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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2024

Eine Coming-of-Age Geschichte mit „Twist“ genau nach meinem Geschmack

Die Sache mit Rachel
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Rückwirkend wird die Geschichte von Rachel und ihrem besten (schwulen) Freund James erzählt, die eine Art platonische Liebesbeziehung in ihrer späten Coming-of-Age-Phase führen. Vordergründig spielen die ...

Rückwirkend wird die Geschichte von Rachel und ihrem besten (schwulen) Freund James erzählt, die eine Art platonische Liebesbeziehung in ihrer späten Coming-of-Age-Phase führen. Vordergründig spielen die Beziehungskonstrukte der beiden und daraus resultierende Probleme und Emotionen eine große Rolle, aber der rote Faden das spannendste Resultat der Geschichte ist für mich eher die Freundschaft der beiden. Auch das Finden der eigenen Identität und des eigenen Platzes darin fällt darunter und ist für meinen Geschmack wirklich toll und einzigartig von Caroline O’Donoghue erzählt. Ich bin wirklich direkt Fan ihres Schreibstils und ihrer Erzählweise geworden und freue mich auf (hoffentlich) weitere so tolle und zum Nachdenken anregende Geschichten. Zwischendurch hatte das Buch ein paar Längen, die ich aber gerne und schnell verzeihen konnte :)
Großartig finde ich das Cover gelungen, das so ästhetisch ansprechend, originell und zeitgemäß ist, dass ich mich das Buch einfach gerne und prominent ins Regal gestellt habe. Ich freue mich immer über gute Bücher, die dann auch noch so präsentabel gestaltet sind, dass sie einen würdigen Platz im Bücherregal bekommen können :)
Leider bin ich auch bei diesem Buch wieder einem Phänomen begegnet, dass mich in den letzten Jahren häufiger genervt hat, für das die Autorinnen aber überhaupt nichts können und was gar keine Kritik an ihnen oder ihren Werken darstellen soll. Bereits im Voraus konnte ich nämlich an mehreren Stellen den Vergleich mit Sally Rooney lesen (wie beispielsweise auch schon bei Cleopatra und Frankenstein von Coco Mellors), was wirklich keiner der Autorinnen gegenüber gerecht oder fair ist, da sie alle ihre eigenen Geschichten auf ihre eigene und einzigartige Art und Weise erzählen. Natürlich verstehe ich den Marketing-Aspekt, nach Sally Rooneys Erfolgen, mit ihrem Namen auf andere und (noch) unbekannte Autorinnen hinzuweisen und Fans deren Bücher schmackhaft zu machen. Aber andere (meist männliche) Autorinnen aus denselben Ländern oder Sprachräumen werden doch auch nicht immer in einen Topf geworfen, nur weil sie über das Genre (mehr oder weniger entfernt) „verwandt“ sind. Es wirkt für mich einfach faul und unoriginell, neue Bücher von jungen Autorinnen immer nur im Vergleich zu bereits bestehender/zeitgenössischer Literatur zu besprechen und zu bewerten, anstatt alle Werke für sich stehen und sprechen zu lassen und inhaltlich wie auch stilistisch individuell zu betrachten. Zudem schürt das immer irgendwie eine Erwartungshaltung, vor allem für Fans von Sally Rooney, die in den meisten Fällen einfach in die falsche Richtung geht und dadurch Gefahr läuft, enttäuscht zu werden und zwar ganz unabhängig vom Inhalt und der Qualität des Buches. Wie gesagt, das kann überhaupt keine Kritik an den Autor*innen oder deren Büchern sein, aber irgendwie wollte ich das mal loswerden.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Kurzweilig aber stilistisch gewöhnungsbedürftig

Beat vor der Eins
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Bei mir hat das Cover und das Thema laut Klappentext direkt mein Interesse geweckt. Die Leseprobe fand ich von der Sprache und dem Format her etwas befremdlich, aber wollte dem Buch trotzdem eine Chance ...

