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Veröffentlicht am 03.05.2023

Ermittlungen in der Sterne-Gastronomie

Sternenmeer
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Dieses Mal entführt uns Alexander Oetker mit Luc Verlain und Anouk Filipetti in die Welt der Spitzengastronomie und um den täglichen Kampf um Perfektion in der Küche.

Der Koch Auguste Fontaine ist seit ...

Dieses Mal entführt uns Alexander Oetker mit Luc Verlain und Anouk Filipetti in die Welt der Spitzengastronomie und um den täglichen Kampf um Perfektion in der Küche.

Der Koch Auguste Fontaine ist seit Jahren extrem erfolgreich und möchte mit einer weiteren 3 Sterne-Bewertung seinem Restaurant ewigen Glanz verleihen. Sein Team ist perfekt, einen Teil seiner Zutaten bezieht er aus dem sehr qualitätsbewussten eigenen Familienbauernhof, nichts scheint der Krönung seines Lebenswerks entgegenzustehen. Doch dann bricht der Restaurantkritiker Ugo Gennevilliers am Tisch zusammen, die Vorspeise war vergiftet.

Luc Verlain, der kurz vor seiner Rückkehr aus dem Vaterschaftsurlaub steht, wird um Hilfe gebeten und natürlich hat er auch wieder Anouk an seiner Seite. Baby Aurelie, die gerade einmal fünf Monate alt ist, wird zwischenzeitlich dem kinderlieben Brigadier Hugo anvertraut, der nebenbei noch die Online-Recherchen für seine Chefs durchführt.

Der Fall lässt sich verzwickt an, man weiß nicht, ob der Anschlag dem Restaurant oder dem Gastronomiekritiker galt. Die Gänsestopfleber, bei der sich aufgrund von Drohbriefen ein Ansatzpunkt ergibt, war allerdings nicht vergiftet.

Im weiteren Verlauf stellt sich dann heraus, dass es hier zwei Fälle zu lösen gibt. Laurent Aubry, Leiter der Police Nationale de Bordeaux, lässt auch in diesem Fall kein Fettnäpfchen aus und so gönnt man ihm sein weiteres Schicksal.

Alexander Oetker versteht es, spannend zu schreiben. Seine Krimis halten die Spannung bis zum Ende und auch hier ist die schlussendliche Auflösung eine Überraschung. Man hätte die Lösung zwar nicht auf dem Schirm gehabt, aber sie ist nachvollziehbar und verständlich.

Sternenmeer ist ein würdiger Vertreter in der Reihe der Krimis um Luc Verlain, auch wenn mir "Winteraustern" und "Baskische Tragödie" noch besser gefallen haben.


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Veröffentlicht am 24.04.2023

Sehnsucht nach Smyrna

Tochter einer leuchtenden Stadt
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Was einen schon zum Beginn für das Buch einnimmt, ist das sehr schöne Cover. Das gemalte Bild einer schönen, jungen Frau im schwarz-weiß gestreiften Kleid vor einem rosé farbenen Hintergrund mit weißen ...

Was einen schon zum Beginn für das Buch einnimmt, ist das sehr schöne Cover. Das gemalte Bild einer schönen, jungen Frau im schwarz-weiß gestreiften Kleid vor einem rosé farbenen Hintergrund mit weißen Blüten.
Bei dieser jungen Frau muss es sich wohl um Panayota oder Schehezerade handeln, um die Tochter der ehemals leuchtenden Stadt Smyrna.

