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Veröffentlicht am 06.06.2017

Fiktion oder Realität?

Sommernachtsfunkeln
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Kati trägt nach einem schlimmen Unfall eine Narbe im Gesicht davon. Diese Narbe ist groß und auffallend und deswegen leidet Kati unter schwindendem Selbstwertgefühl und Depressionen. Sie bricht alle Brücken ...

Kati trägt nach einem schlimmen Unfall eine Narbe im Gesicht davon. Diese Narbe ist groß und auffallend und deswegen leidet Kati unter schwindendem Selbstwertgefühl und Depressionen. Sie bricht alle Brücken hinter sich ab und flüchtet nach L.A. um dort 1 Jahr als Au-Pair-Mädchen zu arbeiten. Als sie eines Tages von ihrer Au-Pair-“Mutter“ ins Lived geschickt wird, um ein wenig die Cocktailrezepte auszuspionieren, trifft sie auf Jeff, den Inhaber der Bar. Jeff scheint ihre Narbe gar nicht zu bemerken oder er ignoriert sie geschickt und er umgarnt Kati regelrecht mit seinem Charme, was ihr einen Selbstbewusstseins-Schub gibt. Sie hat überhaupt nichts dagegen, von Jeff eingewickelt zu werden. Dann setzt sie die rosarote Brille auf und packt die Naivität aus.

Jeff und seine Schwester Lucy, die beiden Inhaber des Lived, haben eine florierende Bar mit internationalem Publikum aufgezogen und der Geheimtip ihrer Bar sind Smoothies, die genau passend und mit geheimen Zutaten zum jeweiligen Charakter des Trinkenden hergestellt werden.

Jeff, Lucy und deren Freund Ezra, lassen von Anfang an den Eindruck bei mir entstehen, dass mit ihnen etwas nicht so recht stimmt. Dann wiederum zweifele ich an meiner Phantasie, denn eigentlich sind sie doch ganz normale Menschen.

Und dann ist da noch Luke. Seit Jahren sind Kati und er befreundet, aber erst in letzter Zeit wird Kati bewusst, dass sie mehr für ihn empfindet als nur Freundschaft. Als Luke zum ersten Mal aus seiner Perspektive in der Geschichte erwähnt wird, dachte ich mir „okeeeeey, was ist das denn für einer?“, aber je öfter die Perspektive von Kati zu Luke wechselt, desto mehr mag ich ihn und das bleibt auch bis zum Schluss so. Luke ist der Einzige, der wirklich den Überblick behält.

Die Autorin versteht es geschickt, den Leser immer wieder dazu zu bringen, sich die Frage zu stellen „Ist das jetzt real oder nicht?“. Damit hält sie die Spannung gekonnt von Anfang an aufrecht.

Am Schluss fügt sich alles ineinander. Für mich persönlich ist der Schluss ein klein wenig zu harmonisch, da hätte gerne etwas nicht so rund laufen dürfen – aber letztendlich werden alle Fragen
beantwortet.

Bisher kannte ich von der Autorin nur die historischen Romane, die sie unter ihrem Namen Beatrix Mannel veröffentlicht hat. Aus der Sparte ihrer Jugendbücher liegt hier schon seit einer kleinen Ewigkeit „Stigmata“ auf meinem SuB, aber das wird jetzt hoffentlich nicht mehr lange so bleiben, denn ihr neuestes Buch „Sommernachtsfunkeln“ zu lesen, war nicht meine schlechteste Idee.

Das Buch richtet sich an Jugendliche im Alter von 12 – 15 Jahren und - auch wenn ich der Zielgruppe längst entwachsen bin - es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

Der Schreibstil von Beatrix Gurian ist angenehm, flüssig und gut zu lesen. Die Charaktere sind allesamt realistisch und greifbar beschrieben und re-/agieren weitestgehend dem Alter nach, in dem sie sich befinden.

Veröffentlicht am 12.04.2017

Früher tötete sie für ihr Land, heute tötet sie für ihre Tochter

Sie werden dich finden
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Wie jeden Morgen fährt Holly Brenner ihre 6jährige Tochter Suzie auch heute zur Grundschule. In dem Moment, als sie die 2 jungen Männer auf dem Gelände der Grundschule sieht, wird ihr klar, dass ihre ...

