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Veröffentlicht am 10.04.2022

Eine mysteriöse und verwirrende Suche nach Diskrepanzen!

RABBITS. Spiel um dein Leben
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,,Rabbits. Spiel um dein Leben“ von Terry Miles ist laut Klappentext ein Thriller, der am 21. März 2022 im Penguin-Verlag erschienen ist. Für mich war dies jedoch kein typischer Thriller, sondern eher ...

,,Rabbits. Spiel um dein Leben“ von Terry Miles ist laut Klappentext ein Thriller, der am 21. März 2022 im Penguin-Verlag erschienen ist. Für mich war dies jedoch kein typischer Thriller, sondern eher ein abgefahrener und anspruchsvoller Roman, der aus einer Mischung aus Fantasy, Science Fiction und Mystery, gewürzt mit ein paar spannenden Momenten, besteht. Dies wurde im Klappentext mit keinem Wort erwähnt, weshalb ich darauf nicht vorbereitet und im Verlauf dementsprechend etwas enttäuscht war. Da ich keine Gamerin bin und mit der Welt von Computerspielen überhaupt nichts am Hut habe, konnte ich einiges aus der Handlung nicht nachvollziehen. Die Geschichte fing spannend an, doch mit der Zeit wurde es immer mysteriöser und verwirrender. Ein Auf und Ab der Spannungskurve, einige Längen und eine Menge Fachbegriffe haben dafür gesorgt, dass mich diese Geschichte nicht richtig fesseln konnte. Der Autor hat viele Themen eingebaut, die zum Teil anstrengend zu lesen waren. Ein verwirrendes Durcheinander mit regelmäßig neuen Protagonisten, die nach einem meist kurzen Auftritt wieder verschwunden sind. Die Suche nach dem Rabbits-Spieler Hazel hätte spektakulärer stattfinden können und auch das weitere Vorgehen hat mich diesbezüglich enttäuscht.

K und seine Freundin Chloe sind fasziniert von Rabbits und versuchen, mehr über das geheime Spiel in Erfahrung zu bringen. Mysteriöse Ereignisse, verwirrende Tagträume, unerklärliche Blackouts und dunkle Abgründe suchen K in der gesamten Zeit auf. Er ist süchtig und will es unbedingt auf die Liste der Spieler schaffen, doch die Welt scheint während einer laufenden Spielrunde aus dem Ruder zu laufen. Obwohl er immer wieder gewarnt wird über Rabbits zu reden, kann er es einfach nicht lassen. Als immer mehr Menschen, unter anderem sein Freund Baron, vom Sensenmann heimgesucht werden und K verborgene Geheimnisse aus seiner Vergangenheit erfährt, kann er einem Strudel aus mysteriösen Ereignissen nicht mehr entkommen und muss sich diese schließlich stellen. Seine Welt besteht immer mehr aus verlorener Zeit, Realitätsverlust und mysteriöse Zufälle, die er erstaunlich gut verkraftet. Obwohl ihn seine Nerven zwischendurch dazu bringen, ein komplettes Tennismatch auf seinen Oberschenkeln nachzuklopfen, war er, wie Chloe, die meiste Zeit relativ furchtlos. Unter anderem lügen sie, bis sich die Balken biegen und stehlen, um an weitere Informationen über Rabbits zu kommen. Selbst eindeutige Drohungen halten K nicht ab, immer mehr in die Welt von Rabbits einzutauchen. Ob er am Ende mit seinem Verhalten die Welt vor dem Untergang retten kann? Dass er mitten in einer neuen Spielrunde ist, wird ihm erst dann bewusst, als es schon fast zu spät ist. Dass mit K insgesamt etwas nicht stimmt, habe ich relativ schnell erkennen können. Doch was hinter seinem zwanghaften und komischen Verhalten wirklich steckt, wurde Stück für Stück aufgeklärt. Deshalb konnte ich mir schließlich sein starkes Interesse für Rabbits erklären.