Bei mir hat das Cover und das Thema laut Klappentext direkt mein Interesse geweckt. Die Leseprobe fand ich von der Sprache und dem Format her etwas befremdlich, aber wollte dem Buch trotzdem eine Chance geben. Immerhin bin ich immer für eine gute Coming-of-Age-Geschichte zu haben.
Ich habe es direkt in einem durchgelesen, was vor allem den kurzen und umgangssprachlichen Kapiteln geschuldet ist. Leider war es nicht, weil mich das Geschriebene besonders gefesselt oder begeistert hätte. Ich habe überhaupt nichts gegen tagebuchähnliche Schreibstile, sie können sogar besonders intim und anregend sein. Was mich allerdings davon abhält, das Geschriebene zu genießen und zum Teil sogar zu verstehen, ist die sehr befremdliche „jugendliche“ Sprache, die überhaupt nicht natürlich oder zeitgemäß wirkt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einfach nicht verstanden habe, dass die Handlung vor ein paar Jahrzenten spielte, also in einer Zeit, in der Jugendliche einfach noch anders geredet haben?
Ich möchte mir als 30-Jährige gar nicht anmaßen, die Gedanken und Handlungen einer Fünfzehnjährigen immer komplett nachvollziehen zu können und das war auch nicht mein Anspruch bei der Lektüre und dennoch fiel es mir schwer, mit der Protagonistin zu connecten. Es mag auch an dem sprunghaften und teilweise zeitlich unklaren Verlauf der Geschichte liegen, dass ich mich nicht reinfinden konnte.
Ein letzter Kritikpunkt ist für mich, dass das Buch für eine Zielgruppe ab 14 Jahren gedacht ist. Es ist nicht nur, dass ich wie oben erwähnt, das sprachlich nicht passend finde, was auch einfach eine Geschmackssache sein kann. Ich finde es auch etwas unverantwortlich und schade, dass keine Triggerwarnung vorausgeschickt wird, wenn das Buch schon auf so junge Menschen abzielt.
Alles in allem, bin ich leider eher enttäuscht von dem Leseerlebnis, aber möchte betonen, dass ich vielleicht auch einfach die falsche Zielgruppe bin oder es sich schlicht um eine Geschmackssache handelt.

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Zeitreisen neu und spannend gedacht

Das andere Tal
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Der Roman „Das andere Tal“ von Scott Alexander Howard hat eine (zumindest mir) bisher so nicht nicht erzählte Version von Zeitreisen als Prämisse. Die junge Odile lebt in einem Tal, das in der Gegenwart ...

Der Roman „Das andere Tal“ von Scott Alexander Howard hat eine (zumindest mir) bisher so nicht nicht erzählte Version von Zeitreisen als Prämisse. Die junge Odile lebt in einem Tal, das in der Gegenwart lebt, während die Täler östlich und westlich davon jeweils 20 Jahre zeitversetzt in Zukunft und Vergangenheit leben. Getrennt und bewacht sind diese Täler zwar, allerdings mit seltenen Ausnahmegenehmigungen zu besuchen. Diese strengen Regeln dienen natürlich der Vermeidung von Störung des Zeitkontinuums und schlimmen Folgen, sollte sich jemand durch Wissen aus den anderen Tälern in die Geschehnisse einmischen. Wie zu erwarten führt dieses potentielle Wissen um Vergangenes und Zukünftiges zu Problemen und Misere, was wir anhand des Lebens von Odile beobachten können, als wir sie bis ins Erwachsenendasein begleiten dürfen.
Es ist ein großartiges Gedankenexperiment, bei dem je nach Lebensabschnitt und Tal sehr fesselnd Tropen wie Coming-of-Age, Zeitreisen, Schuld, Frauenfeindlichkeit, Unterordnung ins System, Hörigkeit, Fremdbestimmtheit ganz wild und gleichzeitig stringent thematisiert und verwoben werden.
Mir haben die verschiedenen Lebensabschnitte von Odile unterschiedlich gut gefallen, aber alle Teile des Buches waren auf einem hohen Niveau, was den Lesegenuss angeht. Das ist umso bemerkenswerter, da mir der Schreibstil, vor allem was Gesagtes/wörtliche Reden anging, manchmal etwas sperrig und unnatürlich vorkam. Das ist allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt, der mir an manchen Stellen dieses ansonsten so faszinierenden Buches aufgefallen sind. Außerdem scheint das ein persönliches Problem zu sein, das ich oft mit Übersetzungen habe, dass mir die Sprache dann hölzern vorkommt.
Das Cover, möchte ich hervorheben, ist wunderschön, eines meiner liebsten Diogenes-Designs, die ich grundsätzlich sehr geschmackvoll und zeitlos finde.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Herzlich, kreativ und innovativ

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
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Der Comic dreht sich um das junge Mädchen Lisa, das wegen ihrer Außenseiterrolle und durch Mobbing unglücklich ist. Eines Tages begegnet sie dem Außerirdischen Walter, der hinter ihrem Haus landet namens ...

