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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Böse kann so unglaublich nah sein!

Bis in den Tod hinein
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Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker ...

Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker gerissen.

Der Hauptkommissar Severin Boesherz ist ein in mehrerlei Hinsicht wirklich auffälliger Nachfolger von Julius Kern. Er tritt bemerkenswert elegant, aber auch bescheiden auf. Auch seine außerordentliche Gelassenheit und seine Intelligenz machen ihn daher zu einem sehr interessanten Charakter, von dem man gerne mehr liest.
Hin und wieder habe ich mich nur gefragt, ob es solch raffiniert denkende Menschen, die derartig intelligente Handlungen an den Tag legen, tatsächlich gibt!? Viele wichtige Fakten zu dem Fall hat Boesherz auch einfach nicht ausgesprochen, erst ganz zum Schluss bei der Aufklärung. Sein Schweigen hat mich während dem Lesen manchmal verwirrt bzw. war ich etwas überfordert von den Geschehnissen, weil mir nicht klar war, wie dieses oder jenes jetzt kommt. Kompliziert und anstrengend sind vielleicht die Worte, die das am besten beschreiben würden.

Ansonsten sind die Charaktere aber einsame Spitze! Vincent Kliesch schafft es immer wieder, mit seinen Protagonisten zu punkten: einzigartig beschriebene, teils düstere und böse Gestalten, die ebenso ihren Charme besitzen.
Wer in diesem Fall der Böse ist, ist schnell klar, denn auch aus der Sicht des Täters wird hier erzählt. Ein Täter, der, wenn man ehrlich ist, eigentlich ein Opfer von Kindheitsprägung und Manipulation ist ...

Ein vielversprechender Reihenauftakt, der ganz viel Lust auf mehr Severin Boesherz macht. Ich bin schon hochgespannt, was der zweite Teil, Im Augenblick des Todes, so zu bieten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit Hilfe der Kojoten

Das Geheimnis des Felskojoten
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Vom Cover her habe ich eine süße, bezaubernde Liebesgeschichte mit viel Natur und auch Kojotenbezug erwartet. Der Klappentext hat zusätzlich Spannung durch eine abenteuerliche Verfolgungsjagd und böse ...

Vom Cover her habe ich eine süße, bezaubernde Liebesgeschichte mit viel Natur und auch Kojotenbezug erwartet. Der Klappentext hat zusätzlich Spannung durch eine abenteuerliche Verfolgungsjagd und böse Machenschaften unseriöser Konzerne versprochen. Und genau das bekommt man hier auch. Zwar teils auf eine klischeehafte Art und Weise, aber man bekommt es. ;)

Der Halb-Bigfoot Indianer Shane und die Deutsche Serena geraten auf der Suche nach Serenas Bruder Fabian in wirklich brenzlige Situationen, denn schon bald merken sie, dass sie verfolgt werden, und mit ihren Verfolgern nicht gut Kirschen essen ist.
Das Flüchten hat sich gar nicht als so leicht gestaltet, wie ich anfangs angenommen hatte, als ich die Gauner zu Beginn kennengelernt habe. Erst dachte ich nämlich: Ja, die sind vielleicht bis auf die Zähne bewaffnet, dafür aber auch nicht die hellsten Köpfe.^^
Trotzdem: in das, was diese Männer da verstrickt sind, und was Serena und Shane schlussendlich über sie herausgefunden haben, ist an Skrupel- und Herzlosigkeit wohl nicht mehr zu überbieten!

Die wunderschönen Beschreibungen der Flora und Fauna, das Wissenswerte über die Geistwesen (Spirits), die Indianer und das Leben derselben, eine liebliche, langsam erblühende Liebe und immer wieder der zwischenzeitlich auftauchende Kojote, machen dieses Buch zu einem wunderbar kurzweiligen und abgerundeten Leseerlebnis.
Dass das Ganze ein bisschen klischeehaft war, war bei dieser Form der Unterhaltung zu erwarten und sollte, bei einer Zwischendurch-Lektüre wie dieser hier, auch nicht weiter stören.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Königin des Murmeltiers

Elsa ungeheuer
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Die elfjährige Elsa ist ein kleiner Teufel, zumindest nach Ansicht ihrer Mutter und der anderen Erwachsenen. Nur einer hat scheinbar sein Herz an dieses vollkommene Ungeheuer verloren: der achtjährige ...

