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Veröffentlicht am 03.09.2022

Alle sollten einen Hauswichtel haben

Der kleine Herr Heimlich bastelt am Glück
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Heimlich ist der Hauswichtel der Familie Lönnecke, bestehend aus Mama, Papa, Lucy, Pepe und Lotte. Wie sein Name schon sagt, sorgt er heimlich dafür, dass der Familienalltag der fünfköpfigen Familie nicht ...

Heimlich ist der Hauswichtel der Familie Lönnecke, bestehend aus Mama, Papa, Lucy, Pepe und Lotte. Wie sein Name schon sagt, sorgt er heimlich dafür, dass der Familienalltag der fünfköpfigen Familie nicht zu chaotisch verläuft, indem er immer wieder rettend eingreift. Ihn sehen und mit ihm sprechen kann aber nur Lotte, die Jüngste der Familie. Mit ihr bastelt er auch gerne an kaputten Dingen herum, bis diese wieder funktionieren.

Die Geschichte um Wichtel Heimlich ist wirklich schön und originell, da wünscht man sich gleich auch einen Hauswichtel für das eigene Zuhause. Durch die Unterteilung in verschiedene Kapitel eignet sich das Buch super zum Vorlesen vor dem Einschlafen. Der Sprachstil macht beim Vorlesen ebenfalls Spaß, weil es viele witzige Wortneuschöpfungen und auch immer wieder Reime gibt. Dennoch ist alles gut verständlich und es sollte ab etwa vier Jahren kein Problem sein, der Geschichte zu folgen. Schöne, bunte Illustrationen sorgen dafür, dass die Kinder auch etwas zum Anschauen haben und sich noch besser in alles hineinversetzen können. Als kleiner Bonus sind zudem Bastelanleitungen ins Buch integriert, wie man mit Dingen, die in jedem Haushalt vorhanden sind, das nachbasteln kann, was auch in der Geschichte von Heimlich und Lotte gebastelt wurde. Insgesamt ein sehr rundes Kinderbuch, das Vorleser:innen und Zuhörer:innen Spaß macht.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Tiefe Einblicke in das Leben und Arbeiten zweier großer Literaten

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Bettina Storks gibt uns in "Die Poesie der Liebe" tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Schweizer Dramatikers Max Frisch und der in Österreich geboreren Lyrikerin und Epikerin Ingeborg Bachmann, die ...

Bettina Storks gibt uns in "Die Poesie der Liebe" tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Schweizer Dramatikers Max Frisch und der in Österreich geboreren Lyrikerin und Epikerin Ingeborg Bachmann, die zur Gruppe 47 gehörte und zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens schon einen recht hohen Bekanntheitsgrad hatte.

Max Frisch und Ingeborg Bachmann begegneten sich 1958 in Paris zum ersten Mal, als Ingeborg Bachmann gerade ihre Affäre mit dem Dichter Paul Celan beendet hatte. Er ist sofort von ihr fasziniert und auch sie findet ihn nicht uninteressant. Allerdings sind sie doch sehr verschieden, Max Frisch, der eigentlich einmal Architektur studiert hat, lebt ein recht bodenständiges Leben, braucht das Gefühl von Sicherheit und geht auch beim Schreiben sehr strukturiert vor. Ingeborg dagegen braucht ihre Freiheit(en), hat immer wieder Schreibblockaden und hadert damit, dass sie die Beziehung und Max Eifersucht manchmal zu sehr einengen. Außerdem pflegt sie, auch bedingt dadurch, dass der Literaturbetrieb damals noch sehr von Männern dominiert war, viele Kontakte zu männlichen Kollegen, Kritikern, Lektoren und Verlegern, was Max Eifersucht weiter anheizt. Man begleitet das Paar im weiteren Verlauf ihrer Beziehung an ihre gemeinsamen Wohnorte, zunächst am Zürichsee, später in einer Stadtvilla in Rom, wohin Max Ingeborg zuliebe zog, da sie sich in Italien am wohlsten fühlte und dort ihrer Meinung nach am kreativsten war.

