Profilbild von Jackolino

Jackolino

Lesejury Profi
offline

Jackolino ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jackolino über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2023

Mentale Stärke

Gegenwind
0

Schon allein für die Leistung, Island mit dem Fahrrad zu umrunden, sind 5 von 5 Punkten angemessen und wenn man das auch noch macht, obwohl man gar nicht gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist, ist es noch ...

Schon allein für die Leistung, Island mit dem Fahrrad zu umrunden, sind 5 von 5 Punkten angemessen und wenn man das auch noch macht, obwohl man gar nicht gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist, ist es noch höher einzuschätzen.

Mentale Stärke war für diese Reise absolut vonnöten. Jess meinte zwar, diese Stärke hätte sich erst im Laufe der Tour entwickelt, aber als Sportlerin hatte sie schon vorher in Wettkämpfen bewiesen, dass sie kämpfen konnte und nicht gleich aufgab. Auch die Überwindung der Krankheit war ein Kampf und auch den hatte sie gewonnen und es zurück ins Leben geschafft. Nun also diese Fahrradtour, die mit solchen Schwierigkeiten begann und dann doch zu einer Reise zu sich selbst wurde. Noch am Flughafen habe ich mit ihr gebangt und mich über die Schikanen der Zollbeamten geärgert, aber dann ging es los. Von meiner Tochter weiß ich, dass Island ein tolles Land ist, sie hat fast ein ganzes Jahr arbeitend dort verbracht, hat dabei allerdings mehr den Süden kennengelernt. Aber manches aus dem Buch habe ich wiedererkannt, das Flugzeugwrack z. B. scheint eine beliebte Attraktion zu sein.

Fahrradfahren ist die beste Möglichkeit, um den Kopf freizubekommen. Es kann regelrechte Glückshormone freisetzen. Während der Kopf die neue Freiheit genießt, leidet allerdings der Körper unter den Strapazen. Man kann nicht mehr sitzen und mit der Zeit brennen die Muskeln und die Hände verkrampfen sich.

Tobi hat für Jess die richtige Balance gefunden. Seine Rolle während der Reise scheint mir ausgesprochen wichtig zu sein, ohne ihn hätte sie diese Reise vielleicht nicht zu einem Ende gebracht. Er wusste, wie und wann er motivieren musste, reagierte gelassen auf ihre Wutattacken, gönnte sich und ihr eine Pause, wenn es notwendig war. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass auch er zum Schluss noch einmal zu Wort gekommen wäre.

Ein kleiner Verbesserungsvorschlag zum Schluss: Am Anfang sind mir einige Rechtschreibfehler aufgefallen, später habe ich dann nicht mehr so darauf geachtet. Aber man könnte vielleicht nochmal querlesen.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2023

Neuanfang in Ligurien

Abschied auf Italienisch
0

Schon das Cover ist so auffallend und einladend, dass man sich am liebsten gleich auf die Reise machen würde. Obwohl es sich um ein gemaltes Bild handelt, sieht es wohl auch in Wirklichkeit genau so aus, ...

Schon das Cover ist so auffallend und einladend, dass man sich am liebsten gleich auf die Reise machen würde. Obwohl es sich um ein gemaltes Bild handelt, sieht es wohl auch in Wirklichkeit genau so aus, es zeigt die abenteuerlich in den Fels gebauten bunten Häuser von Riomaggiore.

Der erfahrene Commissario Vito Grassi verlässt nach dem Tod seines Vaters Rom und seine Familie und lässt sich nach La Spezia versetzen, um in der Nähe, in Levanto das Haus seines Vaters zu beziehen.
Kaum ist er angekommen, warten auch schon erste Fälle auf ihn. Ein vermeintlicher Unfall in einem Fahrradtunnel entpuppt sich als Mord und dann wird auch noch ganz in der Nähe seines geerbten Hauses eine weitere Leiche gefunden. Glücklicherweise hat er kluge Mitarbeiter und auch eine fähige Chefin, die Questora, die so ganz anders ist als der uns allen bekannte Vize-Questore in Venedig.

Da sind also einmal die beiden Fälle, die gelöst werden müssen, da ist aber auch das schlechte Gewissen, dass Vito kaum etwas von den letzten Jahren seines Vaters weiß. Der Kontakt war sehr lose geworden und von seinem Tod erfuhr er erst, als der Vater schon beigesetzt war.
In seinen letzten Jahren hatte der Vater eine jüngere Frau, Toni, ins Haus mit aufgenommen. Sie ist auch noch anwesend, als Vito nach Levanto kommt und obwohl er zunächst einmal ziemlich irritiert davon ist, akzeptiert er mit der Zeit doch ihre Präsenz. Sie ist seine Brücke zu seinem Vater.

Der Fall erweist sich als kompliziert und Vito tut sich zuerst schwer, die Kollegen von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Diplomatie ist nicht seine Stärke und so stößt er seine Mitarbeiterin Ricci auch schon mal vor den Kopf. Glücklicherweise ist sie ähnlich direkt und nicht nachtragend und ihn trügt sein Bauchgefühl nicht.