Smyrna ist der frühere Name des heutigen Izmir. Damals handelte es sich um eine kosmopolitische Stadt, die von Türken, Griechen, Armeniern, Juden und Europäern bewohnt wurde. Das war, bevor die Streitigkeiten zwischen Griechen und Türken eskalierten. Das kleine Mädchen kommt 1905 zur Welt, wird aber erst nach einem langen Leben erfahren, woher sie eigentlich kam und wer ihre Eltern waren.
Der Anfang liest sich schwer, man braucht lange Zeit, um ins Buch reinzukommen. Es ist verwirrend und oft weiß man nicht, von welcher jungen Frau gerade die Rede ist. Geht es um Juliette, um Edith oder um Schehezerade? Ich hatte da zunächst einige Schwierigkeiten und erst als ich die Familienverhältnisse für mich geklärt hatte, wurde es einfacher, die Geschichte zu verfolgen.
Es wird die Geschichte dreier Frauen erzählt. Da ist zunächst einmal Juliette, die aus einer ursprünglich französischen Familie stammt, die aber schon seit Generationen in Smyrna ansässig ist.
Juliette bringt neben ihren älteren Kindern als Nesthäkchen Edith zur Welt. Dieses Kind ist ein Kuckuckskind, was aber lange Zeit und bis nach dem Tode des Familienvaters niemand erfährt. Auch Edith selbst wird erst darüber aufgeklärt, als sie das Vermögen ihres leiblichen Vaters erbt.
Edith ist ein freiheitsliebendes Kind, was in der doch zum Teil sehr konservativen Stimmung in Smyrna nicht jedem gefällt, vor allem ihrer Mutter nicht. Nach dem Tod ihres leiblichen Vaters löst sie sich daher aus dem Familienverband und bezieht allein das geerbte Haus. Ihr indischer Partner Avinash Pillai steht ihr dort zur Seite. Ihr Leben und ihre Besonderheiten nehmen einen Großteil des Buches ein, parallel wird aber auch immer wieder aus einer griechischen und einer türkischen Familie berichtet. Hier geht es um unterschiedliche Zeiten, was das Lesen nicht unbedingt einfacher macht.
Dass Edith eine Tochter hatte, die sie bei der Geburt abgeben musste und von der sie seither glaubte, dass sie die Geburt nicht überlebt habe, wird zwar immer mal wieder angeschnitten, Einzelheiten dazu erfährt man aber erst zum Ende hin. Und damit lösen sich dann auch endlich viele Unklarheiten auf und viele Fragen werden beantwortet.
Smyrna muss nach den Schilderungen eine wunderschöne Stadt gewesen sein. Sie ersteht mit dem Lesen vor unseren Augen neu und ist mit dem heutigen Izmir wohl auch nur sehr eingeschränkt vergleichbar. Es ist schön, dass sich Defne Suman diesem Thema angenommen hat und in gewisser Weise ist ihr Buch auch ein Beitrag zur Völkerverständigung zwischen Griechen und Türken. Man hat den Eindruck, die Menschen allein kamen gut miteinander aus. Erst die Politik, die Einmischung der Westeuropäer und die kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Ermordung tausender unschuldiger Menschen hat die bis heute andauernden Spannungen zwischen Griechen und Türken befeuert.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Nordic Noir

Der Bojenmann
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Frank Schätzing hat es treffend in seinem Kurzkommentar beschrieben „Elb-Kolorit und Fischkopp-Charme treffen auf Nordic Noir“
Von Nordic Noir gibt es in diesem Krimi eine ganze Menge. Ein Serientäter ...

Frank Schätzing hat es treffend in seinem Kurzkommentar beschrieben „Elb-Kolorit und Fischkopp-Charme treffen auf Nordic Noir“
Von Nordic Noir gibt es in diesem Krimi eine ganze Menge. Ein Serientäter geht um in Hamburg. Er plastiniert seine Opfer und inszeniert sie – zunächst einmal kaum als Leichen erkennbar – an markanten Orten in Hamburg. Da kann es schon mal sein, dass man auf dem Weg in die Elbphilharmonie an einer Leiche vorbeispaziert und es gar nicht gemerkt hat.
Das Morddezernat um Kommissar Knudsen steht vor mehr als einem Rätsel und wäre da nicht der frühere Lotse und Freund Knudsens, Oke Andersen, dann würde die Kommission noch länger im Dunkeln tappen.
Zusätzlich zu ganz viel Spannung hat das Buch auch das Zeugs dazu, neue Touri-Ziele zu erschließen oder auf zukünftige Stadtentwicklungsprojekte für Hamburg hinzuweisen. Da wird nicht nur die größte Modell-Eisenbahnanlage der Welt thematisiert und Werbung für die Elbphilharmonie gemacht, da steht auch schon die Zukunft in den Startlöchern und sei es als Spekulationsobjekt der Immobilienfirmen, wenn ab 2028 der ehemalige Tschechen-Hafen frei wird und genutzt werden kann. Zum Seemannsclub „Duckdalben“ gibt es bereits geführte Touren und ich könnte mir vorstellen, dass das Buch diesen Touren weitere Interessenten zuführen wird. Ich würde mich auf jeden Fall beim nächsten Besuch in Hamburg danach erkundigen.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Nichts ist wie es scheint

Lavendel-Zorn
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Carine Bernard hat mit „LavendelZorn“ den 5. Krimi in der Reihe der Lavendel-Krimis und den 4. Krimi um die Ermittlerin und Commissaire Lilou Braque geschrieben. Die Krimis spielen im beschaulichen Städtchen ...

