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Veröffentlicht am 13.03.2022

Interessante Einblicke in soziologische und psychologische Aspekte der Kriminalität

Das liebe Böse
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,,Das liebe Böse - Warum wir gut sein wollen und nicht können" der Autorin und zugleich forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh ist ein Buch, welches sich über Prinzipien und allgemeine Beweggründe menschlichen ...

,,Das liebe Böse - Warum wir gut sein wollen und nicht können" der Autorin und zugleich forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh ist ein Buch, welches sich über Prinzipien und allgemeine Beweggründe menschlichen Handelns und Bedürfnisse Gedanken macht. Dies ist kein True Crime-Buch, denn hier wird sich größtenteils über soziologische und psychologische Aspekte der Kriminalität geäußert. Das ‎128-seitige Buch ist am 18. Februar 2022 im Verlag Fischer & Gann erschienen.

Nahlah Saimeh setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Böse lieb sein kann. Als Psychiaterin der Forensik mit jahrelanger Erfahrung hat sie schon in unzählige Abgründe menschlicher Abgründe blicken müssen, sodass sie sich sicher ist, dass ,,das Böse" nicht lieb sein kann. Denn ,,das Böse" ist ein abstraktes Prinzip und Menschen, die Böses tun, können auch liebe Seiten haben. Ihre Erklärungen sind interessant und regen definitiv zum Nachdenken an, da mir aus verschiedenen Blickwinkeln das menschliche Verhalten näher gebracht wurde. Warum ein Mensch zu Bösem fähig ist, wird verständlich erklärt. Wie das menschliche Verhalten nicht nur erst ab dem ersten Atemzug geprägt wird, fand ich besonders spannend zu erfahren. Nahlah Saimeh setzt sich mit der Metapher vom „Rucksack“ auseinander und zeigt auf, wie vorgeburtliche Einflüsse und Erfahrungen in der Kindheit das weitere Leben prägen. Des Weiteren setzt sie sich mit Antisozialität und Kriminalität sowie ,,das Böse" und die Moral auseinander. ,,Das Böse" wird als Fehlgeburt des radikalen Sittlichen dargestellt, da keine Ungeheuer geboren werden. Warum Straftaten immer einen Grund haben, wird detailliert erläutert, was ich auch absolut nachvollziehen konnte. Die Sichtweise von Nahlah Saimeh ist klar und für Laien verständlich erklärt, umständliche Fachwörter werden am Ende des Buches separat nochmal extra erklärt. Auch teilt sie dort zahlreiche Literaturtipps rund um die psychiatrische Forensik.

Nahlah Saimeh erläutert auch in diesem Buch wieder klar und deutlich, dass sie Straftäter nicht verurteilt. Auch wenn dessen ausgeübten Taten unvorstellbar schrecklich sind, sind es für sie weiterhin Menschen, dessen Verhalten ein Ausdruck des Scheiterns ist. Es liegt in erster Linie in der Natur, was das ,,Böse" zum Ausdruck bringt. Um die Metapher vom „Rucksack“ besser verstehen zu können, wurde mir eine kleine Imaginationsübung vorgeschlagen. Für dieses Gedankenexperiment hat die Autorin zwei sensible Fragen zum Anlass genommen, die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben. Denn ihre Schilderungen sind tiefgründig, schlüssig und erschreckend zugleich. Tiefe, sehr weit zurück liegende Ursachen der Vernachlässigung und religiöse Verbindungen zum Bösen sind wichtige Thema in diesem Buch. Dass ,,Liebe“ und „Böse“ Gegenstände theologischer Betrachtungen sind, war mir zwar nicht fremd, doch dass das Ausmaß so groß ist, war mir neu. Auch wenn diese Erläuterungen versucht worden sind verständlich zu erklären, hatte ich hiermit etwas Probleme. Obwohl das Buch gut verständlich und flüssig geschrieben ist, fand ich Erklärungen aus dem theologischen und spirituellen Bereich etwas anspruchsvoller. Jedoch fand ich es interessant zu erfahren, dass es in metaphysischen Narrativen und in Geboten, die in religiös-spirituellen Kontexten Eingang in die Menschheitsgeschichte gefunden haben, Muster und Anspiegelungen auf menschliches Verhalten, das auf strafrechtliche und moralische Verfehlungen hinweist, zu finden sind. Die sieben Todsünden spiegeln Persönlichkeitsmerkmale wider, was ich erschreckend finde. Denn diese Charaktereigenschaften finden sich im Spektrum forensisch, relevanter Persönlichkeitseigenschaften wieder. Es werden aktuelle Bereiche mit eingebunden, sodass mir mehrere Denkanstöße mit auf den Weg gegeben wurden.

