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Veröffentlicht am 20.08.2022

Licht am Ende des Tunnels .....

ADS ist heilbar
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Dr. med. Ralph Meyers arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In seinem Buch „ADS ist heilbar“ räumt er mit 3 Irrtümern auf:

ADS ist keine Modediagnose, sondern ...

Dr. med. Ralph Meyers arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In seinem Buch „ADS ist heilbar“ räumt er mit 3 Irrtümern auf:

ADS ist keine Modediagnose, sondern eine Erkrankung an der viele Menschen leiden.
ADS ist objektiv diagnostizierbar
ADS ist heilbar!

Allerdings ist ADS nicht vergleichbar mit einer Magenschleimhautentzündung, gegen die man eine Zeit lang Medikamente einnimt und die Krankheit dann irgendwann geheilt ist, sondern bei ADS muss der Betroffene aktiv etwas gegen seinen Zustand tun. Medikamente können (und sollen) nur ein Hilfsmittel sein und keine lebenslange Maßnahme. Wie schnell bei ADS eine Heilung erfolgen kann, hängt vom Alter des Patienten ab, in dem die Krankheit bei ihm diagnostiziert wurde. Bei einem Erwachsenen, der schon länger unter den Symptomen leidet, dauert Heilung mitunter Jahre, während sie bei einem frühdiagnostizierten Kind in wenigen Monaten abgeschlossen sein kann. Eine Garantie auf Heilung gibt es natürlich nicht, aber die Chancen sind sehr hoch.

Dr. med. Ralph Meyers erklärt in seinem Buch die Symptome von ADS – und zwar aufgeteilt auf die unaufmerksame Form (ADS) und die hyperaktive Form (ADHS). Er geht auf die Ursachen ein, was eigentlich bei ADS im Gehirn passiert, was die Folgen von (unbehandeltem) ADS sind und welche Untersuchungen zur Diagnostizierung im besten Falle durchgeführt werden sollen. Hier stellt er insbesondere das Messverfahren OPATUS CPTa vor, welches in seiner Praxis verwandt wird. Im Buch finden sich auch einige Testergebnisse von ADS-Patienten mit denen Dr. med. Ralph Meyers arbeitet, für einen medizinischen Laien sind diese Bilder jedoch wenig bis gar nicht aussagekräftig.

Nicht alles was nach ADS aussieht, ist jedoch auch ADS.
Der Autor beschreibt andere Entwicklungsstörungen, die den Symptomen von ADS gleichen, aber tatsächlich kein ADS sind. Komplikationen vor und während der Geburt (z. B. Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft oder Sauerstoffmangel unter der Geburt) können Symptome hervorbringen, die ADS ähnlich aber kein ADS sind. Ebenso Drogenmissbrauch, Internetsucht sowie – und dieser Punkt wird wahrscheinlich gerne unterschätzt – Vitaminmangel.

Dann geht er auf die medikamentösen Behandlungsarten ein (es gibt mehrere Medikamente, die bei ADS verordnet werden können), erklärt die Wirkungsweise der einzelnen Medikamente und erläutert im Gegenzug die Möglichkeiten der nichtmedikamentösen Therapien.

Immer wieder führt er Fallbeispiele von Patienten aus seiner eigenen Praxis an, die einen hoffen lassen, dass ADS tatsächlich heilbar ist.

Bis auf die Beispielbilder des Messverfahrens OPATUS CPTa waren die Erklärungen und Inhalte dieses Buches für mich als Laie verständlich und gut nachvollziehbar. Die Zielgruppe dieses Buches sind Eltern von Kindern mit ADS, Fachleute die mit ADS-Patienten arbeiten, Therapeuten und Ärzte, betroffene Erwachsene und interessierte Laien.

Per Zufall habe ich auf Spotify den Podcast Eltern-Gedöns gefunden (Episode 101), in welchem Dr. med. Ralph Meyers über ADS, moderne Diagnostik und Therapie spricht: https://open.spotify.com/episode/5eZQO67JUbIkf9bRyKFnux

Veröffentlicht am 16.08.2022

Remember when dreams were born

Remember when Dreams were born
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8 Monate ist es nun her, seit Maggie mit einem 3er BMW kollidierte. Sie war 1 Minute und 12 Sekunden klinisch tot. Bei diesem Unfall wurde ihre Hüfte zerschmettert und sie kann nur mit Hilfe von sehr sehr ...