Carine Bernard hat mit „LavendelZorn“ den 5. Krimi in der Reihe der Lavendel-Krimis und den 4. Krimi um die Ermittlerin und Commissaire Lilou Braque geschrieben. Die Krimis spielen im beschaulichen Städtchen Carpentras in Südfrankreich.
Lilou wollte endlich mal einen Tag mit ihrem Partner am Badesee verbringen. Dieser Tag wird durch einen Leichenfund empfindlich gestört. Im Wasser treibt eine Frauenleiche, die auch recht bald identifiziert werden kann. Die tote Dame ist Mitarbeiterin in einem Notariat vor Ort. Zunächst ist von einem Unfall auszugehen und die Gendarmerie lehnt Ermittlungen ab.
Doch schon am nächsten Tag wird die Polizei zum Vorgesetzten der Toten gerufen, er hat sich offenbar erschossen, die Türen seines Amtszimmers waren von innen verschlossen, von Fremdverschulden kann also nicht ausgegangen werden.
Lilou glaubt jedoch nicht an Zufälle und beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Spurensuche gestaltet sich schwierig und im Umfeld der beiden Opfer scheint es auch keine Ungereimtheiten zu geben. Charlene Thomas war glücklich liiert und Notar Sousteron führte wohl ein gänzlich korrektes und unauffälliges Leben. Man kann im Buch über vier Kapitel nachvollziehen, dass dieser Teil der Polizeiarbeit mühevoll ist, man stochert im Leben eines Verstorbenen herum, sucht nach einem Motiv, sei es für Mord oder Selbstmord und zunächst einmal scheint alles in bester Ordnung zu sein, nirgendwo ergibt sich ein Anhaltspunkt.
Die Autorin versteht es gut, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Und wäre da nicht Kommissar Zufall gewesen, dann hätte der Mörder mit seiner Tat straffrei davonkommen können. Es hätte sein können, dass die Lügen des Täters überzeugender wirkten als die Beteuerungen des Tatverdächtigen.
So wurde aus Unfall und Suizid doch noch eine veritable Mordermittlung.
Ich fand den Krimi sehr lesenswert und habe ihn in einem Rutsch durch gelesen.
Dennoch habe ich eine kleine Kritik: Das Cover mit dem Lavendelfeld und dem pittoresken Haus ist wunderschön und natürlich muss zur Reihe der Lavendel-Krimis auch ein Feld mit Lavendel abgebildet werden. Der Titel allerdings gefällt mir nicht ganz so gut.
Er erinnert mich an die Ostfriesen-Krimis von Klaus-Peter Wolf, da gibt es auch "Ostfriesenzorn". Vor allem auch im Zusammenspiel mit Lavendel erschließt sich mir der Sinn nicht.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

War es ein Unfall oder Mord

Südlich von Porto lauert der Tod
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Es ist Mariana da Silvas erster Krimi und schon das Cover ist ein Hingucker. Wenn man so wie ich Bücher schon mal nach dem schönen Titelbild kauft, dann fällt dieser Krimi auf jeden Fall auf.
Den blauen ...

Es ist Mariana da Silvas erster Krimi und schon das Cover ist ein Hingucker. Wenn man so wie ich Bücher schon mal nach dem schönen Titelbild kauft, dann fällt dieser Krimi auf jeden Fall auf.
Den blauen Azulejos kann man in Portugal nicht entgehen, ganze Bilder sind in Fliesen gelegt und eins ist schöner als das andere und so deutet die Auswahl an blauen und jeweils unterschiedlichen Fliesen schon auf ein Buch hin, das mit Portugal zu tun hat.

Ria Almeida ist eigentlich zu Beerdigung ihres Großvaters nach Portugal gekommen, normalerweise lebt sie in Stuttgart und hat sich dort vor einiger Zeit nach menschlichen Enttäuschungen im Ermittlungsdienst zur Streifenpolizei versetzen lassen. Nur, glücklich ist sie dort auch nicht. Ein Monat Abstand von der Arbeit soll ihren Kopf frei machen und ihr einen Weg weisen, wie ihr Leben weiter gehen könnte.
Schon kurz nach der Beerdigung wird in dem Dorf, in dem es eigentlich gar keinen Mord gibt, eine tote Frau gefunden. Zunächst wird der Fall auch als Unfall angesehen, aber dann verschwindet die Leiche aus dem Haus des Bestatters und für Rias Cousin Joao, den Polizisten des Dorfes, beginnt die erste Ermittlung in einem Kriminalfall. Ria hilft tatkräftig mit und selbst als die übergeordnete Polizei in Aveira den Fall an sich zieht und der sehr unsympathische Kommissar Baptista den Fall übernimmt, ist sie weiterhin mit von der Partie. Und tatsächlich bringen Ria und Joao die Ermittlungen weiter.
Der Krimi bleibt spannend bis zuletzt und die Auflösung war eine Überraschung für mich. Mehr soll aber auch nicht verraten werden.
Die portugiesische Küche kommt auf keinen Fall zu kurz, ganz oft würde man gerne mit am Tisch sitzen und auch die beschriebenen sehenswerten Orte der Region machen Lust auf einen Besuch.
Ich denke, dieses Buch könnte der Auftakt einer ganzen Reihe von Krimis um Ria und Joao sein. Ich gehe nach dem Schluss schon davon aus, dass Ria sich für Portugal entscheidet und wer weiß, vielleicht ist Baptista ja doch nicht ganz so unsympathisch, wie er sich gerne gibt.

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