Auch in das literarische Werk der beiden großen Literaten aus der Zeit ihrer Beziehung bekommt man immer wieder in kurzen Auszügen oder Zusammenfassungen Einblicke und merkt so, wie sehr das Private doch auch ihr Schreiben beeinflusst hat, obwohl beide sich ansonsten bemüht haben, ihre Beziehung fernab der Öffentlichkeit zu führen.

Ich fand diese Einblicke, die jeweils abwechselnd aus der Perspektive von Max Frisch oder Ingeborg Bachmann verfasst waren, sehr interessant und aufschlussreich und habe nun das Gefühl beide viel besser zu kennen und auch ihr Werk noch etwas besser zu verstehen, nachdem ich mit ihrem Leben und ihren Gefühlen vertrauter bin. Auf mich wirkt alles sehr realistisch und von der Autorin sorgfältig recherchiert, auch wenn gewiss ebenfalls eine Dosis Fiktion enthalten ist. Der Schreibstil der Autorin war sehr gut lesbar und zugleich so, dass man sich gut in die beiden Protagonist:innen hineinversetzen und sich die beschriebenen Orte bildlich vorstellen konnte.

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Viel Sylt, aber leider auch viele Klischees

Schlaflos auf Sylt
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Wie quasi in jedem Sommer gibt es auch in diesem Jahr wieder einen neuen Sylt-Roman von Claudia Thesenfitz. Im Mittelpunkt steht diesmal Merle. Sie ist mal wieder Single und reist zu ihrem 50. Geburtstag ...

Wie quasi in jedem Sommer gibt es auch in diesem Jahr wieder einen neuen Sylt-Roman von Claudia Thesenfitz. Im Mittelpunkt steht diesmal Merle. Sie ist mal wieder Single und reist zu ihrem 50. Geburtstag mit ihren Eltern nach Sylt, wo sie einen entspannten Kurzurlaub mit ihnen verbringen und ihren Geburtstag mit einem netten Abend in der Sansibar feiern möchte. Aber, vor Ort kommt es dann anders, ihre Familie hat eine Überraschungsparty für sie organisiert, mit Gästen, die nicht alle für Wiedersehensfreude bei Merle sorgen.

Eigentlich bietet die Geschichte viel Potential für einen witzigen und unterhaltsamen Syltroman, wie man ihn im Sommer sehr gerne liest. Das Cover sorgt ja auch schon einmal für die perfekte Einstimmung und ausreichend Lokalkolorit ist definitiv vorhanden, die Insel und ihre Lokalitäten und Besonderheiten spielen eine recht große Rolle. Mir war aber der Humor oft zu überspitzt, es wurden sehr viele Klischees aufgegriffen und einiges, was witzig rüberkommen sollte, war für mich einfach nur zum Fremdschämen. Auch das Verhalten der Protagonistin war für mich nicht immer nachvollziehbar. So fand ich es doch äußert befremdlich, wie sie sich beim Strandspaziergang mit ihren Ü-70-Eltern spontan zum Nacktbaden entschließt. Der Schreibstil der Autorin ist grundsätzlich gut lesbar, manchmal hat sie sich, für meinen Geschmack, aber etwas zu sehr um eine bildhafte Ausdrucksweise bemüht, sodass mancher Vergleich etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt. Was mir auch fehlt, ist der "Glücksfaktor", da der Untertitel ja wieder einen "Glücksroman" verspricht. Diese Bezeichnung finde ich aber diesmal weniger zutreffend. Wer Sylt mag und auch auf einen etwas derberen Humor steht, wird sich von dem Roman aber dennoch gut unterhalten fühlen.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Auf der Suche

Die Liebenden von Nizza
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Die junge Kunstexpertin Romy hat vor zwei Jahren ihre Schwester durch einen Unfall verloren und lebt seitdem recht zurückgezogen. Ihr Fachgebiet ist das Aufspüren verschollener Kunstwerke und so lässt ...

Die junge Kunstexpertin Romy hat vor zwei Jahren ihre Schwester durch einen Unfall verloren und lebt seitdem recht zurückgezogen. Ihr Fachgebiet ist das Aufspüren verschollener Kunstwerke und so lässt sie sich schließlich doch vom Anwalt Adam Gold überzeugen, mit ihm nach Nizza zu reisen und dort nach einem seit dem Zweiten Weltkrieg verschwundenem wertvollen Bild zu suchen. Das Bild zeigt die Eltern von Adams Auftraggeber, die damals im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv waren.