8 Monate ist es nun her, seit Maggie mit einem 3er BMW kollidierte. Sie war 1 Minute und 12 Sekunden klinisch tot. Bei diesem Unfall wurde ihre Hüfte zerschmettert und sie kann nur mit Hilfe von sehr sehr starken Schmerzmitteln „funktionieren“ und aufgrund einer sehr schweren Schädelverletzung leidet sie außerdem an Panikattacken, Wortfindungsstörungen und partiellem Gedächtnisverlust. Da sie noch auf Hilfe angewiesen ist, wohnt sie vorübergehend bei ihrem Bruder George.

Zum 1. Mal seit ihrem Unfall verlässt Maggie ihr heimisches Umfeld und besucht – in Begleitung ihres Bruders – das „Lifted Anchor“. Der Pub war früher einmal ihre Stammkneipe. Ihr Stammtisch ist nur zur Hälfte besetzt, so ist genau noch Platz für 2 Personen frei und sie setzen sich an den Tisch zu dem Pärchen, das gar kein Pärchen ist. So lernt sie den Hotelmanager Thomas kennen, der Gefallen an Maggie findet und sie gerne näher kennenlernen möchte. Obwohl es Maggie ganz und gar nicht gut geht und sie der Meinung ist, dass Thomas etwas deutlich besseres verdient hätte als so ein „Wrack“ wie sie es ist, stimmt sie einem weiteren Treffen zu. Dem einen Treffen folgen mehrere Verabredungen.

Maggie weiß nicht, dass auch Thomas an einem Vorfall aus seiner Vergangenheit zu knabbern hat und, dass die Beiden sich gegenseitig heilen können.

Bei „Remember when dreams were born“ handelt es sich um den 1. Teil der „Second-Chances“-Reihe. Teil 2 erscheint am 25.11.2022 und Teil 3 am 31.03.2023.

In diesem Buch geht es um Maggie und Thomas. Die Beiden tragen ihre Geschichte in Form des personalen Erzählers vor. Die Geschehnisse der Vergangenheit und was die Beiden aktuell denken und/oder fühlen, wird jeweils von jedem individuell geschildert.

Die Beiden lernen sich an diesem Abend im „Lifted Anchor“ kennen, Thomas bittet um ein weiteres Treffen und so verfolgt man als Leser:in die stückweise und langsame Annäherung der Beiden. Von Maggie weiß man von Anfang an, mit welchen Problemen sie sich täglich rumschlagen muss, ihre Schmerzen und die Begleiterscheinungen ihrer Verletzungen werden (mehrfach) ausführlich beschrieben; die Vergangenheit von Thomas bleibt eine ganze Zeit lang vor dem/der Leser:in verborgen.

Irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass mir ein Stück Information fehlt, die Geschichte war irgendwie nicht rund. Vielleicht lag es genau an diesem Umstand, dass ich weder mit Maggie noch mit Tom warm werden konnte. Es hat mich emotional überhaupt nicht abgeholt, die aufflammenden Gefühle zwischen den Beiden wachsen zu sehen.

Die Geschichte nimmt dann eine Wendung, die wirklich unvorhersehbar war, die mich aber mit einem Fragezeichen über dem Kopf hat stehen lassen. Warum hat die Autorin nicht schon früher angedeutet, was sich in der Wohnung von Thomas dann offenbart hat? Ich kann auf das Ereignis nicht näher eingehen ohne zu spoilern, aber ich hätte mir gewünscht, diese Information viel früher gehabt zu haben, denn dann hätte ich mich wahrscheinlich sehr viel besser auf die Geschichte einlassen können und nicht permanent das Gefühl gehabt, dass mir irgendwo ein Puzzleteil fehlt. Ich habe diesen einen Abschnitt tatsächlich mehrfach gelesen, weil es zuerst gar nicht verstanden habe, um was es da wirklich geht.

