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Veröffentlicht am 06.10.2023

restlos begeistert

Helle Tage, dunkle Schuld
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" Helle Tage, dunkle Schuld" ist der Reihenauftakt einer Krimireihe, die in der Nachkriegszeit in Essen spielt und ich muss sagen, ich bin von diesem Auftakt restlos begeistert.
Schon die Ruhrpott - Saga ...

" Helle Tage, dunkle Schuld" ist der Reihenauftakt einer Krimireihe, die in der Nachkriegszeit in Essen spielt und ich muss sagen, ich bin von diesem Auftakt restlos begeistert.
Schon die Ruhrpott - Saga konnte mich begeistern und so habe ich mit viel Erwartungen zu diesem Buch gegriffen und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Kriminalbeamte Carl Bruns, der wegen der Verwandschaft zu einem Juden in der Nazizeit vom Dienst supendiert wurde und zwischenzeitlich im Pütt arbeitete, ist rehabilitiert und froh wieder im Dienst zu sein. Die Kriminalpolizei hat zu dieser Zeit noch viel mit Mord und Totschlag zu tun,denn die Grausamkeit nimmt auch nach dem Krieg kein Ende.
Er wird zu einem Mord in Essen gerufen. Die Vermieterin eines Hauses und zudem Mutter eines flüchtigen Naziverbrechers, wird ermordet aufgefunden. Adelheid Hoffmann war nicht beliebt und so kommen viele Leute in Betracht, die ihren Tod nicht bedauern oder vielleicht sogar nachgeholfen haben ?
Da der Sohn mit der Schwester einer ehemaligen Liebe von Carl verheiratet ist und als Alleinerbe von Adelheid Hoffmann eingesetzt wurde, nimmt Carl Kontakt zur Familie auf und begegnet dabei Anne wieder, die er nie ganz vergessen konnte.
Carl macht sich auf Arnold Hoffmann den Naziverbrecher zu stellen und deckt dabei einen Sumpf aus Lügen, Verbrechen und Intrigen auf, der ihn fast das Leben kostet.

Dass Eva Völler schreiben kann, hat sie mir schon mit der Ruhrpott- Saga bewiesen, dass sie aber auch Krimis schreiben kann, zeigt sie mit diesem Buch sehr eindrucksvoll.
Der Atmosphäre die sie beim Schreiben heraufbeschwört, kann man sich als Leser nicht entziehen. Das Elend der Nachkriegszeit, aber auch das Handeln der alten Seilschaften, die versuchen ihre Verbrechen herunterzuspielen und wieder in alte Ämter zurückkommen , hat mich als Leser sehr wütend gemacht. Ich wusste zwar darum, aber in diesem Krimi wurde es noch einmal sehr eindrucksvoll beschrieben. Auch wie die Menschen damals ums nackte Überleben kämpften, Kinder vernachlässigten und sich selbst überließen und das Gesetz oftmals gebeugt wurde, wurde sehr anschaulich beschrieben. Es war eine Ausnahmezeit, die die Moral oftmals außen vor ließ, weil man schon Schlimmeres erlebt hatte und die Verbrechen häufig nur dem nackten Überleben dienten.

Die Figuren , die Eva Völler in ihrer Geschichte agieren lässt, waren fantastisch beschrieben und somit dem Leser sehr nah. Ihr Schreibstil entwickelt einen Sog, der mich schon dem nächsten Band dieser Reihe entgegenfiebern lässt und ja, sie merken , ich bin restlos begeistert von dem Buch und deswegen finde ich es schade, dass ich nur 5 Sterne vergeben kann.
Ich bin gespannt wie es mit Anne und Carl weitergeht und welchen Fall Carl das nächste Mal aufzudecken hat.