So verknüpft Johanna Laurin zwei Zeitebenen, die Gegenwart, in der Romy und Adam sich auf Spurensuche begeben und so immer mehr über die Vergangenheit herausfinden und die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Das trägt natürlich auch zum Aufbau der Spannung bei und so ist der Roman sehr fesselnd. Die Protagonist:innen auf beiden Zeitebenen sind sympathisch und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die Schauplätze werden von der Autorin sehr anschaulich beschrieben und man erfährt als Leser:in viel über diese sehr ereignisreiche Zeit in Südfrankreich und über die wichtige Arbeit der Resistance. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Im Exil

Svendborg 1937
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Im Mittelpunkt von "Svendborg 1937" steht die jüdische Familie Dinkelspiel aus Stuttgart, der Vater ist Kunsthändler, sie haben drei Kinder, die Schwestern Meret und Ricarda, die schon fast erwachsen sind ...

Im Mittelpunkt von "Svendborg 1937" steht die jüdische Familie Dinkelspiel aus Stuttgart, der Vater ist Kunsthändler, sie haben drei Kinder, die Schwestern Meret und Ricarda, die schon fast erwachsen sind und den Nachzügler Friedrich, der am Down Syndrom leidet.

Sie flüchten vor den Nationalsozialisten aus Deutschland zu einer entfernten Tante, die ein Haus in Svendborg, auf der dänischen Insel Fünen besitzt und sie mehr oder weniger bereitwillig aufnimmt, ihnen aber nicht das Gefühl vermittelt, wirklich willkommen und zuhause zu sein.

Verschiedene Episoden aus dem Alltag der Dinkelspiels im dänischen Exil vermitteln sehr anschaulich, wie sie und insbesondere die beiden jugendlichen Töchter sich in der Fremde und ohne ein richtiges Zuhause fühlen. Bei einem Ausflug zu einer Veranstaltung mit anderen Exilanten nach Kopenhagen, lernen sie Brechts Geliebte Ruth Berlau kennen, die sich Ricarda annimmt und sie in die Welt des Theaters einführt. Und auch Meret fühlt sich von der Wahlfamilie Brechts, die ebenfalls in Svenborg ein Zuhause auf Zeit gefunden hat, angezogen und freundet sich mit dessen anderer Geliebter Margarete Steffin an, wodurch sie sich langsam etwas mehr mit ihrem Aufenthalt im fremden Land arrangiert.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, ihre Leser:innen an der Gefühlswelt aller Beteiligten teilhaben zu lassen, sowohl was die Familie Dinkelspiel angeht als auch die Tante, die sich in ihrem gewohnten Alltag gestört fühlt, obwohl sie sich nach außen hin gerne als großherzige Helferin gibt, aber sie hat nun eben fünf weitere Menschen in ihrem Haus, die auch mal für Unruhe sorgen und ernährt werden wollen. Im Gegensatz dazu versuchen die Dinkelspiels sich möglichst anzupassen und wenig Ansprüche zu stellen, fühlen sich so aber auch nicht zuhause, ihnen fehlt eine wirkliche Aufgabe und sie trauern vergangenen Zeiten hinterher. Das hat leider wenig an Aktualität eingebüßt, auch heute geht es vielen Flüchtlingen sicher nicht anders als der Familie im Roman. Besonders interessant fand ich aber auch die Tatsache, dass Brechts Frauen eine Rolle im Roman spielen, da ich dessen Leben und Werk und besonders seine Zeit im Exil sehr spannend finde. Hier bot der Roman kleinere Einblicke in die Gefühlswelt von Margarete Steffin, die es als eine von zwei Geliebten neben der Ehefrau und zusätzlich mit ihrer Erkrankung oft nicht leicht hatte.

Tanja Jeschke beschreibt alles sehr feinfühlig und zugleich auch anschaulich, wozu ein recht sprachgewaltiger Stil mit vielen sprachlichen Bildern und Vergleichen beiträgt.

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