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Veröffentlicht am 10.01.2022

Schwesternwirtschaft

Der Friesenhof
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Im Mittelpunkt von Fenja Lüders neuester Romanreihe steht ein friesischer Bauernhof in der Nähe von Emden, mitsamt seiner Bewohner:innen. Im Jahr 1948, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, stirbt der ...

Im Mittelpunkt von Fenja Lüders neuester Romanreihe steht ein friesischer Bauernhof in der Nähe von Emden, mitsamt seiner Bewohner:innen. Im Jahr 1948, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, stirbt der Vater von Gesa, Hanna und Helga viel zu jung. Sein Sohn ist im Krieg gefallen, sodass der Hof nun ohne männlichen Erben dasteht. Diese Rolle möchte Helgas Mann nur zu gerne einnehmen, aber die beiden anderen Schwestern trauen ihm (zu Recht) nicht über den Weg. Hanna würde den Hof sehr gerne führen und bringt auch alle notwendigen Voraussetzungen mit, als Frau galt das in der damaligen Zeit aber als nahezu unmöglich. Daher soll sie möglichst bald einen geeigneten Mann heiraten. Ihr Herz gehört jedoch eigentlich schon einem polnischstämmigen ehemaligen Zwangsarbeiter, was kurz nach dem Krieg nicht gerne gesehen wurde. Gesa hat mit der Landwirtschaft wenig am Hut, tut aber auch alles, um das Erbe ihres Vaters zu retten und fängt an, in Emden bei einem Teehandelskontor zu arbeiten, damit die Familie über die Runden kommt. Der Juniorchef dort findet sie sehr sympathisch, ist aber leider schon verheiratet.

Mir hat der erste Band dieser neuen Reihe sehr gut gefallen. Er entführt nach Ostfriesland in die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, dessen Nachwirkungen noch zu spüren sind. Gesa und Hanna lassen sich aber dennoch nicht unterkriegen, obwohl Frauen damals noch wenige Rechte zugestanden wurden. Das macht sie mir sehr sympathisch, auch weil sie so fest zusammenhalten und eine die andere unterstützt. Auch über die Arbeit auf einem friesischen Hof und den Ostfriesentee konnte ich beim Lesen noch einiges Neues erfahren und habe mir zwischendurch auch passend dazu die eine oder andere Tasse gegönnt. Auf jeden Fall möchte ich jetzt sehr gerne wissen, wie es mit den Schwestern und ihrer Familie weitergeht und freue mich schon auf den nächsten Teil. Der Schreibstil von Fenja Lüders war, wie schon von der Speicherstadt-Saga gewohnt, gut lesbar und anschaulich. Ich empfehle das Buch gerne allen, die sich für die deutsche Nachkriegszeit und starke Frauen interessieren und im Idealfall auch Ostfriesland mögen.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Auf der Jagd nach dem dicksten Fisch

Meeressarg (Ein Fabian-Risk-Krimi 6)
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Die Covergestaltung von „Meeressarg“ lässt alle, denen die Reihe von Stefan Anhem noch kein Begriff ist, sofort wissen, dass es sich um einen skandinavischen Krimi handelt, wenngleich sie mir nicht zu ...

Die Covergestaltung von „Meeressarg“ lässt alle, denen die Reihe von Stefan Anhem noch kein Begriff ist, sofort wissen, dass es sich um einen skandinavischen Krimi handelt, wenngleich sie mir nicht zu 100 Prozent zu den wesentlichen Schauplätzen passend erscheint.

Es ist der letzte Band der Reihe um den Ermittler Fabian Risk, der versucht, den korrupten und brutalen Polizeichef von Kopenhagen, Kim Sleizner zur Strecke zu bringen. Unterstützt wird er dabei von seiner ehemaligen Kollegin Dunja Hougard, die mittlerweile undercover gegen Sleizner ermittelt. Neben diesem gibt es aber auch noch weitere hohe Tiere, die ihnen immer wieder in die Quere kommen.

Es schadet natürlich nichts, auch die vorangegangenen Bände der Krimireihe gelesen zu haben, um alle Hintergründe voll zu verstehen und mit den wichtigsten Charakteren vertraut zu sein. Der Kriminalroman lässt sich aber auch unabhängig davon gut lesen und der Schreibstil des Autors ist spannend, wortgewandt und lebendig. Die Nerven des Lesers werden bis fast zum Ende strapaziert. Auf jeden Fall ist das ein sehr gelungener Abschluss dieser Krimireihe.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Frischer Wind für die Landgemeinde

Wir sind schließlich wer
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Anna von Betteray ist Mitte 30 und geschieden, als sie, zunächst als Vertretung für den erkrankten Pastor, eine Pfarrstelle in einer kleinen Gemeinde nahe ihres Heimatortes am Niederrhein antritt. Sie ...

Anna von Betteray ist Mitte 30 und geschieden, als sie, zunächst als Vertretung für den erkrankten Pastor, eine Pfarrstelle in einer kleinen Gemeinde nahe ihres Heimatortes am Niederrhein antritt. Sie stammt aus einer katholischen Familie mit adeligen Wurzeln. So ist es sowohl ihrer Mutter als auch den älteren Frauen im Ort besonders recht, dass sie nun die neue Pfarrerin ist und Gerüchte und Vorurteile über sie haben Hochkonjunktur. Ein Lichtblick sind da ihr Neffe Sascha und ihre alte Großtante Ottilie, die mittlerweile zum fünften Mal verheiratet ist. Sascha und seine Mutter Maria, Annas Schwester, stecken aber kurz nach Annas Rückkehr in die Heimat in schlimmen Schwierigkeiten und brauchen Annas Hilfe, so kommen sich die ungleichen Schwestern und auch Anna und ihre Mutter langsam wieder etwas näher.

