende Tochter der jüdischen Familie zu den Aubers zurück und übte eine große Faszination auf Jakobs Vater aus.

Dem Autor ist es sehr gut gelungen, diese Familie, insbesondere die Männer zu porträtieren, wie es von Generation zu Generation immer wieder Geheimnisse gab und über vieles nicht gesprochen wurde, insbesondere auch über die Schuld, die Jakobs Großvater im Nationalsozialismus der jüdischen Familie gegenüber auf sich geladen hatte und wofür er und Jakobs Großmutter sich nie wirklich entschuldigten, es wurde einfach totgeschwiegen und ignoriert, was mit der jüdischen Besitzerfamilie der Drogerie passiert war und deren überlebende Tochter wurde mehr als lästiges Anhängsel behandelt. Aber auch Jakobs Verhältnis zu seinem Vater wird noch davon beeinflusst, obwohl er erst weit nach Kriegsende geboren wurde. Der Autor beschreibt das alles sehr anschaulich und gut nachvollziehbar und findet oft sehr passende sprachliche Bilder und andere Formulierungen, um wiederzugeben, was in den Beteiligten vorgeht. Dabei wechseln immer wieder die Zeitebenen und Perspektiven zwischen der Gegenwart Jakob Aubers und der Vergangenheit aus der Sicht seines Vaters und seines Großvaters und der überlebenden Tochter der jüdischen Familie.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Abwärtsspirale

In blaukalter Tiefe
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Die Covergestaltung und der Titel des Romans haben mich gleich angesprochen und ich bekam richtig Lust darauf, per Segelboot die Schärenwelt Schwedens zu erkunden.

Caroline, um die 50, Chefredakteurin ...

Die Covergestaltung und der Titel des Romans haben mich gleich angesprochen und ich bekam richtig Lust darauf, per Segelboot die Schärenwelt Schwedens zu erkunden.

Caroline, um die 50, Chefredakteurin eines Styling-Magazins und Mutter einer erwachsenen Tochter hat in ihrer Kindheit glückliche Tage in den Schären verbracht. Ihr Mann Andreas, ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt organisiert nun einen Segeltörn durch die schwedischen Schären für sie, lädt aber zugleich einen jungen Kollegen und dessen Freundin mit dazu ein, um diesen auf der Reise auf die Probe zu stellen, ob er sich als Partner in der Kanzlei eignet. Das Segelboot gehört dem recht unnahbar wirkenden Skipper Eric, der etwas zu verbergen zu haben scheint. Auf engstem Raum an Bord brechen dann alle möglichen Konflikte auf, obwohl die teils recht rauhe See und die von Felsen durchzogenen Gewässer eine gute Kooperation aller erfordern.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Stimmung unter den Beteiligten einzufangen und die beeindruckende Natur eindrucksvoll zu schildern. Nach und nach blickt man immer mehr hinter die scheinbar so heile Fassade und erlebt mit, wie sich alles immer mehr hochschaukelt und so das Unglück heraufbeschwört. Der Schreibstil ist flüssig lesbar, auch wenn Segel-Laien mit manchen Anweisungen sicher weniger anfangen können, sie sorgen für Authentizität, sind aber für das Verständnis der Gesamthandlung nicht essentiell. Nur das Ende hat mich nicht vollkommen zufrieden gestellt, für meinen Geschmack blieb zu vieles offen und ungeklärt.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Spannender Rhön-Krimi

Totes Moor (Janosch Janssen ermittelt 1)
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Im Roten Moor in der hessischen Rhön finden zwei Studenten bei Recherchen für eine Forschungsarbeit im Morgennebel die Leiche einer jungen Frau. Der junge Kriminalkommissar Janosch Janssen ist als erster ...