Die Autorin hat einen sehr schönen Schreibstil, das Buch ließ sich wirklich zügig lesen. Ich brauchte aber einen großen Abstand zwischen Buch und Rezension, weil ich nicht wusste, wie ich dieses Buch bewerten soll.

Ich bin tatsächlich unschlüssig, ob ich Teil 2 der „Second-Chances“-Trilogie lesen werde. Aber ich habe noch ein paar Wochen Zeit das zu entscheiden. Vielleicht gehöre ich nur einfach nicht zur Zielgruppe, denn die Empfehlung heißt „ab 16 Jahren“ …. darüber bin ich schon 40 Jahre hinweg. 😉

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Kann man gleichzeitig 2 Menschen lieben?

Erst der Regen verzaubert das Licht
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Nizza, 1989
Lilith und ihre beste Freundin Bine machen Urlaub in Nizza, wo sie durch die Chagall- und Matisse-Museen touren, denn sie sind beide begeisterte Kunst-Liebhaberinnen. Wenige Tage vor ihrer ...

Nizza, 1989
Lilith und ihre beste Freundin Bine machen Urlaub in Nizza, wo sie durch die Chagall- und Matisse-Museen touren, denn sie sind beide begeisterte Kunst-Liebhaberinnen. Wenige Tage vor ihrer Abreise wird Lilith nach einem Einkauf das Portemonnaie gestohlen und bei dem Versuch den Dieb aufzuhalten, bekommt sie unerwartet Unterstützung. Ihr Retter ist ohne Zweifel der schönste Mann, der ihr je begegnet ist. Obwohl Lilith in Kürze heiraten wird, lässt sie sich auf eine Nacht mit Alex ein. Nicht wissend, dass diese Nacht sie die nächsten 30 Jahre begleiten wird.

Gegenwart
Manchmal ist eine Beerdigung – leider – die einzige Möglichkeit, die eigene Familie zu treffen. So ergeht es auch Lilith, die nach endlos langen drei Jahren bei der Beerdigung ihres Mannes ihren Sohn Theodor, seine Frau Kimberley und ihren Enkel Aaron wieder sieht. Die kleine Familie wohnt in Australien und wahrscheinlich ist es deswegen noch niemandem aufgefallen, dass Aaron genau so aussieht wie „Er“. Es gibt nicht nur eine gewisse Ähnlichkeit, nein, er ist „ihm“ wie aus dem Gesicht geschnitten.

Nach Pius Tod steht Lilith nun alleine da mit der „Lohse Art Gallery“, die sie beide gemeinsam gegründet und betreut haben; die Galerie war ihr Lebenswerk. Ihre beiden Söhne entscheiden kurzerhand, dass sie ihrer Mutter helfen möchten die Galerie weiterzuführen. Für Theo und seine Familie würde das jedoch bedeuten, ihre Zelte in Australien abzubrechen und nach Deutschland zurückzukehren. Für Paul würde es bedeuten, sich von seinem Job – zumindest vorübergehend – beurlauben zu lassen. Bevor ihre Kinder ihr eigenes Leben für ihre Unterstützung hintenanstellen, möchte Lilith ihnen die Wahrheit sagen – anschließend sollen sie selbst entscheiden, ob sie ihre Mutter unterstützen wollen oder nicht. .

Es ist an der Zeit, ihren Kindern die Wahrheit über die Geschichte ihrer Familie zu erzählen ….

Liane Wilmes erzählt in ihrem Buch „Erst der Regen verzaubert das Licht“, die Geschichte eines Betruges. Üblicherweise liest man diese Geschichten aus der Sicht der/des Betrogenen, hier verhält es sich umgekehrt, denn Lilith erzählt davon, dass und wie sie ihren Mann, ihre Kinder und auch ihre beste Freundin über Jahre hinweg betrogen hat.

Nach dieser einen Nacht mit Alex muss Lilith sich entscheiden zwischen ihrem Verlobten Pius und Alexander. Lilith entscheidet sich für Pius. 10 Jahre vergehen, in denen Lilith Alexander zwar niemals vergessen hat, aber auch kein Kontakt zwischen Ihnen besteht, der die alten Wunden erneut aufreißen könnte. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Bine ihr ihren neuen Freund vorstellt: Manchmal ist die Welt ein Dorf, denn es handelt sich um jenen Alexander, mit dem Lilith diese eine schicksalhafte Nacht verbracht hat. Es wird nicht bei dieser einen Nacht bleiben.

