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Veröffentlicht am 11.03.2021

Wenn aus Flüchtlingen (konkrete) Menschen werden

Calypsos Irrfahrt
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Oscar ist nicht besonders begeistert, in den Sommerferien wochenlang mit seinen Eltern und ihrem Hund über das Mittelmeer zu segeln, doch der Segeltörn entwickelt sich schnell anders als geplant, als die ...

Oscar ist nicht besonders begeistert, in den Sommerferien wochenlang mit seinen Eltern und ihrem Hund über das Mittelmeer zu segeln, doch der Segeltörn entwickelt sich schnell anders als geplant, als die Familie zwei afrikanische Kinder, Nala und ihren kleine Bruder Moh aus dem offenen Meer fischen. Wie sich herausstellt, haben sie auf der Flucht ihren Vater verloren und auch die Mutter ist tot. Zunächst versuchen Oscars Eltern, die Kinder an einem der nächsten griechischen oder italienischen Häfen "abzugeben", aber niemand fühlt sich zuständig, sodass sie viel Zeit mit ihnen am Boot verbringen und sich trotz der Sprachbarrieren immer näher kommen und mehr über das Schicksal der Kinder erfahren. Besonders für Oscar ist es dann immer weniger vorstellbar, sich an einem der kommenden Häfen doch von seinen neuen Freunden trennen zu müssen und sie einem ungewissen Schicksal in einem Flüchtlingslager dort zu überlassen.

Das Buch behandelt ein sehr wichtiges Thema und zeigt einmal mehr, welche Schicksale sich hinter jedem einzelnen Flüchtling verbergen, wenn man ihn näher kennenlernt. Oscar geht vollkommen unbefangen mit Nala und Moh um, wie es Kinder eben machen, während Erwachsene oft erst einmal durch den Kopf geht, welche Probleme entstehen könnten. Aber auch seine Eltern begegnen den Kindern recht offen, wenn auch immer mit dem Hintergedanken, dass es einfach keine andere Lösung gibt, als sie in einem der Häfen zurückzulassen. Perspektivwechsel zeigen auch immer wieder, wie es Nala und Moh in der Situation geht, wie sie sich langsam besser fühlen und Vertrauen aufbauen, aber zugleich auch Angst haben, wieder von der Familie getrennt zu werden. Es wird zudem auch sehr deutlich, dass selbst kleinen unbegleiteten Kindern auf der Flucht keine Hilfe angeboten wird, weil viele Länder im Süden Europas mit der Situation überfordert und allein gelassen sind. Auf jeden Fall macht der Roman auf diese Problematik aufmerksam, aber zugleich auch Mut, auch Flüchtlingen hier in Deutschland unvoreingenommener entgegen zu treten und den einzelnen Menschen zu sehen und seine Geschichte zu erfahren, um Vorurteile abzubauen. Ich denke, das Buch ist daher auf jeden Fall auch eine sehr empfehlenswerte Schullektüre für die Unterstufe oder auch schon die vierte Klasse der Grundschule.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Unerwartete Auszeit in der Provence

Küsse im Aprikosenhain
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Wie Cover und Titel des Romans bereits vermuten lassen, handelt es sich bei "Küsse im Aprikosenhain" um einen sommerlichen Liebesroman, der im Süden spielt. Protagonistin Nathalie landet nach einer Autopanne ...

Wie Cover und Titel des Romans bereits vermuten lassen, handelt es sich bei "Küsse im Aprikosenhain" um einen sommerlichen Liebesroman, der im Süden spielt. Protagonistin Nathalie landet nach einer Autopanne auf einem Aprikosenhof in der Provence. Eigentlich wollte sie aber an die südfranzösische Küste, nachdem ihr (Ex-)Freund ihr per Postkarte von dort mitgeteilt hat, dass er sich von ihr trennt. Am Aprikosenhof wartet dann aber einige Ablenkung in Form von leckerem Essen, Arbeit und dem Hoferben Felix auf sie.

