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JaninaEl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2025

Roh,rau, real

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
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Den Roman "Bruder, wenn wir nicht Family sind, wer dann" von Oliver Lovrenski habe ich so rasant durchgelesen, nicht nur, weil der Schreibstil schon fast Poesieanleihen hatte und dadurch die Kapitel sehr ...

Den Roman "Bruder, wenn wir nicht Family sind, wer dann" von Oliver Lovrenski habe ich so rasant durchgelesen, nicht nur, weil der Schreibstil schon fast Poesieanleihen hatte und dadurch die Kapitel sehr knapp, aber prägnant geschrieben sind, fast schon wie kurze Gedichte. Ich wollte einfach auch immer wissen, wie es weitergeht, ob sich die nächste Momentaufnahme in eine positivere oder noch negativere Richtung bewegt als die vorherige. Man hofft ersteres, aber erwartet ehrlich gesagt letzteres, was wahrscheinlich auf die Mehrheit der Gesellschaft im realen Leben zutrifft, wenn es um Charaktere wie Ivor und seine Freunde in Oslo geht und was so gleichzeitig sehr gut die Ausgangssituation des Buches zusammenfasst.
Immer scheint die Hoffnung durch, wobei es mehr ein Träumen als Hoffnung ist, weil das Erreichen dieser Ziele viel unwahrscheinlicher und weniger greifbar erscheint als eine reale Chance auf Verbesserung der Umstände und Lebensrealitäten. Als würden sich die Charaktere gar nicht erst erlauben, richtig zu hoffen und eine Veränderung anzustreben, weil es so unwahrscheinlich ist. Unerfüllte imaginäre Träume sind wahrscheinlich weniger enttäuschend und niederschmetternd als unerfüllte reale Ambitionen.
Es ist kein Buch, das ich jedem empfehlen würde oder selbst mehrmals lesen würde, weil der Schreibstil schon sehr von meinen Gewohnheiten und Vorlieben abweicht und dadurch auf Dauer etwas anstrengend wird. Dennoch bin ich sehr froh über die Erfahrung und den Reality Check des Gelesenen.

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Veröffentlicht am 25.02.2025

Erfüllt alles, was es verspricht

The Fake Mate – Die Liebe ist eine Bestie für sich
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In dem Liebesroman „The Fake Mate“ von Lana Fergusen verfolgen wir das Kennen- und, mit ein paar Hürden versehen, Liebenlernen der Assistenzärztin Mackenzie und des im selben Krankenhaus praktizierenden ...

In dem Liebesroman „The Fake Mate“ von Lana Fergusen verfolgen wir das Kennen- und, mit ein paar Hürden versehen, Liebenlernen der Assistenzärztin Mackenzie und des im selben Krankenhaus praktizierenden Kardiologen Noah. Sie sind beide Werwölfe und leben in einer fiktiven Version unserer Welt, in der Werwölfe bekanntermaßen unter Normalsterblichen in aller Friedlichkeit leben und lieben. Alles beginnt damit, dass die beiden fake daten, wovon beide aus unterschiedlichen Gründen profitieren und sich langsam aber sicher körperliche und emotionale Zuneigung zueinander entwickeln.
Mir hat gut gefallen, dass in dem Roman die Existenz von Werwölfen unter uns einfach als Prämisse etabliert war und dadurch keine hanebüchenen Erklärungen oder Verschleierungen gesponnen wurden und man sich einfach auf das konzentrieren konnte, was es war: eine sehr süße Romance Story, mit der man gut unterhalten dem Alltag entkommen kann, die lockere Schreibweise und den smarten Humor genießen kann, ohne alle Plotpunkte allzu ernst oder kritisch zu sehen. Genau das hatte ich mir von diesem Buch erhofft und es wurde die ganze Checkliste erfüllt, weshalb ich solche Geschichten immer wieder gerne lese, ohne zu viele Erwartungen zu haben, was Innovativität oder erschreckende/überraschende Wendungen oder Endungen angeht. Zu dieser Checkliste gehören liebenswürdige und smarte Charaktere, romantische bis spicy Begegnungen und die Entwicklung von zwischenmenschlichen (in diesem Fall zwischenwolfischen) Beziehungen, denen man gerne und mit gemäßigter Spannung folgt. Und am Ende geht natürlich alles gut aus, man legt das Buch genügsam und befriedet weg, ohne dass einem das Gelesene noch lange nachlastet und das tut manchmal einfach gut. Alle Erwartungen erfüllt und befriedigt :)
Die einzigen Kritikpunkte, die ich anzubringen hätte, wäre das (mir zumindest fehlende) Wissen über Werwölfe und die Terminologie und die Lore rund um das Thema, das stellenweise vorausgesetzt wurde. Einiges wurde im Laufe der Geschichte zum Teil erklärt und man konnte sich das irgendwie zusammenreimen, aber beispielsweise die Rangordnung von Alpha bis Omega und alle darin enthaltenen „Richtlinien“ und Implikationen oder was es mit diesem oft erwähnten und ominösen „Knoten“ auf sich hat, war mir nicht immer ganz klar. Es gibt noch ein paar weitere Beispiele, aber all das hat, um ehrlich zu sein, dem Verständnis der Geschichte keinen Abbruch getan und ist deshalb auch nur ein kleiner Kritikpunkt. Ein zweiter Kritikpunkt ist auch eher nur eine persönliche Präferenz, da ich solche Bücher in englischer Sprache immer lieber lese, weil ich die deutsche Sprache bei romantischen und/oder expliziten Inhalten oftmals zu hölzern, unauthentisch oder hochgestochen, teilweise sogar unangenehm finde. Häufig leidet auch der Humor unter der Übersetzung ins Deutsche, wobei ich finde, dass die Übersetzung hier wirklich sehr gut gelungen ist, wodurch dieser Kritikpunkt schon fast wieder positiv ist.

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Veröffentlicht am 04.02.2025

Moderner Einblick in die Gefühlswelt einer jungen Frau

Dancing Queen
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In „Dancing Queen“ von Camila Fabbri lernen wir die junge Frau Paulina kennen, die zu Beginn des Romans nach einem Autounfall verletzt und desorientiert aufwacht. In den folgenden Kapiteln erleben wir ...

In „Dancing Queen“ von Camila Fabbri lernen wir die junge Frau Paulina kennen, die zu Beginn des Romans nach einem Autounfall verletzt und desorientiert aufwacht. In den folgenden Kapiteln erleben wir ihr Leben, ihren Alltag und alle Hochs und Tiefs in Ausschnitten und verschiedenen Situationen und Begegnungen. Insgesamt sind alle ihre Erlebnisse und Stimmungen sehr schwankend und sie wirkt sehr lost und gleichzeitig schon fast resigniert gegenüber ihrem Leben und in welche Richtung es sich entwickelt hat.
Obwohl man viele verschiedene Situationen ihres Lebens erkundet, ist der Schreibstil doch eher figuren- anstatt handlungsfokussiert, da nicht wirklich viel geschieht, aber dieses Alltägliche und die Stagnation schon sehr viel über die Figuren und vor allem Paulina aussagen. Einerseits gibt dieser detailreiche und gute Schreibstil sehr tiefe Einblicke und ich fühlte oft sehr mit der Protagonistin und verstand sie sehr gut, ohne wirklich erklären zu können, wieso sie mich so ansprach – vielleicht einfach ein grundlegendes Verständnis und eine Gefühlsverbundenheit einer Frau derselben Generation. Andererseits fehlt mir dann doch etwas mehr Handlung und Entwicklung in diesem mit 170 Seiten eher kurzweiligen Buch.
Das Lesen fällt durch die moderne Sprache und kurzen, prägnanten Sätze sehr leicht und fühlt sich relativ natürlich, wobei das relativ wohl etwas mit der Übersetzung aus der Originalsprache zu tun hat, was ja meist etwas Steifheit mit sich bringt oder sich nicht 100% natürlich anfühlt. Jedenfalls hat die Geschichte (auch durch ihren Schreibstil) an einigen Stellen viel mit mir gemacht und sie wird mich auch nicht so schnell loslassen oder aus dem Sinn verschwinden, deshalb würde ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, vor allem wenn man einen gesellschaftlichen Denkanstoß, das Eintauchen in die Gefühle und Gedanken einer jungen Frau/Gleichgesinnten oder einfach einen interessanten und modernen Schreibstil zu schätzen weiß.
Zuletzt noch zum Cover, das ich sehr schön und geschmackvoll finde und das zuallererst mein Interesse an dem Buch geweckt hat: Es ist auch „in echt“ ein sehr ansehnliches und hochwertiges Buch, das ich mir gerne ins Bücherregal stelle!

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Unbehaglich und gleichzeitig so interessant und inspirierend

Moralische Ambition
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Rutger Bregman hat mit "Moralische Ambition" ein tolles Werk geschaffen, das den Leser dazu anregt, sehr viel und tiefgehend über die ethischen Herausforderungen unserer Zeit nachzudenken. Ich kannte Bregman ...

Rutger Bregman hat mit "Moralische Ambition" ein tolles Werk geschaffen, das den Leser dazu anregt, sehr viel und tiefgehend über die ethischen Herausforderungen unserer Zeit nachzudenken. Ich kannte Bregman bereits durch diverse Videos und Interviews und bin großer Fan seiner provokanten Thesen und seiner Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu machen und gekonnt in Diskussionen einzubinden. Er beleuchtet in diesem Buch die moralischen Dilemmata, mit denen wir in einer zunehmend komplexen Welt konfrontiert sind und schafft es dabei, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen, indem er sowohl historische als auch zeitgenössische Beispiele heranzieht, um seine Argumente zu untermauern. Seine Schreibweise ist (wie auch schon in seinen Videos) klar und trotzdem raffiniert, was das Lesen zu einem wahren Vergnügen macht und dabei viel Verständnis schafft. Besonders beeindruckend finde ich an Bregmans Art zu denken und zu schreiben, dass er schwierige Fragen aufwirft, ohne dabei den Leser zu verurteilen oder in eine bestimmte Richtung zu drängen. Stattdessen ermutigt er uns, selbst zu reflektieren und unsere eigenen moralischen Überzeugungen zu hinterfragen.
Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die positive Grundhaltung, die Bregman vermittelt. Er zeigt auf, dass moralische Ambition nicht nur notwendig, sondern auch erreichbar ist. Dies gibt dem Leser Hoffnung und inspiriert dazu, aktiv an einer besseren Welt mitzuarbeiten, auch wenn er selbst im Prolog sagt: „Es ist ein Buch, das Ihnen keinen Trost spendet, sondern Unbehagen bereitet“. Beides kann gleichzeitig wahr sein, so wie das Buch beweist.
Insgesamt ist "Moralische Ambition" ein wichtiges und anregendes Buch, das nicht nur für Philosophie-Interessierte von großem Wert ist. Es regt zum Nachdenken an und bietet wertvolle Einsichten, die in der heutigen Zeit besonders relevant sind. Ich hoffe, dieses Werk erreicht ganz viele Menschen und hilft damit, die Welt ein bisschen besser zu machen, gerade in Zeiten wie diesen.

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Ich bin jetzt schon Fan der Buchreihe und die fiktive Welt hat es mir direkt angetan!

Liga Lexis – Nachtschwarze Worte
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Seit Hanni & Nanni und spätestens seit Harry Potter(und unzähligen weiteren Beispielen) liebe ich Geschichten, die in Akademien oder Internaten spielen und die dadurch ihren ganz eigenen Dynamiken und ...

Seit Hanni & Nanni und spätestens seit Harry Potter(und unzähligen weiteren Beispielen) liebe ich Geschichten, die in Akademien oder Internaten spielen und die dadurch ihren ganz eigenen Dynamiken und Gesetzen folgen, wenn wissensbegierige, abenteuerlustige und neugierige junge Menschen aufeinandertreffen. Aber Bookford Manor ist wirklich im Rennen, eine meiner liebsten Akademien zu werden, da sie wirklich mein Interesse und meine Begeisterung für so viele Dinge bedient. So viele (pop-)kulturelle und literarische oder sogar cineastische Referenzen, die mir von Anfang an im Buch begegneten und die immer direkt Freude ausgelöst haben, wenn ich Namen wiedererkannt oder „Insider“ verstanden habe. Ich hatte außerdem wirklich an vielen Momenten meine „mind blown“, bei der Vorstellung in Bücher wortwörtlich eintauchen zu können, mit Charakteren zu interagieren und dann auch noch in der Interlinearis diese Crossover zu haben…!? Aber abgesehen von dieser wundervollen und traumhaften Prämisse wirkt die Bookford Manor auch einfach so cool und nach so unendlich viel Spaß, wenn ich mir die Kurse ansehen und wie cool ist bitte die Sache mit den Tattoos der Buchzitate und dass es einfach Tattoostudios für Studierende und gegenseitiges Tätowieren untereinander gibt!? Als jemand, der schon diverse Tattoos hat und vor allem aus Lieblingsbüchern immer wieder Inspirationen für weitere zieht, ist das wirklich eine traumhafte Vorstellung! Dazu kommt noch der raffinierte und schlagfertige Humor, der immer wieder einfließt in die Gespräche der Schüler*innen, sodass ich seit Hogwarts nicht mehr so gerne auf eine Schule aufgenommen worden wäre wie auf Bookford Manor.
Sprachlich und vom Schreibstil her musste ich anfangs ein bisschen reinkommen, was aber auch an der deutschen Sprache liegen kann und dass es gefühlt echt schwer ist, auf Deutsch jung und unbeschwert aber gleichzeitig grammatikalisch korrekt und irgendwie zeitlos zu schreiben oder zu klingen. In die einerseits unbeschwerte Sprache haben sich dann ständig wieder massive/“schwere“ Wörter geschlichen. Und auch von den Themen kam es mir manchmal wie ein ziemlicher Spagat zwischen Kinder- und Jugendlichen-/jungen Erwachsenen-Literatur vor. Was aber gar kein richtige Kritikpunkt sein soll, denn, zumindest für mich, funktioniert der Spagat im Endeffekt komplett und mich hat das Buch so sehr abgeholt, dass ich den zweiten Teil kaum erwarten kann! Sehr schön und überhaupt nicht störend empfand ich das Gendern und die Bemühung um sensible Sprache. Ein ganz tolles Beispiel, wie ein Buch und dessen Sprache inklusiv, offen und modern sein kann und dennoch überhaupt nichts an seinem großartigen Lesegenuss einbüßt.

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