Profilbild von Jackdeck

Jackdeck

Lesejury Star
offline

Jackdeck ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jackdeck über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2023

600 Seiten voller Spannung

INFAMIUM
0

Die Geschichte des Benediktiner-Novizen Ignatius und seines Begleiters, des Mönchs Bodowin, ist fesselnd erzählt. Ihre anfängliche Zweckgemeinschaft entwickelt sich im Handlungsverlauf zu einer Freundschaft ...

Die Geschichte des Benediktiner-Novizen Ignatius und seines Begleiters, des Mönchs Bodowin, ist fesselnd erzählt. Ihre anfängliche Zweckgemeinschaft entwickelt sich im Handlungsverlauf zu einer Freundschaft mit Schüler-Lehrer-Charakter, die beiden überstehen gemeinsam Verrat, Gewalt und Mord(versuche). „Infamium“ ist ein spannender und unterhaltsamer Historienroman, der durch seine Figuren und die lebendigen Schilderungen des elften Jahrhunderts lebt. Das Geschehen spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, in denen sich überraschende und stimmige Episoden wie ein eindrücklicher Ausflug in den mittelalterlichen Orient oder ein düsteres Schauermärchen finden.
Unbedingt erwähnt werden muss die ausgezeichnete Recherchearbeit des Autors, die es dem Leser / der Leserin ermöglicht, noch tiefer in das "dunkle" Mittelalter einzutauchen, ohne die Gefahr eines Abgleitens in Klischee oder Kitsch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2023

Sehr lesenswert

Unterleuten
0

Bei diesem Werk handelt es sich um einen "Dorfroman". Er spielt in Unterleuten, einem fiktiven 200-Einwohner-Dorf, gelegen "eine Stunde von Berlin". Die darin geschilderten Ereignisse, die eine gewisse ...

Bei diesem Werk handelt es sich um einen "Dorfroman". Er spielt in Unterleuten, einem fiktiven 200-Einwohner-Dorf, gelegen "eine Stunde von Berlin". Die darin geschilderten Ereignisse, die eine gewisse Dramatik entwickeln, sind zeitlich im wesentlichen im heißen Sommer 2010 angesiedelt, mit einem Nachspann im April 2011. Für die "Ureinwohner" ist dieses Dorf "ein Gefängnis", für die Stadtflüchtlinge, die nach Unterleuten gezogen sind, ein Freiheitsversprechen, das aber enttäuscht wird. Trotz seines Umfangs von 640 Seiten lässt sich das Buch gut lesen. Mit seinen 61 Kapiteln und einem Epilog ist es in verdauliche Häppchen gegliedert. Es kommt mit weniger als 20 Hauptprotagonisten aus, darunter starke und polarisierende Charaktere. Es ist eine schöne Idee, jedes Kapitel aus der Perspektive eines Protagonisten zu erzählen, und dadurch die Erzählperspektive in jedem Kapitel wechseln zu lassen. Ein Namensverzeichnis erleichtert den Überblick, auch eine Grundstückskarte des Dorfes ist beigefügt. "Das Dorf als Dostojewski-Roman", heißt es auf Seite 415 ironisch. Das ständige Wechseln der Perspektive kann verwirren, muss es aber nicht. Die Charaktere werden dadurch in ihrer Innen- und Außensicht gezeigt, wirken mal sympathisch, mal unsympathisch. Einen "Helden", mit dem sich der Leser identifiziert, gibt es am Ende aber nicht. Die Autorin zeigt anschaulich und unaufdringlich, wie alles an allem und jeder an jedem hängt, und wie Verflechtungen und Verknüpfungen zwangsläufig dazu führen daß des einen Freud des andern Leid sein wird und zuletzt keine Gewinner sondern nur Verlierer bleiben. Keiner wird gewinnen - weil sich alle irgendwie gegenseitig bekriegen. Homo homini lupus.

Das alles spielt in dörflicher Nach-Wende-Umgebung in der Priegnitz - man hat als Leser das Gefühl, man schaut zu und ist dabei - nicht von oben in's Goldfischglas sondern auf der Dorfstraße.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2023

Menschlich und mutig

Über Menschen
0

Nach "Unterleuten" wollte ich dann auch "Übermenschen" lesen. scheint doch eine Verwandtschaft auf, die sich alsbald zeigt: Der Roman spielt auch auf dem Lande. Eine freudig erregte Berlinerin flieht vor ...