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Veröffentlicht am 02.10.2023

für mich ein mehr als gelungenes Buch über die DDR Vergangenheit

Wellenkinder
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"Wellenkinder " von Lv Marie Bahrow , war für mich ein Buch, dass sehr authentisch und informativ über die Willkür des DDR Regimes aufklärt und einem vor Augen führt, wie systematisch und mit Vorsatz und ...

"Wellenkinder " von Lv Marie Bahrow , war für mich ein Buch, dass sehr authentisch und informativ über die Willkür des DDR Regimes aufklärt und einem vor Augen führt, wie systematisch und mit Vorsatz und berechnendem Kalkül Menschenschicksale beeinflusst und zum Teil zerstört wurden, ohne mit der Wimper zu zucken.

Dieses Buch wird aus der Perspektive dreier Personen beschrieben, die alle irgendwie miteinander verbunden sind.

Da ist zum Einen Jan, dessen Mutter früh verschwunden ist. Sie wollte zu einer Fortbildung und ist danach nie wieder aufgetaucht. Hat sie die Familie verlassen ? 30 Jahre später veranlasst ein schrecklicher Fund Jan in seine Heimat Rügen zurückzukehren und sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Der zweite Erzählstrang handelt von Margit , die nach Kriegsende von Königsberg über die Ostsee unter lebensgefährlichen Umständen nach Deutschland gelangt und dabei einem Kind das Leben rettet.

Der letzte Erzählstrang beschäftigt sich mit Oda , einer jungen , veliebten Frau, die mit ihrem Freund in den Westen fliehen will und deren Flucht scheitert. Sie landet als Republickflüchtling in der Haftanstalt Hoheneck und stellt fest, dass sie schwanger ist.

Das Lesen dieses Buches hat mich tief bewegt.Zu lesen, wie willkürlich dieses Unrechtsrequiem mit Menschen umgegangen ist und welche Strippen gezogen wurden, ohne Rücksicht auf die Gefühle von Menschen, nur um die Idiologie eines Staates zu rechtfertigen , war mehr als erschreckend. Ich möchte nicht wissen, wie viele solcher Schicksale dieses Land auf dem Gewissen hat. Gerade die heutige Situation in der Ukraine, wo Ähnliches mit Kindern passiert, hat mir vor Augen geführt, welch unmenschliches Kalkül dort vorangetrieben wird.

Eine Rezensentin schrieb, dass sie Längen in diesem Buch feststellen konnte. Das kann ich nicht bestätigen. Sicherlich muss man sich erst mit den verschiedenen Personen und deren Postion in dieser Geschichte vertraut machen, aber ich war so von diesen Schilderungen gefesselt, dass ich mich kaum von diesem Buch loseisen konnte.

Als Mutter von drei Kindern, konnte ich mich gut in Odas Situation hineinversetzen und kann nur erahnen, durch welche Hölle sie gegangen ist. Aber auch Jan`s Schicksal hat mich tief bewegt. Festzustellen, dass ein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut ist, muss schrecklich sein.

Ich empfinde dieses Buch als sehr wichtig und hoffe, dass viele Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen die AfD zu wählen dieses Buch lesen, um festzustellen, dass totalitäre Requieme oder Parteien, wie es die AfD ist, nur Grauen und Schmerz über die Menschen bringen.



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Veröffentlicht am 26.09.2023

macht Lust auf die Folgebände

Refugium
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"Refugium" von John Ajvide Lindqvist, ist der Auftakt zu einer neuen schwedischen Thrillertrilogie, die meiner Meinung nach gut gelungen ist. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, dass hier Parallelen zu Stieg ...