Der Reiz der forensischen Psychiatrie hat sich für Nahlah Saimeh im Laufe der Zeit verändert. Die Verantwortung im Dienste des Rechtsstaats gilt für sie auch weiterhin, aber hinzugekommen ist ein tiefes Verständnis für die Störanfälligkeit des Menschen. Bestimmte Erklärungsansätze für böses Handeln der forensischen Psychiatrie und warum der Mensch überhaupt zum Bösen befähigt ist, wurde sachlich und neutral zusammengefasst. Es wird auch erwähnt, dass es unter anderem verschiedene Ansätze aus der Entwicklungspsychologie und zwischenmenschlichen Beziehungen braucht. ,,Das liebe Böse" schreibt über umfassendes Hintergrundwissen und stellt die Fragen, warum wir überhaupt böse Gedanken hegen und was uns zu Handlungen treibt. Somit ist dies ein spannendes und interessantes Buch für jeden, der dem Bösen auf den Grund gehen und die Ursache der eigenen schlechten Gedanken finden möchte. Denn bei der Frage nach den Ursachen für das ,,Böse", das Menschen begehen, hat mit Extremvarianten menschlicher Verhalten zu tun. Zu welcher Persönlichkeit wir heranwachsen, ist abhängig von einer Mixtur, die gründlich erörtert wurde. Viele verschiedene Faktoren spielen eine unheimlich große Rolle, die mir mit diesem Buch näher gebracht wurden.

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Zebra Zoey auf der Suche nach Gute Nacht-Rituale!

Wie sagst du Gute Nacht?
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Wie wünscht man sich am besten eine „Gute Nacht!“ - das fragt sich das Zebra Zoey. Es macht sich auf den Weg, von den anderen Tieren zu erfahren, auf welche Weise sie den Tag beenden. Bei den Löwen und ...

Wie wünscht man sich am besten eine „Gute Nacht!“ - das fragt sich das Zebra Zoey. Es macht sich auf den Weg, von den anderen Tieren zu erfahren, auf welche Weise sie den Tag beenden. Bei den Löwen und den Warzenschweinen, bei den Elefanten und den Affen erfährt sie, auf wie laute und leise, lustige und immer liebevolle Weise man den Tag beschließen und Gott für das Erlebte danken kann.

Das Buch mit den wunderschönen Illustrationen von Catalina Echeverri lädt ein zu einem behaglichen Zu-Bett-Geh-Ritual mit Kindern ab drei Jahren.


,,Wie sagst du Gute Nacht? In Gottes Geborgenheit einschlafen" von Catalina Echeverri ist ein tierisch schönes, 32-seitiges Gute-Nacht-Buch zum Vorlesen, welches am 21. Februar 2022 im ‎Gütersloher Verlagshaus erschienen ist. Das bunt illustrierte Buch ist für Kinder ab drei Jahren geeignet und ist nicht nur für religiöse Familien geeignet. Mithilfe dieses Buches kann man seinem Kind abends wunderbar helfen, denn Tag ruhig und entspannt ausklingen zu lassen. Die Geschichte über zahlreiche afrikanische Wildtiere wird in Reimform geschrieben, die sehr gut für ein abendliches und entspanntes Vorleseritual passt. Denn die Texte sind altersgerecht und gut verständlich, außerdem haben sie genau die richtige Länge, um die Aufmerksamkeit der Kleinen nicht zu überfordern. Ruhig vorgelesen, begleiten verschiedene Tiere, die ihr eigenes Gute Nacht-Ritual haben, das Kind in den Schlaf. Von der bunt gemischte Herde erfährt man auf eine witzige Weise, wie sie ihren Tag beenden und gleichzeitig Gott für jeden einzelnen Tag danken. Die Tiere deuten auf ihren Schöpfer hin, indem sie ihm zum Beispiel für ihre Nahrung danken und ihn bitten, dass er sie behütet mit seiner Liebe und Güte. Es wird zudem deutlich, wie sie ihm voll und ganz vertrauen. Es ist eine aufregende und informative Reise für Zebra Zoey, die ihr großen Spaß gemacht hat. Denn sie weiß jetzt, dass alle Tiere in Gottes Nähe ohne Sorgen geborgen sind.