Eine geheime Schatzsuche führt ihn zu geheimen Verschwörungstheorien, mysteriöse und überraschende Zufälle wurden am Ende aufgelöst und haben mich auch hier ehrlich gesagt nicht großartig aus den Socken gehauen. Obwohl der Schreibstil sehr angenehm und flüssig zu lesen ist und detaillierte Beschreibungen für klare Bilder gesorgt haben, war mir in dieser Geschichte zu viel Durcheinander und Unordnung vorhanden. K und Chloe wurden recht sympathisch und authentisch dargestellt. Er ist der typische Nerd, kocht regelmäßig und trinkt ganz gerne mal einen über den Durst, gemeinsam mit Chloe lebt er seine Leidenschaften gerne aus. Er wird als ein typischer Gamer beschrieben, der ganz gerne komplette Nächte lang durchzockt. Sein komisches, zwanghaftes und oft tripähnliches Verhalten konnte ich mir bis zum Ende hin wie erwähnt erklären, jedoch war mir die Entstehung der düsteren Gestalten/Schatten, von denen K in regelmäßigen Abständen heimgesucht wird, trotzdem nicht ganz klar. Er ist der Erzähler der Geschichte, der auf der Suche nach Querverbindungen und wiederkehrenden Muster ist. Zwischendurch wurden außerdem Notizen der Spielerlegende Hazel und Rückblenden aus der Vergangenheit von K reingepackt.

Diese verworrene und geheimnisvolle Geschichte war mir insgesamt einfach zu vollgepackt und unübersichtlich. Ich bin auch kein Fan der 80er Jahre und dessen Popkultur, wo Automatenspiele und das gute alte Nintendo Gamer-Herzen erobert haben. Doch das war noch längst nicht alles, denn neben Videospiele kamen noch weitere Themen aus den Bereichen Physik und Technik hinzu, wo ich mich anfangs noch durchgegoogelt habe. Oft hatte ich es mit Fachwörter zu tun, die mir überhaupt nichts gesagt haben. Doch um den Inhalt verstehen zu können, sollte man schon grob wissen, was diese bedeuten. So habe ich diese Geschichte, wo vom Autor für mich zu viel kompliziertes Insiderwissen eingebaut wurde, erst verstehen können. ,,Finde die Diskrepanzen, folge den Hinweisen; folge den Hinweisen, finde die Diskrepanzen“ sollte mich eigentlich zum Miträtseln animieren, was jedoch nur teilweise gelungen ist. Bei einigen Figuren war ich mir bis zum Schluss gar nicht sicher, ob sie überhaupt real waren oder nicht. Einige Hinweise wurden erwähnt und angedeutet, von denen ich dann schließlich nichts mehr erfahren habe. Deshalb bin ich in dieser Handlung oft rumgeirrt, durch neue und abrupt wechselnde Themen habe ich deshalb nicht selten den Faden verloren. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass mir nicht all meine Fragen beantwortet wurden.

Von einem Thriller erwarte ich Spannung und Thrill, wo ich mitfiebern und miträtseln kann. Hier fehlte mir jedoch das Interesse und vor allem das Verständnis der Handlung, dessen Umsetzung mich nicht wirklich überzeugen konnte. Ich habe mit diesem Inhalt nicht gerechnet, ein paar mehr Informationen im Klappentext wären deutlich hilfreicher gewesen wären. Doch wer auf mysteriöse Spiele, alte Computer-Games und Popkultur steht, außerdem ausreichend Insiderwissen über Physik und Technik besitzt, wird mit diesem Buch bestimmt mehr Freude als ich haben. Mein Thema war es einfach nicht, weshalb mich ,,Rabbits" nicht fesseln konnte. Von mir gibt es daher 2,5 Sterne. Denn ich wollte spannend unterhalten werden und nicht mit mir unbekanntem Fachwissen erdrückt werden. Bevor ich das Buch angefangen habe, wusste ich noch nicht einmal, was Diskrepanzen sind. Doch dafür bin ich jetzt um ein paar Fachausdrücke schlauer.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Ein spannender und fesselnder Thriller mit mysteriösen Gedankengängen!

Mörderfinder – Die Macht des Täters
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,,Mörderfinder-Die Macht des Täters" von Thriller-Autor Arno Strobel ist der neue und zweite Band seiner Max Bischoff-Reihe, der am 9. März 2022 im Fischer-Verlag erschienen ist. Dieser aufregende Thriller ...

