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Veröffentlicht am 24.06.2024

Zusammen ist man weniger allein

Die Wolkengucker
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Die unter einem Pseudonym schreibende Autorin hat ein sehr mitfühlendes Buch geschrieben. Matt erzieht nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Anna seine achtjährige Tochter Mia allein. Er fühlt sich damit ...

Die unter einem Pseudonym schreibende Autorin hat ein sehr mitfühlendes Buch geschrieben. Matt erzieht nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Anna seine achtjährige Tochter Mia allein. Er fühlt sich damit überfordert, er vermisst seine Frau sehr, auch weil sie sehr patent war und für alle auftretenden Schwierigkeiten eine Lösung hatte. Mia ist eine passionierte Wolkenguckerin. Ob sie darin ihre Mutter sucht? Matt weiß es nicht. Jedenfalls entdecken sie eines Tages ein Schild an einem Laternenpfahl, das auf eine Wolkengucker-Vereinigung hinweist. Mia ist Feuer und Flamme und überredet ihren Vater, mit ihr dorthin zu gehen und so lernen sie Wilma, eine alte Dame nahe der 90 und ihre Haushälterin Ayla kennen. Nach und nach kommen an den folgenden Wochenenden auch andere Interessenten mit dazu und so bildet sich aus den eigentlich einander fremden Menschen eine Gemeinschaft mit gleichen Interessen. Nicht nur das, aus Fremden werden Freunde.

Wilma und Ayla sind die guten Seelen des Vereins, Wilma hat das Geld und Ayla ist die Kümmerin. Wilma ist eine ehemalige Geschäftsfrau, sie hatte mir ihrem Mann ein Schmuckgeschäfte-Imperium aufgebaut, ähnlich wie Matt trauert sie um ihre Freundin Margarete. Auch Margarete war eine Wolkenguckerin. Sie hatte ihr ein Vermächtnis hinterlassen, das sie nun einzulösen versucht. Ayla bekocht die Gäste, kümmert sich um alles. Dabei hat sie selbst ein ausgesprochen schweres Leben. Neben dem Job als Haushälterin hat sie abends nach Büroschluss noch einen zusätzlichen Putzjob in einer Bank. Sie lebt des Geldes wegen in einer WG mit männlichen Studenten, die ihr sämtliche Putzarbeit im Haus hinterlassen und dann auch noch den Kühlschrank leer essen.

Der zunächst unsympathische Nachbar Ferdinand entpuppt sich als Mobbing-Opfer, als jemand, der ein Leben leben musste, das ihm überhaupt nicht lag. Wilma sinnt auf Abhilfe und hat schnell eine Idee, wie sie ihn einbinden kann. Und so wird er schnell zu einer Stütze für den Freundeskreis.

Daneben tauchen noch der Gärtner Vasja, Kollegin Katharina und die Mütter eines Freundes von Mia als Nebenfiguren auf.

Zunächst einmal sind sie alle nur ein bunter Haufen Fremder. Die Zuneigung zueinander wächst langsam. Auch zwischen Ayla und Wilma herrscht zunächst oft das Missverständnis und Ayla wünscht sich die viel offenere Margarete zurück. Aber sie finden zueinander, vor allem weil es Wilma immer besser gelingt, ihre Abwehrhaltung allem und jedem gegenüber abzulegen. Sie öffnet sich und damit eröffnen sich auch Möglichkeiten für alle anderen.

Trotz dem, dass es im Buch viel um Trauer und um Abschiednehmen geht, ist das Buch doch leicht geschrieben. Man ist sich schon der Tatsache bewusst, dass Trauer um geliebte Menschen ihre Zeit braucht, aber hier wird sie so beschrieben, dass sie auch zum Leben gehört.

Das vorletzte Kapitel ist ein würdiger und passender Abschluss für die Geschichte, schöner kann man es sich kaum vorstellen.

Für mich war es ein Wohlfühl-Roman, der mir gut gefallen hat und mich auch dazu inspiriert, mal wieder den Wolken zuzuschauen.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Anna - immer einen Schritt voraus!