Das Buch enthält ein tolles Konzept, um Kleinkinder auf eine unterhaltsame und respektvolle Weise die Themen Dankbarkeit und Geborgenheit näherzubringen. Meine Tochter kann sich an den tierisch schönen, ausdrucksstarken, liebevoll gestalteten und authentischen Illustrationen nicht satt sehen. Die verschiedenen Gute-Nacht-Rituale der Wildtiere sind vielfältig und es wird deutlich, dass sie jeden Tag die Liebe Gottes spüren und in dessen Geborgenheit einschlafen. Obwohl ich nicht religiös bin, gefällt meiner Tochter und mir der Inhalt richtig gut. Denn es vermittelt während des Vorlesens ein sehr schönes Gefühl der Geborgenheit. Ich finde zusätzlich, dass sich dieses schöne Vorlesebuch auch super als perfektes Taufgeschenk eignet!

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Eine perfide Geschichte und eine verzweifelte Mutter, die in einem Alptraum zwischen Hoffnung und Angst schwebt!

Ich vernichte dich
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Melanie ist eine gute Mutter. Sie liebt ihr Kind und ihren Mann. Doch jetzt hat man ihr den Sohn genommen. Ein fesselnder Thriller des vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autors Brad Parks!

,,Ich vernichte ...

Melanie ist eine gute Mutter. Sie liebt ihr Kind und ihren Mann. Doch jetzt hat man ihr den Sohn genommen. Ein fesselnder Thriller des vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autors Brad Parks!

,,Ich vernichte dich“ von Brad Parks war mein erstes Buch des Autors, welches am 23.02.2022 im Fischer-Verlag erschienen ist. Mir hat dieser perfide und gut durchdachte Psychothriller unheimlich gut gefallen, denn nicht nur die Handlung, auch die Protagonisten und ein unglaubliches Psychospiel haben mich von der ersten bis zur letzten Seite komplett in den Bann gezogen. Mich haben zwei Handlungsstränge erwartet, die gleichermaßen sehr interessant waren. Ich wusste anfangs nicht, ob beide zusammen gehören oder ob ich es direkt mit zwei unterschiedliche Fälle zu tun habe, die parallel aufgeklärt werden müssen. Zum einen steht die verzweifelte Mutter Melanie im Mittelpunkt, die ihr drei Monate altes Baby morgens wie gewohnt bei der Tagesmutter abgibt und nachmittags den größten Schock ihres Lebens erleidet. Das Kind kam von der Tagesmutter direkt in die Obhut des Sozialamts von Shenandoah Valley, ohne dass Melanie davon geahnt hat. Mit Schrecken erfährt sie, dass man in ihrem Haus eine große Menge Kokain gefunden hat, sodass ihr automatisch der illegale Verkauf von Betäubungsmittel vorgeworfenen wird. Doch mit dieser Horrornachricht hört ihr Alptraum nicht auf, denn gleichzeitig soll sie ihr Kind auch noch im Internet zum Verkauf angeboten haben. Das Bild einer perfekten Kriminellen ist schnell geschaffen, während die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin des Gerichts für Augusta County Amy Kaye diese hochbrisante Angelegenheit zu bearbeiten bekommt und gleichzeitig manisch einem Serienvergewaltiger auf der Spur ist. Dieser überfällt seit Jahren im Morgengrauen junge Frauen aus verschiedenen Gebieten und vergewaltigt sie anschließend. Dabei flüstert er auffällig mit seinen Opfern, doch Spuren seiner schrecklichen Taten konnte er bislang erfolgreich vermeiden. Amy, die ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat und ein eingefleischter Fan der Serie ,,Dancing with the Stars“ ist, muss einige Niederlagen verkraften, um dem flüsternden Serienvergewaltiger endlich gegenüber stehen zu können.

