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Veröffentlicht am 20.03.2022

Der Ursprung der Menschheit

Nomaden von Laetoli
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Afrika – Die Wiege der Menschheit. Martin Anderson hat eine unglaubliche Entdeckung gemacht: er hat durch seine Forschungen auf Grönland den Hafen von Eirik, einem Wikingerfürsten gefunden. Nun wird er ...

Afrika – Die Wiege der Menschheit. Martin Anderson hat eine unglaubliche Entdeckung gemacht: er hat durch seine Forschungen auf Grönland den Hafen von Eirik, einem Wikingerfürsten gefunden. Nun wird er von der Fachwelt gefeiert und bekommt ebenso reizvolle wie lukrative Angebote. Bevor er sich entscheidet, nimmt er die Einladung von Professor Aaron Miller an, der ihn nach Tansania einlädt. Der alte Anthropologe sucht am Rande der Serengeti seit Jahren nach dem Ursprung der Menschheit.

Kaum in Tansania angekommen, zeigt ihm Miller einen Teil seiner Forschungen. Diese sind hochinteressant, keine Frage, doch der Professor erzählt ihm eine Geschichte, die Anderson nicht glauben kann: Miller ist überzeugt davon, die ersten Menschen mit eigenen Augen gesehen zu haben!

H.S. Eglund hat seinen Roman in drei Teile geteilt, die die Wegpunkte Andersons in Afrika markieren. Laetoli, Aksum, Jambiani. Sein erster Weg führt ihn nach Laetoli, wo er auf Miller trifft. Die Geschichte entwickelt sich langsam und der Ton bleibt durchweg sehr ruhig, trotz der teils dramatischen Ereignisse. Ein Spannungsbogen wird für mich in keinem der drei Teile aufgebaut. Daher habe ich für meine Verhältnisse auch sehr lange für die Lektüre des Buches gebraucht. Es fiel mir nicht schwer, regelmäßig Pausen zu machen. Dennoch: die Geschichte hat ihren ganz eigenen Reiz und so musste ich trotzdem immer weiterlesen. Die Stärke des Buches liegt meiner Meinung nach ganz klar bei den Landschafts- und Reisebeschreibungen, die mir Afrika buchstäblich vor Augen geführt haben.

Auch die teils philosophischen Fragen und Diskussionen waren interessant. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mich allerdings Erklärungsansätze aus der aktuellen Forschung gewünscht. So wurden viele Fragen in den Raum geworfen, aber nur wenige mögliche Erklärungen geliefert.

»Warum wanderte der frühe Mensch aus Ostafrika aus? Wohin brach er auf?« (S.34)

Ebenso hat mir das kritische Hinterfragen akademischer Lehransätze gefallen. Sind unsere Methoden wirklich optimal, um stets bestmögliche Ergebnisse zu erzielen?

»“Wir sprechen von Wissenschaft, nicht von Religion.“ „Der Glaube an die Objektivität ist das Dogma der Wissenschaft, ist ihre verdammte Religion. […] Aus reiner Vernunft ist noch nie Vernünftiges entstanden, aus analytischem Verständnis noch nie die Verständigung zwischen Menschen.“« (S.71)

Insgesamt für mich ein Buch, auf das man sich einlassen muss, dass kein spannendes Abenteuer im Sinne eines Abenteuerromans bietet, dafür aber mit spannenden und teils hochaktuellen Fragen punkten kann. Ein Buch, das Mitdenken erfordert und zumindest mich verleitet hat, den ein oder anderen Begriff oder Fakt zu googeln und genauer nachzulesen. So war mir zum Beispiel der Zweig der Ethnobotanik bislang nie irgendwo begegnet. Wer also Lust auf eine Reise nach Afrika hat und der Philosophie nicht abgeneigt ist, der wird mit „Nomaden von Laetoli“ sicher eine interessante Lektüre finden.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Fantasy at its best

Welt der Schwerter
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Kronprinz Siluren hat seine erste Schlacht geschlagen und wird von den Einwohnern Bethelgards nicht mehr Siluren, der Zauderer, sondern Siluren, der Findige genannt. Kira hadert immer noch mit ihren Gefühlen ...

Kronprinz Siluren hat seine erste Schlacht geschlagen und wird von den Einwohnern Bethelgards nicht mehr Siluren, der Zauderer, sondern Siluren, der Findige genannt. Kira hadert immer noch mit ihren Gefühlen und ihrer Position. Coridan und Lynn, die Akh’Eldash, haben zwar keine Schlacht im Krieg geschlagen, doch auch ihre bisherige Reise war unerwartet schwieriger und gefährlicher als angenommen.

