Ein besseres Leben?
Auf See"Auf See" ist der zweite Roman von Theresia Enzensberger. Die auffällige Covergestaltung erinnert stark an Romane der 70er Jahre, allerdings spielt ihre Geschichte nicht in der Vergangenheit, sondern ist ...
"Auf See" ist der zweite Roman von Theresia Enzensberger. Die auffällige Covergestaltung erinnert stark an Romane der 70er Jahre, allerdings spielt ihre Geschichte nicht in der Vergangenheit, sondern ist eine Dystopie, deren Handlung in der relativ nahen Zukunft geschieht.
Es wird die Geschichte von Yada und Helena erzählt, wobei zunächst unklar bleibt, welche Verbindung zwischen den beiden besteht. Yada lebt mit ihrem Vater in der Seestatt, einer künstlichen Insel vor der deutschen Ostseeküste. Diese Seestatt gründete er gemeinsam mit anderen anfangs enthusiastischen Mitstreiter:innen, um dort ein möglichst autarkes Leben zu führen, während es mit der restlichen Welt abwärts geht. Aber, der Putz bröckelt mittlerweile stark, einige der zu Beginn beteiligten Wissenschaftler:innen haben sich schon wieder von dem Projekt und der Insel verabschiedet und die einfachen Arbeitskräfte werden dort ebenso schlecht oder gar noch schlechter behandelt, wie am europäischen Festland. Yada selbst wird komplett von der Welt außerhalb dieser Insel abgeschirmt.
Helena dagegen lebt in Berlin als Künstlerin, die unbeabsichtigt für eine Art Guru gehalten wird, der in die Zukunft sehen kann. Sie verabscheut diesen Rummel um ihre Person aber und flüchtet immer wieder vor der Aufmerksamkeit und führt so ein recht chaotisches und unstetes Leben.
Der Roman verbindet die Leben der beiden Frauen im Laufe der Geschichte miteinander, was für eine gewisse Spannung sorgt. Etwas zu dürftig für meinen Geschmack bleibt aber die Schilderung des Zusammenlebens in der utopischen Seestatt mit all den damit verbundenen Konsequenzen und auch die von "Helenas Welt" im Berlin und im Europa der nahen Zukunft. Dadurch, dass alles aus der Perspektive der beiden Frauen beschrieben ist, kann man sich aber gut in sie hineinversetzen. Unterbrochen wird die Handlung immer wieder durch kurze Einschübe unter der Überschrift "Archiv", die "echte" utopische Ideen zum Zusammenleben aus den letzten Jahrhunderten vorstellen und kritisch kommentieren, das fand ich recht interessant, da so deutlich wird, dass die Handlung gar nicht so abwegig und aus der Luft gegriffen ist. Auch ansonsten ist der Schreibstil der Autorin sehr ansprechend, wenn auch schon teilweise relativ anspruchsvoll mit einer recht hohen Dichte an Fachbegriffen.