Von Anfang an ist klar, dass Melanie nichts mit den ihr vorgeworfenen Anschuldigungen zu tun hat. Denn sie ist eine liebevolle Mutter, die nach einer tragischen Kindheit und jüngster, traumatischen Vergangenheit endlich im Leben angekommen zu sein scheint. Sie muss sich nicht nur mit der Frage beschäftigen, wer und warum ihr diese schrecklichen Taten unterjubeln will, auch wird sie während des Gerichtsverfahrens regelmäßig von neuer Hoffnungslosigkeit überfallen. Ein unmotivierter Rechtsanwalt wird an Melanies′ Seite zur Verteidigung gestellt und die Hoffnung, dass sich diese ungeheuerlichen Missverständnisse schnell aufklären, verschwindet immer mehr. Denn ein weiterer Tatvorwurf lässt sie verzweifeln, da ihr bei einer Verurteilung die Todesstrafe droht. Ich musste ein Rätsel lösen und herausfinden, wer das Leben einer jungen Mutter zerstören will. Eine Überwachungskamera auf dem Grundstück ihres Nachbars soll die Unschuld beweisen, doch es kommt ständig anders als erwartet.

Die Anschuldigungen an sich fand ich alleine schon bitterböse und Melanies′ ausweglose Situation wurde authentisch rübergebracht. Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen konnte ich gut nachvollziehen. Diese Verzweiflung war jederzeit deutlich zu spüren und gerade wenn man als Leserin selbst Mutter ist, fragt man sich insgeheim immer wieder, wie man in so einer Situation reagieren würde. Ich finde, dass Melanie trotz all den falschen Anschuldigungen einen kühlen Kopf bewahrt hat, sodass ich das Bild eines starken Charakters vor Augen hatte. In einigen Situationen wäre ich mit Sicherheit nicht so cool geblieben. Zwischendurch wird ein anonymes und gut betuchtes Ehepaar, welches keine eigenen Kinder bekommen kann und sich beim Sozialamt als Adoptiveltern bewirbt, erwähnt. Was sie mit Melanies′ Situation zu tun haben, hat mich kurz vor Ende sehr überrascht. Ich habe mit der hier geschilderten Auflösung nicht mit gerechnet, da regelmäßig falsche Fährten eingebaut wurden. Deshalb habe ich den wahren Täter übersehen, meine Aufmerksamkeit hat sich komplett auf die Fährten konzentriert.

Das ganze Szenario, die Atmosphäre und der Aufbau der Geschichte haben mir unheimlich gut gefallen. Es gab eine Menge Situationen zum mitfiebern und es gab emotionale Momente einer verzweifelten Mutter, die glaubhaft beschrieben wurden. Wie das Sozialamt von Shenandoah Valley im Bundesstaat Virginia reagiert hat und wie schnell ein Leben ruiniert werden kann, hat mich geschockt. Auf der einen Seite will das Sozialamt hilfsbedürftige Kinder beschützen, doch jeder Versuch von Melanie, ihre Sicht darzustellen, wurde vom Amt mit aller Härte abgewiesen. Da sie diese ganze Tortur aus ihrer eigenen Kindheit kennt, macht das ganze nicht besser. Das amerikanische Rechtssystem unterscheidet sich deutlich vom deutschen, welches mich öfter sprachlos gemacht hat. Für Melanie kommen immer mehr Anschuldigungen hinzu, bis es sich bei der Gerichtsverhandlung zuspitzt. Ein verstörendes Video und eine bittere Enthüllung drohen Melanie, sie noch weiter in den Abgrund zu ziehen …

Die komplette Handlung ist ein gut durchdachtes und äußerst spannendes Verwirr- und Psychospiel. Mich haben regelmäßig überraschende und gut eingearbeitete Wendungen erwartet, auch der Perspektivenwechsel zwischen Melanie und Amy Kaye hat mir gut gefallen. Während Melanie emotional sehr schwer zu kämpfen hat, konnte ich der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin bei ihrer Suche nach dem flüsternden Vergewaltiger über die Schulter schauen. Mir hat ihr Charakter ebenfalls klasse gefallen, denn sie hinterlässt oft eine Spur von Humor und Sarkasmus. Sie und Melanie sind tief ausgearbeitete Protagonistinnen, die glaubhaft und authentisch dargestellt werden. Dieser Wechsel zwischen den beiden Fällen hat für rasante und unterhaltsame Auswechslung gesorgt, sodass es mir großen Spaß gemacht hat, die 64 Kapitel zu lesen. Aber auch die restlichen vorkommenden Protagonisten wie Aaron Dansby, der Bezirksstaatsanwalt des Augusta County und Amys′ Chef, das Büro des Sheriffs, Melanies′ Ehemann und ihr bester Freund haben gute und überraschende Rollen eingenommen.