,,Mörderfinder-Die Macht des Täters" von Thriller-Autor Arno Strobel ist der neue und zweite Band seiner Max Bischoff-Reihe, der am 9. März 2022 im Fischer-Verlag erschienen ist. Dieser aufregende Thriller hat mir wieder sehr gut gefallen, da eine rasante und spannende Handlung für ordentlich Verwirrung gesorgt hat. Von Anfang an war eine beklemmende Atmosphäre zu spüren, die sich im Laufe der Zeit immer mehr verdichtet hat. Max Bischoff, der mittlerweile als Fallanalytiker und Dozent an der Polizeihochschule in Köln ausbildet und sein Ex-Kollege und Freund Horst Böhmer jagen einen skrupellosen Mörder, dessen Motiv lange ein großes Rätsel bleibt. Bis zum Ende hin deutete nichts darauf hin, was im Endeffekt tatsächlich geschehen ist. Das Warum hat mich sehr überrascht, denn der Autor hat regelmäßig versucht, mich auf falsche Fährten zu führen. Ich habe mich deutlich in Protagonisten getäuscht, sodass dies eine Handlung mit vielen gelungenen und unvorhersehbaren Wendungen ist.

Ein Mann, der des Mordes an einer Frau verdächtigt wird, nimmt sich kurze Zeit später das Leben. Da es sich bei diesem Mann um den Neffen einer Polizeibeamtin handelt, macht die Sache umso komplizierter. Alle Beweise sprechen ganz klar dafür, dass der Neffen den brutalen Mord ausgeübt hat. Doch seine Tante glaubt nicht daran und bittet aufgrund Böhmers’ Empfehlung Max Bischoff um Hilfe. Denn er ist sich sicher, dass ihr nur der Fallanalytiker in diesem Fall, trotz aller Beweise, die für ihren Neffen als Täter sprechen, weiter helfen kann. Doch es geschehen weitere Morde auf extrem brutale Weise und es entsteht die Frage, ob sich ein Unschuldiger umgebracht hat oder ob ein Serienmörder, bzw. Nachahmungstäter am Werk ist. Dies hat deshalb für eine Menge Rätselstoff gesorgt. Als es Bischoff im Präsidium schwer gemacht wird mehr zu der Mordserie zu erfahren und seine Ermittlungen somit behindert wurden, verzweifelt er immer mehr an seiner Arbeit und seinem Verstand. Sein Zustand verschlechtert sich mit der Zeit immer mehr, weshalb ich von seinem plötzlichen und mysteriösen Verhalten sehr überrascht wurde. Besonders, da er nicht der einzige ist, der sich durch rätselhafte Umstände verändert. Bischoff und Böhmer, die versuchen eine Verbindung zu den Morden und Opfern herzustellen, verzweifeln. Der Fallanalytiker stellt sich die Frage, ob es Morde ohne Motiv geben kann. Auf der Suche nach Antworten gerät er in eine fatale Situation.

Die meisten kurzen Kapitel werden aus Bischoffs’ Perspektive geschrieben, zwischendurch kommt auch Böhmer eine längere Zeit am Stück zu Wort. So erfuhr ich, wie er zu seinem Freund steht und wie wichtig er ihm ist. Beide Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und besitzen ordentlich Tiefe. Ich konnte mich in dessen Gedankengänge und Handlungsschritte sehr gut hineinversetzen und nachvollziehen. Nicht nur die komplette Handlung, auch die Tatorte wurden bildlich sehr gut beschrieben. Der Titel ,,Mörderfinder" passt hervorragend zum äußerst fesselnden Thriller, den der Autor wieder einmal abgeliefert hat. Ihm ist ein hoher Spannungsbogen gelungen, der geschickt Spannung und Nervenkitzel erzeugt. Deshalb wurde ich an das Buch gefesselt und habe es deshalb leider an zwei Abende durchgelesen. Bis auf die ausgeübten Morde kommt der Großteil der Handlung ohne extreme Brutalität aus, dafür hatte sie etwas Mysteriöses und Mystisches an sich, was ich lange Zeit nicht richtig deuten konnte.