Die elfjährige Elsa ist ein kleiner Teufel, zumindest nach Ansicht ihrer Mutter und der anderen Erwachsenen. Nur einer hat scheinbar sein Herz an dieses vollkommene Ungeheuer verloren: der achtjährige Karl. Denn von der kurzen Berührung von Elsas Lippen auf seiner Wange hat er sich nie wieder erholt.
Elsa hat den Menschen das Leben schwer gemacht, gleichzeitig muss dieses Mädchen eine unglaubliche Faszination bei gewissen Leuten hervorgerufen haben, denn anders kann ich es mir nicht erklären, wieso Herr Murmelstein (aka Murmeltier) sie als 'Königin' bezeichnet hat und Karl sie über die Jahre hinweg nicht vergessen konnte und ihr am liebsten überall hin gefolgt wäre.

Dieses Buch ist in einem Ton geschrieben, wie ich ihn noch nie gelesen habe: auf eine Art und Weise melancholisch und zeitgleich mit einem auflockernden Witz.
Ich musste währenddessen dauernd an einen älteren Film denken, wegen den alten Namen, den benutzten Ausdrücken und auch der Gepflogenheiten der Zeit, in der es spielt.
Auch an dem eigenen Humor habe ich Gefallen gefunden. So waren zum Beispiel die alte Haushälterin, Frau Kratzler, bei der sich Karl und Lorenz nie sicher waren, ob sie nicht die älteste Frau der Welt ist, mit ihrem Gerede über das Herzjesulein, oder 'das Murmeltier' mit seinen Frauengeschichten inkl. ordinärer Ausdrücke, recht unterhaltsame Gestalten.
Der Protagonist Karl, aus dessen Sicht diese Geschichte erzählt wird, war mir sehr sympathisch. Möglicherweise hatte ich hin und wieder auch etwas Mitleid mit ihm. Ich hätte ihm auf jeden Fall gewünscht, dass diese Geschichte mehr Gutes für ihn bereithält.
Zu Karls Bruder Lorenz habe ich viel schwerer Zugang bekommen. Dieser Charakter war mir mit seiner Malerei, seinen Motiven und seiner, in meinen Augen ein wenig eigenartigen Beziehung zu seinem Bruder, oft ein Rätsel.

Der Schluss, ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Er hat jedenfalls etwas sehr Tröstliches und ist voller Gnade.
Gerne empfehle ich diese melancholisch humorvolle, etwas gehobenere Lektüre mit seinen unvergesslichen Charakteren weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bis sich die Angst in Vertrauen umwandelt ...

Die verborgene Sprache der Blumen
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Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man die Buchbeschreibung liest: wieso interessiert sich ein rebellischer Teenager für so zarte, sanfte Geschöpfe wie Blumen? Was kann ein Mensch wie Victoria ...

Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man die Buchbeschreibung liest: wieso interessiert sich ein rebellischer Teenager für so zarte, sanfte Geschöpfe wie Blumen? Was kann ein Mensch wie Victoria daran nur so faszinierend finden?
Nun, die Antwort darauf erschließt sich einem recht schnell. Victoria ist selbst ein sehr zerbrechliches, dünnhäutiges Wesen. In ihrer Kindheit und Jugend ist sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergegeben worden, fast so, als wäre sie ein Mensch ohne Gefühle, dem das nichts ausmacht. Vertrauen aufbauen hat nie funktioniert. Victoria sagt selbst, dass sie noch nie jemanden länger als ein halbes Jahr gekannt hat, wenn man ihre Sozialarbeiterin außer Acht lässt.
Da wundert es mich nicht, dass sie zu einem 'schwierigen' Teenager geworden ist, und sich lieber für Pflanzen, als ihre Mitmenschen, begeistert. Eine Blume kann dich nämlich nicht verletzen oder enttäuschen ...

Mich hat Victorias Geschichte von Anfang an bewegt. Verständnis für einen Teenager aufzubringen, der ziemlich launisch ist und immer genau das Gegenteil von dem tut, um was man ihn bittet, fiel mir anfangs zwar schwer, aber schon bald lernt man als Leser Victorias Innenleben kennen und das hat dazu geführt, dass ich mich automatisch immer auf ihre Seite gestellt habe. Mein Mitgefühl für Victoria ist von Seite zu Seite gewachsen. Und ich habe ihr so sehr gewünscht, dass sie eines Tages ein glückliches, angstfreies Leben mit Menschen, denen sie vertraut, führen kann.