Esther S. Schmidt knüpft mit Band zwei ihrer Dilogie „Welt der Schwerter“ nahtlos an Teil 1 an. Nachdem mich der erste Teil restlos begeistert hat, hatte ich extrem hohe Erwartungen an Teil 2. Was soll ich sagen? Auch diesen Band hätte ich am liebsten an einem Stück verschlungen. Der Autorin gelingt es scheinbar mit Leichtigkeit, einen Spannungsbogen aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Ich wollte permanent wissen, wie es wohl weitergeht, ob meine Vermutungen stimmen (nur zum Teil), welche Gefahren und Hinterhalte noch lauern mögen (völlig andere, als ich mir ausdenken könnte) und wie Esther S. Schmidt bloß alles so auflösen will, dass es all den liebgewonnenen Charakteren am Ende gut geht (sie hat eine großartige Lösung gefunden).

Die Charaktere sind greifbar, so unterschiedlich sie auch sind, und haben mich abwechselnd mit ihnen hoffen oder bangen lassen. Jeder der vier Protagonisten muss sich der Frage stellen, wo er oder sie wirklich steht und was er will.

Coridan ist ehrenhaft und Siluren gegenüber zu einhundert Prozent loyal, doch kann er Lynn einfach gehen lassen? Siluren hingegen muss sich entscheiden, ob er wirklich König werden will. So einfallsreich, listig und letztlich erfolgreich er bei dem Kampf um das Reich auch ist, so sieht er sich nicht in derselben Rolle wie sein Vater. Lynn macht eine unglaubliche Entdeckung bezüglich der Rolle Akh’Eldash, die alles ändert. Und auch Kira muss sich entscheiden. Gehen oder bleiben? Kann sie sich selbst und Siluren vertrauen?

Neben dem Plot und den großartigen Charakteren (dazu zählt auch eine ganze Reihe an Nebencharakteren, deren Namen und Rolle hier leider den Rahmen sprengen würden) mag ich auch den Schreibstil sehr. Die Worte, die die Autorin ihren Figuren in den Mund legt, passen zum jeweiligen Charakter und variieren je nach Herkunft und Stellung. Bei der komplexen Welt, die Esther S. Schmidt erschaffen hat, hatte ich niemals Probleme sie mir vorzustellen – ganz gleich, ob es sich um konkrete Schauplätze einer Szene oder die Ordnung der Welt mit ihrem Glauben und Aberglauben und den gesellschaftlichen Strukturen handelt.

Ich kann abschließend daher nur sagen: Meinen Geschmack hat Esther S. Schmidt hundertprozentig getroffen und ich kann jedem Fantasy-Fan, vor allem denjenigen, die High-Fantasy lieben, die „Welt der Schwerter“ nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Spannende Fortsetzung

Das gefälschte Herz
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Prinz Tymur und seine Gefährten sind nun im Nebelreich der Alfeyn. Doch ihre Lage ist alles andere als ermutigend. Die gesuchte Zauberin Ililiané ist tot und die Rückkehr des Dämonenfürsten scheint unausweichlich, ...

Prinz Tymur und seine Gefährten sind nun im Nebelreich der Alfeyn. Doch ihre Lage ist alles andere als ermutigend. Die gesuchte Zauberin Ililiané ist tot und die Rückkehr des Dämonenfürsten scheint unausweichlich, zumal Tymur offensichtlich längst besessen ist.

Band 2 von Maja Ilischs Neraval-Sage knüpft nahtlos an Teil 1 – Das gefälschte Siegel – an. Das Vertrauen der vier Gefährten ineinander ist nach Tymurs Tat endgültig zerrüttet, sofern es jemals wirklich bestanden hat. Dennoch gilt es, mit allen Mitteln zu verhindern, dass der Dämon zurück ins Menschenreich gelangt. Auf ihrem weiteren Weg werden mehr denn je die Schwächen der vier Reisegefährten offenbart. Es geht viel um die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten, so dass es sich zwar immer noch um einen Fantasyroman handelt, aber zugleich auch eine psychologische Ebene betreten wird, die extrem spannend ist. So sind auch die Dialoge der Protagonisten die große Stärke des Romans.