Gelegentlich bekam ich verwirrende und rätselhafte Gedankengänge des Mörders zu lesen, aus dessen Perspektive zu lesen sind. Dies hat neben gekonnt gesetzte Cliffhanger für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Auch das Tempo ist in dieser Geschichte hoch, es dauerte nicht lange, bis ich mitten im Geschehen war. In regelmäßigen Abständen haben mich unerwartete Wendungen erwartet, was ein Grund der hohen Spannungskurve ist. Bischoffs’ Zerrissenheit kam authentisch und deutlich rüber. Auch wenn die ein oder andere Handlung etwas weit hergeholt wurde und diese von der Realität weit entfernt war, hat mich der Thriller sehr gut unterhalten. Am Ende saßen alle Puzzleteile an ihrem Platz und Zusammenhänge wurden aufgeklärt. Von mir deshalb eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Ein spannender Thriller mit ein paar Schwächen!

Killout
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,,Killout: Der Mörder ist näher, als du denkst“ von Darren O′Sullivan ist ein Thriller, der am 22.02.2022 im HarperCollins-Verlag erschienen ist. Ich habe dieses Buch mit gemischten Gefühlen beendet, denn ...

,,Killout: Der Mörder ist näher, als du denkst“ von Darren O′Sullivan ist ein Thriller, der am 22.02.2022 im HarperCollins-Verlag erschienen ist. Ich habe dieses Buch mit gemischten Gefühlen beendet, denn es gab für mich einige gute, jedoch auch genau so viele negative Punkte, die mir in dieser psychologischen Handlung aufgefallen sind. Claire Moore ist die Hauptfigur, die seit einem brutalen Mordversuch nur noch ein Schatten ihres Selbst ist. Ein psychisches Wrack, welches ohne Hilfe ihrer Mutter nicht alleine lebensfähig ist. Obwohl der missglückte Anschlag 10 Jahre her ist, leidet sie an extremen Zwangsstörungen, Phobien, Alpträumen und sie hat große Schwierigkeiten, sich der Realität anzupassen. Auch ihre Körperhygiene kann sie nur unter sicherer Aufsicht ihrer Mutter ausführen. Jeder Versuch, vor die Haustür zu gehen, endet in einer Panikattacke und ihre Halskette, die aus ihren Haus- und Fensterschlüsseln (Haustür, Hintertür, Fenster oben, Fenster unten) besteht, gibt ihr zumindest etwas Sicherheit. Diese Kette wird, wenn überhaupt, nur kurz fürs unregelmäßige Duschen abgelegt, ansonsten ist dieser Zustand für Claire nicht zu ertragen. Ihre Mutter unterstützt sie seit Beginn ihres Martyriums und hilft ihr in jeder für Claire verzweifelten Lage. Doch wenn ich ganz ehrlich bin, dann gehört ein Mensch in diesem Dauerzustand in eine Psychiatrie, um endlich wieder am Leben teilnehmen zu können. In der Realität würde Claire bestimmt nicht 10 Jahre lang so krank und ohne fachliche Hilfe überleben, auch wenn ihre Mutter sich größte Mühe gibt. Außer ein paar wenige, unregelmäßige Therapiestunden und Medikamente konnte ich keine weiteren Behandlungen ihrer geschädigten Seele erkennen. Größtenteils ging es darum, ihr seelisches Leid bis ins kleinste Detail zu erfahren. Obwohl dies sehr authentisch rüberkamen, haben sich diese Erzählungen und Schilderungen oft wiederholt. Klar hatte ich Mitleid mit ihr und auch was ihr im weiteren Verlauf widerfährt, hat mich teilweise mit ihr mitfiebern und mitzittern lassen. Besonders dann, wenn ein plötzlicher Stromausfall ihre Nerven bis zum äußersten strapaziert hat. Auch als weitere Morde geschehen, konnte ich Claires’ Gedanken und Angst sehr gut nachvollziehen. Dieser Charakter war mir unheimlich sympathisch und ihr Schicksal hat mich nicht kaltgelassen, jedoch waren ihre Versuche, sich selbst zu therapieren, bis zum Ende erfolglos. Deshalb glaubt sie, verschiedene Verdächtige als den Trittbrettfahrer des Blackout-Killers' zu identifizieren, mit fatalen Folgen.