Wie jeden Morgen fährt Holly Brenner ihre 6jährige Tochter Suzie auch heute zur Grundschule. In dem Moment, als sie die 2 jungen Männer auf dem Gelände der Grundschule sieht, wird ihr klar, dass ihre seit Jahren sorgfältig aufrecht erhaltene Tarnung sich in wenigen Minuten in Luft auflösen wird. Sie tötet die beiden Männer, verhindert damit ein Attentat auf die Schule, aber durch die DNA-Spuren, die sie am Tatort hinterlässt, wird sie wieder zu Kate Swift, jene Frau, die von der CIA und ihrem ehemaligen Vorgesetzten gejagt wird.

Einst war die CIA ihr Arbeitgeber – bis zu dem Zeitpunkt, als ihr palästinensischer Ehemann Yusuf durch die Hand von Lucien Benway, Kates damaligem Vorgesetzten, ermordet wurde. Kate ging mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit, Benway verlor seinen Posten und das Vertrauen der Regierung und Kate ist mit ihrer Tochter untergetaucht.

Da sie geahnt hatte, dass ihre Tarnung irgendwann auffliegen wird, lässt sie einen lange ausgereiften Notfallplan ablaufen, ändert erneut ihre Identität und die ihrer Tochter und macht sich auf den Weg nach Thailand, um dort ihren ehemaligen Mentor Harry Hook aufzusuchen und um Hilfe zu bitten.

Dann stürzt AirStar Flug 2605 über Thailand ab …..

„Sie werden Dich finden“ ist ein Thriller aus der Feder des Autors James Rayburn. Es handelt sich dabei um das offene Pseudonym des Drehbuchautors, Regisseurs und Produzenten Roger Smith, der in Johannesburg/Afrika geboren wurde, in Kapstadt lebt und arbeitet und auch unter seinem Klarnamen Krimis und Thriller veröffentlicht.

Das Buch hat 400 Seiten, die in 90 kurze Kapitel eingeteilt sind und wechselweise aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt werden. Es gibt Kapitel aus der Sicht von Kate und ihrer Tochter, von Lucien/Nadja Benway, von Harry Hook und Philip Danvers. Alle haben mit der CIA-Vergangenheit von Kate Swift zu tun und sind ihr mal mehr oder mal weniger wohlgesonnen.

James Rayburn schafft es gleich auf den ersten Seiten, den Spannungsbogen steil in die Höhe schnellen zu lassen und den Leser neugierig auf die nächsten Kapitel zu machen. Leider kann er die Spannung nicht über die komplette Buchlänge aufrecht halten, denn irgendwann verliert er sich mehr und mehr in ausschweifenden Beschreibungen der einzelnen Personen, was Kate und ihre Tochter etwas aus dem Fokus rutschen lässt.

Das Buch ist gespickt mit Leichen, was bei einem Thriller ja nichts ungewöhnliches ist, es wird aber nicht bei jedem Toten klar, warum er/sie sterben musste. Zudem bedient der Autor sich einer ziemlich derben und obszönen Sprache. Am Anfang habe ich mich daran noch nicht gestört, aber mit fortschreitender Seitenzahl war es mir persönlich dann doch etwas zu derb.

Die Charaktere von Kate und Suzie sind gut angelegt, wobei Suzie mit ihren 6 Jahren schon viel zu verständnisvoll darauf reagiert, dass sie mehrfach ihren Namen und ihr Aussehen ändern muss. Noch nicht einmal gegen einen neuen Radikal-Haarschnitt wehrt sie sich, aber solche Kinder gibt es ja tatsächlich. Die anderen Charaktere sind gut beschrieben, erlangen aber aufgrund ihrer Charaktereigenschaften und/oder verkorksten Lebensumstände nicht unbedingt meine Sympathie.

Der Thriller war durch die kurzen Kapitel gut zu lesen, hatte ausreichend Action und wer es gerne blutig und derb mag, ist hier gut bedient. Das Ende war überraschend anders als erwartet.

Bei mir wird die Geschichte sicherlich nicht lange im Gedächtnis verweilen – dazu gibt es zu viele Thriller, die mir deutlich besser gefallen haben.

Veröffentlicht am 07.04.2017

„Machen Sie doch einfach Urlaub“

Mein schlimmster schönster Sommer
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Nach 1 Woche Aufenthalt und einer niederschmetternden Diagnose, verlässt Isabel Drievers das Krankenhaus. In ihrem Bauch wächst ein männerfaustgroßes Etwas und innerhalb der nächsten 14 Tage entscheidet ...