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 2: Das Vermächtnis der Winzerin
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Dieser Band ist der zweite Band aus der Reihe "Vino, Mord und Bella Italia" und tatsächlich kommen weder der Wein noch das Verbrechen zu kurz. Die Handlung spielt in Fontenaia in der Toskana.

Anna ist ...

Dieser Band ist der zweite Band aus der Reihe "Vino, Mord und Bella Italia" und tatsächlich kommen weder der Wein noch das Verbrechen zu kurz. Die Handlung spielt in Fontenaia in der Toskana.

Anna ist immer noch dabei, das von ihrer Oma geerbte Häuschen instand zu setzen. Glücklicherweise hat sie mittlerweile in Loris einen begabten Handwerker gefunden, der auch sonst nicht zu verachten ist. Sie selbst hat sich während ihres Urlaubs noch einen Ferienjob gesucht und arbeitet für die Lokalzeitung. Beim Dorffest versucht sie, die gute Stimmung einzufangen, stolpert allerdings dann zu späterer Stunde über eine Leiche. Es handelt sich um eine Winzerin aus dem Ort, die Familie war einst bekannt für hervorragende Weine.

Aus der spontanen Bitte, für den Commissario zu übersetzen - der Hauptverdächtige ist ein Österreicher - erwacht ihr Interesse an diesem Fall und schon ist sie wieder mittendrin in den Ermittlungen und oft genug den Kommissaren auch einen Schritt voraus.

Alte bzw. junge Bekannte aus Band 1 sind wieder mit von der Partie und geben dem Buch gehörig Schwung und Leichtigkeit. Anna ist ausgesprochen gut im Ort vernetzt und ihre unorthodoxen Methoden zeigen häufig Erfolg, bringen sie aber auch schon mal in Gefahr.

Das Buch war als Cozy Crime angekündigt und das ist es auch. Die Handlung wird an keiner Stelle blutrünstig, es geht immer mehr um die Auflösung. Auch wenn Anna und Vico vorgeben, sich nicht leiden zu können, so ist da doch ein gewisser Respekt voreinander. Sie verfolgen immerhin ein gemeinsames Ziel und behindern sich nicht gegenseitig.

Der Wein spielt schon dadurch eine Rolle, dass die Ermordete Winzerin war, es geht aber weniger um die Weinherstellung oder den Genuss desselben. Auch das gute Essen und die malerische Landschaft werden zwar erwähnt, spielen aber nicht die Rolle wie in vielen Krimis aus Südfrankreich oder Portugal. Und so ist es eher die Geselligkeit untereinander, das tägliche Schwätzchen im Gemüseladen, ein Fest auf dem Dorfplatz, das Lebensgefühl transportiert. Man fühlt sich auch als Leser gut angekommen, wenn man sich den Gepflogenheiten anpassen kann.

Das Buch bleibt spannend bis zum Schluss und die Auflösung war eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Das Buch hat eine angenehme Länge, die man in ein oder zwei Tagen schaffen kann. Somit muss man sich nicht zu lange in Geduld üben, bis der Fall endlich gelöst wird.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Italienisch lernen auf die angenehme Art

Enjoy Italienisch
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Zunächst einmal kann ein Medium, das sprachliches Wissen vermittelt, den Leser also schlauer zurücklässt, auf keinen Fall sinnlos sein, und sei es die Serviette beim Griechen. Deshalb ist natürlich auch ...

Zunächst einmal kann ein Medium, das sprachliches Wissen vermittelt, den Leser also schlauer zurücklässt, auf keinen Fall sinnlos sein, und sei es die Serviette beim Griechen. Deshalb ist natürlich auch diese Einführung in die italienische Sprache nützlich und man kann sein Sprachwissen erweitern. „Das Gute-Laune-Buch- zum Sprachenlernen“ verspricht uns der schön gestaltete Umschlag mit aufmerksamkeitsstarker Bildcollage. Und in der Tat ist das Buch ansprechend gestaltet und kurzweilig aufgebaut. Die Autoren haben sich Mühe gegeben, praxisrelevante Themengebiete mit den wichtigsten Vokabeln und Redewendungen einzubinden und vor allem, die Lerninhalte durch viele Übungen und Rätsel spielerisch zu vermitteln. Diese fordern geradezu zum Mitmachen auf und sind unterhaltsam konzipiert. Oft sind die italienischen Begriffe mit Illustrationen und Bildern dargestellt, so ist der Lerneffekt größer als über eine reine Vokabelaufstellung. Daneben werden viele nützliche Informationen rund um Land und Leute vermittelt, die das italienische Lebensgefühl hervorrufen, uns helfen, in Italien zurecht zu kommen und Lust zum Weiterlesen und -lernen machen.

