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Veröffentlicht am 06.12.2024

Die starken Frauen der Familie Milani

Café Alba
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Auch der zweite Teil von „Café Alba – Zeiten in Goldenem Glanz“ entführt uns wieder ins schöne Piemont und nicht nur das Cover, auch die Beschreibungen von Emilia Lombardi lassen eine Wohlfühlatmosphäre ...

Auch der zweite Teil von „Café Alba – Zeiten in Goldenem Glanz“ entführt uns wieder ins schöne Piemont und nicht nur das Cover, auch die Beschreibungen von Emilia Lombardi lassen eine Wohlfühlatmosphäre entstehen und betörende Kaffeehausdüfte sich in unserer Vorstellung ausbreiten.
Die Handlung beginnt mit einem großen Zeitsprung. Ich kannte Band 1 und war daher schnell wieder up to date. Isabella, Francescas Tochter, ist mittlerweile erwachsen und feiert ihren sehr guten Studienabschluss. Ihr Eintreten in die Firma der Mutter steht kurz bevor und sie sprüht vor Ideen. Hier werden zunächst einmal Generationenkonflikte thematisiert, das Vorpreschen der Jugend und die Zögerlichkeit der älteren Generation: Isabella möchte expandieren, ihre Mutter will alles sehr viel langsamer angehen.
Francescas überraschende zweite Schwangerschaft reduziert ihren Einfluss in der Azienda ein wenig, Isabella kann sich mehr einbringen, obwohl sie zwischenzeitlich auch mit einem Job an der Uni geliebäugelt hatte.
Sie befindet sich in einem Wechselbad der Gefühle, die Auswahl ihrer Partner ist zunächst nicht immer glücklich und erst zum Schluss stellt sie fest, dass die beste Wahl sich schon eine ganze Zeitlang in ihrer Nähe befunden hatte.
Francesca ist mit über 40 Jahren in deutlich ruhigeres Fahrwasser eingetreten. Ihre Ehe mit Aurelio ist glücklich und der kleine Federico ein lebhaftes Kind. Doch die alten Konflikte schwelen weiter, Valentino versucht weiterhin der Familie zu schaden und hat seine Niederlage nie eingestehen können. Francesca muss aber erkennen, was Neid und Eifersucht anrichten können, eine alte Freundin entpuppt sich als schwere Enttäuschung.
Toll war die Schilderung des Familienzusammenhalts gerade zwischen den Milani-Frauen. Von Großmutter Carla über Francesca zu Isabella halten alle zusammen und unterstützen sich gegenseitig und im Epilog macht sich die vierte Generation an starken Frauen bereit, das Café Alba in die Neuzeit zu bringen. Eigentlich wissen wir noch gar nicht, ob es einen dritten Teil geben wird, aber wir warten alle darauf.

Alles in allem wieder ein sehr lesenswertes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

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  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.11.2024

Gegen andere austeilen, um nicht den Fokus auf die eigenen Unzulänglichkeiten zu lenken

Lügen über meine Mutter
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Die Handlung spielt in Obach, einem fiktiven Dorf, irgendwo zwischen Baumholder und Birkenfeld, an den Rändern des Hunsrücks.

Das Buch ist aus der Sicht der zu Anfang sechsjährigen Tochter eines Ehepaars ...

Die Handlung spielt in Obach, einem fiktiven Dorf, irgendwo zwischen Baumholder und Birkenfeld, an den Rändern des Hunsrücks.

Das Buch ist aus der Sicht der zu Anfang sechsjährigen Tochter eines Ehepaars geschrieben. Er arbeitet in einem Ingenieurbetrieb, muss aber feststellen, dass alle studierten und ausgebildeten Ingenieure an ihm vorbeiziehen und er bei jeder Beförderung den Kürzeren zieht. Die Mutter arbeitet als Fremdsprachensekretärin in einem Leder verarbeitenden Betrieb, Kirn war damals Zentrum der Lederindustrie in dieser Region. Gegen den Willen ihres Mannes bildet sie sich gerade mit neuen Sprachen weiter, ihre Prüfung steht zu Anfang des Buches kurz bevor.