Das Buch liest sich flüssig, es ist logisch aufgebaut und auch die Lösung wirkt nicht konstruiert. Schmunzeln kann man über die Gespräche zwischen Capitano Bruzzone und Vito Grassi. Hier werden die Animositäten zwischen den Carabinieri und der Polizia di Stato deutlich, wobei natürlich immer die Form gewahrt bleibt. Der Schilderung der wunderschönen Landschaft wird viel Raum eingeräumt, natürlich sollen diese Cosy Crimes auch immer Lust auf einen Besuch in der Region machen.

Wenige Unstimmigkeiten könnten vielleicht in einer 2. Auflage noch korrigiert werden:
Das Alter des weiblichen Opfers sollte vereinheitlicht werden, am Anfang war sie 42, später dann 50 Jahre alt. Außerdem sind mir einige Rechtschreib- und Trennungsfehler aufgefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2023

Was macht einen guten Polizisten aus?

Dein ist die Lüge
0

Mitten in einem Schneesturm findet Adam Lengacher, ein amischer Familienvater, nahe seiner Farm eine schwer verletzte und total unterkühlte Frau, er bittet seine alte Freundin Polizeichefin Kate Burkholder, ...

Mitten in einem Schneesturm findet Adam Lengacher, ein amischer Familienvater, nahe seiner Farm eine schwer verletzte und total unterkühlte Frau, er bittet seine alte Freundin Polizeichefin Kate Burkholder, ehemals eine der Amish People, um Hilfe.

Kate erkennt in der Frau eine ehemalige Freundin aus ihrer Anfangszeit bei der Polizei, die sich offenbar in Schwierigkeiten gebracht hat. Gina ist auf der Flucht vor korrupten und kriminellen Polizei-Kollegen, die sie aus dem Weg räumen wollen.

Der Krimi spielt aufgrund der Wetterverhältnisse fast ausschließlich auf der Farm von Adam Lengacher. Gina wird dort aufgenommen, weil es einfach amischer Tradition entspricht, jemandem in Not zu helfen. Obwohl sie nicht wirklich ein umgänglicher Typ ist, freundet sie sich schnell mit den Kindern und mit Adam an.

Kate ist sich der Sache mit Gina nicht so sicher. Sie kann sich daran erinnern, dass Gina schon während ihrer gemeinsamen Zeit auf Abwege geriet und sie sich hin und wieder bestechen ließ. Die Rückblenden auf die gemeinsame Zeit und die Überlegungen, ob Gina denn nun ernsthaft bereut und ihre Kollegen zur Anzeige bringen will, nehmen viel Raum ein.

Natürlich wird auch Tomasetti hinzugezogen, er ist noch misstrauischer als Kate, aber er hat auch die besseren Kontakte nach oben und in die verschiedenen Behörden.

Es gibt spannende Passagen im Buch, hier scheinen mir aber die grundsätzlichen Überlegungen, was einen guten Polizisten ausmacht, eine wichtigere Rolle zu spielen. In diese Überzeugung spielen natürlich auch immer wieder die Erfahrungen aus ihrer Kindheit bei den Amish People mit hinein.

Ich finde schon, das die Überzeugungen der Gemeinde eine wichtige Rolle im Buch spielen und Kate bezieht daraus auch einen Teil ihrer moralischen Stärke.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2023

Vor dem Sturm

Halligmord (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 1)
0

Das Cover zeigt ein reetgedecktes Haus an der Küste unter einem heranziehenden Sturm, also sehr passend zu unserem Fall.

Ein heranrückender Sturm fördert auf einer Hallig vor der friesischen Küste ein ...

Das Cover zeigt ein reetgedecktes Haus an der Küste unter einem heranziehenden Sturm, also sehr passend zu unserem Fall.

Ein heranrückender Sturm fördert auf einer Hallig vor der friesischen Küste ein menschliches Skelett zutage, das Skelett eines Arztes, der vor mehr als 30 Jahren lt. Aussagen der Halligbewohner eigentlich auf seinem Boot zu Tode gekommen war. Es stellt sich heraus, dass der Arzt erschlagen worden war.
Mit der Aufklärung wird Minke van Hoorn beauftragt, ursprünglich Meeresbiologin, nach dem Tode ihres Vaters aber auf den Polizistenberuf umgeschwenkt. Es wird ihr erster Fall. Eigentlich hatte Minke geglaubt, alle Halligbewohner zu kennen und keinem hätte sie einen Mord zugetraut, aber dann passieren immer mehr seltsame Dinge und ihre Nachforschungen bringen so einiges zutage.

Der erste Hallig-Krimi liest sich sehr gut. Auch wenn man noch nie an der Nordsee war, so kann man sich den Wechsel der Gezeiten und auch das manchmal ganz schlechte und neblige Wetter, das einem jegliche Sicht nimmt, anhand der Schilderungen vorstellen. Für mich ergaben sich während der Ermittlungen auch keine allzu großen Längen, Erkenntnis fügte sich an Erkenntnis und passte sich irgendwann im letzten Drittel dann in ein großes Bild ein. Das Ende war schlüssig und natürlich erinnerte es auch ein wenig an ein großes literarisches Vorbild.