Ihre eisige Hand, die regelmäßig zum Leben erwacht und das ständige zubereiten und trinken von Tee waren auffällige Wiederholungen, die meinen Lesefluss etwas gestört haben. Ich empfand es als willkommene Abwechslung, wenn selten mal ein Kaffee getrunken wurde. Neben Claires’ Perspektive kam auch der Blackout-Killer zu Wort, der nach und nach seine Gründe fürs Morden offenbart hat. Auch warum er so sehr auf Claire fixiert ist, hat für Abwechslung und Spannung gesorgt. Er schreibt verstörende Briefe, mit denen er sein überlebendes Opfer überraschen will. Dieser Teil des Killers hat mir gut gefallen, der für ordentliche Spannung gesorgt hat. Er erzählt außerdem von seinen Mordmethoden, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Trotzdem konnte ich mir seine schrecklichen Taten bildlich sehr gut vorstellen. Insgesamt ist der Schreibstil des Autors bildlich, flüssig, klar und authentisch. Er sorgt für eine permanent, angespannte Atmosphäre.

Es sind hin und wieder, besonders am Ende, gelungene Twists eingebaut, die mich überrascht haben. Besonders am Ende gab es eine Wendung, die ich überhaupt nicht erwartet habe. Doch das offene Ende hat mich wiederum enttäuscht. Denn gerade, als ich richtig Gänsehaut bekam, war Schluss und ich wurde enttäuscht zurückgelassen. Ich hätte meine Fantasie anregen können und mir ein eigenes Finale durchspielen können, doch ich fand den abrupten Abbruch sehr schade. Der Plot ist definitiv sehr interessant, mich haben aber, wie schon erwähnt, einige Längen und Wiederholungen gestört. Es hat immer wieder gedauert, bis Spannung aufkam, die dann auch so schnell wie sie gekommen, auch wieder verschwunden ist. Mit dem Protagonisten Paul, dem Claire versucht zu vertrauen und auf dem besten Weg war, sich in ihn zu verlieben, hatte ich eigentlich, was seine Rolle anging, recht behalten. Auch wenn versucht wurde, mich auf eine falsche Fährte zu führen und zu verwirren, habe ich bis zum bitteren Ende seine wahre Identität durchschaut. Die Rolle eines vermutlichen Stalkers von Claire war, wenn man die Schilderungen des Blackout-Killers' richtig deutet, vorhersehbar. Mit einem konstanteren Spannungsbogen, weniger Wiederholungen und Längen hätte mir ,,Killout“ wesentlich besser gefallen.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Eine spannende, packende und rasante Geschichte mit gelungenen Wendungen!

Der zweite Sohn
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,,Der zweite Sohn" der Autorin Loraine Peck ist ein Thriller aus dem Hause Suhrkamp, welcher am 07.03.2022 erschienen ist. Dies ist ihr Debüt-Thriller, der meiner Meinung nach direkt volle Punkte erreicht ...

,,Der zweite Sohn" der Autorin Loraine Peck ist ein Thriller aus dem Hause Suhrkamp, welcher am 07.03.2022 erschienen ist. Dies ist ihr Debüt-Thriller, der meiner Meinung nach direkt volle Punkte erreicht hat. Suhrkamp-Thriller gehören sowieso zu meinen Favoriten und auch dieses Buch hat meine Erwartungen erneut vollkommen erfüllt. Als Johnnys’ Bruder während des Mülls rausbringen erschossen wird, ist für das kroatische Oberhaupt Milan sofort klar, dass sein Sohn die Rache für seinen älteren Bruder übernehmen muss. Denn kurz vor dem Mord wurde der Sohn des serbischen Gangsterclanchefs Stanislav Vucavec auf dieselbe Weise getötet. Für Milan kommt daher kein anderer infrage, außer seinem Todesfeind Vucavec. Doch Johnny hat Zweifel an dieser Theorie und versucht, mit einem gerissenen und lukrativen Plan Zeit zu gewinnen und den wahren Mörder zu finden. Seine Frau Amy fühlt sich in der mächtigen und gewaltbereiten Familie unwohl und ist von dem neuen Job ihres Mannes überhaupt nicht begeistert. Sie stellt Johnny ein knallhartes und konsequentes Ultimatum, denn er muss sich zwischen seiner eigenen kleinen und der kriminellen Familienbande entscheiden. Johnny versucht mit allen Mitteln, den wahren Mörder seines Bruders zu finden und muss auf diesem Weg feststellen, dass er einer Wahrheit ins Auge schauen muss, mit der er überhaupt nicht gerechnet hat. Eine, die ihm den Boden unter den Füßen wegzieht. Zwischen Wut, Verzweiflung und Zerrissenheit muss er sich zudem auch noch um seine Frau und seinem kleinen Sohn Sasha sorgen, denn ohne die beiden hat das Leben für den kriminellen Legastheniker keinen Sinn. Er schwört sich, dass dies sein letzter Familienjob sein wird, doch bis dahin ist es für ihn ein rasanter und spannender Weg mit neuen Erkenntnissen.