Die in einer anderen Schriftart gesetzten kurzen Abschnitte im Buch sind mit großem zeitlichem Abstand und im Rückblick von der Tochter verfasst worden. Sie denkt über ihr eigenes Verhalten, über das ihres Vaters aber auch über die Reaktionen ihrer Mutter nach.

Vater und Mutter sind nicht sonderlich glücklich miteinander. Ständiger Streitpunkt ist das zu hohe Gewicht der Mutter. Und auch auf dem ehemaligen Bauernhof, dem Wohnhaus der Eltern, in dem auch die Großeltern eine Wohnung haben, scheint die Mutter nicht willkommen zu sein. Ihr wird ihre Herkunft vorgeworfen, ihre Eltern waren Flüchtlinge aus Schlesien, die nach dem Krieg zwischen Nahe und Hunsrück hängenblieben.

Der Familie geht es finanziell gut, man kann sich einen Urlaub leisten und baut nach der Erbschaft der Familie mütterlicherseits ein großes Haus in Ortsrandlage.

Egal, wie die Mutter sich verhält, sie kann immer nur alles falsch machen. Die Abneigung, die ihr da entgegenschlägt, nagt an ihr.

Meiner Meinung nach war das ständige Gerede darüber, dass die Mutter zu dick sei, lediglich ein Ausdruck der Unterlegenheit des Vaters. Das wurde mir klar, als die letzte Maßnahme der Mutter, die endlich Erfolge zeigte, bei ihrem Vater nur Unsicherheit hervorrief. Er schien jetzt plötzlich nicht mehr zu wissen, wie er sie in Schach halten konnte und wie er weiterhin an ihr herummäkeln konnte (S. 389).

Die Mutter war die Stärkere in der Beziehung, sie wurde zwar jahrelang kleingehalten und niedergemacht, dennoch ließ sie sich letztendlich nicht unterkriegen.

Für mich hatte sie alles versucht, die Ehe zu retten, den beiden Kindern eine sorgenfreie Kindheit zu bescheren, sie hatte sogar Jenny, eine entferntere Verwandte und Freundin von Ela lange Zeit als Pflegekind bei sich aufgenommen. Ihrem Mann hat sie wider besseres Wissen seine Allüren (Sportwagen, Urlaub) erlaubt. Und trotzdem, es war nie genug. Irgendwie erschien es mir so, dass der Vater, je abhängiger er finanziell von seiner Frau wurde, sie desto ungenierter mit seinen Anschuldigungen quälte. Für seine eigenen Fehler hatte er in ihr einen Sündenbock gefunden.

Die 80er Jahre waren selbst in entlegenen Gegenden eine Übergangszeit vom Patriarchat, in dem der Mann die Richtlinien vorgab, zu mehr Mitbestimmung der Frauen. Nicht jeder Mann konnte damit umgehen, schon gar nicht, wenn er instinktiv erfasste, dass die Frau ihm mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war. Und so waren verbale Entgleisungen eine der Methoden, mit der man die Ehefrau klein hielt und seine eigene Position sicherte.

Ich fand, es war ein sehr lesenswertes Buch, das nachhallt und das ich sicher in Teilen auch noch einmal lesen werde.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Anna kämpft um Anerkennung

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 4: Ein Mörder zu viel
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Anna hat sich entschieden, sie bleibt in Fontenaia, an ihrem Wohlfühlort. Sie lebt sich immer besser dort ein, auch wenn das Haus ihrer Großmutter ihr immer noch großen Kummer bereitet und ihr die notwendigen ...

Anna hat sich entschieden, sie bleibt in Fontenaia, an ihrem Wohlfühlort. Sie lebt sich immer besser dort ein, auch wenn das Haus ihrer Großmutter ihr immer noch großen Kummer bereitet und ihr die notwendigen Reparaturen über den Kopf wachsen, vom fehlenden Geld ganz zu schweigen.

Durch Zufall lernt sie im Café drei alte Damen kennen, die sie bitten, doch einmal einen Artikel über ihre jahrzehntealte Freundschaft zu schreiben. „Unser Redakteur würde eher darauf anspringen, wenn Sie drei durch eine tiefe Feindschaft verbunden wären, voll mit Mord und Totschlag“, entgegnet Anna noch, ohne zu ahnen, dass eine der Freundinnen schon am nächsten Morgen tot aufgefunden wird.

Man hätte es für einen schnellen und gnädigen Tod halten können, aber kurz darauf stehen mehrere Personen auf der Wache und bezichtigen sich selbst des Mordes. Und tatsächlich war es Mord durch Rattengift, aber nicht durch zu viel Zucker oder Tee, wie zunächst bei der Diabetikerin vermutet worden war.

Anna hat sich mit ihrer Anstellung bei der Polizei keinen Gefallen getan. Überall werden ihr "Fesseln angelegt", muss sie sich unterordnen und den Anordnungen von Vico Folge leisten. Das ist nicht ihre Art zu ermitteln, ihr Vorteil liegt in der Kommunikation und dem unkonventionellen Vorgehen.

Als sich nach einem ihrer „Alleingänge“ dann der ganze Ort gegen sie zu verschwören scheint, ist sie sich nicht mehr sicher, mit Italien die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aber glücklicherweise gibt es auch wieder bessere Tage und ihr Vorpreschen beschleunigt die Lösung des Falles ungemein.

Für mich war dieser Fall nicht der beste in der bisherigen Reihe, es war mehr ein Übergangsfall. Ich könnte mir vorstellen, dass sie demnächst Besuch aus Hamburg bekommen wird - schließlich gibt es dort womöglich einen Job für ihren besten Freund - und ich wünsche mir, dass Vico sich endlich besinnt und Anna entsprechend ihren Fähigkeiten einsetzt.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Der Schlüssel zum Glück

Die Halbwertszeit von Glück
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Anhand von 4 Schicksalen nähern wir uns der Handlung:

Der Epilog geht ins Jahr 1938 zurück. Da ist Margarethe, die im November in der Reichspogromnacht ihren Verlobten verliert. Sie bleibt mit einem kleinen ...

Anhand von 4 Schicksalen nähern wir uns der Handlung:

Der Epilog geht ins Jahr 1938 zurück. Da ist Margarethe, die im November in der Reichspogromnacht ihren Verlobten verliert. Sie bleibt mit einem kleinen Kind zurück. Sehr viel mehr erfahren wir zunächst einmal nicht.

Im Dezember 1987 findet Johanna, Physikerin, die in einem Waldstück nahe der deutsch-deutschen Grenze lebt, eine verwundete 17-Jährige, die auch noch schwanger ist und versteckt sie vor den Grenztruppen.

In Los Angeles fühlt Hannah sich 2003 schuldig am Tod einer jungen Kollegin und Freundin, die einen Dienst von ihr übernommen hatte, damit sie ein Vorstellungsgespräch wahrnehmen konnte. Das Café, in dem sie Kaffee und Biscuits hätte holen sollen, flog wegen einer defekten Gasleitung in die Luft, alle Kunden starben vor Ort.

Mylène hat 2019 fast alles erreicht, was sie sich wünschen kann. Sie ist verlobt mit einem der begehrtesten Junggesellen der Stadt, hat ein erfolgreiches Kosmetikgeschäft, was sollte sie sich noch wünschen. Da bricht von einem Tag zum anderen ihre Welt zusammen: sie erbt eine Wohnung in Amsterdam und muss damit feststellen, dass ihre geliebten Eltern in Wirklichkeit nicht ihre leiblichen Eltern sind, sondern sie nur adoptiert haben. Vollkommen außer sich macht sie sich auf den Weg nach Amsterdam.

Diese Geschichten haben zunächst einmal nichts miteinander zu tun. Ganz im Gegenteil, sie hemmen sogar den Lesefluss ein wenig und nach jedem Abschnitt entsteht ein kleiner Cliffhänger, weil man gerne gewusst hätte, wie es weitergeht und sich jetzt zunächst einmal wieder mit einer anderen Protagonistin beschäftigen muss.

In jedem Kapitel erfährt man aber ein wenig mehr vom Schicksal der Frauen, man steigt in ihre Welt ein, folgt ihnen auf ihren Wegen und freut sich und leidet mit ihnen.

Das Cover ist farbenfroh, eine Explosion aus Rot und Orange mit dunklem Blau im unteren Teil, aber es bedurfte Hollys Vorstellung des Buches auf den letzten Seiten, um mir klarzumachen, dass es sich tatsächlich um die Hütte im Wald handeln könnte, in der Johanna viele Jahre lebte.

Ich mochte die Nachdenklichkeit des Buches. Was ist Glück? Etwas Vergängliches? Hat Glück eine Halbwertszeit? Kann es uns in den Fingern zerrinnen? Was hat Glück mit Liebe zu tun? Können wir das Glück festhalten?

Die Gespräche in der Hütte an der Grenze hatten fast schon philosophischen Charakter und es war schön zu sehen, dass Johanna nicht nur mürrisch sein konnte, sondern sich immer mehr öffnete und dem Glück auch wieder einen Raum bot. Sie war der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und hatte in den wenigen Wochen mit "der Kleinen" gelernt, dass Glück zu geben auch glücklich machen kann.

Das Buch war manchmal wie ein Puzzle, aber alle Teile fanden am Ende zusammen und ergaben ein großes Ganzes und das über viele Grenzen hinweg. Hier spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.


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Veröffentlicht am 10.11.2024

Blaire - ehrlich, authentisch und sehr direkt

Sturmjahre
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Lia Scott hat sich dieses Mal Blaire vorgenommen und erzählt ihre Geschichte. Wieder zieht es uns nach Schottland, genauer gesagt nach Foxgirth, wo Blaire in den Kriegsjahren des 1. Weltkrieges eine erfolgreiche ...

Lia Scott hat sich dieses Mal Blaire vorgenommen und erzählt ihre Geschichte. Wieder zieht es uns nach Schottland, genauer gesagt nach Foxgirth, wo Blaire in den Kriegsjahren des 1. Weltkrieges eine erfolgreiche Whisky-Destillerie gegründet hat. Allerdings haben ihr Bruder Archie und sie sich mit der gefährlichen Edinburgher Unterwelt zusammengetan und sind Verpflichtungen eingegangen, die ihnen zwar einen gewissen Reichtum eingebracht haben, die aber auch nicht immer ganz legal sind.

Don Mac Conallta musste in Band 2 seine geliebte Tochter Isabella einem der Dennon-Brüder zur Frau geben. Isabella hatte sich geweigert, einen englischen Viscount zu heiraten, um ihrem Vater endlich Zugang zu den höheren Kreisen zu ermöglichen. Isabella war Hals über Kopf geflohen und ganz zufällig in Foxgirth gelandet, wo sie Keillan kennen- und liebenlernte.

Mac Conallta hat die Kontakte mit dem Viscount aber nie ganz abgebrochen und mittlerweile auf seinem Grund und Boden in Yorkshire eine Gin-Destillerie erbaut. Blaire soll nun dafür sorgen, dass dort ein Gin hergestellt wird, der auch englischen Damen schmeckt. Don wünscht sich etwas ganz Besonderes und schickt Blaire nach Hilmore Manor, um dort tätig zu werden.

Zunächst einmal benimmt sich Blaire wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Gutes Benehmen ist so gar nicht ihre Stärke, die Dienerschaft rümpft ob ihres Auftretens die Nase.

Doch Blaire wäre nicht Blaire, wenn es ihr nicht gelingen würde, die Menschen nach und nach für sich einzunehmen. Sie ist einfach sie selbst, ehrlich und authentisch und gewinnt so sogar die Freundschaft des Viscount.

Natürlich sind die Bücher dieser Reihe nach einem ähnlichen Muster geschrieben. Wir durften die Geschwister nun ja schon in den vorangegangenen Bänden kennenlernen. Trotzdem ist es immer wieder schön zur Familie zurückzukehren. Lia Scott schreibt so fesselnd, dass man auf seine Nachtruhe auch mal gerne verzichtet, um einfach zu erfahren, was weiter passiert.

Es war natürlich verführerisch, auf den letzten Seiten bereits einen Ausblick auf den nächsten Band zu erhalten, den ich mir sicherlich auch auf meine Leseliste setzen werde.

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