Da Lilith ihren beiden erwachsenen Söhnen die Geschichte von ihr und Alexander nach der Beerdigung ihres Mannes erzählt, erfährt der Leser in zwei parallelen Erzählsträngen, was jeweils in der Vergangenheit und in der Gegenwart zum entsprechenden Zeitpunkt passiert. Die ganze Geschichte wird ausschließlich von Lilith in der Ich-Form erzählt.

Die Autorin hat alle handelnden Charaktere realistisch und bildhaft angelegt. Es fällt leicht, sich die Personen vorzustellen und sich auf sie und ihre Handlungen einzulassen, wobei Lilith mir nicht sonderlich sympathisch geworden ist; ich glaube, ich habe mich in Pius verliebt. Nicht zuletzt deswegen, weil Pius sich für seine Frau hätte in Stücke schneiden lassen und sie ihn im Gegenzug über Jahre hinweg belogen hat. Alexander ist einfach nur egoistisch und Bine wird genau so belogen wie Pius, wobei Alexander ihr nicht nur sein Verhältnis mit ihrer besten Freundin verschweigt, sondern auch die Intensität seiner Gefühle für sie nicht dem entsprechen, was er ihr signalisiert.

Liane Wilmes hat einen sehr schönen Schreibstil und ich konnte für ein paar Stunden tief in die Probleme anderer Menschen abtauchen. Das Verhalten von Lilith ist für mich nicht akzeptabel; das bedeutet aber nicht, dass ich sie nicht auch ein Stück weit verstehen kann. Liebe folgt nun einmal keiner Logik.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Als Polizist ist man immer im Dienst, auch im Urlaub

Strandfeuer
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Kommissar Theo Krumme und seine Freundin Marianne befinden sich für einen Urlaubsaufenthalt in St. Peter-Ording. Die beiden möchten ein paar Tage entspannen und haben die Teilnahme an einem Yoga-Kurs gebucht, ...

Kommissar Theo Krumme und seine Freundin Marianne befinden sich für einen Urlaubsaufenthalt in St. Peter-Ording. Die beiden möchten ein paar Tage entspannen und haben die Teilnahme an einem Yoga-Kurs gebucht, denn wenn man Ü50 ist, dann tut einem schon mal der Rücken weh. Als Polizist hat man jedoch nie wirklich Feierabend oder Urlaub und wenn der Urlaubsort nur ca. 50 km vom Heimatrevier Husum entfernt ist, dann bleibt es nicht aus, dass Kommissar Krumme um Amtshilfe gebeten wird, als unter einem der Pfahlbauten am Strand eine männliche Leiche gefunden wird. Es ist Hochsaison und der Tourismus boomt; selbstredend, dass die Ermittlungen so unauffällig wie möglich durchgeführt werden sollen – nur ist leider die reichste Familie des Ortes in den Fall verstrickt.

Krumme arbeitet mit der örtlichen Polizei zusammen und aus Husum wird seine Kollegin Pat nach Sankt Peter-Ording geschickt – obwohl die beiden ein eingespieltes Team sind, gestalten sich die Ermittlungen schwieriger als gedacht.

Warum musste Marten Schilling sterben?
Kommissar Theo Krumme und seine Partnerin Pat bringen Licht ins Dunkel

Bei „Strandfeuer“ handelt es sich um den 8. Nordsee-Krimi, in dem Kommissar Krumme und seine Kollegin Pat ermitteln. Das Buch kann unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden, ich hatte zumindest als Quereinsteigerin keine Probleme damit, ohne Vorwissen an die Geschichte herangegangen zu sein. Es fehlen natürlich ein paar Hintergrundinformationen über die persönlichen Lebensumstände der Kriminalbeamten, aber es war für mich nicht wirklich problematisch, diese Informationen nicht zu haben.