Nach 1 Woche Aufenthalt und einer niederschmetternden Diagnose, verlässt Isabel Drievers das Krankenhaus. In ihrem Bauch wächst ein männerfaustgroßes Etwas und innerhalb der nächsten 14 Tage entscheidet sich, ob eine OP durchgeführt werden kann oder nicht. Damit sie zu Hause nicht vor lauter Warterei den Verstand verliert, rät der Arzt ihr zu einem Urlaub. Die Gelegenheit ergibt sich schneller als erwartet, denn auf dem Weg zwischen dem Krankenhaus und ihrem Zuhause steht ein grellgelber Bus mit einem „Zu Verkaufen“-Schild am Straßenrand. Kurzentschlossen kauft Isabel den Bus, um sich ihren Traum von einer Reise in die Provence zu erfüllen. Der ehemalige Besitzer, Rasso Liebermann, bittet Isabel jedoch, sie ein kurzes Stück mitzunehmen, da er für seine Tante einen Auftrag zu erfüllen hat. So machen sich die 2 auf zu einer Reise mit ungewissem Ausgang.

Bei „Mein schlimmster schönster Sommer“ handelt es sich um einen Roadtrip. Eigentlich ist das nicht ganz mein bevorzugtes Genre, denn diese Bücher erfreuen sich oft einer Art von Humor, der sich nicht mit meinem Humor deckt.

Stefanie Gregg jedoch schafft es, durch ihren lockeren und wirklich erfrischenden Schreibstil, dass ich das Buch in kürzester Zeit gelesen habe. Der Inhalt des Buches ist schräg und unrealistisch, aber es liest sich einfach schön weg.

Isabel macht sich also mit Rasso auf den Weg. Er will nach Freilassing um beim Bestatter die Urne seiner Mutter abzuholen und anschließend will er eine Kommode zu seiner Tante nach Füssen bringen, Isabel will weiter in die Provence um dort die paar Tage „Freizeit“ bis zur OP-Entscheidung zu verbringen. Da sie ihr Handy - neben einer kurzen Nachricht für ihren Lebensgefährten Georg - zu Hause auf dem Küchentisch hat liegen lassen, ist sie fortan für niemanden erreichbar.

Was den Beiden passiert, bewegt sich fernab jeder Realität. Wobei … es gibt Dinge, die glaubt einem niemand. So reiht sich Zufall an Zufall und die Geschichte ist so hahnebüchen, dass sie schon wieder schön zu lesen ist.

Während Isabel Tag für Tag versucht, ihren Tumor im Bauch zu verdrängen, versucht ihr Arzt händeringend sie zu erreichen. Mangels Handy und das Wissen darum, wo Isabel sich aufhält, kann jedoch auch ihr Lebensgefährte Georg sie nicht erreichen. Der versteht Isabel sowieso nicht. Wie kann sie als vollkommen durchorganisierte Businessfrau einfach kommentarlos und ohne Handy verschwinden? Wenn Georg wüsste, dass Isabel ihre Businesskleidung auf einem Autobahnparkplatz gegen einen Hippierock mit Mondmuster getauscht hat, würde er wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Für Isabel waren die Tage mit Rasso – nach ihrer eigenen Aussage - die „ungradlinigsten Tage ihres Lebens“. Als sie in Füssen, bei Rassos Tante, die Kommode ausladen, lernt Isabel dann Rassos Freund Piet kennen …............

Wie schon erwähnt, ist der Schreibstil der Autorin jugendlich locker und erfrischend und die Charaktere werden sympathisch und authentisch dargestellt. Die größte Entwicklung macht hier Isabel durch, die auf dem gemeinsamen Weg mit Rasso feststellt, dass sie bisher zu viel gearbeitet und zu wenig gelebt hat.

Das Buch hat mich ganz gut unterhalten, ich bevorzuge es jedoch ein klein wenig näher an der Realität.

Veröffentlicht am 05.04.2017

Resozialisierung in eisiger Kälte

White Zone - Letzte Chance
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Die 6 Jugendlichen Benny, Dattel, Seven, Kaya, Fee und Crash werden die nächsten 3 Monate auf der ausgemusterten Forschungsstation Neumeyer III in der Antarktis verbringen. Sie machen jedoch keineswegs ...