So ein Krimi lebt nicht nur vom Fall allein und den sich anschließenden Ermittlungen, er lebt auch immer von den Personen, die darin geschildert werden. Minke wird sympathisch aber als sehr direkt dargestellt, ihre Mutter vielleicht ein bisschen alternativ aber nett, Bo, der Bruder und Rechtsmediziner ist zwar ein Stadtmensch, muss aber trotzdem manchmal helfend einspringen, David könnte der zukünftige Lebenspartner von Minke werden, Klaus, der Kollege, welcher in Ruhestand geht, ist zwar eine faule Socke, aber wenigstens gutmütig. Alle anderen Protagonisten dürften von Fall zu Fall wechseln.

Insgesamt würde ich sagen, ein Krimi, der einen mitnimmt in die Welt der kleinen Inseln vor der Nordseeküste und der gut unterhält, ohne grausam und blutrünstig zu sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2023

Drama um verschwundene Zwillingsmädchen in der Elbmarsch

Düstergrab
2

Es handelt sich hier um den 6. Band der Reihe um die beiden Kommissare Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn in der Elbmarsch im Kreis Itzehoe.
Am Grab eines gerade am Vortag beerdigten ehemaligen Schulkameraden ...

Es handelt sich hier um den 6. Band der Reihe um die beiden Kommissare Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn in der Elbmarsch im Kreis Itzehoe.
Am Grab eines gerade am Vortag beerdigten ehemaligen Schulkameraden von Frida werden Veränderungen festgestellt und im Sarg findet sich tatsächlich eine zweite Leiche: ein junges Mädchen, altertümlich und mit einem Kopftuch bekleidet. Das Mädchen wurde erstickt.
Sie hatte allerdings eine Zwillingsschwester, die verschwunden bleibt und es gibt keine Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort.
Frida ermittelt mit ihrem Kollegen Leo in der Mordsache, die Cold Case Unit aus Kiel mit Bjarne Haverkorn schaltet sich in dem Vermisstenfall ein und so können Frida und Bjarne wieder gemeinsam ermitteln. Zumal Leo sehr schnell ausgeschaltet wird. Auf ihn wird ein Anschlag verübt, den er nur knapp überlebt. So haben wir schon nach wenigen Seiten zwei parallel verlaufende Fälle, die das Kommissariat in Itzehoe lösen soll und die sie an ihre Grenzen bringen.

Schon bald gibt es erste Hinweise, ausgelöst durch die altertümliche Kleidung und Pflanzenreste, die an der Mädchenleiche gefunden wurden. Aber natürlich brauchen gerade die Laboruntersuchungen auch immer ihre Zeit.
Romy Fölck versteht es, den Leser zahlreiche Fährten aufnehmen zu lassen. Da gibt es einige, die mit den Zwillingen in Verbindung standen und die nicht unbedingt als Sympathieträger bezeichnet werden können. Die Rückblenden nach Kanada und zurück in die 90er Jahre verunsichern den Leser zusätzlich. Hier versteht man lange Zeit nicht, welcher Zusammenhang besteht.

Romy Fölck scheint fulminante Schlussszenen zu lieben, schon in „Totenweg“ und „Bluthaus“ wurde es zum Schluss noch einmal richtig spannend und auch für die Ermittler gefährlich. Das ist auch hier der Fall. Plötzlich verbinden sich die zahlreichen losen Enden, wobei mir bei diesem Krimi doch einiges etwas konstruiert erschien, vor allem in den parallel verlaufenden Ermittlungen und im Zusammenhang mit Kollege Leo.
Aber natürlich soll die Serie ja auch weitergeführt werden und sicher arbeitet die Autorin bereits an Ideen, für die in diesem Krimi die Grundlagen geschaffen werden mussten.
Im privaten Bereich funktioniert die neue Beziehung zwischen Bjarne und Sonja, seine Ehe ist wohl endgültig am Ende. Was Frida und Torben angeht, so weiß man es noch nicht so recht. Fernbeziehung auf Dauer ist sicherlich keine Lösung, aber Torben scheint in der Body Farm in Bayern eine Karrierechance zu sehen. Frida hingegen merkt bereits, dass zuviel Stress ungesund ist, der Tinnitus lässt grüßen, kann sich aber einen Wegzug aus der Marsch nicht wirklich vorstellen. Immerhin bewirbt sie sich bei der Cold Case Unit, so dass eine Zusammenarbeit mit Bjarne weiterhin möglich wäre, zumal Leo als Kollege nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Das Cover ist gut gewählt, der Brunnen in Kanada spielte im Leben von Anne Torge eine tragische Rolle und der Eimer rettete ihr einmal das Leben.

Ich habe mir während der Leserunde die beiden ersten Bände der Reihe besorgt und kannte daher die Protagonisten schon ein wenig. Mir persönlich hat bisher "Bluthaus" am besten gefallen, aber auf jeden Fall wird man auch mit "Düstergrab" gut und spannend unterhalten.



  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung