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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2022

Unterhaltsam und informativ

Die Biester der Bibel
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Wenn ihr von Einhörnern lest, dann habt ihr ganz klar ein Fantasybuch vor euch. Oder ein Kinderbuch. Oder die Bibel? Ja, ihr habt richtig gelesen. Zugegeben, es wird eine ältere Ausgabe der Bibel sein, ...

Wenn ihr von Einhörnern lest, dann habt ihr ganz klar ein Fantasybuch vor euch. Oder ein Kinderbuch. Oder die Bibel? Ja, ihr habt richtig gelesen. Zugegeben, es wird eine ältere Ausgabe der Bibel sein, aber immerhin. Denn bis zu einer Überarbeitung 1984 sprach die Luther-Bibel tatsächlich von Einhörnern (S.30f). Dafür findet sich in der Bibel nicht eine einzige Erwähnung eines bei uns so beliebten Haustieres – der Katze.

In ihrem Buch „Die Biester der Bibel“ betrachten Simone und Claudia Paganini die Tierwelt der Bibel, einen Punkt, dem ich bislang keinerlei Beachtung geschenkt habe. Umso erstaunter war ich über die Erwähnung von Einhörnern und anderen Fabelwesen (auch wenn sich die Darstellung der Bibel nicht unbedingt mit unserer heutigen Vorstellung deckt).

Die Autorinnen haben das Buch in drei große Abschnitte unterteilt:

Tiere, die in der Bibel nicht vorkommen sollten, es aber dennoch tun

Tiere, die in der Bibel vorkommen sollten, es aber nicht tun und

Tiere, die in der Bibel in besonderen Rollen vorkommen

Jeder dieser Abschnitte ist in mehrere Kapitel unterteilt, die sich jeweils einem Tier oder Wesen widmen. Dabei geht es natürlich um die Art und und Weise, wie das Tier in der Bibel dargestellt wird, doch es gibt auch zahlreiche weitere Informationen. So geht es etwa im siebten Kapitel („Wer fing die Mäuse beim Volk Israel?“) auch um die damaligen Beziehungen zwischen Israel und Ägypten. Während die einen Bastet, eine Gottheit mit Katzenkopf verehrten, ignoriert die Bibel, wie bereits oben erwähnt, die Existenz von Katzen. Die Autorinnen zeigen mögliche Erklärungsansätze auf, auch wenn die Frage wohl nie zu 100% beantwortet werden kann.

In anderen Kapiteln lernen wir, welchen Stand das Pferd in diversen Kulturen hatte oder was es mit vierbeinigen Insekten auf sich hat.

Zudem finden sich in jedem Kapitel zahlreiche Zitate aus der Bibel oder Hinweise auf bestimmte Bibelstellen.

Für mich war das Buch überraschend, informativ und amüsant zu lesen. Eigentlich habe ich mich bislang für halbwegs bibelfest gehalten, aber zumindest was die Tierwelt anbelangt, musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Mein Eindruck ist, dass das Buch gut recherchiert ist und dass es den beiden Autorinnen selbst viel Spaß gemacht hat, den Tieren genauer nachzuspüren.

Mein größter (und eigentlich einziger) Kritikpunkt betrifft tatsächlich nicht den Inhalt, sondern das Äußere. Sicher ist es wichtiger, dass mir der Inhalt gefällt und man sollte ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen, doch wäre mir das Buch nicht empfohlen worden, hätte ich es wohl nie zur Hand genommen. Daher mache ich hier auch eine Ausnahme und gehe auf das Cover ein.

Also: Wenn es euch ebenso wenig gefällt wie mir, dann lasst euch trotzdem nicht abschrecken! Es macht wirklich Spaß zu lesen, ist unterhaltsam und so ganz nebenbei lernt man auch noch etwas. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Witzig und turbulent

Lukas Undercover – Voll verpeilt ist halb gerettet
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Seit dem scheinbaren Angriff eines Krokodils und Lukas vermeintlich heldenhafter Rettungsaktion halten ihn zwar nicht mehr alle für einen Streber, doch ausgerechnet Elena ist Lukas auf die Schliche gekommen ...

Seit dem scheinbaren Angriff eines Krokodils und Lukas vermeintlich heldenhafter Rettungsaktion halten ihn zwar nicht mehr alle für einen Streber, doch ausgerechnet Elena ist Lukas auf die Schliche gekommen und lässt sich nun ihr Schweigen teuer bezahlen: Putzdienste und Barbiepuppen zählen ab nun zu Lukas Alltag.