Die 6 Jugendlichen Benny, Dattel, Seven, Kaya, Fee und Crash werden die nächsten 3 Monate auf der ausgemusterten Forschungsstation Neumeyer III in der Antarktis verbringen. Sie machen jedoch keineswegs Urlaub dort, sondern sie sind mit 2 Betreuern der Agentur „Social Adventures Network“ an den Südpol geflogen worden, um dort die letzte Chance auf Resozialisierung zu erhalten, denn sie alle haben eine mehr oder weniger dicke Strafakte.

Die Kids und ihre Betreuer scheinen auf der riesigen Forschungsstation jedoch nicht alleine zu sein, denn es passieren merkwürdige Dinge und es scheint als ob jemand ganz und gar nicht einverstanden damit ist, sein „Zuhause“ teilen zu müssen. Nicht zu wissen ob es diesen „Einsiedler“ tatsächlich gibt, oder ob sich vielleicht jemand aus der Gruppe üble Scherze mit den Anderen erlaubt, zerrt an den Nerven aller.

Bei einem ihrer Ausflüge in die unwirtliche Umgebung der Forschungsstation, die sie über das Schelfeis führt, werden die Jugendlichen Zeuge einer Walfang-Aktion und sie alle sind schockiert über das Gesehene, so dass sie gemeinsam ein Zeichen gegen den Walfang setzen wollen.

Erreichen sie mit dieser Aktion ihre endgültige Resozialisierung oder sind sie weiter davon entfernt als jemals zuvor?

Katja Brandis führt den Leser in ihrem Buch „White Zone – letzte Chance“ ins Jahr 2030. Die Menschen sind durch Datenbrillen, Communicatoren und Hirnschnittstellen (BrainConnect) mehr denn je mit dem Internet verbunden, sie leben quasi online. So wundert es nicht, dass Betreuer Martin die Kids in der Antarktis in erster Linie mit Internet-Abstinenz straft - jeder hat am Tag nur eine Stunde freien Internetzugang. So wirklich unvorstellbar finde ich diesen Gedanken gar nicht, wenn man sieht, wie viel Zeit wir heute schon online verbringen und wie wichtig Soziale Netzwerke geworden sind. Nur die Hirn-Schnittstelle mag ich mir noch nicht so recht vorstellen ….

Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von Crash erzählt, die mir von Anfang an sehr sympathisch ist. Der Leser lernt die Jugendlichen erst nach und nach kennen und manche Dinge bleiben bis kurz vor Schluss verborgen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam – sie haben (meist mehrfach) richtig großen Mist gebaut und man gibt ihnen nur noch eine einzige Chance um sich anzupassen und ins richtige Leben zurück zu finden. Kinder, die wahrscheinlich zu Hause keinerlei Nestwärme erfahren haben und die mit ihren haarsträubenden und gefährlichen Aktionen nichts anderes tun als einen Hilfeschrei abzusetzen, der von den Eltern mit Kinderheim und Pflegefamilien beantwortet wird.

Diese straffällig gewordenen Jugendlichen sind mit 2 Betreuern in die Antarktis verfrachtet worden, wobei man Sara nicht wirklich als Betreuerin bezeichnen kann. Sie ist für die Verpflegung der Kids zuständig und ansonsten hält sie sich eher von der Gruppe fern. Die ganze Last liegt auf Martin, der jedoch durch einen Unfall außer Gefecht gesetzt wird und so müssen sich die 6 mehr oder weniger zusammenraufen, um in der unwirtlichen Umgebung zu überleben. Es macht Spaß zu sehen, wie sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, wo anfangs nur ein Gegeneinander zu finden war.

Auch auf Neumeyer III sind die Kids nicht die Vorzeige-Jugendlichen und die eine oder andere durchgeführte Aktion ließ mich heftig mit dem Kopf schütteln. Was mir aber total imponiert hat ist die Vehemenz, mit der sie ihr gestecktes Ziel verfolgen und nicht mehr aus den Augen lassen – egal, welche Konsequenzen das für sie selbst letztendlich haben wird.

„Die Tragödie des Lebens liegt nicht im Nichterreichen seines Ziels...
Die Tragödie des Lebens liegt darin, keine Ziele zu haben, die man erreichen kann“
(Benjamin Mays)



An den Büchern von Katja Brandis gefällt mir jedes Mal aufs Neue:

ihre hervorragende Recherchearbeit, denn alles, was über über die Forschung und die Zustände in der Antarktis von ihr in diesem Buch beschrieben wird, basiert auf Tatsachen

die Verknüpfung einer fiktiven Geschichte mit aktuellen Aspekten unserer Umwelt, wie hier die Walfang-Aktion, die die Kids zum Handeln verleitet.


