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Veröffentlicht am 06.03.2022

Ein tragischer Nachwende-Held

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Michael Hartung war in der DDR bis zu dem Vorfall, der im Mittelpunkt der Handlung steht, zunächst bei der Staatsbahn tätig und wurde anschließend zwangsversetzt. Nach der Wende setzte er dann mehrfach ...

Michael Hartung war in der DDR bis zu dem Vorfall, der im Mittelpunkt der Handlung steht, zunächst bei der Staatsbahn tätig und wurde anschließend zwangsversetzt. Nach der Wende setzte er dann mehrfach auf neue Technologien, die irgendwann dann auch wieder nicht mehr zeitgemäß waren. Zuletzt auf eine Videothek, an der er, mehr aus Verzweiflung weiter festhält, obwohl diese mittlerweile natürlich ein Draufzahlgeschäft ist.

Eines Tages taucht ein Journalist bei ihm auf, um dessen Stelle es ebenfalls nicht allzu gut bestellt ist und der dringend eine gute Story anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung braucht. So wird aus dem Versehen Michael Hartungs, der in der DDR eine Weiche beschädigt und so versehentlich einen Zug in den Westen umgeleitet hat, plötzlich ein Akt des Widerstands und Hartung wird zum in Talkshows und von Politikern gefeierten Helden, der wegen seiner selbstlosen Tat im Stasi-Gefängnis leiden musste. Das beschert ihm neben dem Ruhm auch einen kleinen Geldsegen, den er dringend braucht, um die Mietschulden seiner Videothek bezahlen zu können und so spinnen er und der Journalist immer weiter an seiner "Helden-Geschichte".

Maxim Leo ist es in seinem Roman sehr gut gelungen, seinen Protagonisten so zu gestalten, dass er trotz alles Scheiterns, für das man ihn als Leser bemitleidet, und seiner leicht schrulligen Art auch liebenswerte Seiten aufweist. Er schreibt auf eine sehr humorvolle und unterhaltsame Art und Weise und fängt die Stimmung von Michael Hartung, der irgendwie doch nie komplett im wiedervereinigten Deutschland Fuß gefasst hat, sehr gut ein und regt zugleich auch zum Nachdenken an, über den Umgang von Westdeutschen mit Menschen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind und mit der DDR-Vergangenheit allgemein, die ja nicht nur aus heldenhaften Fluchthilfe-Geschichten bestand, die bei bestimmten Jubiläen immer wieder aufgewärmt werden.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Kurzweilige Unterhaltung

Meine kleine Welt
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Das neue Werk von Ewald Arenz hat gleich mein Interesse geweckt, da es sich bei ihm um einen Schriftsteller aus meiner fränkischen Heimat handelt, der (wie ich) als Lehrer arbeitet. In diesem Fall handelt ...

Das neue Werk von Ewald Arenz hat gleich mein Interesse geweckt, da es sich bei ihm um einen Schriftsteller aus meiner fränkischen Heimat handelt, der (wie ich) als Lehrer arbeitet. In diesem Fall handelt es sich aber nicht um einen Roman, sondern um einzelne Geschichten, Episoden (jeweils etwa zwei bis drei Seiten lang) aus dem Leben einer "völlig normalen fünfköpfigen Familie" mit einem vierjährigen und einem 18-jährigen Sohn und einer 13-jährigen Tochter. Somit ist quasi die ganze Vielfalt an unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansichten in einer Familie komprimiert und es bietet sich genug Stoff für unterhaltsame und oft auch sehr witzige Geschichten aus dem Familienalltag und ein bisschen auch aus dem Arbeitsleben. Der Autor lässt uns durch sein alter Ego Heinrich einfach daran teilhaben und jedem mit Kindern wird zumindest vieles davon bekannt vorkommen, auf jeden Fall regen die Beschreibungen und der selbstironische und humorvolle (aber nie zu plumpe) Erzählstil von Ewald Arenz immer wieder zum Schmunzeln an. Damit haben sie auch viel mit Kolumnen zum Familienleben gemein, wie sie regelmäßig in allen möglichen Zeitschriften erscheinen. Manches erschien mir persönlich etwas zu übertrieben dargestellt, aber das ist sicher Geschmackssache und jeder erlebt und empfindet das anders. Der Schreibstil von Ewald Arenz ist auf jeden Fall gewohnt gut lesbar und sehr anschaulich. Ich denke, das Büchlein eignet sich als kurzweilige Lektüre für zwischendurch, zum Beispiel in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit, oder auch als passendes kleines Mitbringsel zu einer Einladung bei einer Familie.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Spannende Familiensaga mit interessanten Schauplätzen

Zeiten des Wandels
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Bei "Zeiten des Wandels" handelt es sich um den fast 600 Seiten starken ersten Teil einer fünfbändigen Saga um die Familie Delgado, die zunächst am Fuße des Tramuntana-Gebirges auf Mallorca ein kleines ...

Bei "Zeiten des Wandels" handelt es sich um den fast 600 Seiten starken ersten Teil einer fünfbändigen Saga um die Familie Delgado, die zunächst am Fuße des Tramuntana-Gebirges auf Mallorca ein kleines Weingut betreibt und unter den wirtschaftlichen Folgen des Kriegsausbruchs im restlichen Europa und der Konkurrenz aus anderen Weinbaugebieten zu leiden hat. Das ist auch einer der Gründe, warum Tochter Antonia und deren Mann Mateo kurz nach ihrer Hochzeit ins Ferne Kuba auswandern, um unter den dortigen klimatischen Bedingungen Wein anzubauen, und Antonias Eltern und ihre drei Geschwister auf Mallorca zurücklassen. Sowohl der auf Mallorca zurückgebliebene Teil der Familie als auch die Auswanderer müssen im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder Schicksalschläge überstehen.