Allerdings ist das Buch, obwohl in Titel und Beschreibung nicht angegeben, eher etwas für Jugendliche. Dass man geduzt wird, ist zwar mittlerweile durchaus gebräuchlich, kommt aber hier durch die einfache Sprache und die Ratschläge und Übungen oft sehr kindlich rüber. Dies wird z.B. deutlich durch den Lerntipp, sich doch morgens gegenseitig mit Buongiorno zu begrüßen. Auch ist der Lerneffekt des Buches sehr beschränkt. Es werden sehr schön die wichtigsten Wörter und nützliche Sätze für bestimmte Situationen angegeben, ein Lernwilliger hätte jedoch viel mehr Italienisch-Vokabeln und vor allem eine systematische Grammatik verkraftet. Das wäre noch mit dem Spaßfaktor des Buches, der ein Vokabelpauken ausschließt, zu verargumentieren, dass jedoch keinerlei Hinweise zur Aussprache der Wörter gegeben werden, ist unverzeihlich. Dies macht nicht nur eine praktische Anwendung des vermittelten Wissens in Italien bei vielen Vokabeln unmöglich, im schlimmsten Fall bringt man sich eine falsche Betonung oder Aussprache bei. Somit kann das Buch zwar sehr kurzweilig die Lust auf das Italienischlernen wecken und erste rudimentäre Inhalte vermitteln, es befähigt jedoch nicht zum Verstehen oder gar Sprechen der italienischen Sprache. Deshalb vergebe ich insgesamt 3 Punkte.

Noch ein Hinweis zum Schluss, der angegebene Link zu einem Vokabeltrainer entpuppte sich als wenig hilfreich. Das Buch wurde nicht gefunden und man sollte selbst Vokabeln eingeben.


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Veröffentlicht am 18.06.2024

Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne

Nora Webster
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Der Autor ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart und sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Sein Roman „Brooklyn“ wurde auch verfilmt.

Das Buch erschien 2014, die Handlung ...

Der Autor ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart und sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Sein Roman „Brooklyn“ wurde auch verfilmt.

Das Buch erschien 2014, die Handlung allerdings spielt in den 60er Jahren in Irland.

Nora Webster hat gerade ihren Mann verloren, er war die Liebe ihres Lebens und starb viel zu früh. Nora Webster kann mit der Situation nur sehr schwer umgehen. Da kommt so viel auf sie zu, worauf sie gerne verzichtet hätte. Täglich kommen Bekannte, die kondolieren wollen. Und immer wird neben einer Tasse Tee auch etwas Essbares erwartet und die Besucher nehmen sich stundenlang Zeit über Maurice zu reden und dann natürlich über sich selbst. Nora hätte gerne einfach mehr Zeit für sich selbst und für ihre Familie. Wir begleiten sie und ihre Familie in den ersten drei Jahren nach Maurices Tod.

Ihre Familie, das sind 2 Töchter, die bereits aus dem Haus und in der Ausbildung sind und zwei jüngere Söhne, Donal und Connor. Donal ist ca. 12 Jahre alt, als sein Vater stirbt, Connor zwei oder drei Jahre jünger, aber auf jeden Fall auch bereits in der Schule.

Interessant bei der sehr gemächlich fortschreitenden Handlung ist, dass Nora oft ganz anders entschieden hätte, als ihr Mann. Sie trifft klare Entscheidungen, oft auch von der Angst geleitet, nicht genug Geld für die Familie zu haben. Das Ferienhaus am Meer wird schnell verkauft, auch wenn es den Kindern leid tut. Sie geht wieder arbeiten und schließt nahtlos an die Stelle an, die sie vor mehr als 20 Jahre in der gleichen Firma schon begleitete. Und sie tritt der Gewerkschaft bei, auch gegen den Willen ihrer Arbeitgeber.