Dies war nicht mein erstes Buch der Autorin und es hat mir ebenso gut gefallen, wie die Vorgänger. Ich kann mich sehr gut in Anna hineinversetzen, wie sie sich in dem altbackenen Pfarrhaus mit einem Drachen als Haushälterin und unter ständiger Beobachtung der Tratschtanten im Ort fühlt. Wie sie dennoch versucht, sich nicht verbiegen zu lassen und wie sie an ihre Arbeit herangeht, gefällt mir gut. Ich finde es auch sympathisch, wie sie mit ihrer Familie und deren Standesdünkel umgeht. Auch manch Nebenfigur weist liebenswerte Seiten auf. Einerseits zeichnet der Roman eine Art Gesellschaftsportrait vom Leben auf dem Land am Niederrhein, was die Autorin sehr gelungen einfängt. Andererseits weist die Handlung aber auch eine gewisse Dosis Spannung auf und auch manch leicht skurrile Szene, die den Leser schmunzeln lässt. Der Schreibstil ist sehr anschaulich und gut lesbar. Ich empfehle den Roman daher gerne weiter.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Die unglückliche Königin der Herzen

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Zumindest meiner Generation ist Prinzessin Di als die Königin der Herzen und ihr spektakulärer Unfalltod noch ein Begriff, die Medien waren in meiner Kindheit voll mit Gerüchten um sie und ihre Familie. ...

Zumindest meiner Generation ist Prinzessin Di als die Königin der Herzen und ihr spektakulärer Unfalltod noch ein Begriff, die Medien waren in meiner Kindheit voll mit Gerüchten um sie und ihre Familie. Kurz vor meiner Geburt heiratete sie den 13 Jahre älteren britischen Thronfolger Charles, ihre beiden Söhne haben etwa mein Alter. Doch das Leben im Palast war eine Art goldener Käfig für Diana, die Regeln und das Protokoll waren streng, ihr Mann liebte insgeheim eine andere Frau und auch die Erziehung ihrer Kinder wurde ihr nicht selbst überlassen, bis sie sich immer mehr emanzipierte und sich zudem auch für soziale Projekte engagierte, die ihr persönlich am Herzen lagen und sich irgendwann sogar scheiden lässt. Doch weiterhin steht sie ständig unter der Beobachtung der Öffentlichkeit und ihr neues Glück währt dann nicht lange, da sie 1997 gejagt von Paparazzi stirbt.

Julie Heiland vermischt in ihrem Roman nun gut recherchierte Fakten aus dem Leben von Lady Di mit Fiktion. Dadurch kann man sich sehr gut in Diana und ihren (inneren) Kampf mit den strengen Vorgaben hineinversetzen und es wirkt alles sehr authentisch. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und lässt einen auch an den Gefühlen und Gedanken der Prinzessin sowie an ihren psychischen Problemen als Resulat auf den Druck aus ihrem Umfeld teilhaben. Das Buch ist daher für alle empfehlenswert, die ein gewisses Interesse an den britischen Royals und speziell an Lady Di mitbringen und noch etwas mehr über ihr Leben erfahren wollen.

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Veröffentlicht am 17.12.2021

Geteiltes Land

Die Dorfschullehrerin
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Nach ihrer Flucht aus der DDR tritt die junge Lehrerin Helene 1961 eine Stelle im hessischen Zonenrandgebiet an einer kleinen Dorfschule an. Als Lehrerin aus der SBZ ist sie dort nicht voll anerkannt und ...

Nach ihrer Flucht aus der DDR tritt die junge Lehrerin Helene 1961 eine Stelle im hessischen Zonenrandgebiet an einer kleinen Dorfschule an. Als Lehrerin aus der SBZ ist sie dort nicht voll anerkannt und verdient weniger als ihre westdeutschen Kollegen, bringt aber nichtsdestotrotz frischen Wind in die Schule. Im Ort findet sie vor allem beim Arzt Tobias Anschluss, aber auch ihm erzählt sie lange nicht, warum sie ausgerechnet in diesem Dorf unweit der Grenzbefestigung arbeiten wollte.

Mir hat der Roman gut gefallen. Ich bin selbst in der Nähe der deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen und meine Oma wurde durch den Grenzverlauf von Verwandten im Osten getrennt. Daher kann ich mich gut in die Lage des Ortes und das Abgeschiedensein im Zonenrandgebiet hereinversetzen. Außerdem bin ich Lehrerin und fand es interessant, mehr über die Art des Unterrichtens damals zu erfahren. Wie Helene das macht, ist auf jeden Fall sehr fortschrittlich für die damalige Zeit. Sie ist mir als Protagonistin sehr sympathisch und auch Tobias mag ich. Was mich etwas gestört hat, war, dass sich nicht alle Hintergründe komplett aufklären, aber vielleicht geschieht das im nächsten Teil noch, und, dass das Ende doch nicht voll realistisch ist.

Der Erzählstil von Eva Völler ist wie gewohnt angenehm lesbar und zudem sehr anschaulich. Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven sorgen für zusätzliche Spannung. Ich bin auf jeden Fall neugierig auf den zweiten Teil.

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