Erzählt wird hier aus zwei verschiedenen Zeiten. Einmal aus Victorias Sicht im Alter von etwa 9-10 Jahren und einmal (ebenfalls aus Victorias Sicht) ab dem Beginn ihrer Volljährigkeit.
Diese beiden Erzählstränge haben wunderbar miteinander harmoniert, denn so hat man idealerweise nach und nach die Hintergründe herauslesen können, die nun zu ihrem teilweise wirklich traurigen Erwachsenenstandpunkt geführt haben.

Und die Sprache: wirklich zauberhaft! Das Buch ist so poetisch geschrieben. Es wird weniger gesprochen, dafür bekommt man mehr Einblick in Victorias Gedankenwelt und so kann man voll und ganz in dieser Erzählung versinken, ohne zu bemerken, wie viele Seiten man eigentlich schon gelesen hat.
Also genau genommen ein 'stilles' Buch, wenn man so will.
Ein Buch, das trotz seiner vergleichsweise wenigen direkten Reden unglaublich wortgewaltig ist, mich mitreißen und bewegen konnte.
Ein Buch über Angst, Gefühle, Vertrauen und Verzeihen. Und über eine starke Protagonistin, die einen Mut entwickelt, mit dem sie sich dem Leben mit all seinen Unvorhersehbarkeiten stellen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine wundertraurige Liebesgeschichte!

Das Rosenhaus
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Ich möchte gerne so weit gehen und das Buch mit Ein ganzes halbes Jahr vergleichen, denn die Geschichte hat mich doch sehr an die von Jojo Moyes erinnert.
Ein Mann hat einen Arbeitsunfall, sitzt danach ...

Ich möchte gerne so weit gehen und das Buch mit Ein ganzes halbes Jahr vergleichen, denn die Geschichte hat mich doch sehr an die von Jojo Moyes erinnert.
Ein Mann hat einen Arbeitsunfall, sitzt danach im Rollstuhl und wird von einer Frau, in diesem Fall ist es seine Frau Lily, gepflegt, oder zumindest versucht sie es, denn Lilys Mann Liam ist ein richtiges Ekel und hält Lily auf Abstand, ist unerhört unfreundlich und abweisend. Immer wieder hieß es, das liege daran, dass Liam schon sehr früh selbstständig geworden ist und es jetzt nicht ertragen kann, von seiner Frau vorübergehend abhängig zu sein, und dass dieses widerliche Verhalten Lily gegenüber völlig normal sei. Und ich habe mich dann immer wieder gefragt: und wieso ist Liam dann bei allen anderen gut aufgelegt und zum Scherzen zumute? Auch das Wissen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er wieder vollständig rehabilitiert ist, sollte Liam eigentlich beruhigen - und man könnte eigentlich auch meinen, dass es für Liam ja sogar ganz schön sein könnte, sich von seiner Frau beispielsweise verwöhnen zu lassen, während er so hilfsbedürftig ist. Aber nein, er hat Lily einfach nicht an sich herangelassen und ich hatte die ganze Zeit so das Gefühl, dass da mehr dahintersteckt, dass Liam sie vielleicht für irgendetwas bestrafen will ...

Von Lily war ich einerseits enttäuscht, dass sie sich das alles von Liam gefallen lassen hat, aber gleichzeitig habe ich sie dafür bewundert, dass sie so eine starke Persönlichkeit war, die nicht auf seine Spitzen eingegangen ist und so keinen Streit entstehen hat lassen. Das ist bei den Aussagen, die Liam manchmal geschoben hat, gar nicht so einfach. Ich hätte mich wahrscheinlich nicht so gut unter Kontrolle gehabt. - Das hat auch meine Vermutung bestätigt, dass er Lily für irgendwas büßen lassen wollte und sie der Meinung war, dass sie es wohl verdient hätte.

Dass hinter all diesem Verhalten eigentlich eine wahnsinnig große Traurigkeit und ganz viel Schmerz wegen einer Sache, die noch gar nicht so lange zurückliegt, steckt, konnte man als Leser schon erahnen. Aber was genau, und wie es schlussendlich offenbart wurde, war so berührend und herzzerreißend zu lesen, dass mir sogar die Tränen gekommen sind - und das will was heißen, denn das kommt bei mir wirklich nicht oft vor!

Das Ende habe ich geliebt! Also ich stehe ja generell auf Happy Ends - und ich denke, es ist auch okay, wenn ich das hier erwähne - wenn es allerdings allzu kitschig (und somit unglaubwürdig) wird, habe ich auch ein Problem damit. In diesem Fall war es aber schlicht und einfach wunderschön!