Es ist eine Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne. Nora ist durchaus selbstbestimmt und weiß, was sie will. Ihre Verwandten, von denen es viele gibt, wirken subtil auf sie ein, wenn ihnen Noras Ideen zu weit gehen. Sie können aber auch sehr direkt sein. Aber trotz mancher andersartiger Vorstellungen hat man doch immer das Gefühl, dass da ein ganz enger Zusammenhalt ist. Immer findet sich jemand, der sich Connors und Dolans annimmt, wenn abendliche Verpflichtungen anstehen oder Nora doch einmal verreisen muss oder will. Und die Tanten zahlen wie selbstverständlich das Schulgeld für die Kinder und richten Donal eine Dunkelkammer für die Entwicklung seiner Fotos ein.

Die Geschichte Irlands und die ersten Unruhen in Nordirland werden gestreift, sind aber nicht wirklich im Buch verarbeitet. Als abendliche Nachrichten spielen sie eine Rolle und die zweitälteste Tochter engagiert sich auch für die irische und katholische Sache, mehr allerdings ist sie an sozialer Gerechtigkeit interessiert.

Ich fand das Buch gut, aber nicht überragend und so empfehle ich es mit vier Punkten gerne weiter

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Keine Morde in Torreira?

Südlich von Porto wartet die Schuld
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Mariana da Silva hat auch ihren zweiten Krimi südlich von Porto angesiedelt und wenn man die Gegend kennt, fühlt man sich sofort dort angekommen. Mir gefiel die Küste zwischen Lissabon und Porto sowieso ...

Mariana da Silva hat auch ihren zweiten Krimi südlich von Porto angesiedelt und wenn man die Gegend kennt, fühlt man sich sofort dort angekommen. Mir gefiel die Küste zwischen Lissabon und Porto sowieso noch besser als die Städte.

Der Wiedererkennungswert ist aber auch durch das Cover gesichert, auch hier zieren gelbe Azulejos die Vorderseite.

Ria Almeida ist zurück nach Torreira gezogen, ihren Job bei der Stuttgarter Polizei hat sie nach persönlichen Problemen aufgegeben und hilft nun ihrem Schwager, dem Dorfpolizisten Joao Pinto aus, sie vertritt seine hochschwangere Frau Mariposa.

Eigentlich gibt es in Torreira gar keine Morde, doch seit sie dort ist, häufen sie sich. Eine Gruppe Umweltschützer entdeckt im Naturschutzgebiet an der Küste eine Leiche, es ist zufällig der Richter, auf den ihr Kollege Baptista, der Kommissar aus Aveiro, dringend wartet.

Und so ermitteln die beiden wieder gemeinsam, erst widerstrebend, später immer effektiver und abgestimmter.

Die Ermittlungen nehmen viel Raum ein und sind kompliziert aber auch das Familienleben der Almeidas und Pintos kommt nicht zu kurz. Mariposa ist hochschwanger und mischt trotzdem noch überall mit, ihre Ideen bringen die Polizisten weiter. Rias Eltern reisen aus Stuttgart an und Ria hat das Glück, dass sich die ganze Verwandtschaft ihrer neu angemieteten Wohnung annimmt und diese renoviert und einrichtet. Sie ist viel zu tief in die Ermittlungen eingestiegen, sie hätte keine Zeit dafür gehabt.

Zwischen Ria und Baptista knistert es vernehmlich, dennoch bleibt das kollegiale Verhältnis gewahrt. Aber Baptista hat immerhin schon zugeben müssen, dass Ria für die kleine Polizeistation in Torreira überqualifiziert ist, vielleicht wird sie im nächsten Band zur gleichberechtigten Kollegin in Aveiro. So wären weitere gemeinsame Ermittlungen möglich, denn in Torreira gibt es ja keine Morde.

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