Der Autor, Hendrik Berg, wirft am Anfang der Geschichte 3 unterschiedliche Vorkommnisse aus weit zurückliegenden Jahren in den Topf:

– 1822: ein Frachtschiff befindet sich in einem tosenden Sturm
– 1999: nach einem Konzertbesuch verunglücken drei junge Menschen bei einem Autounfall,
– Gegenwart.

Wie diese 3 Vorkommnisse zueinanderfinden, eröffnet sich erst, wenn die Geschichte schon ziemlich weit fortgeschritten ist.

Im Haupterzählstrang folgt der Leser den Ermittlungen der Polizei. Wie üblich handelt es sich dabei mehr oder weniger um ein Puzzle-Spiel, es werden die Indizien zusammengetragen, verdächtige Personen werden verhört und aufgrund der Fakten aus dem Täterkreis aus- oder eingeschlossen und sobald es neue Indizien gibt, wird alles nochmals von vorne beleuchtet. Die Vorgehensweise ist in jedem Krimi gleich, die verdächtigen Personen jedoch geben der Suppe die Würze.

Die Hauptperson, Kommissar Krumme, ist ein sympathischer Mittfünfziger, der in diesem Fall versucht, seine Lebensgefährtin Marianne (und den Hund) nicht zu vernachlässigen, da sie ja eigentlich Urlaub haben, aber auch den Mörder von Marten Schilling zu finden. Seine Kollegin Pat und er arbeiten schon lange Hand in Hand und das merkt man auch an ihrer Vorgehensweise.

Abgesehen von dem Handlungsstrang, der sich mit den aktuellen Ermittlungen im Mordfall Marten Schilling befasst, begleitet man in einem parallelen Handlungsstrang eine Gruppe von Jugendlichen, die allesamt in der „Schutzstation Wattenmeer“ arbeiten, so auch Max, der dort sein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert. Max muss seinen Platz im Leben noch finden und aktuell hat er gerade etwas Liebeskummer, dann findet er im Watt ein mysteriöses Teil, welches er fortan immer bei sich trägt und es scheint so, als ob der Junge sich nach und nach in seinem Wesen verändert. Hier wird die Geschichte ein klein wenig mystisch und das hätte es für mich nicht gebraucht.

Alles in allem handelt es sich bei „Strandfeuer“ um einen ruhigen Krimi in den man gut für ein paar Lesestunden abtauchen kann. Ich war noch nie in St. Peter-Ording, kann mir aber – aufgrund der Beschreibung der Örtlichkeiten – alles genauestens vorstellen (und hab Meerweh bekommen).

Der Schreibstil des Autors ist gut und flüssig zu lesen, manchmal blitzt zwischen den Zeilen etwas Humor durch und Hendrik Berg versteht es, die Charaktere so anzulegen, dass man sie als sympathisch oder unsympathisch empfinden kann. Das ist wichtig, wenn man als Leser parallel versucht herauszufinden, wer denn der Täter sein könnte. Es gibt Irrungen und Wirrungen und zum Schluss ist der Täter doch jemand, mit dem man gar nicht gerechnet hatte.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Von Schuld und Vergebung

Das Geheimnis
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Ulla ist 59 Jahre alt, geschieden und Mutter einer erwachsenen Tochter, die vor kurzem erfahren hat, dass sie schwanger ist. Das Verhältnis zwischen Sandra und ihr ist – vorsichtig formuliert – äußerst ...

Ulla ist 59 Jahre alt, geschieden und Mutter einer erwachsenen Tochter, die vor kurzem erfahren hat, dass sie schwanger ist. Das Verhältnis zwischen Sandra und ihr ist – vorsichtig formuliert – äußerst gespannt und deswegen erfahren alle Menschen in Sandras Umfeld von der Schwangerschaft, nur Ulla bekommt es über Dritte zugetragen. Dieses Verhalten ihrer Tochter empfindet Ulla als überaus verletzend und es führt sie erneut dazu – wie schon so oft in ihrem Leben – die Beziehung zu ihrer eigenen Mutter zu hinterfragen.