Ich fand es schön, beim Lesen einen Ausflug in die Provence unternehmen zu können. Die im Buch sehr anschaulich beschriebenen Düfte und Rezepte, haben Lust auf mehr gemacht. Die Protagonistin Nathalie ist mir sympathisch, auch wenn ich nicht alle ihre Handlungen komplett nachvollziehen kann und ihr manches schon sehr leicht und schnell gelingt, aber es ist ja ein Sommer- und Liebesroman, da drücke ich auch mal ein Auge zu, was das Realistische angeht. Auch die anderen Personen auf dem Aprikosenhof sind sehr liebenswert, so dass man beim Lesen gerne mit Nathalie tauschen würde. Ich empfehle das Buch allen, die zumindest beim Lesen nach Südfrankreich reisen wollen.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Sorgfältig recherchierter Roman über den deutsch-französischen Krieg

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Marie W. Peters historischer Roman „Eine Liebe zwischen den Fronten“ erschien pünktlich zum 150. Jahrestag der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen am 19. Juli.

Im Jahr 1870 sorgt die „Emser Depesche“ ...

Marie W. Peters historischer Roman „Eine Liebe zwischen den Fronten“ erschien pünktlich zum 150. Jahrestag der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen am 19. Juli.

Im Jahr 1870 sorgt die „Emser Depesche“ dafür, dass es zum Krieg zwischen Frankreich und Deutschland kommt und der junge preußische Stabsarzt Paul von Gerlau genau an dem Abend, an dem er sich mit der Französin Madeleine Téllier verloben will, seine Einberufung erhält, wodurch die beiden für eine lange Zeit getrennt werden und nicht wissen, ob sie sich überhaupt jemals wiedersehen werden, da ihre Länder nun „Feinde sind“. Zudem hat sich Madeleines Bruder Clément der Revolution verschrieben und will die Wiederherstellung der Republik mit allen Mitteln und ihre Mutter lebt so, als ob um sie herum nicht gerade Krieg wäre, nur ihr eigener Komfort ist ihr wichtig. Vom Krieg zwischen Deutschland und Frankreich ist aber auch das algerische Dienstmädchen der Familie Téllier direkt betroffen, da ihr Bruder Karim als Söldner auf der Seite Frankreichs kämpft.

Durch die verschiedenen Personen wechseln auch die Handlungsstränge, was für zusätzliche Spannung sorgt und dafür, dass man sich als Leser gut in die jeweilige Situation und die Personen hineinversetzen kann. Die Autorin hat extrem sorgfältig recherchiert, um in ihrem Roman dennoch historisch korrekte Fakten wiederzugeben und sie schildert die Grausamkeiten dieses Krieges ungeschönt, sowohl was die einfache Bevölkerung als auch was die Soldaten angeht.

Somit handelt es sich bei diesem Roman sicher nicht um leichte Kost für zwischendurch, aber um einen sehr spannenden und authentischen Einblick in eine ereignisreiche Zeit und man kann sich als Leser nach der Lektüre noch etwas besser erklären, warum das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen trotz aller Gemeinsamkeiten historisch vorbelastet ist.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Eine Zugfahrt, die ist...

Das Glück in vollen Zügen
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Der Roman „Das Glück in vollen Zügen“ hat mich schon allein wegen seines doppeldeutigen Titels angesprochen. Zudem ließen Cover und Kurzbeschreibung einen kurzweiligen Liebesroman für sommerliche Lesestunden ...

Der Roman „Das Glück in vollen Zügen“ hat mich schon allein wegen seines doppeldeutigen Titels angesprochen. Zudem ließen Cover und Kurzbeschreibung einen kurzweiligen Liebesroman für sommerliche Lesestunden erwarten.

Protagonistin Marie wohnt traumhaft in einem kleinen, aber gut ausgestatteten Bauwagen direkt am Ammersee, in dem sie jeden Morgen vor der Arbeit erst einmal schwimmen gehen kann. Dort lebt sie, seit ihr Vater gestorben ist, das Haus ihrer Eltern befindet sich ebenfalls auf dem Seegrundstück. Seit sie wieder in ihrer alten Heimat wohnt, muss Marie mit der Bahn zu ihrem Traumjob nach München pendeln, aber das ist es ihr wert.

In dieser Bahn sitzt auch immer wieder Johannes, der sich mit viel Einsatz um seinen an Alzheimer erkrankten Vater kümmert, der immer stärker anbaut, sodass Johannes an seine Grenzen stößt. Marie geht er in der Bahn zunächst gewaltig auf die Nerven, da er ständig laut telefoniert und auch, dass er BMW arbeitet, findet sie erst einmal eher abschreckend, auch wenn sie sein Aussehen durchaus anspricht. Johannes möchte Marie gerne näher kennenlernen, traut sich aber erst nicht, dem ersten Schritt zu machen, zumindest nicht im Zug, sondern höchstens online.

So kommt es zu unterhaltsamen Verwicklungen und vielen amüsanten Situationen, dennoch weist der Roman aber auch eine gute Dosis Ernsthaftigkeit und Tiefgang auf. Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebendig, anschaulich und gut lesbar und die Protagonist*innen haben zwar vielleicht manche Macke, aber insgesamt betrachtet, muss man sie einfach mögen. Dadurch, dass die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Marie und Johannes erzählt ist, kann man sich sehr gut in sie hineinversetzen.

Daher empfehle ich den Roman sehr gerne weiter, sowohl für die letzten Sommertage, als auch für einen Herbst- oder Wintertag auf dem Sofa!

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Leidenschaft für Kaffee

Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs
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Corinne, Ende 20, steigt wegen des Schlaganfalls ihres Vaters früher als ursprünglich geplant mit in die Kaffeefirma ein, die ihr Großvater nach dem Zweiten Weltkrieg in Aachen gegründet hat. Ihr Bruder, ...

Corinne, Ende 20, steigt wegen des Schlaganfalls ihres Vaters früher als ursprünglich geplant mit in die Kaffeefirma ein, die ihr Großvater nach dem Zweiten Weltkrieg in Aachen gegründet hat. Ihr Bruder, der schon einige Jahre mit in der Führungsetage des Unternehmens tätig ist, ist davon und von ihren Ideen abseits des industriell hergestellten Kaffees wenig begeistert, womit sich Corinne aber nicht so schnell abfinden möchte. Die angespannte Stimmung zwischen den Geschwistern belastet die Familie aber zusätzlich zum schlechten Gesundheitszustand des Familienoberhaupts.

Auf einer zweiten Zeitebene geht es um Corinnes Großvater Eberhardt Ahrensberg, der während des Zweiten Weltkrieges als Jugendlicher damit begonnen hat, Kaffee zu schmuggeln und um dessen Vater, Corinnes Urgroßvater, der als überzeugter Nazi viel Schuld auf sich geladen hat. Eberhardt lässt das Zeit seines Lebens nie mehr los, aber auch der Kaffee begleitet ihn nach Kriegsende weiter, indem er zunächst wieder ins Schmuggel- und Schwarzmarktgeschäft einsteigt, um seine Familie zu ernähren.

Grundsätzlich gefällt mir die Konstruktion der Geschichte und ich fand es auch interessant, mehr über die Kaffeeherstellung, sowohl auf industrielle Weise als auch in kleinen Röstereien zu erfahren. Für meinen Geschmack hätte der geschichtliche Teil aber etwas ausführlicher gestaltet sein können, was die Kriegszeit angeht und die Geschichte hätte auch in diesem ersten Band schon bis zur Firmengründung reichen können, das wäre für mich persönlich etwas runder. Corinne als Protagonistin ist mir einerseits sympathisch wegen ihrer Einstellung zum Kaffee und ökologischem Wirtschaften und fairen Handel. Teilweise lässt die Autorin Corinne aber zu sehr in ihrem Selbstmitleid versinken, was die Konflikte mit dem Bruder angeht und wiederholt sich dabei auch teilweise. Zugleich erscheinen manche Wendungen dann doch sehr plötzlich und nicht ganz realistisch. Insgesamt ist es aber eine schöne Geschichte um die Liebe zum Kaffee und nicht nur zu diesem und ich würde auch gerne den nächsten Teil lesen und erfahren, wie es mit Corinne in der Gegenwart weitergeht und was ihrem Großvater in der Vergangenheit noch wiederfahren ist

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