Mich hat diese Familiengeschichte sehr gefesselt, ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, nachdem ich einmal mit dem Lesen begonnen hatte. Einerseits fand ich es spannend, in die Zeit vor gut 100 Jahren einzutauchen und mehr darüber zu erfahren, wie anders das Leben auf Mallorca und auf Kuba damals war. Andererseits haben ich vor allem die weiblichen Protagonistinnen schnell ins Herz geschlossen und mit ihnen mitgelitten und mitgefiebert, wenn mal wieder große Steine in ihrem Weg lagen. Der Schreibstil des Autorenduos war dabei gut lesbar und recht anschaulich, sodass man sich gut an den jeweiligen Schauplatz versetzen konnte, die historischen Tatsachen wirken gut recherchiert. Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung, dadurch dass dies erst der erste Band ist und noch vier weitere folgen, blieben natürlich so gut wie alle Handlungsstränge recht offen.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Dunkle Wolken ziehen über dem Palais Heiligendamm auf

Palais Heiligendamm - Tage der Entscheidung
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Dies ist der dritte Teil einer (hoffentlich) vierbändigen Reihe über das Palais Heiligendamm und dessen Inhaberfamilie Kuhlmann. Julia, die Enkelin des Hotelgründers ist mittlerweile erwachsen und bringt ...

Dies ist der dritte Teil einer (hoffentlich) vierbändigen Reihe über das Palais Heiligendamm und dessen Inhaberfamilie Kuhlmann. Julia, die Enkelin des Hotelgründers ist mittlerweile erwachsen und bringt sich leidenschaftlich ins Hotel ein, während ihre Eltern sich etwas zurückziehen und auch ihr Onkel Paul zwischenzeitlich anderen Verpflichtungen nachgeht. Auch in Liebesdingen tut sich bei Paul, dessen Schwester Luise und Julia etwas. Zugleich gewinnen die Nationalsozialisten aber auch immer mehr an Macht und Einfluss, was sowohl Auswirkungen auf das Hotel als auch auf das Privatleben aller hat.

Ich fand es sehr interessant und spannend, wie es Michaela Grünig gelungen ist, wahre historische Ereignisse mit dem Leben der beteiligten Personen zu verknüpfen, sodass man die Konsequenzen davon aus deren Perspektive miterlebt und nicht nur aus der Distanz des Geschichtsunterrichts oder von Dokumentationen über den Nationalsozialismus. Die historischen Fakten wirken gut recherchiert und alles wird durch den Erzählstil der Autorin sehr anschaulich und greifbar. Auch die einzelnen Charaktere sind überzeugend gestaltet und jede:r auf seine Weise liebenswert.

Ein kleines Manko stellt für mich dar, dass noch nicht festzustehen scheint, ob es noch einen weiteren Band geben wird und dennoch die meisten Handlungsstränge nicht voll abgeschlossen sind. Daher hoffe ich sehr, dass wir bald doch noch eine Fortsetzung der Geschichte lesen dürfen.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Dachs und Rakete erobern die Stadt

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!
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Bei diesem Kinderbuch hat mich das liebevoll-witzig gestaltete Cover mit seinen freundlichen bunten Farben gleich neugierig gemacht und auch die raue Haptik des Einbandes, die es natürlicher wirken lässt, ...

Bei diesem Kinderbuch hat mich das liebevoll-witzig gestaltete Cover mit seinen freundlichen bunten Farben gleich neugierig gemacht und auch die raue Haptik des Einbandes, die es natürlicher wirken lässt, gefällt mir gut.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der Erfinder Herr Dachs und seine Freundin, die Schnecke Rakete. Deren Namensgebung lässt schon vermuten, dass es sich um ein humorvolles Kinderbuch handelt und besonders die witzigen Überschriften der 13 Kapitel verstärken diesen Eindruck. Aber auch ansonsten versteht es der Verfasser wortgewandt, aber zugleich auch kindgerecht zu schreiben, witzig, aber nicht zu sehr ins Klamaukige abdriftend. Kinder werden viel Spaß an diesem Schreibstil haben. Etwas Ernst ist aber auch dabei, Herr Dachs und Rakete werden nämlich von der Baustelle eines Erlebnisparks aus ihrem paradiesischem Abenteuerspielplatzgarten mit viel Gemüse und Obststräuchern vertrieben. So landen sie mit Sack und Pack in der großen Stadt, wo sie glücklicherweise schnell Zuflucht und Anschluss finden und einige Abenteuer erleben.

Ich denke, das Buch ist super zum Vorlesen für 3-6-Jährige geeignet, durch die Einteilung in 13 Kapitel bietet es sich auch als Vorlesebuch zum Einschlafen an. Die sehr liebevoll gestalteten und bunten Illustrationen verstärken die Lesefreude zusätzlich und treffen den Geschmack der Kinder genauso wie den der erwachsenen Vorleser. Gleiches gilt für den Schreibstil mit viel Wortwitz.

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