"Refugium" von John Ajvide Lindqvist, ist der Auftakt zu einer neuen schwedischen Thrillertrilogie, die meiner Meinung nach gut gelungen ist. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, dass hier Parallelen zu Stieg Larsons Millenium Reihe gezogen werden können, denn Julia Malmros, ehemalige Polizistin und erfolgreiche Thrillerautorin , wird nicht nur engagiert die Milleniumreihe weiterzuschreiben, sondern mit ihrem " Partner " Kim Ribbing, ist schon eine gewisse Ähnlichkeit zu Lisbeth Salander und Mikael Blomqvist als Ermittlerpaar festzustellen. Auch Kim ist Hacker und sehr eigenwillig und hat genau wie Lisbeth eine von Gewalt geprägte Kindheit und Jugend. Auch geht es in dieser Reihe um Wirtschaftskriminalität.
Auch auch wenn dies kein Zufall ist, mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Der Fall als solches kommt ein bisschen zu kurz, dafür wird den Protagonisten allen voran Julia und vor allem Kim sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, was ich sehr gelungen fand, da Kimm eine wirklich außergewöhnliche und vor allem sehr sympathische Persönlichkeit ist.

Der Fall als solches kam, wie ich schon erwähnte etwas zu kurz.
Am Mittsommertag, an dem viele Schweden in ihren Wochenendhäusern in den Schären mit Freunden und Familie feiern, wird auf einer Nachbarinsel von Julias Wochenendhaus ein Masaker auf eine feiernde Gesellschaft ausgeübt., nur die Tochter überlebt durch einen Zufall.Der Besitzer des Hauses ist Julias Kindheitsfreund und sie fragt sich, was ihr Freund mit den Chinesen zu tun hat, denn die Attentäter waren chinesischer Herkunft.

Wie schon gesagt liegt der Fokus des Buches auf den beiden Hauptprotagonisten Julia und vor allem Kim. Die Aufklärung des Falles führt Kim nach Shanghai, aber auch Kuba und der Fall ist sehr interessant und auch spannend in Szene gesetzt.
Der Schreibstil ist flüssig, sodass keine Längen auftreten und man schnell durch die Seiten fliegt.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich auf Band zwei.

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Veröffentlicht am 20.09.2023

absolut überzeugender Nachfolger

Tief im Schatten
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Ich habe das Buch gerade beendet und bin wieder restlos begeistert. Ich fand dieses Buch sogar noch besser als den ersten Band dieser Reihe.

Wieder spielt dieses Buch in Are, einem Skiort im Norden Schwedens, ...

Ich habe das Buch gerade beendet und bin wieder restlos begeistert. Ich fand dieses Buch sogar noch besser als den ersten Band dieser Reihe.

Wieder spielt dieses Buch in Are, einem Skiort im Norden Schwedens, das zur Zeit aus allen Nähten platzt, weil Skiferien sind.
Da wird ein junger Mann ermordet aufgefunden. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen und dann inb einer abgelegenen Gegend abgelegt. Hannah Ahlander und Daniel Lindskog haben alle Hände voll zu tun, um diesen Fall aufzuklären. Die erste Spur , die verfolgt wird, führt nicht unbedingt zum Erfolg. Erst später steht ein anderer Täter im Fokus. Ist es so wie es scheint?

Ich fand auch diesen Fall wieder sehr gelungen und meiner Meinung nach sogar noch etwas spannender , als den ersten Fall.
Auch die privaten Querelen von Hannas Partner fließen in die Ermittlungen mit ein. Ich fand Ida einfach nur nervig. Ein verwöhntes Gör, was ein Kind in die Welt gesetzt hat und dann nicht damit klar kommt, dass es stressig ist mit einem Säugling. Mir tat Daniel schon leid, obwohl ich auch dafür bin, dass sich Väter an der Pflege und Erziehung des Kindes beteiligen. Aber Daniel ist nun mal der der arbeitet und Ida ist zu Haus. Das muss man sich vorher überlegen.

Der Einblick in die kirchliche Glaubensgemeinschaft war krass und interessant. Anachronistische Strukturen, wie man sie sich nicht vorstellen möchte.

Ich hatte zwar schon ziemlich schnell den richtigen Verdacht, wer der Täter sein könnte, aber dadurch ist der Lesegenuss nicht geschmälert worden.

