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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2024

Klassiker

Die Rättin
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Schluß! sagt sie. Euch gab es mal. Nie wieder werdet ihr Daten setzen. Alle Perspektiven gelöscht. Ausgeschissen habt ihr und zwar restlos. Wurde auch Zeit! In Zukunft nur Ratten noch...."
Apokalyptische ...

Schluß! sagt sie. Euch gab es mal. Nie wieder werdet ihr Daten setzen. Alle Perspektiven gelöscht. Ausgeschissen habt ihr und zwar restlos. Wurde auch Zeit! In Zukunft nur Ratten noch...."
Apokalyptische Visionen schildert Günter Grass in seinem Buch "Die Rättin". Zu Weihnachten wünschte er sich eine Ratte. Der Wunsch wird erfüllt und - sie spricht mit ihm. Die Rättin ist in ihrer physischen Existenz bald unwichtig. Grass träumt vielmehr von ihr; unterhält sich mit ihr, hört sich ihre Suaden an. Oder träumt gar sie ihn? Das wird lang und breit erörtert.
Zeitlos ist dieses Buch allemal. So gibt es keinen erkennbaren zeitlichen Ablauf und es verlangt vom Leser einige Konzentration nicht den Faden zu verlieren. Verschiedene Handlungsstränge, mehr oder weniger phantastisch, finden zur gleichen Zeit statt und werden kunstvoll ineinander verwoben.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Sehr gutes Buch

Corpus Delicti
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Corpus Delicti: Ein Prozess von Juli Zeh ist ein fesselnder und gut geschriebener Roman, der den Leser von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht.

Die Handlung dreht sich um eine junge Anwältin namens Maria, ...

Corpus Delicti: Ein Prozess von Juli Zeh ist ein fesselnder und gut geschriebener Roman, der den Leser von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht.

Die Handlung dreht sich um eine junge Anwältin namens Maria, die sich mit einem komplexen Fall konfrontiert sieht, bei dem es um den Tod einer alten Frau geht. Maria muss gegen eine mächtige Regierung und eine intransparente Justiz ankämpfen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Das Buch ist gut recherchiert und bietet einen interessanten Einblick in das Rechtssystem und den Prozess eines Gerichtsfalls. Die Charaktere sind tiefgründig und authentisch dargestellt, was die Handlung noch spannender macht.

Der Schreibstil von Juli Zeh ist flüssig und leicht zu lesen, aber gleichzeitig auch komplex und anspruchsvoll. Die Geschichte ist gut durchdacht und bietet viele überraschende Wendungen, die den Leser bis zum Ende auf die Folter spannen.

Insgesamt ist Corpus Delicti: Ein Prozess ein großartiger Roman, der Leser aller Genres ansprechen wird. Ich kann es jedem empfehlen, der eine fesselnde Geschichte mit tiefgründigen Charakteren und einem interessanten Einblick in das Rechtssystem sucht.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Sehr lesenswert

Der Osten: eine westdeutsche Erfindung
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In seiner 200-seitiges Wutrede zur systematischen und institutionellen Benachteiligung der ostdeutschen Gesellschaft spricht Oschmann zahlreiche Probleme und Gründe an, die zu bestimmten inhärenten politischen ...

In seiner 200-seitiges Wutrede zur systematischen und institutionellen Benachteiligung der ostdeutschen Gesellschaft spricht Oschmann zahlreiche Probleme und Gründe an, die zu bestimmten inhärenten politischen und gesellschaftlichen Strömungen in Ostdeutschland geführt haben. Er verteidigt diese dabei keineswegs, sondern ergründet sie und sieht dabei ein Versagen der eben überwiegend westdeutsch geprägten neueren (eigentlich bundes-)deutschen Geschichtsschreibung, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Er beleuchtet keine neuen Perspektiven, bündelt diese aber zusammenfassend. Der Verbot von Vermögensaufbau zu DDR-Zeiten, die geringe Wohneigentumsrate, unverhohlene und politisch akzeptierte Rückforderungen von Geflohenen, Ausgereisten und Erben aus dem Westen nach der Wende ohne Entschädigung, der systematische Ausverkauf der ostdeutschen Wirtschaft ( = mögliche Konkurrenz für westdeutsche Unternehmen) und damit verbundener Arbeitsplätze sowie die nachkriegszeitliche Abwanderung von Industrie gen Westen und ihr nahezu vollständiger Abbau zu Reparationszwecken gen Sowjetunion haben zu einem sondergleichen wirtschaftlichen Ungleichgewicht geführt, dessen Früchte wir heute ernten.
Wenn die heutige Wirtschafts- und Politelite auch im Osten fast nur aus Westdeutschen besteht, dann haben die Ostdeutschen ein Repräsentationsproblem - mit Recht. Man stelle sich vor, Bayern würde von einem Rheinländer regiert - der Aufschrei wäre enorm. Aber die Ostdeutschen sollen sich fügen.
Wer nur ein bisschen Empathie besitzt, kann nachvollziehen, warum nach der Wende erst eine Politikverdrossenheit einsetzte, welche sich im Nachgang als gefundenes Fressen für - übrigens vor allem durch Westdeutsche aufgebaute und organisierte - rechtsextreme Parteien und Organisationen darstellte.
Oschmann vertritt diese Ansichten natürlich nicht, aber er sagt, dass man sich nicht wundern soll, wenn man Menschen so entwertet und behandelt.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Tolles Buch