Der Schauplatz Sydney und die kriminellen Machenschaften verschiedener Gangs wurden in dieser gut durchdachten Geschichte klar und authentisch beschrieben. Besonders Johnny, seine Familienmitglieder und vor allem seine Eltern sind ausgezeichnet dargestellt worden. Milan und seine Frau Branka sind typische Kroaten, dessen Lebensstil klar und realistisch dargestellt wird. Milan, Johnnys’ Vater, ist der Chef und Bestimmer, der seine Truppe voll und ganz unter Kontrolle hat. Niemand wagt es, ihm zu widersprechen. Er ist ein knallharter und unsympathischer Charakter mit einer Menge Wut im Bauch, viel mehr noch nach dem Verlust seines Sohnes. Seine Frau dagegen entspricht ebenfalls voll und ganz dem Klischee einer hörigen, kroatischen Hausfrau, die den ganzen Tag in Massen kocht, backt und sich nur um das Wohl ihrer großen Familie kümmert. Dass diese Frau Angst hat, eines ihrer Familienmitglieder könnte vom Fleisch fallen, hat hier gut reingepasst und gleichzeitig für Abwechslung gesorgt, sodass das Bild dieser kroatischen Mafia perfekt gezeichnet ist.

Es wird abwechselnd aus Johnnys’ und Amys’ Perspektive geschrieben, sodass ich dessen Gedankengänge und Handlungen sehr gut nachvollziehen konnte. Beide Charaktere schwanken zwischen Zerrissenheit und Wut. Amys’ Angst wurde authentisch rübergebracht, die in ihrer Situation selbstverständlich ist. Obwohl sie die Machenschaften der kroatischen Mafia nicht befürwortet, versucht sie trotzdem, mit ihrem Mann ein Leben außerhalb der Kriminalität zu leben. Doch diesmal kann sie Johnny bei seinem letzten Job nicht zur Seite stehen und ihm den Rücken freihalten, da sie ahnt, dass schlimmeres passieren wird. Auf dem Weg ihrer Flucht muss sie sich eingestehen, dass sie recht hatte. Denn nicht alle Mitglieder der anderen Gangs halten sich strikt an die Regel, Frauen und Kinder in Ruhe zu lassen. Es beginnt für alle ein Wettlauf gegen die Zeit, denn es kann nur eine Gang heil aus einem perfiden Plan überleben und als Sieger hervorgehen.

Mitglieder einer weiteren Gang nehmen in dieser Handlung ebenfalls eine große Rolle ein. Auch hier hatte ich das Gefühl, bei vielen Verhandlungen hautnah mit dabei zu sein. Ich habe oft mitgefiebert und mitgelitten und obwohl ich schnell einen Verdacht wegen Ivans’ Mörder hatte, haben sich meine Befürchtung nur zum Teil bestätigt. Denn warum der ältere Sohn wirklich sterben musste, habe ich bis zur kompletten Auflösung nicht kommen sehen. Die Autorin hat geschickt versucht, mich auf falsche Fährten zu führen und gegen Ende überschlagen sich nochmal die Ereignisse, die mich mit ungeheuerlichen Geheimnissen überrascht haben. Dass in einem Clan die Familie an erster Stelle steht und es einen Familienkodex gibt, der niemals zu missachten gilt, kam ebenfalls klasse rüber.