Der Comic dreht sich um das junge Mädchen Lisa, das wegen ihrer Außenseiterrolle und durch Mobbing unglücklich ist. Eines Tages begegnet sie dem Außerirdischen Walter, der hinter ihrem Haus landet namens Walter und sich mit ihr anfreunden möchte, wodurch eine schöne Geschichte ihren Lauf nimmt.
Ebendiese Geschichte und die Thematik rund ums Anderssein und Mobbing ist wirklich sehr herzlich, kreativ und innovativ erzählt. Mir gefallen vor allem die wörtlichen Reden, die in Kinderbüchern oftmals hochgestochen oder für den normalen Sprachgebrauch unnatürlich wirken, während Sibylle Berg hier auch mal ein bisschen Dialekt oder Umgangssprache nutzt, wie beispielsweise „Willst du vielleicht grad den Unterricht übernehmen?“ oder „Die denken eh schon, ich bin nicht ganz dicht.“. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich dadurch Kinder und Jugendliche, die ja genau die Zielgruppe sind, besser angesprochen und abgeholt fühlen. Mir gefällt außerdem, dass sich Berg hier überhaupt nicht scheut, auch „erwachsenere“ Themen und Probleme zu thematisieren, die auch junge Leser*innen betrifft und diese dadurch früh zu einer kritischen Auseinandersetzung ermutigt.
Ebenso wichtig, wie das Geschriebene, ist bei einem Comic natürlich auch die Illustration, die ich hier genauso gelungen finde. Es sind süße und sehr detailreiche Zeichnungen, die mich direkt ansprechen, unterhalten und die ich sehr einzigartig finde.
Bei meiner Rezension und allen Komplimenten, die ich dem Buch machen möchte, muss ich allerdings auch betonen, dass ich eine 30-jährige Frau ohne Kinder oder Erfahrungen mit Kindern bin, also vielleicht nicht die verlässlichste Quelle dafür, wie geeignet oder ansprechend das Buch für die eigentlich Zielgruppe ist. Ich hoffe aber, dass das Buch einigen jungen Menschen Freude, Interesse und Mut schenkt.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Tiefgreifende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen unserer Zeit

Alles gut
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In ihrem Roman „Alles gut“ setzt sich Cecilia Rabess nicht nur oberflächlich mit dringenden Problemen und Streitthemen unserer Gesellschaft auseinander, sondern geht tief rein in die innere Zerrissenheit ...

In ihrem Roman „Alles gut“ setzt sich Cecilia Rabess nicht nur oberflächlich mit dringenden Problemen und Streitthemen unserer Gesellschaft auseinander, sondern geht tief rein in die innere Zerrissenheit und Unsicherheit der jungen, schwarzen Jess, die sozial eher in der weißen Mittel- bis Oberschicht verkehrt, aufgrund ihres Jobs und ihrer Freunde/ihres Freundes. Die Zeitspanne der Erzählung reicht von der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten bis hin zur Wahl Donald Trumps zum Selbigen, was in vielen Gesichtspunkten (kulturell, historisch, gesellschaftlich) eine ereignis- und konfliktreiche Zeit für alle darstellt. Was dieses Buch aber beindruckend herausarbeitet, ist wie viel tiefergehend und anspruchsvoll all diese Ereignisse und Konflikte für eine junge, aufstrebende aber eben schwarze Frau in den USA sein muss.
Trotz der Dicke des Buches habe ich es in 2 Tagen durchgelesen, weil ich es einfach nicht weglegen konnte und wollte. Mich haben die Geschichte und die Gedanken von Jess so sehr gefesselt und ich war schnell emotional sehr investiert in den Werdegang der Protagonistin und ihrer Beziehung zu anderen. Komplett fertig gemacht hat mich dann der Teil, in dem sie zurück bei ihrem Vater ist, ohne zu viel verraten zu wollen. Spätestens da war das Weglegen des Buches keine Option mehr und ich musste wissen, wie es weitergeht. Wollte wissen, wie man mit so etwas umgehen kann und sich wieder fangen kann.
Ich bin großer Fan von der Covergestaltung, finde sie sehr gelungen!
Mein einziger Kritikpunkt ist nicht einmal eine Kritik am Buch selbst, sondern an der Übersetzung. Ich kann natürlich nur vermuten, wie klug und authentisch die Geschichte im Original klingen muss. Die Übersetzung hingegen ist teilweise etwas hölzern und unnatürlich, vor allem wenn es um gesprochene Sprache und Gedanken geht und dann auch noch um zeitgenössische, ist eine deutsche Übersetzung oftmals schwierig. Im Deutschen würde niemand so sprechen, während ich mir gut vorstellen kann, wie dieselben Aussagen und Formulierung im Englischen komplett alltäglich sind. Da das eben nicht am Geschriebenen selbst kritisiert werden kann, ein gängiges Problem ist und zum Teil vielleicht auch einfach nur Geschmackssache, möchte ich keinen einzigen Stern von meiner finalen Bewertung abziehen.
Ich bin so froh, eine neue Autorin entdeckt zu haben, deren Schreibstil, Gedanken und Herangehensweise mich direkt begeistert haben. Die Figuren, deren Umgang und Diskussionskultur untereinander und ihre emotionale und persönliche Entwicklung waren für mich eine Offenbarung. Ich kann es schwer in Worte fassen, wieso das Buch so sehr zu mir gesprochen hat, da fehlt mir leider die literarische Finesse einer Cecilia Rabess :)

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