Als Elena plötzlich verschwindet, findet Lukas das daher gar nicht so schlecht. Dumm nur, dass sich sein Gewissen (in Form seines Bruders) regt, als klar wird, dass die Hutter Brüder, vor denen sich Lukas Familie versteckt, Elena offenbar entführt haben. Die Polizei ist keine große Hilfe und Lukas bleibt nichts anderes übrig, als Elena zu retten.

Nach dem großartigen ersten Band von Lukas Undercover“ mussten wir ganz klar auch den zweiten Teil lesen. Lukas und seine Familie befinden sich immer noch im Zeugenschutzprogramm, denn die Hutter-Brüder und ihr Chef Karl „Klatsche“ Keiler sind immer noch auf freiem Fuß. Nach all der Aufregung mit dem selbstgebastelten Krokodil aus Band 1 muss Lukas nun wirklich die Füße stillhalten – und nicht nur, weil Elena ihn in der Hand hat. Doch Elena im Stich lassen, wenn die Polizei nichts tut, das geht halt trotzdem nicht…

„Voll verpeilt ist halb gerettet“ ist ebenso witzig wie Teil 1. Lukas Ideen sind nicht immer durchdacht, was zu einigem Chaos, aber auch zu ziemlich lustigen Szenen führt. Mir gefiel schon die Überschrift zum ersten Kapitel: „Der Umzug. Oder: Wann wird 6 Uhr früh als Uhrzeit endlich abgeschafft?“ Eine Frage, die sich sicher so mancher stellt, dessen Wecker auch so penetrant zu nachtschlafender Zeit klingelt.

Der Verlauf der Geschichte ist turbulent, das Tempo recht hoch und man kann gar nicht anders, als mit Lukas mitzufiebern und die Daumen zu drücken, dass er nicht wieder von einer Katastrophe in die nächste schlittert (wobei uns als Leser dann so einiges entgehen würde).

Der Schreibstil ist lockerleicht und wird zusätzlich durch wunderbare Illustrationen von Reto Klindt aufgelockert. Sie passen einfach hervorragend zur Geschichte.

Mein Fazit: „Voll verpeilt ist halb gerettet“ hat uns genauso gut unterhalten und zum Lachen gebracht, wie der erste Teil. Wir hoffen ganz fest auf Teil 3.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Spannend

Der Zoom-Killer (Tom-Bachmann-Serie 2)
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Kurz am Zoom-Meeting teilnehmen und dann auf zum nächsten Termin. Soweit der Plan. Doch dieses Zoom-Meeting wird so schnell niemand vergessen. Mit einem Mal taucht hinter einem der Teilnehmer ein schwarzer ...

Kurz am Zoom-Meeting teilnehmen und dann auf zum nächsten Termin. Soweit der Plan. Doch dieses Zoom-Meeting wird so schnell niemand vergessen. Mit einem Mal taucht hinter einem der Teilnehmer ein schwarzer Schatten mit einem Messer auf. Eindringlich demonstriert der maskierte Eindringling, was passiert, wenn jemand wegschaut oder versucht den Notruf zu wählen. Den schockierten Teilnehmern bleibt nichts anderes übrig als zuzusehen, wie ihr Gesprächspartner vor laufender Kamera gequält wird.

Profiler Tom Bachmann wird auf den Fall angesetzt und versucht unermüdlich hinter die Motivation des Zoom-Killers zu kommen. Warum tötet er und warum will er, dass ihm dabei zugesehen wird?

„Der Zoom-Killer“ ist mein erster Thriller von Chris Meyer und bereits der zweite Fall für Tom Bachmann. Vielleicht fehlt mir ein wenig Hintergrundwissen zum Protagonisten, aber ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir irgendwelche Informationen fehlen.

Chris Meyer führt seine Charaktere und uns Leser durch ein perfides Spiel, für das man nicht allzu zart besaitet sein sollte. Der Täter quält seine Opfer und ich bin froh, dass meine Vorstellungskraft nicht für all die Qualen und Schmerzen ausreicht, die die Opfer ertragen müssen.

Die Ermittlungen sind spannend und ich habe gerne mit Tom Bachmann mitgerätselt und Theorien aufgestellt (und wieder verworfen). Am Ende fügt sich alles passend zusammen, auch wenn ich denke, dass es als Leser schwer ist, den richtigen Täter zu ermitteln.