Der Schreibstil von Loraine Peck hat mir außerordentlich gut gefallen, denn er ist flüssig und sehr authentisch. Durch die klare Sprache wurde die temporeiche Handlung äußerst bildlich, wie erwähnt sind die Charaktere ausgezeichnet ausgearbeitet. Sprachfehler und das authentisch gesprochene kroatisch-deutsch in zahlreichen Dialogen hat diese rasante Geschichte sehr realistisch erscheinen lassen. Dass es in der Unterwelt oftmals sehr rabiat und ohne Rücksicht auf Verluste zugeht, hat die Autorin deutlich hervorgehoben. Auch wenn einige Handlungen auf den ersten Blick etwas unrealistisch erscheinen, sind ihre Beschreibungen der Geschehnisse und den Machenschaften der kriminellen Familienbanden von der Realität oftmals gar nicht so weit entfernt. Einige könnten sich in der wahren Welt wahrscheinlich wirklich so abgespielt haben. Von Anfang an wurde deutlich, dass hier viel recherchiert wurde, um diesen Thriller so authentisch wie möglich zu gestalten, was der Autorin meiner Meinung nach auch super gelungen ist.

Ein guter Spannungsbogen lässt einen schnellen Lesefluss zu und ich hatte spannende Lesestunden. Die Atmosphäre passt sich jeder Situation perfekt an und viele Einblicke aus verschieden Familienclans, besonders der kroatischen, haben mir wahnsinnig gut gefallen. Ein knallharter Thriller, der die australische Unterwelt, Clan-Gesetze und den familiären Zusammenhalt deutlich hervorhebt. Hier packt keiner aus, denn klare Clan-Gesetze und der intensive Zusammenhalt stehen in diesem Debüt über Rechtsstaat und Grundgesetz. Die Polizei ist teilweise machtlos, denn es herrschen eigene Gesetze innerhalb der skrupellosen Unterwelt. Von Amy wurde ich zu guter Letzt auch noch überrascht, denn der unscheinbare Charakter scheint nicht alle Geheimnisse mit ihrem Mann geteilt zu haben. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, da ein brillant ausgeklügelter Plan und unstillbare Rachegelüste für einen genialen und hinterlistigen Plot gesorgt haben. Mir hat es Spaß gemacht zu erfahren, wie Johnny verzweifelt versucht, sich aus dem Würgegriff seiner Clan-Familie zu befreien, um ein neues Leben mit Amy und Sasha beginnen zu können.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Packender Krimi der genialen David Bronski-Reihe!

BRENNWEITE
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,,Brennweite“ ist der dritte David Bronski-Krimi von Bernhard Aichner, der am ‎21. März 2022 im btb-Verlag erschienen ist. Auch dieser Band hat mich, wie erwartet, nicht enttäuscht und ich fand es unterhaltsam ...

,,Brennweite“ ist der dritte David Bronski-Krimi von Bernhard Aichner, der am ‎21. März 2022 im btb-Verlag erschienen ist. Auch dieser Band hat mich, wie erwartet, nicht enttäuscht und ich fand es unterhaltsam und spannend, wie der Pressefotograf David Bronski zusammen mit seiner Kollegin und Freundin Svenja Spielmann, seiner Tochter Judith und seiner Schwester Anna hinter das Geheimnis eines göttlichen Wunders kommen. Ein erblindeter Mönch, der plötzlich wieder das Licht der Welt erblickt. Ein göttliches Phänomen schreit förmlich nach Pressefotograf Bronski und Reporterin Spielmann, die extra auf ihren gemeinsamen Urlaub verzichten, um sich selbst von diesem Wunder zu überzeugen. Deshalb suchen sie den Mönch Erich Corga auf und führen mit ihm ein Exklusivinterview, während Svenja mit ihren Fragen den Nagel auf den Kopf trifft und Bronski mit seinen Fotos den Sohn Gottes für das Interview perfekt in Szene setzt. Ein Unfall vor 14 Jahren hat dafür gesorgt, dass der Mönch erblindete und im Gesicht extrem entstellt wurde. Doch ein Sturz in der Kirche des Klosters und eine mitgerissene, mächtige Marienstatue, das Heiligtum der Anstalt, sollen für Erich Corga der Start in ein neues Leben bedeuten. Bronski ist anfangs baff und fasziniert von diesem angeblichen Wunder, doch Svenja traut dem Braten nicht und als sich mysteriöse Todesfälle aus dem Umfeld des Heiligen häufen, fangen beide zusammen mit Bronskis’ Tochter Judith und seiner Schwester Anna zu recherchieren. Die anschließende Recherche führt sie in heilige Abgründe und bald muss das Team erkennen, dass sie es mit einem skrupellosen Gegner, der sogar über Leichen geht, zu tun haben. Mich hat bis zur Aufklärung aller Zusammenhänge vor allem aber die Frage beschäftigt, was der lange Zeit erblindete, schwule Mönch, der hinter den verschlossenen Türen eines Klosters hockte, für Geheimnisse hütet. Er genoss durchaus viel mehr Privilegien als seine Mitheiligen, weshalb mich brennend interessiert hat, was er in Wirklichkeit getrieben hat. Auch, warum seine Affäre, mit der er es hat sexuell krachen lassen, von jetzt auf gleich Suizid begann.