Wieder einmal konnte ich feststellen, dass es Jugendbücher gibt, die mich fesseln und begeistern können. „White Zone“ ist nunmehr das 4. Buch von Katja Brandis und ich hoffe, dass es zukünftig noch mehr jugendlichen Lesestoff von ihr geben wird.

Veröffentlicht am 15.03.2017

Emotionen dringend gesucht!

In jedem Augenblick unseres Lebens
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Tom Malmquist passiert eines der schrecklichsten Dinge im Leben. Seine hochschwangere Freundin Karin erkrankt an akuter Leukämie und ihr Zustand verschlechtert sich so rapide, dass die Ärzte sich entschließen ...

Tom Malmquist passiert eines der schrecklichsten Dinge im Leben. Seine hochschwangere Freundin Karin erkrankt an akuter Leukämie und ihr Zustand verschlechtert sich so rapide, dass die Ärzte sich entschließen das Baby per Kaiserschnitt zu holen. Karins Zustand verschlechtert sich weiter und Livia, so der Name des Babys, muss auf die Frühchenstation – so pendelt Tom zwischen den beiden Stationen hin und her, bis Karin, ohne ihre Tochter gesehen zu haben, ihrer Krankheit erliegt.

Bei „In jedem Augenblick unseres Lebens“ handelt es sich um die autobiografische Geschichte des Autors Tom Malmquist, der nach dem Tod seiner Lebensgefährtin zum alleinerziehenden Vater wird. Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit, kann er sich 24 Stunden am Tag um Livia kümmern, das bedeutet aber nicht, dass ihm nicht auch Steine in den Weg gelegt werden. Da Tom und Karin nicht verheiratet waren, „gehört“ ihm Livia gar nicht und er muss sich – neben seiner Trauer – auch noch mit diversen Ämtern herumschlagen.

Das ist wieder mal ein Buch, bei dem ich mich ärgere, nicht vorher die Leseprobe gelesen zu haben. Es hätte mir echt viel Leid erspart. Da ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe, habe ich tapfer bis zum letzten Punkt durchgehalten. Ohne Leserunde hätte ich es wahrscheinlich nach den ersten Seiten aus der Hand gelegt.

Anhand des Klappentextes hatte ich ein Buch erwartet, aus dem die Emotionen nur so herausfließen und ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite heule und dabei X Taschentuchboxen verbrauche. Doch schon die ersten Seiten haben mich regelrecht ernüchtert auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Tom hat an irgend einer Stelle im Buch erwähnt, dass er die Abläufe und die Gespräche mit den Ärzten stichpunktartig aufgeschrieben hat, um sich bzw. seine Tochter später einmal daran erinnern zu können. Der Schreibstil in diesem Buch ist dann auch genau so, als ob Tom alle Informationen aus den Stichpunkten einfach hintereinander weg aufgeschrieben hat. Es gibt keine Absätze, es gibt keine Einrückungen, es gibt keine wörtliche Rede, es gibt keinen Hinweis ob man sich gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit aufhält und als Leser muss man sich extrem konzentrieren, wer denn da jetzt mit wem spricht oder von wem oder was gerade die Rede ist. Wer Familienmitglied oder Freund ist, ergibt sich nur aus dem Text und das auch nicht in allen Fällen eindeutig. Ich musste teilweise über ganze Sätze zurückgehen, damit ich verstanden habe, was ich da gerade lese.

Der extrem schwierige Schreibstil und die Kälte, mit der Tom die Geschehnisse erzählt, haben es unmöglich gemacht, dass ich auch nur ansatzweise Sympathie für Tom und seine Geschichte empfinden kann, ganz im Gegenteil.

Selbst wenn ich Tom zu Gute halte, dass er in einem gefühlsmäßigen Ausnahmezustand war, kann ich diesem Buch nichts abgewinnen. Ich hatte mich so auf eine Achterbahn der Emotionen gefreut ….. leider war meine einzig Emotion die Freude, die ich empfand, als ich das Buch zur Seite legen konnte.

Da wäre so viel mehr drin gewesen.