Ich fand das Buch rundum gelungen und freue mich schon auf den nächsten Fall dieses Duos und bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Frauen wehrt euch

Marschlande
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Schon mit „Bergland“ konnte mich die Autorin begeistern, doch mit ihrem neuen Roman „Marschlande“ hat sie mich am Haken und wird mich als Leserin nicht mehr los.

Auch dieses Buch wird auf zwei Zeitebenen ...

Schon mit „Bergland“ konnte mich die Autorin begeistern, doch mit ihrem neuen Roman „Marschlande“ hat sie mich am Haken und wird mich als Leserin nicht mehr los.

Auch dieses Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart lernen wir Britta kennen. Eine Frau Mitte vierzig , verheiratet, die wegen ihrer zwei Kinder ihre Karriere als Geologin aufgegeben hat und nun halbtags im Homeoffice zum Familieneinkommen beiträgt.Ihr Mann hat sich seinen Wunsch erfüllt und ein Haus im Hamburger Umland gekauft, den „Eispalast“, der im Hamburger Marschlande an der Elbe liegt. Britta fühlt sich von Anfang an nicht heimisch hier und versucht durch Streifzüge durch die Landschaft ein Heimatgefühl zu bekommen. Dabei wird sie auf das Schicksal einer Frau aufmerksam, Abelke Bleken, die 1583 dort als Hexe angeklagt und verbrannt wurde. Bei der Recherche zu dieser Frau stellt Britta immer mehr Parallelen zu ihrem Leben fest, die nur durch die Jahrhunderte, die dazwischen liegen unterschiedlich sind, sich aber im Kern ähneln.

Abelke war eine selbstbewusste und selbstständige Frau, was schon mal eine gefährliche Mischung war, zumal zu dieser Zeit. Ihr Hof war groß und ihr gelang die Bewirtschaftung ihres Eigentums auch ohne einen Mann, was viele Neider auf den Plan rief. Durch Intrigen, Neid und Missgunst und durch eine Naturkatastrophe, die Novemberflut 1570, gelang es der Obrigkeit ihr den Hof zu enteignen und sie, da sie es wagte sich dagegen zu wehren, als Hexe zu verurteilen, was in dieser Zeit eine beliebte Art war, sich unliebsamer Leute zu entledigen, denn zu dieser Zeit begann die Hochzeit der Hexenverfolgung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen.(„ der gefährliche Moment für Frauen ist der, wenn sie anfangen sich zu wehren.“

Britta fühlt sich dem Schicksal dieser Frau verbunden, hat sie doch für ihre Familie ihre Karriere aufgegeben und wird mit der Hausarbeit und der Kindererziehung allein gelassen, ohne dafür irgendeine Anerkennung zu bekommen.Als ihr Mann ihr dann aus verletzter Eitelkeit auch noch die ihr zustehenden Zahlungen verweigert,nachdem sie sich vornimmt trennt, beginnt sie sich zu wehren.(„ die Sache ist die: man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen viel antun, aber solange sie dies mit sich machen lassen, bleibt es dabei.)

Die Autorin stellt in ihrem Nachwort eine Verbindung zwischen der Hexenverfolgung und dem Beginn der Diskreditierung der weiblichen Arbeit her und belegt dies mit dem Beispiel, dass z.B, das Bierbrauen damals in weiblicher Hand lag. Es gibt noch viele Beispiele, die ja auch in unserer heute eigentlich so fortschrittlichen Welt ihre Weiterführung finden, wenn man allein in die Berufswelt sieht, In der wir von der Gleichberechtigung noch weit entfernt sind.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Die Figuren waren interessant und sympathisch, die Erfahrungen die Frauen machen gleich, auch wenn Jahrhunderte dazwischenliegen und der Schreibstil hat mich auch wieder überzeugt.

Schade, dass das Buch zu Ende gelesen ist und hoffentlich gehen der Autorin ihre Ideen nicht aus.

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