In diesem Band übernimmt Judith, Bronskis’ Tochter, wieder eine größere Rolle und stürzt sich kopflos in den Fall. Dass sie damit einen Fehler begeht, wird ihr erst später bewusst. Trotzdem versucht sie weiterhin, nur das Beste für eine grandiose Story herauszubekommen und ahnt nicht, auf welche Gefahr sie sich begibt. Die Beziehung zwischen Bronski und Svenja steht auf dünnem Eis und dieser Fall bedeutet für beide gleichzeitig eine unerwartete Wendung. Gleichzeitig kommt das Recherchequartett langsam hinter ein dunkles Geheimnis des heiligen Wahnsinnigen, der auf bestem Weg ist, die Welt zu erobern. Die Zeit rennt ihnen davon und als Corga auf unerklärliche Weise spurlos verschwindet, ist Bronski klar, dass er bereit ist, ein weiteres Opfer zu richten. Denn Strafe muss sein!

Bernhard Aichner ist ein genialer Erzähler skurriler Geschichten, dessen Talent er auch mit diesem Buch wieder deutlich zum Ausdruck gebracht hat. Er hat eine Stärke für das Morbide und sorgt dafür, dass sein Protagonist David Bronski das Unglück und Unfassbare in Bilder festhält. Dieser ist von mehreren, schweren Schicksalsschlägen gebeutelt und immer wenn es für ihn bergauf geht, muss er erneut gegen das Leben ankämpfen. Vor über zwanzig Jahren hat er seine Tochter Judith verloren, die zu dem Zeitpunkt noch ein Säugling war. Als sich einige Jahre danach seine Frau umgebracht hat, wurde ihm erneut der Boden unter den Füßen weggezogen. Er hat sich in seinen Job, der gleichzeitig seine größte Leidenschaft ist, vertieft und konnte zusammen mit Svenja seine verschwunde Tochter ausfindig machen. Da Bronski sie nicht mehr aus den Augen lässt, leidet schließlich auch seine Beziehung drunter, die ihm all die Jahre Halt gegeben hat. Aber auch an Judith geht die Vergangenheit nicht spurlos vorbei und der Pressefotograf muss erkennen, dass er seine Tochter endlich loslassen muss. Dies war ein großes Thema dieser Handlung, weshalb Bronski eine Achterbahn der Gefühle durchlebt. Ich konnte seine Gedankengänge und Handlungen insgesamt wieder sehr gut nachvollziehen, auch kommt sein tief ausgearbeiteter Charakter und seine Verletzlichkeit super zur Geltung. Obwohl der Autor sich nicht mit detaillierten Beschreibungen befasst, schafft er es dennoch, einen bildlichen Ablauf zu erschaffen. Er sorgt stets für die passende Atmosphäre, sodass auch dieser Krimi wieder für wahren Lesegenuss gesorgt hat.

Besonders fasziniert mich immer wieder der Schreibstil von Bernhard Aichner, da sein Talent, eine spannende Geschichte in kurzen und abgehackten Sätze zu erzählen, immer ein besonderes Highlight seiner Bücher ist. Der Autor lässt seine Protagonisten in kurzen Kapiteln abwechselnd in Dialogform und verschiedenen Ich-Perspektiven sprechen. Skurriler, dezent eingearbeiteter Humor ergänzt die flüssige und klare Sprache. Der Blick in menschliche Seelen und Abgründe wurden wieder einmal in einen rasanten und spannenden Plot eingebunden, sodass mich auch ,,Brennweite“ wieder vollkommen überzeugt hat. Natürlich gibt es für dieses gelungene Werk wieder eine ganz klare Leseempfehlung von mir und ich bin gespannt, womit Bernhard Aichner mich in Zukunft überraschen wird.

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