Der Schreibstil ist sehr ausführlich, bildlich, ehrlich und flüssig. Dies ist eine aufwühlende Geschichte, die zeigt, dass psychische Gewalt nicht minder verheerende Auswirkungen auf Menschen haben kann, als physische Gewalt. Brad Parks versteht es, eine Gänsehaut beim Lesen auszulösen, ohne sich dafür an Gewaltexzesse bedienen zu müssen. Hier werden auf eine perfide Weise menschlichen Abgründe beschrieben und ich konnte Stück für Stück erfahren, was wirklich hinter all den teuflischen Anschuldigungen gegen Melanie steckt. Für sie kommt eine Wahrheit zutage, welches für ein gelungenes und großes Finale gesorgt hat.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Skurrile Charakter und ausschweifende Situationen haben mich leider nicht überzeugt!

Der Garten des Sargmachers
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,,Der Garten des Sargmachers" von Stuart MacBride ist der dritte Band seiner Detective Constable Ash Henderson-Reihe, welcher am 18. Oktober 2021 im Goldmann-Verlag erschienen ist. Dies war mein erster ...

,,Der Garten des Sargmachers" von Stuart MacBride ist der dritte Band seiner Detective Constable Ash Henderson-Reihe, welcher am 18. Oktober 2021 im Goldmann-Verlag erschienen ist. Dies war mein erster Thriller des Autors und ich habe anhand des Klappentextes ehrlich gesagt eine andere Handlung erwartet. Ich bin mit hohen Erwartungen an das Buch gegangen, denn eine rasante Serienmörderjagd in den Highlands hat mich sehr neugierig gemacht. Doch leider konnte mich dieser Thriller nicht begeistern, da ich den Inhalt sehr langatmig fand. Der Autor hat sich in Nebensächlichkeiten verloren, sodass ich von Spannung nicht viel gemerkt habe. Schwarzer, schottischer Humor hätte mich im Grunde nicht gestört, doch in dieser Geschichte war mir davon zu viel enthalten. Das ist der Grund, warum ich die kompletten 640 Seiten überhaupt nicht ernst nehmen konnte. Ich würde diesen Thriller deshalb eher in die Kategorie Cosy-Krimi einordnen.

Der Thriller enthält zwei Handlungsstränge. Nicht nur die Jagd nach dem plötzlich verschwundenen Killeropa Gordon Smith ist ein Teil der Handlung. Dieser hat verstörende Fotos in seinem Keller versteckt und unzählige Leichen in seinem Garten vergraben. Gleichzeitig wird dringend nach einem Kindermörder gesucht, der kleine Jungs auf brutale Weise tötet. Diesen Job versucht Alice, die Polizeipsychologin und Kollegin von Ash Henderson, aufzuklären. Doch anstatt sich intensiv um ein Täterprofil zu kümmern, besäuft sie sich täglich bis zur Bewusstlosigkeit, sodass es ihr am nächsten Tag dementsprechend geht. Als sie gegen Ende eine heiße Spur verfolgt, kommt Henderson mit seinem ebenfalls nicht ganz normalen Kollegen Shifty dem vermutlich pädophilen Täter auf die Spur. Da er zu der Zeit aber einen guten Lauf hat, ist er auch dem Killeropa dicht auf den Fersen und versucht ihn, trotz Unwetter, zu stellen. Er wendet, wie die ganze Zeit über, seine eigenen Ermittlungsmethoden an. Obwohl dieser von einer vergangenen Schussverletzung im Fuß diesen kaum mehr belasten kann und am Stock geht, vergisst er häufig seine Schmerzen und sein Gehumpel. Auch der Krückstock wird zweckentfremdet und nach Lust und Laune in die Extremitäten seiner Gegner gerammt. Oft hatte ich das Gefühl, dass Henderson unsterblich ist. Denn er bekommt regelmäßig ordentlich Prügel und ist im Anschluss trotzdem noch fit genug, um auf Verbrecherjagd zu gehen. Seine große Klappe ist schon sehr auffällig, welche ich anfangs noch lustig fand. Doch da er permanent seine Mitmenschen beleidigt, egal ob persönlich oder in Gedanken, hat mich seine Art mit der Zeit immer mehr genervt. Dass er auch noch die Dienste zweier Auftragskiller in Anspruch nimmt, die ihn kurz davor zusammengeschlagen haben, war dann die absolute Krönung. Selbst die beiden konnte ich überhaupt nicht ernst nehmen, da sie sich wie Pat und Patterchon aufgeführt haben.