Mit Prinz Tymur hat Maja Ilisch eine geniale Figur erschaffen. Immer wieder war ich mir meiner Meinung über ihn sicher, dann habe ich erneut gezweifelt, ob es nicht doch alles ganz anders ist als gedacht. Er ist und bleibt unberechenbar. Doch ist er Freund oder Feind? Gut oder böse? Eine Frage, die sich im zweiten Band allgemein ständig aufdrängt. Wem kann man trauen? Woran können sich die Gefährten halten?

Nachdem ich im ersten Band ein wenig mit dem Worldbuilding gehadert habe, in ich zwar immer noch nicht hellauf begeistert, aber dennoch funktioniert es für mich in diesem Band besser. Zudem rückt die Welt hinter all den Lügen und Intrigen, den Täuschungen und Wahrheiten in den Hintergrund. Wie bereits erwähnt, liegt die Stärke ganz klar bei den Protagonisten. Was Band 3 anbelangt, so kann ich überhaupt nicht vorhersehen, welche Richtung die Geschichte nehmen wird. Ich bin lediglich halbwegs überzeugt, dass es ein Happy End geben wird – das ist schließlich in fast jedem Fantasyroman so…

Insgesamt kann ich nur sagen, dass mir „Das gefälschte Herz“ noch ein ganzes Stück weit besser gefallen hat als Band 1 und ich bin sehr gespannt auf den Abschlussband, zumal auch dieser Teil mit einem gekonnten Cliffhanger endet.

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Lustig und turbulent

Lukas Undercover – Wie man alles verbockt und doch gewinnt
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Lukas hat ein unschlagbares Talent für Streiche jeder Art. Manche sind klein, einige andere ufern ein wenig (oder mehr?) aus. Und jetzt hat er genau deswegen ein Problem. Nicht, dass ein Streich furchtbar ...

Lukas hat ein unschlagbares Talent für Streiche jeder Art. Manche sind klein, einige andere ufern ein wenig (oder mehr?) aus. Und jetzt hat er genau deswegen ein Problem. Nicht, dass ein Streich furchtbar schiefgelaufen wäre, aber Lukas und seine Familie müssen ins Zeugenschutzprogramm. Das heißt nicht nur ein neuer Name, ein neuer Wohnort und eine neue Schule, sondern vor allem auch: ruhig verhalten und nicht auffallen. Wenn das bloß nicht so schwer wäre! Vor allem, wenn die doofe Elena aus seiner neuen Klasse ihn für einen Langweiler hält.

„Das muss sich doch ändern lassen!“, denkt Lukas und schmiedet prompt Pläne…

Man muss wohl kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass sich damit das Thema Unauffälligkeit erledigt hat. Lukas Plan ist kreativ, eigentlich gut vorbereitet – und läuft dann doch anders als erwartet. Zumindest für Lukas, denn wir Leser wissen natürlich, dass einfach etwas schieflaufen muss. Trotzdem haben wir mit Lukas mitgefiebert und gehofft, dass er es schafft, die coole Elena zu beeindrucken, ohne völliges Chaos anzurichten.

Neben Lukas und Elena stehen vor allem auch sein kleiner Bruder Bernhard und sein Onkel Martin im Vordergrund. Dazu kommen noch die drei Kriminellen Hutter-Brüder, Kommissar Prokop, der einem manchmal fast ein wenig leidtut, sowie Lukas Eltern Christian und Christine. Alle weiteren Charaktere haben nur winzige Nebenrollen.

Der Schreibstil passt meines Erachtens nach hervorragend zur Zielgruppe, er ist lockerleicht und witzig. Erzählt wird die Geschichte durchweg aus Lukas Sicht, der es auch übernimmt einige Begriffe, wie zum Beispiel Zeugenschutzprogramm zu erklären. Der Autor Stephan Knösel schafft es ganz wunderbar diese Erklärungen in die Geschichte miteinzuflechten.

„»Ab heute gibt’s am Wochende kein Handy!« Ich kann mir vorstellen, was ihr jetzt denkt. Aber zu seiner Verteidigung muss ich sagen: Mein Vater ist eigentlich ganz nett. Nur manchmal verliert er vorrübergehend den Verstand.“ (S.8)

Abgerundet und zusätzlich aufgelockert wird die Aufmachung des Buches durch zahlreiche Illustrationen von Reto Klindt, die einfach perfekt zur Geschichte passen.

Für mich ein wunderbares Kinderbuch, das vielleicht sogar den ein oder anderen Lesemuffel zum Lesen animieren kann, mir und meinem Sohn hat es jedenfalls sehr gefallen. Lukas Undercover-Leben ist lustig und amüsant erzählt und allzu schnell war das Buch vorbei. Zum Glück wird es schon Ende August ein Wiedersehen geben. Wir freuen uns darauf.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Spannender Auftakt, tolles Hörbuch

Edingaard - Gebieter der Schatten
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Cassion besucht seit Jahren die magische Akademie, doch große Erfolge kann er nicht für sich verbuchen. Während es für viele den Anschein hat, dass sein magisches Talent nicht allzu groß ist, weiß Cassion ...

Cassion besucht seit Jahren die magische Akademie, doch große Erfolge kann er nicht für sich verbuchen. Während es für viele den Anschein hat, dass sein magisches Talent nicht allzu groß ist, weiß Cassion es besser. Denn seit seiner frühesten Kindheit spürt er noch eine andere, eine dunkle Macht in sich. Eine Kraft, die er nicht kontrollieren kann. Daher verschließt er sich und seiner Gabe, um so auch den zerstörerischen Schatten in seinem Innern kein Ventil nach außen zu bieten.

Doch die Zeiten werden gefährlicher, als sich ein neuer Feind erhebt und offenbar nur ein Ziel anstrebt: die Vernichtung aller Magie. Durch geschickte Manipulation, durch Lügen und Intrigen und durch das Schüren von Angst und Vorurteilen gewinnt der Feind immer mehr Mitstreiter.

Cassions dunkle Kraft könnte vielleicht die Rettung sein, doch zu welchem Preis?

Nachdem mich Elvira Zeißler schon mit „Die Saga der Drachenrüstung“ begeistern konnte, war ich umso gespannter auf „Gebieter der Schatten“, den ersten Band ihrer Edingaard Schattenträger-Saga. Die ursprüngliche Edingaard-Saga, die etwa 20 Jahre zuvor spielt, kenne ich nicht. Vermutlich kennt man sich schon recht gut in Edingaard aus und kennt natürlich Cassions Eltern und einige weitere Charaktere, doch ich hatte auch ohne Vorwissen keinerlei Verständnisschwierigkeiten.

Wie schon „Die Saga der Drachenrüstung“ habe ich mir diese Geschichte wieder einmal vorlesen lassen und als Hörbuch genossen. Vier Erzähler (Marco Rosenberg, Sabine von Rosenberg-Lipinsky, Jamila Boukhers und Günter Merlau) nehmen uns mit nach Edingaard. Mir persönlich hätte zwar ein Erzähler gereicht, aber die vier harmonieren gut miteinander und es macht Spaß ihnen zuzuhören und zu erleben, wie sie mit ihren Stimmen die Welt von Edingaard und seine Bewohner zum Leben erwecken.

Wie erwartet habe ich mich sehr schnell in die Geschichte eingefunden. Cassion ist ein sympathischer Charakter, der zwar auch ein wenig anstrengend sein kann, wenn er mal wieder mit sich, seiner dunklen Gabe und seinen Gefühlen zu Kyana hadert, doch ich habe in gerne auf seiner Reise begleitet. Eigentlich sollt er als Abschlussprüfung nur einen Schwarm Irrlichter einfangen, die weit entfernt von seiner Heimat Uyendil für Schwierigkeiten sorgen. Seine Reise gestaltet sich allerdings als völlig anders und wesentlich gefährlicher als erwartet, als die Magie in Edingaard immer mehr verfolgt wird.

Scheinen es zu Beginn nur Lord Drennag und seine Leute zu sein, zeigt sich schnell, dass auch anderswo der Magie mit Misstrauen und Schlimmerem begegnet wird.

Cassions einziger Lichtblick ist Kyana, eine Frau ohne Erinnerung, die er im Wald getroffen hat und die es immer wieder schafft, seine Schatten zu besänftigen. Auch wenn ich grundsätzlich an das Gute in ihr Glaube, so frage ich mich dennoch, ob sie wirklich so unwissend ist oder aus welcher Motivation heraus sie handelt. Allerdings habe ich dazu schon eine Theorie. Die nächsten beiden Teile werden zeigen, ob ich richtig liege.

Insgesamt ist „Gebieter der Schatten“ für mich ein spannender und gelungener Auftaktband mit tollen Charakteren, wunderbar gelesen und ich bin schon sehr neugierig, wie es weitergeht.

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