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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

Gewöhnungsbedarf auf vielen Ebenen – was nicht schlecht sein muss!

Die Knochenleser
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Der Protagonist Michael "Digger" Digson erzählt in der Ich-Form von seinem ungewöhnlichen Eintritt und Werdegang zum Polizisten und Ermittler in der Karibik. Die Arbeitsweisen und Handlungen der Polizei ...

Der Protagonist Michael "Digger" Digson erzählt in der Ich-Form von seinem ungewöhnlichen Eintritt und Werdegang zum Polizisten und Ermittler in der Karibik. Die Arbeitsweisen und Handlungen der Polizei dort sind der erste gewöhnungsbedürftige Punkt für den „westlichen“ Leser, da sie bestimmt sind durch Korruption, Regelbruch, Gewalt und teils unnachvollziehbare Praktiken. Nichtsdestotrotz sind genau diese Punkte auch sehr spannend und bieten Einsicht in die Strukturen einer Kultur und eines fernen Landes, die man sonst selten erfährt. Eben ein Krimi in der Karibik mit all den dazugehörigen Grausamkeiten und Faszinationen.
Um direkt mit den nächsten Ungewöhnlichkeiten, an die sich der Leser zu gewöhnen hat, weiterzumachen: die Sprache und Wortwahl, vor allem in den Dialogen, ist sehr eigen und teils irritierend, da beispielsweise Silben oder Buchstaben ausgelassen werden. Dass man sich nur schwierig an diese Art der Darstellung von Dialekten oder Slangs gewöhnt und ich persönlich mehr als störend empfinde, mag allerdings auch an der Schwierigkeit der Übersetzung solcher Stilmittel liegen. Teils ist es auch interessant und herausfordernd im positiven Sinne, im Großen und Ganzen lenkt es aber leider auch von der eigentlichen Kriminalgeschichte ab.
Diese entpuppt sich als auch sehr grausam und schlimm, was für den ein oder anderen Leser auch nicht ganz ohne sein dürfte, ohne nun zu viel zu verraten oder gar zu spoilern.
Das Buch war wirklich fesselnd, gerade weil es sich um so ein rundum besonderes und – wie gesagt – gewöhnungsbedürftiges Werk handelt. Ob es den eigenen Geschmack trifft, muss jeder für sich selbst herausfinden. Wenn man aber Lust darauf hat, etwas Neues zu entdecken, gebe ich für „Die Knochenleser“ eine klare Empfehlung! Sollte einem das Buch dann nicht gefallen, hat man ja wenigstens immer noch einen echten Hingucker im Bücherregal stehen! ;)

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Für (werdende) Holland-Fans

Sommerschwestern
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Die vier besagten Schwestern werden aus anfangs noch unklaren Gründen von ihrer Mutter nach Holland, das Urlaubsland aus Kindertagen, bestellt. Von Beginn an wird klar, dass es sich um grundverschiedene ...

Die vier besagten Schwestern werden aus anfangs noch unklaren Gründen von ihrer Mutter nach Holland, das Urlaubsland aus Kindertagen, bestellt. Von Beginn an wird klar, dass es sich um grundverschiedene Frauen handelt, was nicht zuletzt eines der Grundthemen des Buches darstellt. Die Dynamiken innerhalb dieser Familie, die sich auch aufgrund der Unterschiede in Charakter und Lebensentwürfen, auseinandergelebt haben, sind interessant. Leider kamen mir die Dialoge und Charakterentwürfe sehr generisch vor und vor allem die Art zu reden, würde ich keinen jungen Frauen zwischen Ende 20 und Ende 30 zuschreiben. Was mich an der Gestaltung und Darstellung der Figuren nicht ganz überzeugt hat, hat wiederum bei Beschreibung der Landschaft ganz wunderbar funktioniert. Die niederländische Szenerie und liebevoll dargebotenen Details zum Schauplatz der Geschehnisse sind ganz wunderbar und machen wirklich Lust auf einen eigenen Trip dorthin. Alles in allem war das Buch eine passende Lektüre für einen Kurzurlaub, die eine ebenso kurzweilige Freude macht und leichte Kost für unterwegs darstellt.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Meinen Horizont hat es um wertvolle Eindrücke erweitert

Love in the Big City
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Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die ...

Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die Aufs und Abs, die wilden und ruhigen Erfahrungen, die positiven und negativen Begegnungen des jungen, homosexuellen Protagonisten in Seoul. Offen und ungeschönt werden die Probleme der Selbst- und Gegenüberfindung eines jungen Menschen im Allgemeinen und eines queeren Mannes im Besonderen dargestellt und reflektiert. Sympathie und Empathie werden unwillkürlich geweckt.

Beides, inhaltlich und sprachlich, so direkt und unverblümt und somit authentisch wurden mir sowohl eine kulturell als auch sexuell fremde Geschichte nahegebracht, die mir viel Neues und Spannendes eröffnet hat. Dennoch, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, fiel es mir meist schwer, die Entscheidungen von Young nachzuvollziehen, vor allem, was die Wahl seiner Partner und Liebschaften angeht. Andererseits sind es genau diese Jahre, in den 20ern eines Menschen, in denen man Fehler, falsche Entscheidungen, irrationale und selbst-destruktive Taten erleben muss, um schließlich aus ebendiesen zu lernen. Abgesehen von ein paar Stellen, die mich regelrecht nervten, habe ich die Entwicklungen des Protagonisten aber gerne verfolgt (wie man es auch bei einem guten Freund tun würde, dessen Lebensentscheidungen man nicht immer gutheißen aber unterstützen muss). Außerdem wäre eine Romantisierung der alltäglichen Realität einer Minderheit in der Gesellschafft überhaupt nicht ehrlich und hilfreich für die Akzeptanz und würde nichts zur Steigerung ebendieser Akzeptanz beitragen.

Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass fehlende Repräsentation der queeren Community in der Literatur ein zu weit verbreiteter Missstand ist, dem mit solchen Büchern endlich entgegengewirkt wird, was eine erfreuliche Entwicklung und hoffentlich ein größer werdender Trend ist. Einem homosexuellen Protagonisten zu begegnen ist sehr erfrischend und leider noch viel zu selten.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Kurzweilig aber stilistisch gewöhnungsbedürftig

Beat vor der Eins
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Bei mir hat das Cover und das Thema laut Klappentext direkt mein Interesse geweckt. Die Leseprobe fand ich von der Sprache und dem Format her etwas befremdlich, aber wollte dem Buch trotzdem eine Chance ...

Bei mir hat das Cover und das Thema laut Klappentext direkt mein Interesse geweckt. Die Leseprobe fand ich von der Sprache und dem Format her etwas befremdlich, aber wollte dem Buch trotzdem eine Chance geben. Immerhin bin ich immer für eine gute Coming-of-Age-Geschichte zu haben.
Ich habe es direkt in einem durchgelesen, was vor allem den kurzen und umgangssprachlichen Kapiteln geschuldet ist. Leider war es nicht, weil mich das Geschriebene besonders gefesselt oder begeistert hätte. Ich habe überhaupt nichts gegen tagebuchähnliche Schreibstile, sie können sogar besonders intim und anregend sein. Was mich allerdings davon abhält, das Geschriebene zu genießen und zum Teil sogar zu verstehen, ist die sehr befremdliche „jugendliche“ Sprache, die überhaupt nicht natürlich oder zeitgemäß wirkt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einfach nicht verstanden habe, dass die Handlung vor ein paar Jahrzenten spielte, also in einer Zeit, in der Jugendliche einfach noch anders geredet haben?
Ich möchte mir als 30-Jährige gar nicht anmaßen, die Gedanken und Handlungen einer Fünfzehnjährigen immer komplett nachvollziehen zu können und das war auch nicht mein Anspruch bei der Lektüre und dennoch fiel es mir schwer, mit der Protagonistin zu connecten. Es mag auch an dem sprunghaften und teilweise zeitlich unklaren Verlauf der Geschichte liegen, dass ich mich nicht reinfinden konnte.
Ein letzter Kritikpunkt ist für mich, dass das Buch für eine Zielgruppe ab 14 Jahren gedacht ist. Es ist nicht nur, dass ich wie oben erwähnt, das sprachlich nicht passend finde, was auch einfach eine Geschmackssache sein kann. Ich finde es auch etwas unverantwortlich und schade, dass keine Triggerwarnung vorausgeschickt wird, wenn das Buch schon auf so junge Menschen abzielt.
Alles in allem, bin ich leider eher enttäuscht von dem Leseerlebnis, aber möchte betonen, dass ich vielleicht auch einfach die falsche Zielgruppe bin oder es sich schlicht um eine Geschmackssache handelt.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Ohne Mich – ohne Begeisterung

Ohne mich
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In „Ohne Mich“ folgen wir einer Jura-Absolventin während ihres Berufseinstiegs und, viel wichtiger, kurz nach der Trennung von ihrem Ehemann, den sie sehr jung und kurz geheiratet hat.
Der Erzählstil ist ...

In „Ohne Mich“ folgen wir einer Jura-Absolventin während ihres Berufseinstiegs und, viel wichtiger, kurz nach der Trennung von ihrem Ehemann, den sie sehr jung und kurz geheiratet hat.
Der Erzählstil ist sehr besonders, gleichzeitig interessant aber auch kühl und sehr direkt – ein bisschen, wie die Protagonistin selbst. Während ich anfangs und zum Ende hin wirklich gespannt war, verlor ich schnell Sympathie und Interesse an ihr und ihrer Geschichte. Viele Geschehnisse und Teile des Erzählten konnte ich nicht nachvollziehen, waren mir zuwider oder haben mich schlichtweg gejuckt. Dadurch zog sich das Buch im Mittelteil für seine knapp nur 200 Seiten wirklich sehr. Ich nahm irgendwann eine so resignierte und entrückte Haltung der Protagonistin gegenüber ein, wie sie selbst im Buch gefühlt ihrem kompletten Umfeld gegenüber. In dieser Hinsicht hat die Erzählung also wirklich etwas vermittelt, allerdings nicht im besten Sinne. Anstatt mich zu unterhalten, zum Nachdenken zu bringen, Emotionen zu wecken oder irgendeine Regung hervorzurufen, las ich die Zeilen innerlich eher reglos und abgestumpft.
Viele der Probleme und Struggle konnte ich als junge Frau ja nachvollziehen und das Thema/die Prämisse fand ich sehr spannend, als ich das Buch begonnen habe, aber wieso sollte ich einer Figur folgen, die keinerlei Entwicklung oder Reflektion oder sonstiges aufweist. Mir fehlte wohl der Sinn der Geschichte.
Mich störte auch, dass so viele Fässer (zwischenmenschliche Beziehungen, Gefühle, Gedanken) aufgemacht wurden, dann aber nicht weiter verfolgt und lieblos wieder fallengelassen wurden. Manche davon hätten mein Interesse geweckt, wie sich gewisse Dinge weiterentwickeln oder was die Gefühle und Gedanken der Erzählerin dazu gewesen wären.
Ich möchte nicht sagen, dass ich das Buch durch und durch negativ fand, aber meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen und hätte es mehr Seiten gehabt, hätte ich es vermutlich nicht fertig gelesen.

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