Im Roten Moor in der hessischen Rhön finden zwei Studenten bei Recherchen für eine Forschungsarbeit im Morgennebel die Leiche einer jungen Frau. Der junge Kriminalkommissar Janosch Janssen ist als erster Ermittler vor Ort, da sein Elterhaus in der Nähe des Fundortes ist und er hat gleich eine Vermutung, was die Leiche angeht, die sich dann auch bewahrheitet. Es handelt sich um die 2009 nach einer Party spurlos verschwundene Matilda Nolte, seine heimliche Jugendliebe. Nach deren Verschwinden galt Janosch Vater für Hauptkommissarin Diana Quester als Hauptverdächtiger und beging schließlich Selbstmord. Nun taucht auch sie am Fundort der Leiche auf und Janosch und sie sind wenig erfreut, einander unter diesen Umständen zu begegnen.

Mir hat dieser Rhön-Krimi gut gefallen. Der Schauplatz passt von der Atmosphäre her gut zu dem Fall und es ist eine Gegend, in der noch kein Krimi gespielt hat, den ich bisher gelesen habe. Janosch ist mir als Ermittler sympathisch und der Fall ist spannend und weist überraschende Wendungen auf. Der Schreibstil war gut lesbar und auch sehr anschaulich. Ich freue mich auf weitere Fälle.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Fesselnde Familien-Saga mit Schauplatz Hamburg

Blankenese - Zwei Familien
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Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Kriegsheimkehrer und Reedersohn John Casparius wird von seiner Verlobten verlassen, weil er Halbjude und die Reederei angeschlagen ist. ...

Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Kriegsheimkehrer und Reedersohn John Casparius wird von seiner Verlobten verlassen, weil er Halbjude und die Reederei angeschlagen ist. Kurz darauf sieht er am Elbstrand von Blankenese Leni Hansen, Tochter einer verwitweten Wirtin, wie sie nackt im Morgengrauen schwimmen geht. Er ist fasziniert von der selbstbewussten jungen Frau, ahnt aber nicht, dass deren Vater als Kapitän im Dienste der Reederei seiner Familie gestorben ist. Diese Geschichte wird das Verhältnis der beiden noch lange beeinflussen.

Mich hat der erste Teil dieser Blankenese-Saga sehr gefesselt. Besonders Leni mit ihrer Kraft und ihrem Durchhaltevermögen trotz aller Schicksalsschläge ist mir sehr ans Herz gewachsen. Der Roman handelt zudem in einer sehr ereignisreichen Zeit und der Autorin ist es sehr gut gelungen, echte historische Ereignisse mit dem Schicksal der Familien Casparius und Hansen zu verknüpfen. Besonders die Machtergreifung der Nationalsozialisten beeinflusst das Leben aller dann enorm und ich bin schon sehr gespannt, wie es im zweiten Teil der Saga weitergeht. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und anschaulich, die historischen Bezüge wirken sorgfältig recherchiert. Auch das Cover passt sehr gut zur Geschichte.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Gefahr am Ende der Welt

Der Riss
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Die Vulkanologin Antonia Rauwolf reist zu einer Forschungsstation in der Antarktis, um dort kürzlich entdeckte Vulkane zu erforschen. Eigentlich möchte sie aber zunächst ihren seit Wochen im ewigen Eis ...

Die Vulkanologin Antonia Rauwolf reist zu einer Forschungsstation in der Antarktis, um dort kürzlich entdeckte Vulkane zu erforschen. Eigentlich möchte sie aber zunächst ihren seit Wochen im ewigen Eis verschollenen Bruder Emilio finden, der ebenfalls als Wissenschaftler in der Forschungsstation tätig war. Davon ist vor allem der Leiter der Station nicht begeistert und irgendjemand möchte Antonia mit aller Gewalt daran hindern, nach ihrem Bruder zu suchen.

Ich fand es sehr interessant, mehr über das Leben in der Antarktis und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu erfahren und habe auch einiges Neue, auch über die Geschichte der "Besiedlung" der Antarktis, erfahren. Etwas schade fand ich aber, dass der Thriller sich nicht vollständig darauf beschränkte, was wirklich in der Realität möglich wäre, sondern gegen Ende auch etwas in die Science Fiction Richtung abdriftete. Die Protagonist:innen waren mir sympathisch, auch wenn ich nicht jede Handlung immer voll nachvollziehen konnte. Besonders Antonia wirkt sehr wagemütig und handelt daher öfter sehr unvorsichtig, was in der unwirtlichen Umgebung schnell problematisch enden kann.

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