Nach "Unterleuten" wollte ich dann auch "Übermenschen" lesen. scheint doch eine Verwandtschaft auf, die sich alsbald zeigt: Der Roman spielt auch auf dem Lande. Eine freudig erregte Berlinerin flieht vor ihrem von Coronaangst geplagten Freund nach Brandenburg und fühlt sich gleich viel besser. Dann entdeckt sie direkt auf dem Nachbargrundstück den Nazi. Und der hat auch ein Kind.
Wohl wissend, dass sie nicht eingerichtet ist, kaum jemanden kennt und man im Dorf fast jeden mal braucht, schließt sie nicht uneigennützig einen Burgfrieden mit ihm. Hätte sie eine Feindschaft spüren lassen, hätte es Polizei, von denen man realiter nicht weiß, wie sie eingestellt ist und bald Gerichtsverhandlungen gegeben. Jedenfalls so läuft das in dauerhaften feindlichen Nachbarschaften auf dem Dorf ab. Das kostet Geld und sehr viel Nerven und bringt gar nichts „Unter Leuten“ war schon sehr gut, aber nach der Lektüre von „Über Menschen“ fehlt mir der sechste zu vergebende Stern.
Unglaublich mit welcher Klugheit, Empfindsamkeit, Aufmerksamkeit und Menschenliebe Juli Zeh diese Geschichte erzählt. Das ist ganz große Literatur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2023

Spannend und kurzweilig

D.I. Grace: Einer lebt, einer stirbt
0

Die Ermittlerin - eine Frau mit psychischen Problemen hat eine Mordserie aufzuklären, in der die Mörderin jeweils zwei Opfer entführt und dazu bringt, dass eines den jeweils anderen tötet. Das überlebende ...

Die Ermittlerin - eine Frau mit psychischen Problemen hat eine Mordserie aufzuklären, in der die Mörderin jeweils zwei Opfer entführt und dazu bringt, dass eines den jeweils anderen tötet. Das überlebende Opfer gerät dadurch allerdings selbst in eine schwierige psychisch problematische Situation. Die Entdeckung der eigentlichen Täterin überrascht am Ende jedoch sehr und stürzt die Ermittlerin in eine weitere psychische Krise.

Dem Roman merkt man deutlich an, dass der Autor eigentlich Drehbuchschreiber ist. Das ist literarisch betrachtet nicht sehr gut für das Buch, trotzdem halte ich das Buch für lesenswert für Freunde der Spannungsliteratur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2023

Leider eine Achterbahnfahrt beim Lesen

Babel
0

Möglichkeit, nach Oxford zu gehen, um sich in Babel, dem Königlichen Institut für Übersetzung, einzuschreiben und dort studieren zu können. Robin ist zunächst begeistert, denn hier kann er sich entfalten ...

Möglichkeit, nach Oxford zu gehen, um sich in Babel, dem Königlichen Institut für Übersetzung, einzuschreiben und dort studieren zu können. Robin ist zunächst begeistert, denn hier kann er sich entfalten und seine Fähigkeiten voll ausschöpfen. Zusammen mit seinen neu gefundenen Freunden Rami, Letty und Victoire stürzt er sich mit Feuereifer in die Studien.
Als Griffin auf ihn zutritt und ihn mit dem Hermes-Bund in Berührung bringt, fängt Robin an zu zweifeln, ob das, was in Babel gelehrt und durchgeführt wird, richtig ist. Denn von Großbritannien und gerade Oxford und Babel geht eine Macht aus, die sich bis in die fernen Länder streckt. Auch China ist davon betroffen. Das Imperium Babel weitet sich immer weiter aus. Die Unterdrückung anderer Länder zieht Konsequenzen nach sich. Und Hermes will sich dagegen wehren. Doch wird dafür das wertvolle Silber gebraucht, mit dem Babel unter anderem arbeitet.
Robin muss sich entscheiden, ob er gegen das kämpft, was für ihn wichtig ist. Inhaltlich kommt man sich teilweise vor, wie bei einer Vorlesung. Die Sprache wird erklärt - und zwar ganz genau. Geschichtlich ist das Buch auch interessant: Opiumkrieg, Rassismus, Kolonialismus und Stand der Arbeiter im 19. Jhd.
Was die Spannung betrifft, muss ich sagen, hat das Buch geschwächelt. Ich habe mir wesentlich stärkere Elemente in der Geschichte bezüglich der Magie gewünscht. Darauf kann man hier leider lange warten. Insgesamt hat der Roman von Kuang in meinen Augen auch zahlreiche erzählerische Schwächen und auch ein stark schwankendes Spannungsniveau. Für mich ergibt sich dadurch ein sehr uneinheitliches Bild. Und ich mag eher Bücher, in denen ich die ganze Zeit gefesselt werde. Auch der Start ins Buch verläuft eher schleppend. Man braucht schon etwas Geduld, bevor die Handlung ihren Reiz entfaltet. Kurzum: Ein paar spannungserregende Momente und Impulse mehr hätten dem Inhalt gut getan.Ein Vergleich mit Harry Potter ist hier vollkommen fehl am Platz! Ich persönlich bin in das Buch mit komplett falschen Vorstellungen gestartet. Ich hatte wirklich ein wortgewaltiges grandioses Fantasywerk erwartet und gelesen habe ich einen Roman, der weit davon entfernt ist. Für mich ist es ein Roman, der die damalige Zeit wieder aufleben lässt und uns den Spiegel vorhält und die Radikalisierung in den Fokus nimmt. Doch obwohl das Buch riesiges Potenzial für einen epischen Klassiker hat, fehlt es leider an fesselnder und begeisternder Erzählkunst. Daher kann ich schweren Herzens nur 3 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere