Kreuz und quer durch Lissabon
Portugiesisches ErbeUnsere persönlichen Erinnerungen an Lissabon sind extrem verregnet, von daher freute es mich, die Stadt nun auch mal von ihrer Sonnenseite aus kennenzulernen. Das tut man, wenn man Henrik Falkner quer ...
Unsere persönlichen Erinnerungen an Lissabon sind extrem verregnet, von daher freute es mich, die Stadt nun auch mal von ihrer Sonnenseite aus kennenzulernen. Das tut man, wenn man Henrik Falkner quer durch Lissabon und Umgebung folgt.
Er ist in die portugiesische Hauptstadt gekommen, um das Erbe seines Onkels anzunehmen, eines Onkels, den er gar nicht kannte. Der Onkel führte ein Antiquariat und Antiquitätengeschäft in einer dunklen Gasse, zu der sich kaum ein Kunde verirrte. Umso verwunderter ist Henrik, als ihm schon am ersten Tag 1,1 Mio für das Haus geboten werden. Der tatsächliche Wert liegt weit darunter. Henrik, ehemals Polizeibeamter, steht wenig auskunftsbereiten Hausbewohnern und Mitarbeitern gegenüber, irgendetwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Und tatsächlich wird er bereits am ersten Abend fast Opfer eines Verkehrsunfalls, da hat es eindeutig jemand auf sein Leben abgesehen.
Anschläge und gruselige Entdeckungen wechseln sich in rascher Folge ab, die Polizei darf nicht eingeschaltet werden, weil man sie für bestechlich hält. Und so jagt Henrik mit wechselnden Partnern kreuz und quer durch Lissabon, nur um zum Schluss die HIntermänner der von ihm aufgedeckten Verbrechen doch nicht zu fassen zu bekommen.
Ich kannte die Reihe nicht, habe aber festgestellt, dass es schon einige Fortsetzungsbände gibt. Von daher dürften die Schuldigen mittlerweile durch die weiteren Bände bekannt sein. Aber wer weiß, was das Antiquariat noch an Geheimnissen barg.
Die Geschichte ist durchaus flott und spannend. Dennoch wäre ich als ehemaliger Polizist in so manchem Fall anders vorgegangen. Warum fotografierte er seine Funde nicht, wenn die Beweislast später doch bei ihm liegt? Auch die beiden sexuellen Intermezzi irritierten zumindest, zumal sich nichts weiteres daraus ergab. Die intuitiven Eingebungen, die ihn auf die Spur der Verbrechen der Vergangenheit führen, wirken sehr konstruiert. Das besondere Plus des Buches ist der Schauplatz. Lissabon ist eine faszinierende Stadt und ihr manchmal etwas morbider Charme kommt im Krimi gut zur Geltung.
Für Leser, die Lissabon kennen, sind die Wege durch die Stadt sicher eine schöne Erinnerung, an manches habe selbst ich mich, trotz damaligen Dauerregens, erinnert.