Alle Protagonisten sind skurril gezeichnet, welche einfach übertrieben dargestellt wurden. Hendersons′ Chefin, die von allen „Mutter“ genannt wird, Helen, eine äußerst knasterfahrene Aggro-Oma und besonders der Killeropa Gordon Smith, der seine tote Frau in der Urne überall mit hinschleppt, haben mich mehrmals an eine Comedyserie erinnert. Ich habe zwar öfter gelacht, was ich bei einem Thriller mit ernster Handlung nicht gemacht hätte. Zum Lachen gehe ich definitiv nicht in den Keller und auch gegen schwarzen Humor habe ich nichts, doch in Verbindung mit dieser Handlung sind diese Punkte für mich nach hinten losgegangen. Oftmals wurden beide Fälle arg in den Hintergrund gedrängt, da immer wieder langatmige Erzählungen in den Vordergrund gerückt sind. Stuart MacBride schreibt sehr detailliert und ausschweifend, was der Spannung überhaupt nicht gutgetan hat. Von einem Spannungsbogen kann ich leider überhaupt nicht sprechen.

Der Schreibstil dagegen ist flüssig, klar und lebendig. Die Atmosphäre ist unheimlich dicht, sodass ich mich gedanklich öfter in Schottland wieder gefunden habe. Das schottische Setting und das stürmische, kalte Wetter in den Highlands wird spürbar beschrieben. Ein weiterer Pluspunkt war Hendersons′ Hund Henry, der mir von der kompletten Truppe am normalsten erschienen ist. Der Plot ist von der Idee her nicht schlecht, doch die skurrilen Charaktere und viele nicht ernst zu nehmende Situationen konnten mich persönlich bedauerlicherweise nicht überzeugen. Von mir gibt es deshalb nur 2,5 Sterne! Für mich war der Gesamtinhalt enttäuschenderweise nicht teuflisch genug. Der britische Humor war für einen Thriller einfach zu viel. Die Begegnungen zwischen Henderson und Smith waren spannend, diese konnten den Rest jedoch nicht wieder gut machen.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Ein spannender Thriller, der mich bestens unterhalten hat!

Braves Kind (Thriller)
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,,Braves Kind" von Gunnar Schwarz ist erneut ein gelungener Thriller, der am 24.02.2022 im FeuerWerke Verlag erschienen ist. ,,Sei ein braves Kind und erzähle niemandem ein Wort!", dieser Satz spielt hier ...

,,Braves Kind" von Gunnar Schwarz ist erneut ein gelungener Thriller, der am 24.02.2022 im FeuerWerke Verlag erschienen ist. ,,Sei ein braves Kind und erzähle niemandem ein Wort!", dieser Satz spielt hier neben Furcht einflößenden Puppen eine wichtige Rolle. In regelmäßigen Abständen verschwinden kleine Mädchen, die nach einigen Tagen verstört wieder auftauchen. Doch sie halten sich an die erwähnte Anweisung und sprechen nicht über ihre grausame Zeit. Dass sie sichtlich traumatisiert sind, kann keiner leugnen, die Spur nach dem Entführer bleibt jedoch kalt. Bis plötzlich verstörende und rätselhafte Videos auftauchen. Kurze Zeit später werden an den Schauplätzen der Videos bekannte Männer aus hochrangigen Positionen tot aufgefunden. An den Leichen ist deutlich zu erkennen, dass es für sie kein schneller und einfacher Tod war. Kommissarin Sina Claasen und ihr Kollege Eric Bartels suchen fieberhaft nach Zusammenhänge zwischen den Ermordeten und den entführten Mädchen, denn jedes Video enthält außerdem mysteriöse Botschaften, die auf ein grausames Verbrechen hinweisen. Jedoch sollen die Kommissare diese Spur schnell aufgeben, da die Morde höchst wahrscheinlich von einer gefährlichen Drogenbande ausgeführt worden sind. Sina Claasen lässt sich nicht beirren und versucht mit ihren unkonventionellen Ermittlungen das Gegenteil zu beweisen. Als die ganze Sache für sie zu einer persönlichen Angelegenheit wird und das Leben ihrer Familie in Gefahr ist, ist sie nicht mehr zu stoppen. 