Was mich ein wenig gestört hat, dass Tom Bachmann scheinbar zu fast jedem Täterprofil oder Tathergang, der im Laufe der Ermittlungen diskutiert wird, einen alten Fall aus dem Hut zaubern kann, an dem er schon gearbeitet hat. Selbst wenn er nicht immer darüber spricht, mindestens in seinen Gedanken taucht er auf.

Neben dem aktuellen Fallgeschehen gibt es weitere Handlungsstränge, von denen uns einer in Tom Bachmanns Vergangenheit führt. Sagen wir mal so, so eine Kindheit wünscht man niemandem.

Mein Fazit: Mir hat „Der Zoom-Killer“ sowohl vom Plot als auch dem Schreibstil her gut gefallen. Es ist ein spannender Thriller und während Chris Meyer hoffentlich am dritten Fall schreibt, werde ich die Zeit einfach nutzen und den ersten Teil lesen.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Überraschendes Thema

Goldschwestern
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Lilly und Eve sind Schwestern. Doch während Lilly ihre Zeit am liebsten im Stall oder auf der Koppel bei den Pferden verbringt, hält sich Eve möglichst von allem fern, das mit dem Reiterhof zu tun hat. ...

Lilly und Eve sind Schwestern. Doch während Lilly ihre Zeit am liebsten im Stall oder auf der Koppel bei den Pferden verbringt, hält sich Eve möglichst von allem fern, das mit dem Reiterhof zu tun hat. Stattdessen betreibt sie einen Beautykanal und freut sich über stetig wachsende Followerzahlen. Sonderlich nah stehen sich die Schwestern nicht, obwohl das früher anders war.

Zu Beginn von Ilona Einwohlts „Goldschwestern“ fand ich Eve furchtbar unsympathisch, aber wie beinahe überall ist auch hier nicht alles schwarz und weiß und je mehr Hintergründe wir als Leser erfahren, umso verständlicher werden die Reaktionen und Handlungen der Geschwister. Beide versuchen sich selbst und ihren Weg zu finden. Das ist nicht immer leicht, verläuft definitiv nicht gradlinig und wie beide feststellen, braucht es manchmal eine gehörige Portion Mut.

Das musste auch Fran erfahren, der neue Mitschüler. Einmal hat er den Mut gehabt, sein Innerstes zu zeigen, doch nun muss sich zeigen, ob ihm das ein zweites Mal gelingt. Frans Geschichte hat erst einmal nichts mit den beiden Schwestern zu tun, dennoch lernen wir Fran beinahe besser kennen, denn das ganze Buch hindurch finden sich zahlreiche Briefe von Fran an seine Schwester Ana. Dadurch bekommen wir einen sehr tiefen Einblick in seine Gefühlswelt.

Der Schreibstil von Ilona Einwohlt passt meines Erachtens nach wunderbar zur Zielgruppe. Die Wortwahl und auch das Verhalten von Fran, Lilly und Eve passen zu ihrem Alter. Allerdings (und das soll definitiv keine Kritik sein) war ich überrascht, dass es im Buch auch um das Thema Diversity geht. Daher hat mich in diesem Fall auch das gendern nicht gestört, obwohl ich das in Romanen eher anstrengend finde. Einzig, dass Fran selbst in mindestens einem Brief (S.113/114) „Abonnent:innen schreibt, hat mich dann doch irritiert. Würde ein Teenager das in einem privaten Brief tun? Ehrlich gesagt kann ich das nicht beurteilen, mir drängte sich nur die Frage auf.

Der einfühlsame Stil, der insbesondere dann zu Tage tritt, wenn die Autorin die Gefühlswelt ihrer Protagonisten offenbart, hat mir sehr gefallen, ebenso, dass sie niemals wertet, egal um wen oder was es geht.

Der einzige Charakter, den ich absolut nicht verstanden habe, ist der Vater von Lilly und Eve. Seine Lebensgefährtin bestimmt scheinbar über alles und er sagt so gut wie nie seine Meinung, weder zu den Abläufen auf seinem Gestüt noch zur familiären Situation. Da hätte ich mir ein etwas anderes Verhalten gewünscht.

Mein Fazit: Mich hat Ilona Einwohlts Jugendoman überrascht, da er weit mehr als ein Pferdebuch ist und bis auf wenige Szenen (über die ich nicht schreiben kann ohne zu spoilern), hat es mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Spannender Politthriller

Königspatience
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Von einem Moment zum nächsten ist alles anders: Aksel Bruun, der Vorsitzende der Demokratischen Partei Dänemarks, liegt nach einem schweren Unfall im Koma und hinterlässt ein Machtvakuum. Wer wird seinen ...

Von einem Moment zum nächsten ist alles anders: Aksel Bruun, der Vorsitzende der Demokratischen Partei Dänemarks, liegt nach einem schweren Unfall im Koma und hinterlässt ein Machtvakuum. Wer wird seinen Platz einnehmen? Die zwei aussichtsreichsten Kandidaten sind Erik Pingel, Fraktionsvorsitzender, und Sven Gunnar Kjeldsen, der politische Sprecher der Partei. Während zunächst noch alle behaupten, erst einmal abwarten zu wollen, ob sich Aksel Bruun erholen wird, beginnt schnell ein politischer Machtkampf.

Jeder versucht die eigene Position zu stärken und möglichst zeitgleich die Konkurrenz zu schwächen. Dabei geht es um Versprechungen, Intrigen, neue und alte Bündnisse und Feinde. Mitten in diesem Minenfeld befinden sich auch zahlreiche Journalisten. Das Politikressort arbeitet mehr oder weniger rund um die Uhr, recherchiert, bekommt Infos zu getragen und analysiert.

Unter ihnen ist auch Ulrik Torp. Er bekommt eine brisante Information zugespielt, bei der er abwägen muss, was er damit anfängt. Doch macht seine Entscheidung bei den ganzen Entwicklungen und Intrigen überhaupt noch einen Unterschied?

Nachdem das Buch lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher lag, habe ich es vergangene Woche doch endlich einmal zur Hand genommen. Auf Grund des Klappentextes hätte ich eine etwas andere Geschichte erwartet. Ulrik Torp ist natürlich eine wichtige Figur, allerdings ist er wohl kaum der junge Nachwuchsreporter, als der er im Klappentext bezeichnet wird, heißt es doch auf Seite 18:“…Ulrik Torp mit seinen zwölf Jahren Erfahrung als Journalist…“. Zudem erweckte der Klappentext bei mir den Eindruck, dass Torp im Zentrum des Geschehens steht. Doch er teilt sich die Rolle des Protagonisten sowohl mit Erik Pingel als auch mit Sven Gunnar Kjeldsen.

Doch auch wenn ich wegen diesen und weiteren Punkten mit dem Klappentext hadere, so hat mir das Buch umso besser gefallen. Einmal angefangen, habe ich es nur ungern aus der Hand gelegt. Obwohl es eher nüchtern erzählt wird und zumindest ich keinen der Charaktere übermäßig sympathisch fand, war es spannend und ich habe mich unweigerlich gefragt, wieviel Wahrheit wohl darin steckt. Wie nutzt die Politik die Medien aus und inwiefern können die Medien sowohl die Bevölkerung – die Wähler – als auch die Politiker selbst manipulieren? Ich fürchte, dass vieles zumindest ähnlich abläuft oder ablaufen könnte, wie der Autor Niels Krause-Kjær es in seinem Politthriller darstellt.

Neben Journalisten und den Mitgliedern der Demokratischen Partei gibt es kaum weitere Charaktere, die werden aber auch nicht benötigt.

„Die wahren politischen Feinde befinden sich in der eigenen Partei.“ (S. 162/162)

Ein wahres Wort. Neben Pingel und Kjeldsen ist es vor allem der Parteisekretär Peder Schou, der ebenfalls sehr geschickt seine ganz eigenen Ziele mit ins Spiel bringt. Damit befindet er sich sozusagen in bester Gesellschaft.

Gerne würde ich mehr erzählen, aber ich fürchte, damit würde ich zuviel vom Inhalt verraten.

Mein Fazit: Wer einen klassischen Krimi erwartet, der jemanden im Machtzentrum der dänischen Politik als Kriminellen entlarvt, der wird enttäuscht sein, wer jedoch ein spannendes Buch mit Machtspielchen, zahlreichen Intrigen und undurchsichtigen Strippenziehern mag, der sollte unbedingt zugreifen. Mich hat „Königspatience“ positiv überrascht und ich empfehle es gerne weiter.

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