Im Jahr 1969, als Ulla 9 Jahre alt war, hat ihre Mutter sich von Ulla und ihrem Vater getrennt und ist in die Künstler-Kommune „Moarhof“ am Chiemsee gezogen. Zu Ulla hat sie jeglichen Kontakt abgebrochen, diesen Schritt ihrem Kind gegenüber aber niemals begründet. 1975 hat sich Helga dann erschossen – und Ulla blieb (bis heute) mit der Frage zurück: „Warum?“

Da ihr die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen eh gerade auf die Nerven geht, entschließt Ulla sich, zum „Moarhof“ zu fahren und sich im Haus ihrer Mutter eine Auszeit zu nehmen. Bei der Gelegenheit möchte sie dann auch darüber entscheiden, ob sie das Haus verkauft oder behält. Im Haus am Chiemsee ist, was die Unterhaltungstechnik betrifft, noch alles auf dem Stand von 1975 und so findet Ulla ein paar alte Musikkassetten, die sie dann auch hört, während sie ein wenig „klar Schiff“ macht. Auf einmal bricht die Musik ab und es ertönt Helgas Stimme, die zu ihr, Ulla, spricht. Ulla geht auf die Suche nach weiteren „Lebensbeichten“ auf anderen Kassetten und wird fündig. Und so erfährt sie Stück für Stück, warum ihre Mutter 1969 den Kontakt zu ihr abgebrochen hat und welche Auswirkungen das auf ihr eigenes Verhalten ihrer Tochter gegenüber hat.

Kann Ulla ihrer Mutter nach all den Jahren noch verzeihen?

„Das Geheimnis“ ist nunmehr der 5. Spannungsroman der Autorin Ellen Sandberg. Wie auch in den vorherigen Büchern greift die Autorin hier wieder das Thema „innerfamiliäre Konflikte“ auf, die ihre Auslöser viele Jahre zuvor hatten, deren Problematik aber oftmals mehrere Generationen betrifft (hier z. B. Mutter-Tochter-(Enkel-)Tochter) und erst rückblickend verstanden werden können.

Das letzte Buch, welches ich von Ellen Sandberg gelesen habe – Die Schweigende – hatte mich direkt in sich aufgesogen, ich hatte das Buch an 2 Tagen beendet. Leider fehlte mir dieser Sog hier, ich hab sogar gefühlt sehr lange gebraucht um „Das Geheimnis“ zu lesen. Das mag daran liegen, dass mir Ulla nicht wirklich sympathisch ist, leider kann ich nicht beschreiben, warum das so ist. Wie immer in solchen Büchern empfinde ich den Ausflug in die Vergangenheit als den interesssanteren Part, aber auch Helga konnte mich dieses Mal nicht so wirklich überzeugen; sie hat mir zu oft in ihrer Schuld „gebadet“.

Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt.

Helga beschreibt 1975 und ihr Leben in der Künstler-Kommune „Moarhof, geht dann in ihrer eigenen Kindheit/Jugend bis nach 1945 zurück, die Flucht aus Schlesien und die damit verbundenen Gräueltaten des Krieges, in denen ihr Geheimnis begründet liegt. Ulla erzählt ihr Leben ab 2020 incl. Corona-Pandemie. Als eigener Handlungsstrang erzählt Luise 2020 aus ihrem Leben; sie wohnt seit vielen Jahren auf dem „Moarhof“, aber was genau Luise mit der Geschichte zu tun hat, offenbart sich erst ganz zum Schluss.

Das war übrigens das erste Buch welches ich gelesen habe, in dem die Corona-Pandemie, die uns seit 2020 beherrscht, thematisiert wurde.

Der Schreibstil von Ellen Sandberg ist wie gewohnt flüssig zu lesen, die Geschichte selbst ist auch interessant, der Mittelteil des Buches weist jedoch einige Längen auf, die ein wenig den Lesefluss hemmen. Die Hauptcharaktere können mich nicht wirklich fesseln, vielleicht liegt es daran, dass sie – abgesehen von der Aufarbeitung ihrer Vergangenheitsproblematik – überwiegend nur Luxusprobleme zu bewältigen haben und das nicht wirklich eine Brücke zu mir als Leser schlagen konnte. Ich wollte, ich hätte diese Luxusprobleme.

Trotz alledem hat mich auch dieses Buch gut unterhalten, wenn auch nicht so gut wie die anderen Bücher der Autorin.