Sina Claasen ist kein Püppchen, ihre taffe Art fand ich von Anfang an sehr sympathisch. Auch wenn ihre Ermittlungsmethoden nicht immer legal sind, konnte ich ihre Gedanken und Handlungen immer gut nachvollziehen. Sie lässt sich nicht einschüchtern und gibt nicht auf, bis sie ihr Ziel erreicht hat. Ihre Schwester dagegen ist das komplette Gegenteil. Eine kokainabhängige Kleinkriminelle, die sich nun auch noch mit einem schmierigen und gefährlichen Drogenboss einlässt. Aber sie treibt es mit ihrem dummen Verhalten so weit, dass sie flüchten muss. Denn auf die party- und männerliebende Nullnummer wurde ein Kopfgeld ausgesetzt, sodass Sina sich zusätzlich noch mit weiteren Problemen belasten muss. Sinas′ Kollege Eric Bartels ist eher das Gegenteil und versucht, sich an die Gesetze zu halten. Schnell wird klar, dass dies mit Sina an seiner Seite nicht immer umzusetzen ist. Er war mir ebenfalls sehr sympathisch und seine Versuche, sich in eine Frau zu verlieben, gelingen ihm nur mäßig. Obwohl er bei Frauen gut ankommt, ist er auf der Suche nach Schmetterlingen im Bauch. Eine Lehrerin entspricht ganz nach seinem Geschmack, doch der komplizierte Fall lässt dem Kommissar nicht viel Zeit, seine Traumfrau näher kennenzulernen. 


Zusammen ergibt das Ermittlerduo Claasen und Bartels ein gutes und klares Bild ab, dessen Ermittlungen ich gerne und gebannt gefolgt bin. Der erste Fall der beiden beinhaltet das grausame, heikle und leider immer aktuelle Thema Kindesmissbrauch. Deshalb ist der Inhalt nichts für Zartbesaitete, trotz allem ist die Handlung sehr spannend und rasant geschrieben. Es werden keine ausschweifenden oder detaillierten Beschreibungen von den traumatischen Erlebnissen der Mädchen beschrieben, was ich hier total befürworte. Denn alleine das Thema reicht schon aus, um hässliches Kopfkino zu bekommen. Der Autor hat sich somit genau für einen richtigen Spagat entschieden. 


Die Strukturen sind klar und die Ermittler werden mit ihren Ecken und Kanten authentisch rübergebracht. Sinas′ Schwester konnte ich zu keiner Zeit verstehen, weshalb mir ihre Handlungen im fortschreitenden Verlauf immer skurriler vorkamen. Aber da die Dame ihre grauen Hirnzellen regelmäßig mit Kokain füttert, hat dieses Verhalten gepasst. Ich bin bis zum Schluss nicht auf den Sprecher der Videos und Mörder der Männer gekommen, im Nachhinein ist mir jedoch klar geworden, dass ich einige Hinweise übersehen habe. Deshalb hat mich das Ende gut überrascht, da ich zwischendurch immer wieder auf falsche Fährten geführt wurde. Nicht nur Claasen und Bartels wussten mit der Zeit nicht mehr, wem sie überhaupt noch vertrauen konnten. Auch ich wurde immer skeptischer, da mir das Verhalten einiger Figuren sehr verdächtig vorgekommen ist. Der Thriller enthält 102 sehr kurze Kapitel, die für einen spannenden und schnellen Lesefluss sorgen. Mehrere Handlungsstränge sorgen für eine gut durchdachte, abwechslungsreiche und logische Geschichte. Der flüssige Schreibstil sowie die realistischen Schilderungen passen zu diesem spannenden Thriller. ,,Braves Kind" hat mich, wie erwartet, wieder bestens unterhalten! 




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