Victory City
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Victory City ist der neueste Roman von Salman Rushdie, dem berühmten Booker-Preisträger und Kämpfer für die Meinungsfreiheit. Das Buch ist von einem untergegangenen Hindu-Reich im 14. Jahrhundert inspiriert, ...

Victory City ist der neueste Roman von Salman Rushdie, dem berühmten Booker-Preisträger und Kämpfer für die Meinungsfreiheit. Das Buch ist von einem untergegangenen Hindu-Reich im 14. Jahrhundert inspiriert, erzählt aber virtuos von unserer heutigen Welt: Warum läuft es so schief?1
Die Hauptfigur ist Pampa Kampana, eine neunjährige Waise, die von einer Göttin auserkoren wird, ihre menschliche Hülle und ihr Sprachrohr in die Welt zu sein. In ihrem Namen erschafft Pampa aus einer Handvoll Samen eine Stadt: Bisnaga - Victory City, das Wunder der Welt. Ihre große Aufgabe ist es, den Frauen in einer patriarchalen Welt eine gleichberechtigte Rolle zu geben. Aber die Schöpfungsgeschichte Bisnagas nimmt mehr und mehr ihren eigenen Lauf. Während die Jahre vergehen, Herrscher kommen und gehen, Schlachten gewonnen und verloren werden und sich Loyalitäten verschieben, ist das Leben von Pampa Kampana untrennbar mit dieser Stadt verbunden. Von ihrem Aufstieg zu einem Weltreich bis zu ihrem tragischen Fall.2
Rushdie verwebt in seinem Roman historische Fakten mit fantastischen Elementen, er spielt mit Sprache und Erzählformen, er reflektiert über Macht, Liebe und die Kraft des Erzählens. Er zeigt uns, wie wir durch Geschichten überleben, aber auch wie wir durch sie zerstört werden können. Er stellt uns die Frage, wie wir mit unserer eigenen Geschichte umgehen sollen: Sollen wir sie bewahren oder verändern? Sollen wir sie akzeptieren oder bekämpfen? Sollen wir sie erfinden oder entdecken?
Victory City ist ein eindrucksvoller Roman, der uns in eine andere Welt entführt, aber auch einen Spiegel vorhält. Es ist ein Buch voller Weisheit und Schönheit, aber auch voller Gewalt und Grausamkeit. Es ist ein Buch, das uns herausfordert und bereichert.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Sehr lesenswert

Blue Skies
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Geniale Charakterstudien, professionell, spannend und humorvoll in Szene gesetzt, treffen auf das dominante Kernthema, den Klimawandel und dessen Folgen. Hinzu kommt der allgegenwärtige Konsum von Alkohol, ...

Geniale Charakterstudien, professionell, spannend und humorvoll in Szene gesetzt, treffen auf das dominante Kernthema, den Klimawandel und dessen Folgen. Hinzu kommt der allgegenwärtige Konsum von Alkohol, der nicht selten als Katalysator an der Schwelle zur totalen Eskalation alles noch viel schlimmer macht, aber nie als Antagonist entlarvt wird. (Es ist halt, wie es ist!)

Eine kalifornische Familie, Vater Arzt, Mutter früher in der Praxis ihres Mannes, nun Pensionärin und Hausfrau, der Sohn, ein Nerd, studiert und erforscht Insekten (und auch gerne das weibliche Geschlecht) und die Tochter eine unstetige „Ich-weiß-nicht-wohin“, die am liebsten Influencerin wäre. Sie zieht mit ihrem Freund nach Florida, in das von seiner Mutter geerbte Strandhaus. Mutter, Sohn und Tochter sind die abwechslungsreichen Hauptperspektiven des Romans.

An beiden Orten erlebt die Familie nun die radikalen Konsequenzen des Klimakollaps und der ewigen Sauferei. Beides kommt in brutaler Direktheit und ungeschminkt auf die Familie nieder, garniert mit vielen interessanten Exkursen und Bekanntschaften.

Am Ende ein Buch, das ich hätte ewig weiterlesen können. Eine farbenfrohe Geschichte, garniert mit vielen neuen und alten Erkenntnissen, die bei Boyle — und das ist wirklich sehr gut —, nie mit dem erhobenen Zeigerfinger oder als narrativ getarnte Vorlesungsstunde daherkommen. Bravo!

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